Evolution of… Bunnahabhain
In diesem Jahr steht das 140-jährige Gründungsjubiläum an, Anlass genug für einen kurzen Spaziergang durch verschiedene Altersstufen der Originalabfüllungen von Bunnahabhain sowie zwei moderne 1st-Fill Sherry Reifungen unabhängiger Abfüller.
Zum Warmwerden ein absoluter Klassiker:
Bunnahabhain 12 Years XII
Sherry & Bourbon Casks / 46,3%Vol. Link zur Whiskybase
N: Ölig, salzig und feinwürzig mit zarten Rauchnoten. Karamell und Sherry, welcher reichlich Früchte im Gepäck hat: Rosinen und Aprikosen, Trockenpflaumen und rote Beeren sowie Äpfel. Das frische Eichenholz bringt Aromen aus dem Wald (Honig, Harz und Piniennadeln), aber auch frisch geknackte Haselnüsse und Gewürze wie Nelke und Zimt. (86)
T: Voluminös, fast schon likörartig dank Sherry und Pflaume. Wieder dieser feine Holzrauch, dazu prickelnde Würze mit Zimt, Nelke und Ingwer. Kakao und altes Eichenholz mit Walnüssen in Karamell. (85)
F: Asche und nussiger Sherry umtanzen einander, dazwischen Schwefelnuancen. Leicht süß mit Honig, wieder Nelken und Zimt. Dunkle Aromen nach Eiche, Malz und Leder. (83)
Fazit: Die fruchtigen Sherryfässer und die würzigen Eicheneinflüssen nehmen sich nichts, beide haben großen Anteil an diesem Malt. Zusammen mit dem ölig-salzigen Charakter wird daraus ein repräsentativer Einsteiger in die Palette Bunnahabhains.
Packen wir sechs Jahre drauf:
Bunnahabhain 18 Years Small Batch Distilled
Sherry Casks / 46,3%Vol. Link zur Whiskybase
N: Eine dichte und intensive Nase, Rosinen und Trockenpflaumen geben den Ton an, dazu Datteln und ein Klecks Kirschmarmelade. Sehr öliger und salziger Charakter, unterstützt von klebrigem Karamell mit Haselnüssen. Das Eichenholz hält sich im Hintergrund, aber immer wieder rollen neue Wellen samtiger Würze heran. (88)
T: Wunderbar ölig und salzig im Antritt. Trockenfrüchte sind auch hier genügend vorhanden, allerdings dezenter ausgeprägt. Im Gegenzug kommt das Eichenholz deutlicher zur Geltung, mit ihm leichte Säure und kräftige Würze nach Zimt und Zeder. Als Beiwerk nussiges Karamell und Schwarzbrot. (88)
F: Eingangs etwas zu viel Schwefel, dann übernehmen prickelnder Sherry und würzige Eiche. Birne und Bienenwachs sowie Nüsse und Karamell runden ab. (85)
Fazit: Ein klassischer Bunna, der viel von dem vereint, was ich an den Abfüllungen dieser Destillerie schätze. Leider weisen manche Batches ein Maß an Schwefel auf, das nur noch schwerlich tolerierbar ist.
Sieben zusätzliche Jahre, laut Bottlecode am 08.07.2011 abgefüllt:
Bunnahabhain 25 Years XXV
Sherry & Bourbon Casks / 46,3%Vol. Link zur Whiskybase
N: Richtig dick und schwer, zäh und sirupartig. Zu Beginn Kaffee und Löffelbiskuit, dahinter fruchtige Kirschmarmelade und Pflaumenmus sowie frische Datteln. Samtige Gewürze mischen sich mit Salz, karamellisierte Wal- und Haselnüsse in Waldhonig. Im weiteren Verlauf noch Gerstenmalz und Möbelpolitur. (89)
T: Gesetzt und sanft würzig, sowohl ölig als auch salzig. Warme Aromen von Karamell und Kakao, der Sherry zeigt sich fruchtig und leicht säuerlich, in jedem Fall gut integriert. Frisch poliertes Eichenholz und Leder, dazu nussiges Malz und Wachs. Alle Bestandteile sind gut aufeinander abgestimmt. (89)
F: Karamell und Sherry, auch hier sind Schwefelspuren, aber leckere. Wachs belegt den Rachen, Gewürze animieren den nächsten Schluck. Am Ende wird er ölig mit Kirschen und Haselnuss. (89)
Fazit: Sehr ausgewogen und rund, allerdings hatte ich mir etwas mehr Komplexität versprochen. Im Vergleich zum 18er logischerweise weniger wuchtig, vielmehr mit mehr Eleganz und Aufforderung an den Trinker, sich Zeit zu nehmen. Der XXV gefällt mir besser als die neueren ‚Small Batch‘-Editionen.
Meine letzte Originalabfüllung für den heutigen Tag hatte Tobias vor ziemlich genau einem Jahr bereits hier beschrieben, einer der Feis Iles aus 2020. Von den 1164 Flaschen hat es immerhin ein Sample zu mir geschafft:
Bunnahabhain 2002 Feis Ile 2020
24.10.2002 – 23.01.2020, 3yrs Madeira Wine Cask Finish / 53,0%Vol. Link Whiskybase
N: Rosinen und Datteln – der Madeira schreit also „bin da!“, allerdings frischer und eine Spur weiniger als so mancher Sherry. Tropische und gelbe Früchte werden in Honig und klebriges Karamell getaucht. Dazu vitales Eichenholz mit brotigen Gewürzen und einem Hauch Kokos und salzigem Fischöl. (89)
T: Wachsig und malzig, hier kommt der Bunna-Charakter mehr zum Vorschein: Nussiges, samtwürziges Eichenholz belegt mit Salz und herbem Leder. Die Frucht ist vorhanden, aber wesentlich weniger präsent als in der Nase. Cremige Mousse aus Zartbitterschokolade mit einem zimtbestäubten Espresso. (89)
F: Würziges Eichenholz mit Zimt und einigen fruchtigen Rosinen. Ein einzelnes angekohltes Zündholz liegt zwischen gemahlenem Salz und Haselnüssen. Es bleibt ein wachsiges, ledriges Mundgefühl mit gelben Früchten. (88)
Fazit: Kann man definitiv als lecker beschreiben, vor allem da man mich mit wachsigen Noten immer abholen kann. Trotzdem hält sich hartnäckig das Gefühl, dass ein Quäntchen Finesse und Balance zu viel fehlt, um an den 90 Punkten zu kratzen.
Dann wollen wir auch mal einen Quervergleich bemühen, das vom Samplestau ächzende Regal gibt zunächst einen Adelphi her. Ein 1st-Fill Sherry Butt hat nach 10 Jahren immerhin 702 Flaschen in Fassstärke ergeben, passt in den Trend, auch wenn die Farbe das Cola-Level nicht erreicht hat (was Adelphi aber durchaus auch im Portfolio hat):
Bunnahabhain AD Cask 900022
10 yrs 1st-Fill Sherry Butt 2009 – 2019 / 58,9%Vol. Link zur Whiskybase
N: Kräftige Sherrynoten steigen auf und wie zu erwarten machen sich Pflaumenkompott, Kirschen und getrocknete Feigen breit. Im Kontrast dazu gesalzenes Popcorn und schokoladige Haselnüsse mit Zimt. Alter Tabak und verstaubte Möbel, zäh und zögernd liegen die Aromen im Glas, wohl durch den hohen, aber nur ganz leicht scharfen, Alkoholgehalt festgehalten. Mit ein bisschen Wartezeit oder Wasser öffnet er sich – der Dram wird klarer, süßer und karamelliger, mit gebrannten Mandeln und reichlich Orange. (89)
T: Auch hier viel trockenfruchtiger Sherry, viel würziges Eichenholz und zarte Bitterkeit. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, kreiert eine ölige Struktur, welche gut mit dem körnigen Rauch und den maritimen Anklängen zusammenpasst. Dann Kirschen mit einem Klecks nussigem Karamell, im weiteren Verlauf wirkt er leider leicht stumpf. (87)
F: Der Abschluss begleitet lange hinaus und wärmt mit seinen dreckigen und fruchtigen Aromen. Es finden sich Rosinen und getrocknete Pflaumen, feiner Waldhonig sowie Schwefelnoten. Zimt kündigt dann noch Eichenholz mit leicht grasigen Elementen an. (89)
Fazit: Die 1st-Fill-Reifung hinterlässt ordentlich Eindruck und verleiht dem Whisky tatsächlich auch Tiefe, wodurch man ihn durchaus auch für ein paar Jahre älter hätte schätzen können.
Zu Guter Letzt nochmal ein Re-Taste (Tobias hatte den vor ein paar Wochen bereits). Von meinem ersten Sample war ich so begeistert, dass ich mir bei nächster Gelegenheit Nachschub gegönnt hab, zum Ausgabepreis ein echter No-Brainer, wie es so schön heißt. 587 Flaschen aus einem erstbefüllten Sherrybutt – der New Make kam wohl mit deutlich mehr als den üblichen 63,5%Vol. ins Fass, tatsächlich der hochprozentigste Bunna, den die Base bis dato auftreiben kann – Donnerlüttchen!
Bunnahabhain 2009 vW Cask 900078
1st-Fill Sherry Butt 17.03.2009 – 17.04.2020 / 68,9%Vol. Link zur Whiskybase
N: Egal, was kommt, es kommt, um Eindruck zu hinterlassen. Die Aromen sind gut miteinander verwoben und darüber hinaus virtuos genug, um einen halben Abend lang für Unterhaltung zu sorgen. Dabei ist der ölig-nussig-salzige Charakter Bunnas deutlich erkennbar und wird begleitet von einer breiten Palette von Noten, die fruchtiger Sherry so zu bieten vermag. Ein schokoladiges Eichenholzbrett mit einem Pfund Honig und buttriger Vanille tun ihr übriges. (90)
T: Egal, was kommt, es kommt mit Wucht. Eine Explosion von harzigem Waldhonig, würzigem Holz und fruchtbetontem Sherry. Auch hier ein Bilderbuch-Bunna mit Nüssen und Salz, nach einer Weile auch Schokoladenmalz. (90)
F: Heiß und fettig – äh… warm und ölig rinnt er die Kehle hinunter, mit endlos Waldhonig im Gepäck, Eiche und Sherry. Zimt und Nelke sind gemahlen, die Walnüsse sind gesalzen, die Vanillesauce mit Kakaopulver garniert. (89)
Fazit: Junges Gemüse mit Sherry betäubt? Von wegen! Auf dem Blatt ein Trendgetränk, im Glas ein Firmamentgeschenk, oder irgendwie so… Trinkt sich ganz gut ohne Wasser, wenn man ihm und sich im Vorherein genug Zeit zum Atmen gibt, was sich ja durchaus lohnt.
Während die Standards eine enge Verwandtschaft und auch so etwas wie eine stufenweise Weiterentwicklung erkennen lassen, so tanzt der Feis Ile auf die gleiche Art aus der Reihe, wie die unabhängigen Fässer 900022 und 900078, natürlich mit dem Ziel, als eigenständige Editionen abseits des Typischen Aufmerksamkeit zu erlangen.
Was bleibt? Die Tatsache, dass mir bisher jeder Bunna so gut geschmeckt hat, dass ich mich freuen würde, ihn wiederholt im Glas zu haben. Die Erkenntnis, dass sich das Destillat von Bunna verdammt gut mit Sherry & Co. ergänzt. Und der Spaß, den eine Gegenüberstellung verschiedener Abfüllungen der gleichen Brennerei bereitet – werde ich garantiert noch öfters wiederholen.
Eigene Flaschen bzw. privat gekaufte Samples │ Bilder: eigene Anfertigung
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