Relicts of Rosebank
Zwischen Edinburgh und Stirling, in einem Städtchen Names Falkirk, an den Ufern eines Kanals, der Schottlands Ost- und Westküste verbindet, befindet sich die Brennerei Rosebank. Tatsächlich wurde sie nach den Rosen benannt, die an der Böschung („banks“) des Kanals wuchsen. Gegründet wurde sie 1840 als Nachfolge bzw. in Nachbarschaft anderer, eher kurzlebiger Brennereien. Aufgrund der dreifachen Destillation, die in Rosebank praktiziert wurde, war der Whisky eher fruchtig, frisch und blumig, hatte wegen des Worm Tub Kondensators jedoch auch eine recht dichte Struktur. Mitte 1993 mottete United Distillers, der Vorgänger von Diageo, die Brennerei aus Kostengründen ein, da dringend notwendige technische Aufrüstungen zu teuer erschienen. Die Brennblasen, Mash Tun und einige andere Ausstattungsgegenstände wurden vermutlich Ende 2008 von Metalldieben unwiederbringlich entwendet.
Rosebank 12 Jahre – Flora & Fauna
Eichenfässer / 43%Vol. / Link zur Whiskybase
Bis 2006 war der 12-jährige Rosebank Teil der Flora & Fauna-Serie.
Nose: Präsentiert sich frisch. Eingangs Bienenwachs mit feiner Bourbon-Vanille und noch feineren Gewürzen. Apfelstrudel mit Nüssen, Rosinen und Quark. Rote Johannisbeere und Zitrone erhalten die Frische, während Malz und Halbbitterschokolade sich daran machen, dem Malt Cremigkeit zu verleihen. (84)
Taste: Nicht allzu intensiv, aber sehr malzig. Der Honig hat kaum eine Chance. Das Eichenholz steuert ordentlich Gewürze und Tannine bei. Dem stehen Puderzucker und Mandarine entgegen, sowie ein Hauch von Minze. (82)
Finish: Eichenholz und Gerstenmalz legen einen etwas unmotivierten Auftritt hin. Schokolade, Wachs und Nüsse versuchen, das Schießpulver in Schach zu halten. Man kann sich mit Minze und Bitterorange ein wenig ablenken, aber es bleibt mühsam. (82)
Fazit: Kann mich irgendwie nicht abholen. Selten stimmig, in der Regel hinterlassen die Aromenkombinationen ein Fragezeichen. Auch die Konsistenz… der Bauplan wirkt künstlich.
Rosebank 1989 SV – Cask 792
Eichenfass 12.04.1989 bis 07.06.2001 / 43%Vol. / Link zur Whiskybase
Zum Vergleich ein unabhängiger 12-Jähriger. Gleiche Alkoholstärke, aber ein Einzelfass. Von der Farbe her deutlich heller als der F&F, es handelt sich hierbei also wahrscheinlich um ein Refill Cask.
Nose: Wabenhonig, Zitronengelee und Zucker – beginnt übermäßig süßlich. Gerstenmalz und Zartbitterschokolade geben dem Malt eine kleine Wendung, im Allgemeinen bleibt es aber doch recht eindimensional. (82)
Taste: Zuckersirup, Alkohol und bitteres Eichenholz ringen um die vorderen Plätze. Gerstenmalz, Schokolade und ein zarter Zitruston zeichnen die Eindrücke aus der Nase nach. Die Gewürze geben immerhin einen positiven Auftritt ab. Eine frische Kopfnote mischt sich ein. (81)
Finish: Gewürze und Eichenholz wissen zu gefallen. Eine Kleinigkeit Wachs mit Süße im Schlepptau. Dann wird es schön nussig und grasig. (83)
Fazit: Herrje, wenigstens keine Fehlnoten. Allerdings gibt es auch wenig Gutes zu berichten. Für einen 12-Jährigen ist er ziemlich unausgereift und langweilig. Der Alkohol stört und wärmt zugleich.
Rosebank 1991 GM – Casks 2104-2107
Refill Bourbon Barrels 03.07.1991 bis 04.04.2008 / 57,9%Vol. / Link zur Whiskybase
Gordon & MacPhail füllte hier vier Fässer zu einem kleinen Batch ab. 16 Jahre ist dieser Whisky alt.
Nose: Flüssiger Blütenhonig legt sich golden über das Eichenholz, zum Milchkaffee werden Mandelkekse serviert. Orangengelee, kandierte Ananas und Banane verbreiten eine fruchtige Atmosphäre, auch Quitte und getrockneter Apfel sind daran beteiligt. Gerstenmalz und ein Hauch von Lavendelsalz untermalen kunstvoll die Stimmung. (87)
Taste: Das Eichenholz ist leicht rauchig und hat Biss, an Gewürzen tun sich unter anderem Zimt und Kardamom auf. Reichlich Honig kann mildern. Gelbe Früchte, vor allem Maracuja, werden von Lavendel gejagt. Es wird in Ansätzen herb und bitter, Kaffee und Gerstenmalz unterstreichen dies. (85)
Finish: Bienenwachs wird mit Zimt bestäubt und mit einem Eichenholzscheit erschlagen. Man kann einige Nüsse und gelbe Früchte erhaschen. Salz und Metall kreieren unvergleichliche Klänge. (88)
Fazit: Was fruchtig und süß beginnt, wird plötzlich unerwartet würzig. Das waren vier Fässer mit Charakter, selbstbestimmten Auftreten und Chuzpe! Wobei die Eiche stellenweise doch etwas übertreibt…
Rosebank 1991 GM – Cask 2095
Eichenfass 03.07.1991 bis 05.2008 / 54,4%Vol. / Link zur Whiskybase
Am selben Tag wie das vorherige Batch destilliert und zur fast gleichen Zeit abgefüllt, allerdings als Einzelfass mit nur 196 Flaschen. Ich mag solche Gegenüberstellungen.
Nose: Honig und Eiche, dicht an dicht. Dahinter reihen sich Aromen von Orangen- und Zitronengelee, sowie von gezuckerter Ananas und Banane. Abgesehen von all dem Obst zeugen auch Mandelkekse und frisches Heu in Kombination mit Kokos und Zimt von einer gelungenen Bourbonfassreifung. (87)
Taste: Gerstenmalz macht den Antritt herb, Maracuja macht ihn fruchtig. Schokoladigen Tanninen und prickelnden Gewürzen wird die nächste Runde zugesprochen. Gelbe Früchte, Eichenholz und verschiedene Nüsse stellen ebenfalls einprägsame Aromen dar. (87)
Finish: Leicht wachsig, der Honig ist zurück. Das Gerstenmalz ist nach wie vor eine mächtige Komponente. Die Bitterstoffe der Eiche führen in Richtung Kakao und Espresso. Das Schießpulver ist nur eine Spur zu aufdringlich, ansonsten aber lecker. Banane, Zitrusnoten und Zimt lauern einem auf. (86)
Fazit: Im Geruch süß und erfrischend, im Geschmack vielseitig und würzig, beim Abschied eher erdig und schwer. Dieser Rosebank zeigt tatsächlich drei unterschiedliche Gesichter und bleibt so stets spannend. Mit ein bisschen Wasser wird er beim Trinken ausgewogener. Auch ohne wird er im Glas übrigens extrem schnell trüb.
Die beiden im direkten Vergleich: Ersterer transportiert mehr Eiche, was nicht immer von Vorteil ist, und mehr Honig. Er ist insgesamt zugänglicher und freigiebiger mit Aromen, jedoch eine Spur weniger komplex. Die Lavendelnote ist nicht tragisch, muss man aber mögen. Beim Einzelfass fehlt diese Zutat, was durch ein Plus an Malz und Schokolade ausgeglichen wird.
Rosebank 8 Jahre
Eichenfässer bis in die 80er Jahre / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Eine junge Originalabfüllung, allerdings schon vor langer Zeit abgefüllt. Der freundliche Flaschenteiler, von dem mein Sample stammt, hatte diesen Whisky bereits 1982 gekauft, der Stoff ist also aus den 70ern.
Nose: Joghurtcreme mit Pfirsichstückchen und Honig, hat etwas Zimt abbekommen. Dann surfen eingekochte Kirschen auf einem fantastisch gewürzten Eichenbrett herein und fluten die Szenerie. Heiße Pflaumenmarmelade und Aprikosengelee treffen auf Tiramisu und Bienenwachs. (88)
Taste: Gerstenmalz, Nelke und Zimt stehen sich nahe. Bienenwachs und altes, trockenes Eichenholz bestimmen das Mundgefühl. Trotz Bananen-Zitronen-Joghurt ist wesentlich weniger Frucht vorhanden, als in der Nase. Stattdessen geht es eher in die fleischige, nussige Richtung. Anklänge von Salz und Rauch gestalten den Malt noch interessanter. (88)
Finish: Der Joghurt ist zurück, mit ihm Wachs und Gerstenmalz. Angekohltes Eichenholz sorgt für angenehme, schokoladige Tannine. Banane, Haselnuss und Pfirsich werden von grünen und metallischen Tönen untermalt. Ascheflocken und Salz rieseln sich sanft, aber nachhaltig herab. (87)
Fazit: Old School Rosebank? In jedem Fall ein erinnerungswürdiges Profil, für einen 8-Jährigen ziemlich eindrucksvoll. Wahrscheinlich sind auch deutlich ältere Fässer enthalten. Sauerstoff tut ihm gut und es gibt immer neue Seiten an ihm zu entdecken.
Rosebank 1981 Rare Malts Selection
20 Jahre in Eichenfässer bis 05.2002 / 62,3%Vol. / Link zur Whiskybase
Wahrlich, ein seltener Malt! Diese Serie hat wirklich einige Leckerbissen zu bieten. Nach zwei Jahrzehnte hatte dieser Rosebank noch weit über 60 Sachen drauf, bin gespannt, was das für einen Einfluss hat. Mein Sample stammt aus Flasche Nr. 1.263 von 6.000.
Nose: Der Alkohol treibt Vanillecreme, Bienenwachs und Nüsse aus dem Glas, beruhigt sich aber sehr schnell. Kirschmarmelade wird mit Zimt und Nelkenstaub verfeinert, ehe sie auf frischgebackenem Plätzchenteig verteilt wird. Öliger Honig klebt an polierten Edelhölzern. Ananas und Maracuja geben den Weg frei für Gras und Salz. (92)
Taste: Erneut ist Alkohol die treibende Kraft und gibt Aromen von Honig, samtigem Sandelholz und Nelken preis. Nüsse, Salz und Gras stehen im Vordergrund, während sich die gelben Tropenfrüchte eher im Hintergrund halten. Die Textur ist ölig und mineralisch mit dreckigen Momenten, aber auch die Kirschmarmelade hat Akzente hinterlassen. (91)
Finish: Zuerst sind da die vielen Gräser, Nüsse und Salzkristalle. Langsam schälen sich bissfestes Eichenholz und samtige Gewürze heraus. Sämiger Honig hält etwas Süße und Wachs dagegen. (90)
Fazit: Unglaublich facettenreich, unglaublich reichhaltig, wirkt um einiges älter als die angegebenen zwanzig Jahre. Vermutlich könnte man ein ganzes Sixpack davon trinken und es würde zu keiner Zeit langweilig werden. Verträgt Wasser, braucht es aber meiner Meinung nach nicht.
Es geht weiter! 2017 kaufte der unabhängige Abfüller Ian Macleod die Rechte an der Marke und die verbliebenen Fassbestände von Diageo sowie den Brennereigrund von British Waterways, die Genehmigung zum Wiederaufbau der Gebäude wurde im Dezember 2018 gewährt. In Forsyths wurden drei Brennblasen gebaut, detailgetreue Kopien ihrer Vorgänger. Auch traditionelle Worm Tubs kommen zum Einsatz, um dem Whisky aus früheren Zeiten möglichst nahe zu kommen. Der Termin für den Produktionsstart wurde mehrmals nach hinten verschoben, aber es sieht vielversprechend aus, dass es in 2023 endlich losgeht.
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Relicts of: Caperdonich, Imperial, Littlemill, Mosstowie, St. Magdalene
Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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