Blends in nicely (4)
Schon fast wieder ein halbes Jahr ist es her, dass ich einen Blick auf die Blends geworfen habe (Link). Das ist natürlich kein haltbarer Zustand, kommt doch so viel Interessantes und Neus in dieser Kategorie auf den Markt.
Blended Malt Scotch Whisky 2014 SRV5 (Batch 1) – Phil & Simon Thompson
So z.B. dieser Vertreter: Ein Blended Malt der Thompson Brüder mit einem speziellen Verfahren (alle Infos gibt es hier: Link zur Homepage). Die Fässer, alle bereits über 8 Jahre gereift, werden ausgesucht, die Verhältnisse im Glas optimiert und dann mit 48,5% in ein 1200l Fass zum Vatting zusammengeführt. Dann werden 800l entnommen um einen Batch abzufüllen. Für den nächsten Batch werden auf die verblieben Teil drauf geblendet. Das Fass steht in der Station Road 5 – so ergibt sich auch der Name. Link zur Whiskybase
Nase: Es fängt an mit eingekochter Kondensmilch. Festgekrustet im Topf. Dann wird es mineralisch. Eine pfeffrige Würze steigt auf. Zitrone, Limette und ein Hauch von Rauch. Das reimt sich und was sich… na lassen wir das.
Mund: Hier geht es erstmal anders weiter. Banane dominiert, bis sich die Mineralität zurückschleicht. Mit ihr kommt dann Wachs. Auch grüne Früchte. Melone und Traube. Dann wieder Zitrone, jetzt zusammen mit Malz.
Abgang: Nach dem Schlucken ist die Banane wieder am Start. Dazu Erde, Malzkaffee, Zitrone, Wachs. Und ist da nicht auch ein Hauch von Torf?
Fazit: Schönes Ding. Da will man gar nicht groß nachdenken und schlürft einfach so weiter. Für den Preis auch mehr als fair. Mit der Story dahinter erst recht. 85/100
Blended Malt Scotch Whisky 2013 – Phil & Simon Thompson
Dem Namen nach einfach nur ein Jahr älter weiß man aber doch ein wenig mehr. Kommt aus den Highlands und mit der Katze auf dem Bild. Nun, wenn das mal kein Clynelish ist? 9 Jahre alt aus einem Bourbon Hogshead, 327 Flaschen und 55,6% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Gewachste Schalen, Äpfel und Zitronen. Malz, unreife Früchte, Maische. Im fast leeren Glas entwickelt sich etwas Banane.
Mund: Wachs, Zitronen, Gischt. Ein Glas Clynelish am Meer. Lemon Margarita, leicht betäubend. Dazu eine Ahnung von einem Blumenladen. Quasi wenn man an der offenen Tür vorbei läuft.
Abgang: Rauswärts findet man Malz und Pfeffer, Zitronen, Grapefruits, Milchkaffee, Malzkaffee, Ingwer, Wachs. Da ist ganz schön viel los für einen Abgang eines eher jungen Malts. Schön!
Fazit: Jung und ein wenig stürmisch aber auch wirklich lecker. Das Wachs bestätigt den Clynelish würde ich sagen. Oder bilde ich mir das Wachs ein, wegen dem Verdacht auf Clynelish? Egal. 86/100
Apogee XII Pure Malt Whisky
Eine ähnlich spannende Idee wie beim SRV5. Die Bimber Destillerie in England verwendet die Fässer, in denen vorher ihr eigener Whisky war, um darin zu blenden. Und zwar Malts aus den Highlands oder der Speyside, die bereits mindestens 12 Jahre gereift waren. 46,3% stark ist das Ergebnis und es gibt insgesamt 25000 Flaschen davon. Link zur Whiskybase
Nase: Gekochte und frische Früchte. Äpfel, Aprikosen und Orangen. Dazwischen etwas Zuckerguss mit Rosenwasser und Lavendel. Dazu Honigsirup und Pfeffer.
Mund: Die Äpfel sind immer noch da. Auch die Orangen. Dazu ziemlich viel, vor allem weißer Pfeffer. Etwas zu viel für meinen Geschmack.
Abgang: Salzig mit einigen Bitterstoffen. Pfeffer ist auch noch vorhanden und Die Früchte werden weniger, dafür kommt weißer Pfirsich dazu.
Fazit: Absolut trinkbar, aber sicher kein großes Highlight. Damit wahrscheinlich genau da wo er auch sein soll. Im Taste hatte ich gewisse Schwierigkeiten. 82/100
The Peat Faerie 10-year-old Blended Batch 3 – Scotch Malt Whisky Society
Einer der Hausblends der SMWS, der dritte um genau zu sein. Mindestens 10 Jahre im Fass und aus Destillerien der Speyside von Islay. Abgefüllt mit 50% in 2948 Flaschen. Gereift wurde in 1st Fill Bourbon Barrels. Link zur Whiskybase
Nase: Eine leichte Torfnote mit einen schönen Balance aus Früchten. Äpfel und Aprikosen. Dazu kommen einige Gewürze, vor allem Ingwer und Pfeffer.
Mund: Würzige Tee- und Mentholnoten. Salz und Gras dazwischen und auch nochmal eine schöne Fruchtnote. Der Torf ist auch noch wahrnehmbar.
Abgang: Leicht torfig und wärmend fruchtig. Vor allem gekochte Früchte. Langsam auf einer schönen Glut köchelnd.
Fazit: Schönes rundes Ding. Frucht und Torf ergänzen sich gut und man glaubt damit auch die beiden Herkunftsgebiete zu erschmecken. Macht(e) man nix falsch. 85/100
Ethereal Scotch Whisky – Compass Box
Wie immer bei Compass Box erhalten wir eine Fülle von Informationen. Abgefüllt wurde er für La Maison du Whisky zu deren 65ten Jubiläum. 2430 Flaschen mit 49% gibt es insgesamt und diese stammen aus Refill und Recharred Oak Casks. Soweit hätte man es vielleicht woanders auch noch erfahren. Das da Ardbeg, Old Pulteney, Miltonduff und Caol Ila drin sind wäre woanders wohl nicht so offen kommuniziert worden. Wenn er dürfte würde John Glaser auch noch das jeweilige Alter verraten. Man munkelt es sind 17-21 Jahre gewesen. Link zur Whiskybase
Nase: Eine starke Torf- und Kräuternote dominiert die Nase. Dazu kommt auch noch Waldboden und Farbverdünner. Letzterer geht auch nach einiger Zeit an der Luft nicht weg. Ganz im Hintergrund sind dann noch Zitrusfrüchte und eine Meeresbrise. Das später, zusammen mit einer leicht floralen Note eher zu einem Raumduft „Meeresbrise“.
Mund: Die Früchte sind jetzt dominanter. Eher helle Früchte wie Birnen und unreife Pfirsiche. Dazu kommt dann irgendwann Salz und eine Muschelsuppe. Eine gewisse Cremigkeit bringt dann auch noch die Idee eines Gebäcks.
Abgang: Torf und Rauch sind wieder etwas präsenter, dafür geht die maritime Note etwas zurück. Bitterstoffe kommen dazu. Vor allem in Richtung Milchkaffee und Röstaromen. Rockt hier aber nicht mehr wirklich was.
Fazit: Sehr solide, Taste und Komposition, wie zu erwarten, stechen dabei noch ein wenig heraus. Ich muss allerdings zugeben: Ich habe mehr erwartet oder erhofft. 86/100
Blended Scotch Whisky 06-year-old – Phil & Simon Thompson
Ein Blend der uns an frühere Sherry Blends erinnern soll. Phil & Simon haben Single Malt und Grain Fässer ausgesucht, die länger als 6 Jahre reiften und diese dann in Sherry gemeinsam fertig gereift. Abgefüllt wurde dann in Trinkstärke. Über die Anzahl der Flaschen hab ich nichts gefunden. Die Spatzen pfeifen von den Dächern: Da ist einiges an Macallan drin. Oder aber Glenrothes. Oder doch was anderes? Link zur Whiskybase
Nase: Kräuter, Gewürze, Brühen, auch mit Fleisch. All diese Noten würde ich einer Olorosoreifung zuschreiben. Dazu Heidelbeeren, Johannisbeeren, Goji … vor allem auch getrocknet.
Mund: Eine leichte Schärfe. Pfeffer vor allem. Dazu wieder die intensive Würze. Ganz kurz blitzt Vanille auf. Dann kommt Kaffeemehl, schokolierte Espressobohnen. Pflaumenmus auf Pumpernickel. Vielleicht mit einem gewissen Nussanteil.
Abgang: Gewürze, Orangen, Orangenschalen. Ein Wenig Honig und Malz. Etwas Eichenwürze, Rosinen und Trockenpflaumen. Die Länge ist nicht übermäßig. Das war allerdings auch nicht anders zu erwarten.
Fazit: Oh der ist schön. An sich und zu dem Preis sowieso. Die verliehenen Preise sind berechtigt würde ich sagen. Gut gemacht Phil & Simon. 88/100
Solide…
… außer man schüttet Macallan rein, dann wird es super, oder? Nein das soll hier nicht die Message sein. Ich finde hier ist viel gutes Handwerk sichtbar geworden. Im Fall der Brüder aus Dornoch finde ich man schmeckt den Spaß an der Arbeit raus, den man dort vor Ort hat. So wünscht man sich das doch!
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Bilder: Titel: https://blendingrooms.ie/ Bildrechte unklar | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Apogee).
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