Campbeltown von der See aus

Campbeltowning (2)

Wie auch schon bei meinem letzten Besuch in Campbeltown (Link) schaffe ich es auch heute wieder alle drei Destillerien abzuklappern. Diesmal mit etwas mehr Fokus auf Springbank, je eine Abfüllung von allen drei Brennstilen. Ansonsten gibt es auch ein Independent- und ein paar Festivalbottlings. Ein guter Mix, so glaube ich.

Hazelburn 2006

Eine Flasche Hazelburn 2006

Aus der 2022er „Special Release“ von Springbank stammt dieses Bottling. 9000 Flaschen schön dunkel in Oloroso gereift. Hype garantiert! Der 15-jährige hat fassstarke 54,2%. Link zur Whiskybase

Nase: Eine sehr würzige Sherrynase. Wie man es von einer Olorosoreifung erwartet. Kraftbrühe, Schokolade, Leder, Kaffee und Trockenfrüchte. Außerdem ganz leicht Schwefel.

Mund: Im Vergleich zur heftigen Nase geht es jetzt eher weich zu. Rote Früchte, mit einem Schwerpunkt auf Erdbeeren. Nach ein paar Umdrehungen kommt die Würze wieder. Viel Zedernholz, auch Zimtrinde, auch wieder Leder. Das ist ganz schön intensiv.

Abgang: Die Bitterstoffe werden immer mehr. Dazu eine fruchtige Würze. Feigen, frisch und getrocknet. Eine leichte Mineralität und auch wieder die Brühe.

Fazit: Auf der einen Seite lecker, auf der anderen Seite wirklich schwer hier noch einen Hazelburn versteckt zu finden. Der Spaßfaktor überwiegt für mich. 87/100

Springbank 17-year-old

Eine Flasche Springbank 17-year-old Madeira Wood

In der Reihe der Wood Expressions von Springbank wurde 2020 ein 17 Jahre alter Madeira Wood abgefüllt. Das heißt in diesem Fall eine Reifung von 14 Jahren in Bourbon und Rumfässern und dann noch weitere 3 Jahre in Madeira. Insgesamt wurden 9200 Flaschen mit 47,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Leder, Aprikose, leere Lackdosen, getrocknete Pflaumen. Auch weitere Trockenfrüchte. Jede Menge Tabak und Holz.

Mund: Olivenöl, Lakritze, getrocknete Zitronen, Salz oder eher Gischt. Lappen mit Kettenfett. Getrocknete Früchte auf einem Bett aus Erde. Nüsse in Leder eingeschlagen. Tabak.

Abgang: Hier schlägt für mich der Madeira am stärksten durch. Erde, Leder auch Holz. Bitterstoffe. Ein klein wenig Mineralität. Das Glas Rotwein, dass man bis zum nächsten Tag hat stehen lassen. Wenn man ihn länger stehen lässt, dann entwickelt er eine schöne Fruchtnote im Abgang. das ist definitiv ein Plus.

Fazit: Das ist ein guter Whisky. Ich habe aber schon viele bessere Springbank gehabt. Der Funk ist mir hier zu wenig, während das Leder eindeutig zu dominant ist. 86/100

Longrow 18-year-old (2021)

Eine Flasche Longrow 18-year-old aus 2021

Die Longrow Marke der Springbank Distillery wird manchmal liebevoll „weirdly peated“ genannt. Der 18-jährige trägt neben dem 21er und dem NAS die Standardrange. Er wird mit 46% abgefüllt und stammt zu 30% aus Bourbon, zu 60% aus Sherry und zu 10% aus Chardonnay Casks. Infos über die Batchgröße gibt es nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Eine heiß brennende Glut in einer mit Jod ausgestrichenen Metallwanne. Auf dem Rost schmoren und schmelzen marinierte und stark gewürzte Früchte.

Mund: Ein großer Strudel dreht sich rund um Jod, Schwefel, Diesel und Motoröl. Mal sind es helle Früchte dazwischen, mal ein Gewürzbrot, mal ein Glas Weißwein.

Abgang: Mit dem Eindruck aus dem Taste geht es dann auch dem Ende zu. Es wird allerdings etwas leiser. Und das ist gut so. Man sollte sich daran erinner: Das hier ist ein 18-Jahre alter Whisky. Den will man vielleicht im Glas haben ohne das er einen konstant anschreit. Ein neuer Aspekt der dazu kommt ist eine deutlich betonte Säure und Trockenheit. Beides würde ich dem Chardonnay zurechnen.

Fazit: Hach was mach ich hier draus. Der macht mir Spaß, den kann ich mir auch häufiger vorstellen. Aber ist das ein großes Bottling, welches ich für viel Geld kaufen würde? Damit tue ich mich echt schwer. Ich möchte aber jede*n ermutigen den 18er mal zu probieren, wenn ihr bereit seid auch die verrückte Seite von Whisky zu betreten. 88/100

Glen Scotia 2013 – SMWS 93.187

Eine Flasche Glen Scotia

Ein Wechsel ist angesagt hin zu Glen Scotia. Baldrick’s Aquatic Dress Turnip. Wegen dem Namen alleine musste ich schon eine Flasche besorgen. Wer die BBC Serie Blackadder mit Rowan Atkinson kennt, der weiß warum. 🙂 Ansonsten haben wir hier 9 Jahre, ein 1st Fill Ex-Bourbon Barrel, 195 Flaschen und 58%. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst mal sehr viel Tankstelle. Gewürzt mit Dill und Gurkensud. Mit dem Spaten durch die Grasnarbe. Käse auf Birne mit rosa Pfeffer, auf einem naturbelassenen Holzbrett.

Mund: Ziemlich würzig und säuerlich. Ds ergibt zusammen eine gewisse Schärfe. Sauer eingelegter Ingwer, mit etwas Chili und Wasabi. Dann kommt Metall dazu. Senfgurken marinieren seit längerem in einem Gefäss aus Metall. Wachspolitur auf einem Fischgrill, der vorher nicht gereinigt wurde.

Abgang: Auch hier wieder Würze und Gurke, abgeschmeckt mit Muschelkalk, Benzin, Schokolade und Wirgley’s Spearmint

Fazit: Ich weiß, die Notes klingen als hätte ich vorher andere Dinge eingenommen. Wahrscheinlich hätte ich auch noch weiter machen können mit den irren Beschreibungen. Aber probiert den ruhig selber wenn ihr irgendwo einen kriegt und seht, bzw. erfahrt selbst. Das ist geiler Sche**. Danke an Matt the Dramble für diesen unauffälligen Tipp (Link). 89/100 oder doch 666/100?

Glen Scotia 8-year-old Campbeltown Malts Festival 2022

Eine Flasche Glen Scotia 8-year-old Campbeltown Malts Festival 2022

Ähnlich wie auf Islay und anderswo feiert man auch in Campbeltown jedes Jahr ein Whiskyfest. Dieser Glen Scotia wurde zu den Festivitäten abgefüllt, ist allerdings durchaus weltweit verfügbar. 24000 Flaschen gibt es. Die Reifung des 56,5% starken Whisky erfolgte in 1st Fill Bourbon und 12 Monate in PX Sherry Hogsheads Link zur Whiskybase

Nase: Ganz kur eine leicht fruchtige Note, in Richtung Orange. Das geht schnell weg und wird durch Rauch, abkühlende Kohlen, Waldboden und passende Pilze ersetzt. Später sind dann ein paar Trockenfrüchte, Getreide und Leder dabei.

Mund: Stürmisch wird der Mund eingenommen. Salz und Pfeffer, Ingwer. Getrocknete Erdbeeren und süßlicher Rauch. Wenn sich das legt kommt der Funk durch. Ein in Honig getauchtes Stück Torf. Waldboden mit Kaffee getränkt. Crazy.

Abgang: Hier dominieren sehr viele Bitterstoffe mit einer leichten Mineralität. Das ist leider nicht mehr so schön wie alles vorher. Ein gewisser Ausgleich findet durch weihnachtliche Gewürze noch statt, aber das kann nicht komplett dagegen halten.

Fazit: Ich glaube man sollte von einem 8 Jahre alten Whisky in dieser Batchgröße ggf. auch nicht zu viel erwarten. Bis auf den Abgang ist das hier allerdings wirklich ziemlich gut. Der Preis ist auch in Ordnung. Ich finde das ist ein rundum gut gelungenes Festivalbottling! 86/100 Danke Alex für das Sample!

Kilkerran 08-year-old Open Day 2016

Zu jeder Destillerie gibt es wohl einen größten Fan. Für Kilkerran dürfte das Lars Wittbecker sein. Zumindest einer der größten. Über seinen Shop, in der er ausschließlich Kilkerran Samples verkauft, hab ich zu ihm Kontakt aufgebaut und dieses Sample hat er mit netterweise zu meiner Bestellung dazugegeben. Ein Bottling anlässlich des Springbank Open Day 2016. 8 Jahre alt, 56,4% stark und aus einem Sherry Cask. Infos über die Flaschenzahl gibt es nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Im Wesentlichen ist das ein Mischung aus Balsamicoessig und Sojasauce. Dazu ein paar Tropfen Motoröl. Dann lässt es stehen und lässt Salzkristalle darauf wachsen. Vielleicht ist da auch noch ein Schluck Kirschsaft irgendwo, der wird aber sofort wieder übertüncht.

Mund: Auch hier bleibt es wahnsinnig intensiv. Sherrynoten dominieren, eine gewisse Dreckigkeit ist aber auch vorhanden. Dazwischen kann man sich immer wieder mit etwas Schokolade erholen, bevor einen der Truck wieder überrollt.

Abgang: Es dreht sich ein wenig von der Sojasauce in Richtung Rinderbrühe und Maggi-Würze. Allerdings richtig schön eingedickt und intensiv. Dazwischen kann auch wieder Sherry, Kaffee und vielleicht mal eine Orangenscheibe gefunden werden. Auch ein kühlender Eukalyptusodem steigt immer wieder auf.

Fazit: Das ist an Intensität kaum zu überbieten. Klar ist er dabei jung, ich mag diese Art der Kilkerrans aber dennoch sehr. Ich frage mich ob das generell die Idee der Open Day Bottlings ist, schließlich war auch der aus 2021 so ein Brett. 89/100

Wir brauchen mehr Gurken

Also brauchen ist relativ. Ich find aber den „left-field“ Glen Scotia, wie Matt das nennt, einfach geil. Entschuldigt die Ausdrucksweise. Und klar ist das keiner um mit den ganz großen Whisky mitzuspielen, deshalb schafft er es auch nicht auf die 90. Das ist aber auch nicht wichtig. In meiner Whiskywelt ist Platz für sowas.

Und der „Rest“? Nun der Kilkerran liefert, wie erhofft. Die drei Springbanks sind vielleicht ein wenig unter den Erwartungen. Das liegt aber wohl eher daran, dass die diese bei Springern so extrem groß ist.

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Bilder: Titel: Dunnock_D on flickr.com (CC BY-NC 2.0) | Flaschen: Freundliche Überlassung von www.samplewhisky.de und eigene Anfertigung
Samples: Privat gekauft, eigene Flaschen und kostenlos von www.samplewhisky.de zur Verfügung gestellt