Ausblick auf Berg mit dem Schild der Bunnahabhain Destillerie im Vordergrund

Ziemlich (viel) vertikaler Bunnahabhain

Mit der Zeit ergeben sich hier ja wie durch Zufall Reihen an Reviews. Vor einiger Zeit hatte ich eine schöne Session mit sehr jungen bis sehr altem Bunna. Stellt sich raus, das konnte ich sogar wiederholen. Ist einiges zusammen gekommen über die Zeit!

Scotch Universe Ganymed II – 70° HP.1.1′ 1881.4″

Es beginnt mit einem Bunna von dem man es offiziell gar nicht weiß, das es einer ist. Die Scotch Universe Abfüllungen haben keine Destillerienamen darauf sondern Sternbilder und Koordinaten, die einem Raten und Suchen helfen sollen. Die Übersetzung hier ist: Bunnahabhain, 5 Jahre 10 Monate alt, aus dem Bourbon Barrel und 58,1% stark. Link zur Whiskybase

Nase: Torf und Rauch, Bratapfel und Banane, Vanille und verbranntes Karamell. Und irgendwo ist auch das Meer.

Mund: Eine salzige und würzige Melange mit Bitterstoffen und Apfelgehäuse, wärmend. Der Alkohol ist … merkbar würde ich sagen.

Abgang: Das Ende ist süßlich mit Birne und Apfel. Torf und Salz. Malz und erdige Noten. Banane und Nüsse. Deutlich bitter.

Fazit: Kann man gut trinken ist und ist ziemlich jugendlich “frech”. Die Bitterstoffe passen zum Teil nicht ins Bild. 84/100

Bunnahabhain 2009 van Wees #900078

11 Jahr alt, aus einem 1st Fill Sherry Butt und im Rahmen der “The Ultimate”-Reihe im Jahr 2020 abgefüllt. Der niederländische Abfüller van Wees bringt diesen Bunna auf den Markt und von fassstark kann man hier schon gar nicht mehr reden. Das ist ULTRAFASSSTARK+. 68,9% … was zum… 587 Flaschen waren übrigens im Fass. Link zur Whiskybase

Nase: Einen Moment lang dringt nur wenig durch den Alkoholdunst. Keiner Wunder. Mit ein wenig Geduld, fünf Minunten vielleicht, ändert sich das deutlich. Da kommt Banane, Kirsche, Pfirsich und auch getrockente Früchte, Rosinen, Pflaumen. Trockenes Vanillegebäck bindet das ganze zusammen. Hammer. Allerdings: Den Alkohol muss man schon abkönnen. Der kommt mit Macht!

Mund: Brutal. Der ganze Mundraum wird sofort taub. Wenn die Rezeptoren wieder aufwachen, dann kommt Orange, Nüsse, süßes Backwerk. Saure Pflaumen. Bitterstoffe drängen Tabak nach vorne. Er hat auch erdige Noten mit dabei.

Abgang: Extrem süßer Honig mit ein paar Kakaonoten und Kaffee dazwischen. Eine leichte metallische Note kann ich auch noch finden. Die Nüsse und die Orangen sind auch immer noch da. Zum Schluß wird es dann schön trocken. Die Länge ist übrigens auch phänomenal für so ein junges Ding. Eine Stunde später ist er noch voll präsent.

Fazit: Krasses Zeug. Und dabei auch noch echt lecker. Ich bin übrigens auch noch absolut überzeugt davon, dass der Brennereicharakter trotz Alkohol und Sherry vorhanden ist. Banane und Nüsse irgendwer? Was soll ich sagen? Mehr davon! 90/100

Bunnahabhain 2009 van Wees #900073

mde

Noch mal ein 11jähriger aus dem 1st Fill Sherry Butt. Diesmal “nur” 67%. Dafür aber 589 Flaschen. Selbes Brenndatum. Selbes Abfülldatum. Gleiche Fassart. Das ist genau mein Ding so ein Vergleich. Link zur Whiskybase

Nase: Ein ganzer Schwung an verschiedenen Schokoladen und eine wunderbare Fruchtigkeit begrüßen mich. Da sind Kakao Nibs, Milchschokolade, Zarbitter. Da sind Erdbeeren, Johannisbeeren, Trauben. Dazu eine erdige und salzige Note. Ein Stück rohes Fleisch in einem Kräuterwickel.

Mund: Ein unglaubliches Volumen und eine ölige Textur machen sich Platz im Mund. Die roten Früchte dominieren, zusammen mit einem Punch Ingwer und Pfeffer. Salzkaramell kommt kurz vor dem Schlucken hoch und dann wird es richtig wärmend, während er die Kehle hinunter rinnt.

Abgang: Wunderschöne Sherrynoten. Weniger fruchtig, mehr würzig. Mit Leder und Tabak und auch ein paar Kräutern. Die Schokolade ist hintergründig auch noch da, aber nur zur Begleitung. Vor allem die Bitterstoffe erinnern an die dunkleren Schokoladen. Wenn er eigentlich schon aus dem Gedächtnis ist, dann kommen die Früchte noch mal zurück.

Fazit: Für sich gesehen ein fantastischer junger Sherrywhisky. Wunderbar tief und komplex. Er verträgt auch gut Wasser. Wird dadurch süßer und trockener. Ich kann es nicht anders sagen, dass ist fantastisch. Da ich ihn aber direkt im Vergleich getrunken habe: Fass #900078 gefällt mir persönlich um eine Nuance besser. Da finde ich den Bunna mehr als in diesem hier. Aber das ist kein Grund für eine Abwertung. 90/100

Bunnahabhain 2008 Signatory Vintage

Nom, nom, almost gone

Als der Feis Ile weiter unten aus dem Fass kam wurde dieser hier erst eingefüllt. Nach 12 Jahren dann kam er aus dem 1st Fill Sherry Hogshead in 313 Flaschen. Abgefüllt wurde von Signatory Vintage für Die Whiskybotschaft. Er trägt den Namen “Mariner’s 8th Day Dram”. Also wie ich es verstehe, der Dram den man am achten Tag auf See trinkt. Da geht natürlich nur Fassstärke: 57,3% Link zur Whiskybase

Nase: Reife Bananen. Überzogen von einer Schicht Schokolade. Auch Geleebananen könnten dabei sein. Dazu eine dezente Sherrynote, genauso wie eine Meeresbrise.

Mund: Eine schöne Süße begrüsst auf der Zunge. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden, wie man so schön sagt. Die Bananen und die Schokolade sind auch wieder da. Garniert mit einer ordentlichen Prise Salz und ein paar Honig- und Zitronenoten.

Abgang: Hallo Nüsse! Jetzt ist der Banana-Split bald komplett. Die Geleebananen am Meer sind aber der Eindruck der bleibt. Süß-sauer wird er noch und klingt dann trocken-sauer aus. Erstaunlich wenig Bitterstoffe sind da. Ein paar weihnatliche Gewürze spielen auch noch mit. Das Sherryfass lässt grüßen.

Fazit: Schöne Balance, ordentliche Ausdrucksstärke. Der hat mir viel Spaß gemacht. Und auch meinen Lieben im Umfeld. Die Flasche war erstaunlich schnell leer. 88/100

Bunnahabhain 2006 SMWS 10.118

Eine Abfüllung der Scotch Malt Whisky Society mit dem klangvollen Namen “Enthralling pink and peat intensity”. What ever that means. Er ist 10 Jahre alt und 60,6% stark. Die 256 Flaschen waren im Port Barrique. Link zur Whiskybase

Nase: Brombeeren, Gummi und Peat. Himbeerensalsa auf einem Stück Schweinebauch vom Grill. Mit ordentlich Salz drüber.

Mund: Rauch und Himbeeren. Etwas weniger Fleisch. Dafür noch mehr Salz.

Abgang: Leicht säuterlich, salzig und mit Speck. Rauchig und ein klein wenig Torf.

Fazit: Schon gut. Die Salzintensität ist für fortgeschrittene. Einer zum Grillen oder zum Hunger kriegen. Das Portfass ist gut erkennbar. 85/100

Bunnahabhain 1997 Malts of Scotland

Ein der Weihnachtsabfüllungen von Malts of Scotland. 2013 aus einem Sherry Hogshead abgefüllt kamen 248 Flaschen mit 57,8% heraus. Link zur Whiskybase

Nase: Zur Begrüßung gibt es Rauch und Vanille. Das geht dann über in Kräuter, Seetang und Pinien. Das wird wiederum abgelöst von Zitrus und Beeren.

Mund: Salz und Rauch und Salz und Sherry und Salz und Rosinen. Ein paar Kräuter.

Abgang: Bitter und süß. Natürlich ist das Salz immer noch da. Ein paar Orangen und ein Praliné mit dunkler Schokolade. Hintenraus leicht holzig.

Fazit: Spannend. Extrem salzig in der Mitte. Macht aber Spaß. Die Holznote ganz zum Schluss hätte ich allerdings nicht gebraucht. 85/100

Bunnahabhain 1988 Douglas Laing

Ein deutlicher Sprung: Dieser Douglas Laing Private Stock war 30 Jahre im Fass, bevor er aus dem Refill Hogshead in 212 Flaschen kam. 43,6% hatte er dann noch. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Honigwaabe an einer Tankstelle. Dazu einiges an frisch gemähtem Gras. Sicher, dass der auf Islay und nicht in Linlithgow gebrannt wurde?

Mund: Salzig, relativ rund, ein paar sehr leise Früchte, Äpfel vor allem.

Abgang: Gras und Holz, aber nicht überwältigend viel. Salz bleibt. Mit der Zeit kommt noch eine Spur Banane.

Fazit: Erinnert mich streckenweise an St. Magdalene. Was für mich nie schlecht ist. Hintenraus hat es sich mehr nach Bunna angefühlt. Insgesamt gut gealtert. 88/100

Bunnahabhain 1986 Feis Ile 2008

Dieser Bunna ist eine Rarität aus vergagenen Feis Ile Tagen. Mit 21 Jahren und 46,7% abgefüllt wurde er zu ehren des Festivals. Er stammt aus zwei Sherry Casks und ergab 512 Flaschen. Heute ist er längst vergriffen und auch nur noch selten im Sekundärmarkt zu finden. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst mal hab ich da Kirschen und Kirschschnapps. Dann kommt tiefdunkler Sherry mit einer ordentlichen Holznote. Gewürze, Leder und Tabak sind auch dabei. Genauso wie Trockefrüchte. Ein Farbeimer steht wohl auch irgendwo rum. Auch Apfel kann ich finden.

Mund: Weich und cremig, fast leichtfüßig im ersten Moment. Dann erst Cola, Kirschcola, Bacardi Cola. Bitterstoffe kommen durch. Dann wird es schokoladig. Auch Kaffee finde ich.

Abgang: Im Abgang ist dann nur noch Schokolade, Kaffee, Gewürze und Kirschen am Start. Nur ist gut. Daraus wird natürlich auch eine tolle Komposition. Leicht trocken ist er auch noch.

Fazit: Die Sherryfässer haben ganz Arbeit geleistet. Ein wenig mehr Wumms noch und Brennereicharakter und der wäre in den Sternen 89/100

Bunnahabhain 1973 LMDW

Eine Abfüllung von La Maison du Whisky aus ihrer Artist Reihe. Um genau zu aus dem ersten Outturn. Auf der Flasche ist ein Druck eines Gemäldes von Warren Khang. In der Flasche ist ein 35 Jahre alter Bunna aus einem Sherry Butt. 426 Flaschen mit 49,4% kamen raus. Link zur Whiskybase

Nase: Rote Beeren, Möbelpolitur, Vanille, Butter, ein wenig Schießpulver, Trockenfrüchte, Eukalyptus, Leder,

Mund: Eine leichte holzige Note umschließt eine Unmenge an Früchten und Kompott. Heidelbeeren auch Feigen,

Abgang: Wärmend, die Früchte bleiben erhalten und werden durch eine dünne Spur Amaro ergänzt.

Fazit: Odelaly! Was ein geiles Zeug. Die Frucht und Alterswürde Kombination ist mehr als lecker. Mehr davon bitte! Und hab ich schonmal erwähnt: Ich mag diese Labels. Finde ich mit die schönsten aus der Artist-Reihe. 91/100

Bunnahabhain 1965 The Whisky Agency

Ok einer geht noch. 45 Jahre alt ist diese Abfüllung von The Whisky Agency. 45! Dann musste er aber dringend aus der Flasche, denn die Engel haben ihn fast unter die magischen 40% gebracht. Nur fasst. 195 Flaschen mit genau 40,0% wurden 2010 abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Möbelpolitur in der Geschmacksrichtung Banane. Gibt es sowas? Müsste man erfinden, ich glaube dafür gibt es einen Markt. 😉 Mit einem Hauch Vanille darunter. Darauf dann ein Obstkorb mit Pfirsich und Kiwi. Ein dampfender Grüntee wird serviert.

Mund: Ich wollte ja gar nicht trinken, so schöne fand ich die Nase. Irgendwann hab ich es dann doch gewagt. Da gibt es dann Salz, Eiche Tabak und auch Tanine. Dazu ein paar schöne Früchte. Das fällt aber schon ab im Vergleich zur Nase.

Abgang: Nach dem Schlucken gibt es Bitterstoffe und Tanine. Er bleibt salzig. Ein Buttergebäck ist zu finden und auch Vanille und Orangen.

Fazit: Der Start ist der Wahnsinn. Hintenraus merkt man, dass er früher aus dem Fass gemusst hätte. Dennoch ein Privileg sowas mal zu trinken. 45 Jahre sind ja nicht Nichts. 87/100

Das Salz in der Suppe

Wenn ich so durch die Notes scrolle, dann fällt mir ich habe sehr häufig Salz geschmeckt. Könnte man vermuten, dass ich auf diesem Aroma sehr sensibel war, beim Review. Da die Notes aber nicht an einem Tag entstanden sind, wäre bei 10 Stück auch sportlich, glaube ich das nicht. Es scheint ein vereinendes Kriterium zu sein.

Auf jeden Fall hatte ich sehr viel Spaß an dieser Vertikalen und freue mich um so mehr, dass es beim jungen Gemüse genauso Treffer gab wie bei den Senioren. Könnte ich mir gar nicht besser wünschen!

Bilder: Eigene Anfertigung, freundliche Überlassung von killswitch und Tommy_h sowie Screenshot der Whiskybase | Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft