Secrets of Sansibar

Sansibar ist ein unabhängiger Abfüller von Whisky, Rum und anderen Spirituosen. Der Name leitet sich vom bekannten Sylter Restaurant ‚Sansibar‘ ab. Gründungsjahr des Labels ist 2011, seitdem sind über dreihundert Releases an schottischem Whisky Beleg für den Erfolg der Marke. Oft erhalten unabhängige Abfüller nicht die Erlaubnis, mit dem Namen der Brennerei für einen Whisky zu werben. Und so hat auch Sansibar einige mehr oder weniger offene Geheimnisse im Portfolio:

Eine Flasche Secret Speyside. Eine Malerei, welche die Brennerei Benriach darstellt, hat es auf's Label geschafft...

Secret Speyside Malt 1992 Sb

Eichenfass 1992 bis 2019 / 46,5%Vol. / Link zur Whiskybase

272 exklusiv abgefüllte Flaschen für den Shop ‚Finest Whisky‘ in Berlin. Ein 27-jähriger Speysider, das Etikett zeigt ein Bild der Brennerei Benriach.

Nose: Picknick auf einer Kräuterwiese: Gelbes und grünes Obst in Stückchen, es gibt Melonen & Quitte & Grapefruit & Sternfrucht & Banane. Begleitend werden herrliche Cantuccini mit flüssigem Honig und Puderzucker auf einem Eichenholzbrett gereicht. (88)

Taste: Eine Fortsetzung: Würziges Eichenholz und Honig bilden den Rahmen für Unmengen gelber und grüner Früchte. Halbreife Bananen, Melonen, Pfirsiche, Birnen und Sternfrüchte liegen im Kräuterbett. Die Mandeln melden sich erneut. (89)

Finish: Ein ordentliches Maß an Eichenholz leitet den Abschied ein. Hier sind es weniger die fruchtigen, mehr die grasigen Elemente, die dominieren. Klee, Hopfen und blanchierte Mandeln etwa. Leider ist ein wenig Schwefel zu spüren, frisches Zitronengras versucht, dagegen zu steuern. (86)

Fazit: Ein Gefühl von Littlemill lag in der Luft – gefällt mir. Trotz der eher geringen Fassstärke ist immer noch genügend Kraft vorhanden. Allerdings dürfte das hohe Alter für meinen Geschmack ruhig ein bisschen mehr zur Geltung kommen. Auch wird er mit der Zeit etwas eintönig, da vermisse ich hier und da einige kleine, verspielte Facetten.

Noch eine Flasche Secret Speyside. Ein farbenfrohes Flusspferd reißt sein Maul weit auf.

Secret Speyside Malt 1994 Sb

Sherry Butt 1994 bis 2020 / 50,2%Vol. / Link zur Whiskybase

Noch ein Speysider, diesmal 26 Jahre alt und ohne Hinweis auf die Produktionsstätte. 245 Flaschen wurden in Zusammenarbeit mit dem Onlineshop ‚DeinWhisky.de‘ auf den Markt gebracht.

Nose: Eingangs liefert der Sherry ab, erschlägt einen aber nicht: Kirschen, Backpflaumen, rote Beerensauce und Nüsse. Alles eng verwoben mit Nougat und Trüffelschokolade. Die Atmosphäre ändert sich, es wird teigig mit feuchtem Holz und trockenem Wachs. Harzig-würzige Kiefernnadeln und Bratensauce lassen aufhorchen. (87)

Taste: Hinter vielen Gewürzen und altem Eichenholz sind Waldhonig und dunkle Sherryfrüchte zu entdecken. Eine funky Mischung aus Ozon, Kunstharz und Kräutern verwirrt mich. Nüsse, Tannine und malzige Cerealien können da nur bedingt für Ausgleich sorgen. (81)

Finish: Beim Trinken war es nur so ein Gefühl, beim Schlucken wird es unangenehm deutlich: würziges Schießpulver. Der Sherry ist zwar in Ansätzen vorhanden, hauptsächlich bekommt man jedoch trockene, mineralische und wachsige Aromen präsentiert. Und alte Haselnüsse. (81)

Fazit: Nicht der Stoff aus dem (meine) Träume gemacht sind. In der Nase ist alles noch in Ordnung, beim Trinken passieren dann komische Sachen. Eine künstliche Schärfe, die ich so noch nie bei Whisky hatte. Hab dann auch gleich mit einem mir bereits bekannten Whisky gegengecheckt, um sicher zu gehen, dass mit meinen Geschmacksknospen alles passt…

Eine Flasche Secret Highland. Das Etikett ist in weiß gehalten.

Secret Highland Distillery 1985 Sb

Bourbon Cask 1985 bis 2020 / 45,8%Vol. / Link zur Whiskybase

Wir wechseln in die Highlands. Auch hier kann man über die genaue Herkunft des Whiskys nur mutmaßen. Mit seinen 35 Jahren ist dieser Dram jedenfalls mächtig alt, insgesamt 178 Flaschen konnte man nach dieser Zeit aus einem einzelnen ehemaligen Bourbonfass gewinnen.

Nose: Also, das wär jetzt fast ein Likör geworden; sehr gesetzt und rund, da zwickt nichts. Eine anschmiegsame Süße mit Bienenwaben leitet über zu Pflaumensirup mit Zimt. Verstaubtes Eichenholz und polierte Ledermöbel sind Zeugen der Ehrwürdigkeit dieses Drams. Getrocknete Apfel-, Bananen- und Aprikosenstreifen in Nougat. (89)

Taste: Fruchtige Säure von Mango, Banane und Aprikose sorgen für Aufsehen. Alles in Honig getaucht natürlich und mit schokoladigem Tabak und Kokosraspeln garniert. Das Bourbonfass macht eine gute Figur, würziges Eichenholz wird um Lederpolitur und Kaffee ergänzt. (91)

Finish: Eine Handvoll Haselnüsse zum Eichenholz dazu geworfen, ergibt ein würzig trockenes Bild, Tabak mischt auch mit. Eine ledrige, trockenfruchtige Öligkeit ist allgegenwärtig. Zwischendurch cremige Schokolade wandelt sich langsam in Wachs. (89)

Fazit: Ein sanfter Riese? Nicht ganz! Mit ein paar beherzten Wassertropfen lässt sich einiges an Aromen – Früchte wie Gewürze – herauskitzeln. Davon wird man kaum genug bekommen.

Noch eine Flasche Secret Highland - das Label zeigt die in den nördlichen Highlands gelegene Brennerei Clynelish - ein Hinweis?

Secret Highland Distillery 1996 Sb

Bourbon Cask 1996 bis 2020 / 54,8%Vol. / Link zur Whiskybase

Auf der nächsten Flasche ist die Brennerei Clynelish abgebildet. Das weckt bei mir gewisse Erwartungen an das Profil des Whiskys, gerade bei 24 Jahren Reifezeit, bin gespannt. 279 Flaschen wurden in Fassstärke abgefüllt.

Nose: Honig plus Vanille plus Eiche – die typische Clynelish-Bourbonfass-Kombi. Es dauert ein wenig, aber dann steigen Birne, gelbrote Äpfel und Aprikosen empor, um anschließend in Hefeteig eingebettet zu werden. Mineralisch-salzige Töne gehören stets zu Bild, die wachsige Seite bleibt eher im Hintergrund. (87)

Taste: Ein Plus an Gewürzen, das Eichenholz tobt sich da übermütig aus und betont allerdings auch das Alter von doch schon immerhin 24 Jahren. Die Früchte werden gelber (Banane) und auch ein bisschen grün, schöner Twist. Vanille ist sehr präsent, das Wachs nur dezent. (85)

Finish: Pfeffrig, trocken und würzig, das Eichenholz lässt nicht nach. Neben der wachsigen Honigsüße galoppieren auch Anklänge von Schwefel. Wird aber bald von der gelben Fruchtnote und Wachs abgelöst. (83)

Fazit: Puh, der ist anstrengend. Ohne Wasser bleibt er eintönig, aber das richtige Maß zu finden, erweist sich als tricky. Zudem verschwindet auch mit einem ordentlichen Schuss Wasser die fast schon scharfe Würzigkeit nicht.

Eine Flasche Secret Orkney mit dem sogenannten 'Clan Label' - ein Typ in Kilt vor romantischer Highland-Szenerie.

Secret Orkney 1999 Sb

Sherry Cask 1999 bis 2021 / 54,7%Vol. / Link zur Whiskybase

Zu guter Letzt ein Abstecher auf die Orkneys. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich also um einen Highland Park, da Scapa um die Jahrtausendwende geschlossen war. Der Preis ist eigentlich recht fair für einen 21-jährigen, unverdünnten HP aus dem Sherryfass. Der Output beträgt im übrigen 676 Flaschen.

Nose: Frisch und klar, reich an Aromen, mitunter auch sehr subtil. Irgendwo am Meer: Salzige Muscheln mit Zitrone und einer Prise Zucker. Vanille und angekohlte Eiche zeugen von einem hochwertigen Fass. Später bereichern Wachs und Banane das Geschehen. (90)

Taste: Ein schönes Gleichgewicht von Salz, Zitrus und Süße mit verkohltem Eichenholz als Fundament. An der Gewürzmischung sind Nelke, Zimt, Kardamom und Sandelholz beteiligt. Der Sherry macht sich in der Ferne mit einigen Trockenfrüchten bemerkbar, Harz und Honig sind dagegen häufiger zu finden. (89)

Finish: Erstmals kommt das Heidekraut von HP so richtig durch. Salz und kräftiges Eichenholz sind anfangs tonangebend, werden aber sukzessive von süßem Wachs, Nüssen und Zitrusfrüchten abgelöst. Ein bisschen Schwefel mischt auch mit, ist aber gerade so im Bereich des Positiven. (89)

Fazit: Geht mit und ohne Wasser, macht immer eine gute Figur und weiß mit Details und Balance zu überzeugen. Schickes Refill-Sherry. Ein Sample reicht da nicht, davon braucht es eine ganze Flasche, um sie bei Zeiten mit Freunden zu teilen.

Da war doch viel schönes dabei. Trotz des Ausreißers werde ich in Zukunft einen Blick auf die Neuerscheinungen von Sansibar haben, allerdings fürchte ich, dass die Preise weiterhin recht knackig bleiben. Es wird eben nicht leichter für die unabhängigen Abfüller, an gute Fässer zu gelangen, auch wenn man gut vernetzt ist.

Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase