Die unbekannten Weiten von Islay

Unbekanntes Islay (Teil 2)

Die Anzahl der Abfüllungen, bei denen der Name der Destillerie nicht genannt werde darf, steigt. In Anzahl und Anteil. Zusätzlich gibt es ein paar neue Blendkonzepte und auch Blends. Das alles gilt für schottischen Whisky allgemein und für Islay sicher auch, wenn nicht noch mehr. Zeit mal wieder diese unbekannten zu erforschen. Im Angebot sind heute zwei Blends, zwei Single Malt Batches, ein “Pet Project” und ein Single Cask.

Peat & Sherry Cask Islay Blended Malt Scotch Whisky Elixir Distillers

Ein Glas mit Peat & Sherry Blended Islay Malt vor einer liegenden Flasche

Eine exklusive Abfüllung für Deutschland aus der Reihe an Islay Blends von Elixir. 1400 Flaschen a 0,5l mit 57,2% wurden auf den Markt gebracht und auch relativ schnell ausverkauft, zumindest zum Ausgabepreis. Kein Wunder bei der Farbe ;-). Die kommt wohl von den First-Fill Sherry Casks. Link zur Whiskybase

Nase: So blöd das vielleicht klingen mag: Whisky-Cola für Erwachsene. Mit viel Tiefe aber auch dem typischen Zucker. Dunkle Beeren, Sherry und im Hintergrund lauert der Rauch darauf befreit zu werden.

Mund: Und da ist er. Ein Antritt im Mund wie er archetypischer nicht sein könnte. Asche, Rauch und Torf verbindet sich mit dickem, beerenlastigen Sherry .

Abgang: Würzige Eichennoten kommen zu den Beeren und zum Rauch hinzu. Außerdem gibt es einige Ingwer- und Pfeffernoten. Die Bitterstoffe gehen in Richtung angebranntem Zucker.

Fazit: Sehr leckerer und trinkiger Stoff. Und wie immer bei diesen Abfüllungen: Es ist drin was drauf steht. Spaß mit Torf und Sherry. Ob der Preis gerechtfertigt ist, nun da kann man sicher streiten. Durch die fehlende Altersangabe ist es einfach schwierig das einzusortieren. Rein geschmacklich würde ich sagen: Ja. 87/100

The Dark Side of Islay 19-year-old “Daill” Malts of Scotland

Eine Flasche The Dark Side of Islay "Deill" von Malts of Scotland

Ein neuer Vertreter der Islay Blended Malts von Malts of Scotland aus der Reihe “The Dark Side of Islay”. Benannt nach der heute verlorenen Destillerie Daill in Bridgend auf Islay. Dort ist heute eine Farm. Der Inhalt des Blends ist aus drei Islay Destillerien und mindestens 19 Jahre alt. Er war erst in drei Weinfässern und dann zwei Oloroso Sherryfässern und wurde mit 51,5% abgefüllt. Es gibt über 1200 Flaschen davon. Link zur Whiskybase

Nase: Eine deutliche Rauch- und Torfnote, mit getrocknetem Laub und ich würde sagen Seetang. Dazu dann eine würzige Pfeffernote, die eine Verbindung schafft zu roten Beeren. Johannisbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Sauerkirschen, Gojibeeren. Vanille, Tabak, Asche und Leder kommen mit dazu. Es ist alles da. Schön.

Mund: Eine süßliche Melange aus Gummibaumsaft, Tabak und einem Beerensmoothie. Drumherum kommt eine Holznote, nicht zu viel. Gerade noch. Torf und Rauch sind weiterhin präsent, und die Asche wird immer mehr.

Abgang: Salzig und auch süß geht es weiter. Ein leicht bitteres Fruchtkompott dringt hindurch und macht wieder Platz für die Islaynotes. Ein Lagerfeuer und das bereitgelegte Holz. Torf und Rauch, Asche und noch dazu kommen Leder und ein paar Nüsse. Es blitzt kurz etwas mineralisches oder metallisches.

Fazit: Nicht schlecht. Ziemlich gut sogar. Was wird da wohl drin sein, dass man das nicht als Einzelfass abfüllt. Egal, ich finde das mehr als akzeptabel so. 90/100

Islay Single Malt Scotch Whisky Whic

Eine Flasche Islay Malt von Chic

Batches von einem Islay Malt auf den Markt bringen, das machen einige Abfüller. So seit neustem auch der deutsche Händler Whic. Das erste Batch umfasst dabei 1000 Flaschen mit 46%. Abgefüllt wurde in 2021. Link zur Whiskybase

Nase: Klare Vanille- und Torf-Note. Einiges an Rauch und zögerlich kommt eine fruchtige Süße, die schön langsam raus kommt.

Mund: Salzig, Torfig, ziemlich süß. Zwischendrin auch mal etwas Pfeffer und Zitrus.

Abgang: Erstmal schwierig. Kann ich nicht wirklich zuordnen aber ich mag es nicht. Das geht mit der Zeit zum Glück weg. Dann wird es “jung und torfig” mit ein paar Bitterstoffen, etwas Salz und Seetang.

Fazit: Reiht sich gut ein in vergleichbare Bottlings anderer Abfüller. Preis/Leistung sind sind hier gut abgestimmt. Der Abgang ist eher nicht so mein Fall. 83/100

Scarabus Batch Strength Hunter Laing

Eine Flasche Scarabus Batch Strength von Hunter Laing

Hier gleich ein weiteres Exemplar dieser “Islay-Batch-Abfüllungen”. Eine Bottling bei dem sich viele Menschen sicher sind das es nur Lagavulin, Caol Ila, Bunna oder Ardbeg enthält. Also eines davon. Lustig zu sehen mit welcher Sicherheit man sowas sagen kann, obwohl jemand anderes genauso sicher das Gegenteil behauptet. Was sicher ist: Enthält Islay Malt Whisky, stammt von Hunter Laing, hat 57%. Link zur Whiskybase

Nase: Junger, torfiger Malt. Jod, Gischt, Torf, diese unverkennbare Süße. Dazwischen Seetang und Muscheln. Und irgendwas in Richtung Kräutersud würde ich sagen.

Mund: Kurz zwickt es wirklich heftig in der Zunge. Ein kurzer Schwenk über grünen Apfel geht es schnell in Richtung Zitronen. Auch wieder Meeresfrüchte und torfiger Torf.

Abgang: Mezcal, Zitrone, Salzwasser und ein paar Bitterstoffe dazwischen. Der süße Rauch ist wieder da. Zigarrentabak finde ich auch noch.

Fazit: Nun, ich will mich jetzt mal nicht aus dem Fenster lehnen jetzt zu wissen was das ist. Außer junger, getorfter und ziemlich leckerer Whisky. 86/100

Bruichladdich The Ternary Project

Eine Flasche Bruichladdich The Ternary Project

Das hier ist eigentlich weder ein Blend noch ist es ein “Undisclosed Malt”. Aber es ist eine Komposition. Wenn man Head Distiller bei Bruichladdich ist, dann hat man Zugang zu Fässern und Möglichkeiten zur Komposition wie wahrscheinlich sonst nirgends auf der Welt. Die Verfügbarkeit von besonderen Fässern und auch Destillaten ist groß und der Konzern, dem Laddi heute gehört, ist scheinbar nicht so sehr darauf aus einen stromlinienförmiges Produkt in den Massenmarkt zu bringen. Gut für Adam Hannett, der so sein 4000 Flaschen starkes “The Ternary Project” starten konnte. Eine Komposition aus Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore, der jüngste Bestandteil ist aus 2008. Über Details zu den Fässern und mehr kann man sich umfassend auf der Website informieren. Und hier geht es dann noch zur Whiskybase

Nase: Süße, dunkle Früchte sind in einem Speck- und Kräuterwickel eingefasst. Über Torfrauch wird das ganz langsam zubereitet. Immer wieder wird eine Süßweinmarinade darüber geträufelt. Erdige und ledrige Aromen übernehmen langsam das Kommando. Zitrus und grüner Tee steigt mit ein.

Mund: Ein prickelnder Start und ein paar fruchtige Noten wollen uns kurz ablenken. Aber nicht lange. Dann kommt der Torf und der Rauch mit voller Wucht in der Sensorik an. Immer kurz davor einen zu überwältigen. Immer wieder dazwischen ein paar mineralische, salzige Noten. Ich würde sagen: Das Meer lässt grüßen. Die Fruchtigkeit, die ich den Weinfässern zurechnen würde, gefällt mir hier besonders gut. Auch spannend ist, dass immer wieder eine Schale mit Nüsschen gereicht wird. Ob das wohl der PC ist?

Abgang: Eine Salzwüste bleibt auf meiner Zunge. Langsam löst etwas Honig das wieder ab. Zitrusnoten, vor allem Schalen kommen dazu. Damit natürlich auch Bitterstoffe. Dann geht es langsam über zu eher grünen, florale und auch erdige Noten. Etwas Nüsse sind dabei und auch die Früchte blitzen immer wieder raus. Manchmal sogar Erdbeeren. Dann auch mal etwas Schokolade oder auch Kaffee. Der Rauch und der Torf sind immer da und bieten eine sehr präsente Schicht. Leder und Tabak kommt auch immer wieder durch.

Fazit: Verdammt ist der komplex. Und man kann die Bestandteile wirklich gut zuordnen, oder zumindest glaube ich das. Für das was er ist hat er von mir 91/100 verdient. Der Preis ist allerdings… nun irgendwie muss man den Konzern dann wohl doch glücklich machen.

South Islay Single Malt 19-year-old

Eine Flasche South Islay Malt vom Brühler Whiskyhaus

Angeblich ein Ardbeg, dieses Bottling aus dem Brühler Whiskyhaus. South Islay grenzt es schonmal aus Ardbeg, Laphi und Lagavulin ein. Das Kildalton Cross auf der Flasche soll es eindeutig machen (das steht bei Ardbeg). 53,3% haben die fast 400 Flaschen aus dem Sherry Butt. Link zur Whiskybase
Als kleines Dankeschön für meine Flaschenteilungen hat mir der liebe Stephan ein Blindsample dieses Malt überlassen. Ein lustiges Spiel. Die Notes die nun folgen sind also ausnahmsweise ohne Vorwissen entstanden.

Nase: Relativ verschlossen, da ist etwas Rauch, ich würde sagen der ist recht konkret, ich kann es nur nicht packen was das ist. Auch einen Sherryeinfluss kann ich ausmachen. Wenn das Glas leer ist kommt der Rauch nochmal wundbar raus zusammen mit etwas Kräutern und viel Asche.

Mund: Blutorange, Mandarine, Asche, etwas Metall vielleicht und auch gut eingebundene Vanille.

Abgang: Schöne Süße mit ein wenig Vanille und Zitrus. Dann ist da wieder Asche, Tabak und Whisky-Cola mit einem Spritzer Blutorange. Mit der Zeit wird er relativ trocken.

Fazit: Das kann man lecker trinken und ich habe keine Ahnung was das ist. Erinnert mich irgendwie an Amer Picon. 88/100 Ich hab spontan ein Vatting aus Ardbeg und Bruichladdich geraten. Ganz schlimm falsch lag ich damit ja scheinbar nicht. Danke lieber Stephan! Das hat Spaß gemacht.

Whiskyüberraschung

Spiel, Spaß und Whisky. Man kann raten was drin ist, oder es auch lassen. Ich hatte auf jeden Fall Spaß an diesen Bottlings und bin dieses mal auch deutlich besser weggekommen als beim letzten Versuch. Das muss ich zugeben. Die Abfüllungen waren diesmal aber auch deutlich besser kuratiert. Danke für die Unterstützung dabei!

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von Whic, Stephan und der Whiskybase. | Samlpes: Eigene Flaschen, privat gekauft, von Whic und Stephan kostenlos zur Verfügung gestellt.