Bunnaheaven
The softer side of Islay. Derzeit gewinnt bei Bunnahabhain der Anteil an rauchigem Single Malt dazu, etwa ein Drittel der Produktion ist stark rauchig mit einem Phenolgehalt von 35 bis 40 ppm. Noch vor einigen Jahren wurden um die 90% kaum oder ungetorftes Malz zur Herstellung verwendet. Dieses Gesicht ist mir das liebste von Bunnahabhain, ich finde, dann kann das Destillat seine Vorzüge viel eleganter ausspielen. Wobei mit entsprechender Reifezeit auch rauchige Bunnas sicher ihren Reiz haben. In diesem Sinne hab ich mir ein hoffentlich himmlisches Line-Up zusammengestellt.
Bunnahabhain 2001 ElD – Cask 1253
Sherry Butt 05.10.2001 bis 09.01.2020 / 54,7%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein Einzelfass vom unabhängigen Abfüller Elixir Distillers. 620 Flaschen ergab das Sherry Butt nach 18 Jahren. Bin gespannt auf die Qualität des Sherrys und, ob er dem Destillat Raum gelassen hat.
Nose: Aromatisches Eichenholz und wachsiger Sherry zeugen von einer guten Fassauswahl. Biskuit wurde mit Kirschen, Pflaumen und Nüssen belegt, mit Schokoraspeln garniert und mit Nelke, Kakao und Zimt bestäubt. Dazu ein ordentlicher Klecks Quark. (88)
Taste: Das Holz bleibt lecker und trocken, sogar nochmal um einige Stufen würziger und nussiger. Nelke, Ingwer und Zartbitterschokolade beteiligen sich an dem kleinen Feuerwerk. Hinter den fruchtigen Kirschen ist der Sherry angenehm säuerlich und salzig, außerdem überaus ölig, fast schon ledrig. (88)
Finish: Die öligen Komponenten setzten sich fort, poliertes Leder und Nüsse schwimmen darin. Salzkristalle haften an sanften Gewürzen und feiner Schokolade. Der Sherry hinterlässt große Spuren im samtigen Holz. (89)
Fazit: Hervorragendes Fassholz, dreischichtiger Sherry und das kräftige, schwere, maritime Destillat von Bunnahabhain formen einen tollen Trinkwhisky. Persönlich finde ich ihn mit einem Viertel Teelöffel Wasser am besten, dann kommt im Finish der Schwefel nicht so zum Vorschein.
Bunnahabhain 1991 Wy – Tropical Island Dram
Hogshead bis 2018 / 46,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Noch ein Einzelfass, diesmal von Wemyss Malts und aus einem Hogshead. Die Eckdaten auf dem Label machen mich schonmal äußerst neugierig.
Nose: Pfeffrige Würze und brotiges Malz nebst einem kleinen Stück salzigem Räucherfisch bilden die erste Welle, die dann samtig ausklingt. Aus dem wachsigen Honig steigen Banane, Apfel und Mandarine. Nur rudimentär tropisch, dafür saftig. Grünes Gras funkt frisch dazwischen. Auch die gebrannten Nüsse sind gesalzen. (90)
Taste: Jackpot! Würzig und wachsig, malzig und salzig, und mittendrin Gras. Eichenholz und Rauch breiten sich sanft und mineralisch aus. Das Obst ist leicht ätherisch und auch tropischer. Maracuja und Banane vor allem. Außerdem fruchtig: Bitterorange und Zitrone. Cashews fügen sich ein. (91)
Finish: Die Frucht ordnet sich wieder etwas unter, es kommen erstmal hauptsächlich Nüsse und Eichenholz (dennoch ausgewogen, nicht übertrieben!). Wachs und Salz verleihen dem Ganzen nochmal etwas Schub in eine andere Richtung. Nämlich ins Gras und in die Gewürzecke. (89)
Fazit: Verlangt vollste Aufmerksamkeit und wird gefährlich verführerisch. Lasst euch nicht von der betörenden Harmonie täuschen. Die Sirenen – erst hab ich ihren süßen Gesang nicht vernommen – haben mich auf eine tropischen Insel gelockt, von der ich nicht mehr weg will.
Bunnahabhain 1991 DT – Cask 3810019
Sherry Cask 11.1991 bis 04.2017 / 48,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Lediglich 119 Flaschen konnte Duncan Taylor nach 25 Jahren aus diesem Sherryfass retten. Das Fassmanagement von DT stößt bei mir nicht immer auf Begeisterung, aber vielleicht ja hier?
Nose: Verhaltener Rauch badet in Unmengen von gesalzenem Karamell – oder umgekehrt. Maracuja, sowie gelbe und grüne Bananen geben fruchtige und grasige Aspekte hinzu. Erweitert um Zitrusfrüchte, Nüsse und Honig ergibt das einen wahnsinnig vielversprechenden Start. Natürlich ist noch viel mehr geboten – rote Beeren und Kirschen, Zirbenlikör, Wachs, Sandelholz – but it goes on and on and on. (92)
Taste: Erinnert in seiner Struktur an uralten Armagnac. Vollmundiger, öliger Sherry verbindet leicht säuerliche Kirschen und zartbittere Schokolade (besser als jedes Mon Cherie). Pflaumen, Nüsse und Karamell unterstreichen dies. Das samtwürzige Eichenholz ist eine Nummer für sich. Tabak und Salz setzen wohldosierte Akzente. (90)
Finish: Nicht allzu intensiv, doch definitiv harmonisch mit schönen Tönen von ölig-fruchtigem Sherry, vor allem Pflaumenlikör und Nüsse. Minimal rauchig, dabei stört die Messerspitze Schießpulver überhaupt nicht. Die Gewürze sind bestens integriert und auch Tabak und Salz laufen zu Höchstform auf. Verspieltes Karamell und Nuancen von Wachs beschließen den Nachhall. (91)
Fazit: Auch dieser Bunna zieht mich ganz in seinen Bann. Es ist wie Wellness für die Sinne. Ich fühle mich irgendwie… high. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Bunnahabhain 1976 FW Prolog
35 Jahre im Bourbon Cask bis 2011 / 46,6%Vol. / Link zur Whiskybase
Eine mikroskopisch winzige Auflage von 16 Flaschen á 48cl (je 2cl wurden vor dem Versiegeln aus den Flaschen entnommen), abgefüllt für Finest Whisky, einem Whiskygeschäft in Berlin. „Stories aus dem Hinterzimmer“ heißt die Serie und das Konterfei eines jeden der 16 Flaschenbesitzer ist auf dem Etikett abgebildet. Mein Sample stammt aus einer Flaschenteilung von MacWhisky, vielen Dank hierfür!
Nose: Hui, ein sehr aktives Bourbonfass und mit Bienenwaben, Vanillekeksen und gelbgrüner Frucht auch recht typisch. Zu den Gewürzen der amerikanischen Eiche gesellen sich Salzpartikel und Aprikose. Unter dem Mikroskop ist der Rauch vorhanden, extrem flauschig. Das Obst wird immer virtuoser, die Bandbreite reicht von Banane über getrocknete Feige bis hin zu Kirsche und Birne. (91)
Taste: Würzige Eichenholzscheite werden in hellen Honig und Wachs getaucht. Der Biskuit versteckt sich jetzt ein wenig hinter dem Gerstenmalz. Die Geschmeidigkeit verleiht dem Alter des Malts Ausdruck. Die bourbonstämmigen Früchte werden von Gras und Zartbitterschokolade flankiert. Der Rauch ist jetzt nicht mehr ganz so im Hintergrund und leicht salzig. (90)
Finish: Schaumig geschlagene Schokolade betont das Gefühl von Cremigkeit. Die Eiche lebt nochmal mit einigen ganz tollen Momenten auf, herrlich, diese filigranen Gewürze und Standfestigkeit. Gerstenmalz und Salz sind gut ins warme Wachs eingearbeitet, Gras und Vanille lassen nochmal das Bourbonfass auferstehen. (91)
Fazit: Edel, edel! Die Komplexität ist schon beeindruckend, den hat die „Hinterzimmerbande“ gut ausgesucht. Ein echtes Privileg, den probieren zu dürfen, allzu viel dürfte da nicht mehr übrig sein.
Bunnahabhain 1968 – Auld Acquaintance
Sherry Casks bis 2002 / 43,8%Vol. / Link zur Whiskybase
Eine Originalabfüllung von Bunnahabhain, und was für eine! Zwei Jahrzehnte nach dem Release ist der Preis weit in den vierstelligen Bereich gestiegen, so hoch ist die Nachfrage nach einer von insgesamt 2.002 Flaschen. Schön, dass sowas noch geöffnet wird.
Nose: Halbe Haselnüsse – ach, was erzähl ich – eine Handvoll Studentenfutter wird mit verstaubtem Bienenwachs eingerieben. Grand Manier, getrocknete Feigenstückchen und Aprikosenmus rauschen ins Bild. Leise melden sich Zimt, Schokolade und tiefschwarze Pflaumenmarmelade. Kaum maritime Einflüsse, aber der Sherryeinfluss spricht von hoher Qualität. (89)
Taste: Leder und Politur verleihen ein sehr öliges Mundgefühl, edler Sherry und Salz betonen dies. Dicker Pflaumensirup und Tabak drücken mit Gewicht auf die Zunge. Feinwürziges Eichenholz und flüssige Schokolade sind Zeugen perfekter Balance. Nüsse und Wachs erleben ein Comeback. (90)
Finish: So, wie er begonnen hat, verabschiedet er sich auch wieder: gemächlich, aber nachhaltig. Lederpolitur, Salz und ölig-fruchtiger Sherry, außerdem ein wenig, Zimt, Tabak und nussige Zartbitterschokolade lassen den Malt noch einmal kompakt Revue passieren. (89)
Fazit: Ein sanfter Riese, unbeirrt stapft er durch’s hohe Gras und der geneigte Beobachter vergisst den Stress dieser Welt. Er punktet durch Beständigkeit und Aromenharmonie, dabei ist er nicht übermäßig komplex. Aber was er anpackt, macht er zu Gold.
Bunnahabhain 40 Jahre
Eichenfässer bis 2012 / 41,7%Vol. / Link zur Whiskybase
In einem Betrieb mit zehntausenden von Whiskyfässern gehen anscheinend immer wieder mal welche verloren. In diesem Fall wurden einige Fässer mit mindestens 40-jährigen Inhalt wiederentdeckt und miteinander vermählt. Die „offizielle“ Abfüllung findet sich hinter folgendem Baselink: Bunna 40, das hier verkostete Sample stammt allerdings aus einem sogenannten „Sample Bottling“, zu dem mir leider weiterführende Informationen fehlen.
Nose: Zuerst Haselnüsse in Bienenwachs, dann folgen Möbelpolitur und Vanillemark. Die Aromen sind extrem eng miteinander verwoben, aber die Grundstimmung ist süß und verheißungsvoll: Zabajone, Trüffelschokolade, Pralinenfüllung (Creme de Marc de Champagne), Cantuccini und Zimtschnecke, um nur einige der Naschereien zu nennen. Marzipan, Zuckerreif und Orange – ich frage mich, ob Sherry seine Finger im Spiel hat. In der Ferne sind Bananenmatsch und Eichenholz zu erhaschen. (92)
Taste: Fruchtiger Orangenlikör blitzt auf, macht dann Platz für reichlich Nüsse sowie Eichenholz; alt, trocken, würzig und mit schokoladigen Tanninen. Süßes Gebäck nimmt Fahrt auf, angereichert mit Tabak und Leder. Nougatpralinen und getrocknete Banane leiten über zu öligem Sherry. (89)
Finish: Cremiges Nussnougat, geschmolzene Zartbitterschokolade und eine pulverisierte, leicht trockene Gewürzmischung können den Holzeinfluss von vier Jahrzehnten ganz gut in Schach halten. Zu keiner Zeit wird es zu bitter oder herb. Ölige Lederpolitur und dezente Hinweise auf Sherry wecken Assoziationen von Salz und Orange. (90)
Fazit: Eigentlich möchte ich meine Notes nicht immer so umfangreich gestalten, sondern lieber auf den Punkt das wesentliche herauskristallisieren. Das funktioniert nicht immer und dieser Bunna liefert einfach eine schier endlose Bandbreite an Eindrücken. Was ich ihm allerdings ankreide ist zum einen, dass ihm trotzdem stellenweise das gewisse Etwas fehlt, und zum zweiten, dass es so wenig von ihm gibt, um weiter auf Entdeckungsreise zu gehen.
Wow, ein Durchschnittsrating von 90 Punkten hab ich selten. Ein Tasting mit vielen erinnerungswürdigen Momenten, ein Highlight jagt das nächste. Für die Kombination aus Wachs + Salz + Frucht hab ich einfach eine Schwäche und offenbar kommt sie bei alten Bunnas fast garantiert vor. Zusätzlich haben mich die unglaublich facettenreichen Nussvariationen begeistert. Gerne wieder!
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Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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