Unbekanntes Islay (Teil 3)

Mehr Geheimnisse aus Islay müssen verarbeitet, vielleicht sogar gelüftet werden. Und heute sind wieder einige Bottlings dabei, bei denen man schon hohe Hoffnungen haben darf. Ich sortiere mal ein einer Vertikalen und da landen wir am Ende doch immerhin bei 28 Jahren Reifung!

Port Askaig 100° Proof – Elixir Distillers

Unter der Marke Port Askaig vertreibt Elixir Distillers Islay Malts von Caol Ila und manchmal auch Bunnahabhain. Genau sagen was von beiden drin ist tun sie nicht. In diesem Fall auch nicht wie alt er ist. Er wurde mit 100 Proof also 57,1% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Erdnuss in Meerwasser. Etwas New Make Birne. Apfelspalten umzogen von süßlichem Torfrauch. Dazu Zitrone, Seetang und Asche.

Mund: Salz, Pfeffer, Ingwer, sehr viel Asche. Dann wird es wieder Maritim. Seetang Brandung und all solche Dinge. Gleichzeitig ist die Jugend, die mindestens einen großen Anteil hat, nicht zu verleugenen.

Abgang: Asche, Zitrone und süße Torfnoten auf der einen Seite. Meerwasser, Erdnüsse, Teer und Phenole auf der anderen. Ergänzt sich ganz gut. Länge ist auch ok.

Fazit: Ein junger und frischer Caol Ila (Bunna würde mich wundern) mit leichten New Make Anklängen und ein paar Kanten. Das ist lecker und für den Preis voll ok. Vergleichbar mit dem Scarabus Batch Strength. 85/100

Williamson 2010 – Phil & Simon Thompson

Eigentlich ist das ja ein Blend. Zumindest lt. Label. Aber bei Williamson wissen wir ja gleich recht sicher: Das ist ein teaspooned Laphroaig. Wie groß der Teelöffel war und was er beinhaltet wissen wir nicht. Nur das die Thompsons nach 12 Jahren mit 50% aus einem Refill Sherry Butt abgefüllt haben. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Mischung aus Meer, Seetang und Maleratelier. Danach wird es rauchig mit einem starken Einschlag in Richtung Kuhstall. Auch eine Muschelsuppe mit Zitrone ist da. Insgesamt schön, allerdings sticht es immer wieder in der Nase und wird dann leicht metallisch.

Mund: Medizinisch geht es weiter. Jod und Pflaster. Das ist ein Stil den man in letzter Zeit seltener bei Laphi findet. Mit ein paar Umdrehungen im Mund wird er schön weich und samtig. Dann kommt Rauch und Seetang zurück. Leicht nussig und salzig geht es dann auch in etwas Frucht über. Ananas-Salsa auf den Muscheln.

Abgang: Mit viel Bitterstoffen und hoher Dichte geht es dem Ende zu. Kaffeemehl, Tabak Salz und immer noch leicht medizinisch. Dazu eine kräutrige, frische Mentholnote. Auch die Zitrone kommt wieder.

Fazit: Sehr lecker. Erinnert immer wieder an einen Stil den man nicht mehr wirklich findet. Die stechende Nase ist der einzige Wermutstropfen. Das Refill Sherry Butt war nicht esobders aktiv muss man sagen, ist aber auch nicht so, dass ich es arg vermisst hätte. 85/100

Ghoulishly Great Islay Distillery Halloween Edition 2021 – Douglas Laing

Natürlich nimmt auch die Whiskywelt die verschiedenen Feiertage mit um sich zu inszenieren. Halloween und Whisky machen da keine Ausnahme. Mit den Wurzeln in vergangene Jahrhunderte und alte Gebäude kann man da auch ein paar Gruselaspekte einbringen. Keltenkreuze und mystische Wesen on Top… was will man mehr. Douglas Laing hat 2021 diese 14 Jahre alte Islay Abfüllung zu Halloween gebracht. 389 Flaschen mit 54,9% aus einem Refill Butt, nur die Destillerie konnten oder wollten sie nicht verraten. Link zur Whiskybase

Nase: Das Nosing beginnt sehr erdig und torfig. Dabei ist kaum Alkohol präsent, sondern eher eine dichte, sehr organische Note. Teilweise geht das auch stark in Richtung Kuhstall. Mit der Zeit kommt eine gewisse Fruchtigkeit und lockert das ganze zumindest ein Stück weit auf. Limetten ausgedrückt über glühenden Kohlen.

Mund: Torfboden und viel Asche dominieren weiter. Dazu Demerarazucker und Milchcreme. Es kommen Kräuter ins Spiel. Auch Süßholz. Die fruchtige Seite zeigt sich jetzt mit Zitronengras und stark gezuckerte Zitronen. Auch Vanille kommt dazu und damit auch Rauch.

Abgang: Torf und Rauch gehen etwas zurück. Die Kräuter und die Asche werden dafür noch präsenter. Dazu kommt etwas grasiges. Die Vanille ist auch wieder am Start. Weniger Bitterstoffe als ich erwartet hätte. Die länge ist, trotz der vorherigen Intensität, nur im mittleren Bereich.

Fazit: Angeblich ist das hier ein Ardbeg. Ich will es nicht abstreiten, aber so klar hätte ich das nicht rausgeschmeckt. Ich hatte auch schon bessere Vertreter von dort. Schlecht finde ich ihn dennoch nicht. Fordert allerdings schon ziemlich. Manche*n mag es dabei vielleicht sogar gruseln? 87/100

The Dark Side of Islay „Cragabus“ – Malts of Scotland

Eine Flasche The Dark Side of Islay "Caragabus" von Malts of Scotland

Die dunkle Seite von Islay ist zurück. Diesmal als Single Malt, wir sind also in einer einzigen Destillerie zuhause. Der Name Cragabus geht auf eine Siedlung auf Islay zurück, in der mal eine gleichnamige Destillerie beheimatet war. In der Flasche ist ein Vatting aus einem Port und einem Sherry Cask. 558 Flaschen mit 51,2% und 21 Jahren wurden 2022 abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen staubigen Büchern, einem offenen Kamin und einer Ladung Brombeeren, Pflaumen und dunklen Trauben. Das Ganze sowohl als frische Früchte, als auch verarbeitet zu Marmelade. Etwas Butter, Gummibaum und Bleistiftspäne versuchen sich noch einzuschleichen. Ohne großen Erfolg.

Mund: Es geht so weiter, allerdings geht es jetzt eher mit Trockenfrüchte und einer medizinischen Note einher. Eine gewisse Menge an Brühe, Leder und Tabak kommen dazu. Aber alles in einem Grad der dem Alter gut entspricht.

Abgang: Es dauert einen Moment, bis die Aromen nach dem Schlucken wieder auftauchen. Dann sind da Schwarzkirschen, Röstaromen, Kohlenstaub. Er wird einen Tick trocken, aber das bleibt voll im Rahmen. Die Butter kommt zurück, zusammen mit dunkler Schokolade.

Fazit: Ich bin glaube ich ein Fan der dunklen Seite von Islay. Die Bottlings sind immer ziemlich gut. Hier gefällt mir, dass das Alter genau die richtigen Dinge betont und bei anderen ein wenig das Gas raus nimmt. Und obwohl ich es mutig finde ein Port und ein Sherry-Finish zusammen zu schütten – hier passt das gut. 90/100
Es gibt Vermutungen, dass es sich hier um einen Bowmore handelt. Das nur der Form halber, für mich persönlich ist das nicht identifizierbar und auch nicht relevant gewesen.

Islay Single Malt Whisky 1996 – Islay Cask Company

Eine Flasche Islay Single Malt Whisky 1996 von Islay Cask Company

Der erste Whisky heute ist von der Islay Cask Company, einem Bottler aus Deutschland. Die 0,5l Flasche ist 26 Jahre alt, hat ein Rotweinfass Finish erhalten. Die 348 Flaschen haben 44,6%. Er stammt laut Abfüller von der Südküste. Link zur Whiskybase

Nase: Banane, ein Toffee, eher zurückhaltender Rauch und Torf. Maritime Noten sowie milde Kräuter. Dann kommt langsam das Rotweinfass mit roten Früchten und etwas Zitrus.

Mund: Ein frischer und weicher Eindruck entsteht durch die Früchte. Dann geht es schnell in richtig eines runden und reifen, leicht getorften Malt. Metallisch und maritim, mit einigen Kräutern.

Abgang: Leicht metallisch geht es dann dem Ende zu. Wie ich gelernt habe ist das ein untrügliches Zeichen für Ardbeg, wegen dem kupfernen Purifier (Link zur Erklärung 56:28, falls der Sprung an die Stelle per Link nicht funktioniert). Außerdem Banane, das würde auch passen. Salz und Nüsse dazu. Nomnom. Und rote Beeren aus dem Rotweinfass.

Fazit: Das ist wunderschön zu sehen: Ein Finish, dass das Destillat bestehen lässt, es vielleicht sogar wieder revitalisiert. Ich vermute vor dem Finish war der Malt „erkaltet“. So ist das wirklich klasse! 89/100

Unnamed Islay Malt 1992 – Signatory Vintage

Einer der ersten aus dem Batch der unnamed Laphroaig Fässer, die über die letzten 2-3 Jahre rauskam. Ein großer Hype entstand um die Abfüllung. Ich hatte ihn auch schon im Glas, jetzt aber nochmal mit einem ordentlichen Review. 28 Jahre alt, gereift in Bourbon Barrels und zum Schluß in einem Fass gevatted. 52,6% und 252 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Direkt nach dem Einschenken ist er sehr kräutrig und medizinisch. Darunter lungert schon dezenter Torfrauch rum und wartet darauf befreit zu werden. Ein Schwung Zitronensaft aber auch eine deutliche Süße. Ganz versteckt und zurückhaltend sind auch Fassnoten da. Ist aber auf keinen Fall „drüber“.

Mund: Erstmal kurz recht würzig. Dann wird er sehr süß und salzig. Etwas Rauch und Asche dazu, aber auch wieder eher dezent. Zitrone, Meerwasser, Honig. So würde ich sagen. Dazu dann auch noch etwas Seetang und eine Holzplanke. Es ist auch noch eine dezente medizinische Note dabei. Vielschichtig, aber viele der Schichten muss man erstmal raus kitzeln.

Abgang: Recht maritim, mit viel Salzkruste, Seetang und einem weißfleischigen Fisch mit Zitronenmarinade. Feuer ist noch keines an, aber man kann die Briketts erahnen. Ein leichter Chilicatch ist auch da. Eine schöne Ergänzung, denn das Mundgefühl an sich ist sehr cremig. Das ist quasi Chilibutter als Whisky (ich weiß ein vollkommen sinnloser Vergleich).

Fazit: Mit mehr Zeit und genauerer Analyse hat er mir noch besser geschmeckt als zuvor. Viel Tiefe und Komplexität, wie man es von einem fast 30-jährigen Malt erwartet und so wie die Laphis eben reifen: eine Betonung der Fruchnote, bei gleichzeitiger Abnahme der medizinischen Noten und des Rauchs. Komplett vom Hocker gerissen, auch im Vergleich zu anderen seiner Zunft, hat mich aber immer noch nicht. 90/100

Ein Blick in die Sterne(?)

Die Vertikale hat gut geliefert würde ich sagen. Für mich ist der Favorit für heute allerdings keiner der beiden 90-Punkte-Whisky. Es ist der 1996er von der ICC. Während ich die Komplexität bei den anderen beiden sehr schätze gefiel mir hier die Trinkigkeit und zusätzlich die „Shareability“ sehr gut. Der blieb auf die 0,7er Flasche noch unter 200,-. Aus meiner Sicht ein Sweetspot für Dinge, die man zu besonderen Gelegenheiten genießt und auch teilt. Da sind wir beim Cragabus und erst recht beim 1992er Signatory weit davon entfernt. Zu letzterem sei nochmal gesagt: ein fantastischer Whisky. Ich hatte aber sowohl deutlich bessere Laphroaig, deutlich bessere Whisky zu dem Preis, als auch beides in Kombination.

Abschließend noch zu den beiden Einsteigern. Sie haben in ihrem Feld auch gut geliefert. Wobei auch hier aus meiner Sicht beim Williamson die Kritik am Preis angebracht ist. Für 120,- kriege ich z.B. den Cask Strength 10 meiner Wahl und der ist um einiges besser.

Mehr zu: Ardbeg, Bowmore, Caol Ila, Laphroaig, undisclosed Islay, Beiträge „Unbekanntes Islay“ Teil 1 und Teil 2
Bilder: Titel: Generated with dall-e Prompt: „Pencil sketch called „The Secrets of Islay“ from around 1850″ | Flaschen: Eigene Flaschen und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Port Askaig)