SMWS

Die Scotch Malt Whisky Society ist ein 1983 gegründeter Club, der seinen Mitgliedern Whisky verkauft. Einige Tausend Abfüllungen bisher, ein riesiger Output also, der aus weit über 150 verschiedenen Brennereien stammt. Der ganz große Teil davon kommt als Einzelfassabfüllung in Fassstärke und ohne Farbstoff daher. Das gefällt mir, damit kann man ein schönes Line-Up zaubern:

Die 75ste Blair Athol-Ausgabe des Scotch Malt Whisky Society. Mit der charakteristischen Flaschenform und dem grünen Glas wird ein hoher optischer Wiedererkennungswert geschaffen.

Blair Athol 2006 SMWS 68.75

Bourbon Hogshead ab dem 02.08.2006, 2nd Fill Charred Red Wine Barrique Finish / 53,9%Vol. / Link zur Whiskybase

Der Nomenklatur von SMWS nach steht „68“ für Blair Athol, die „75“ hinter dem Punkt verlautet, dass es sich bereits um das 75ste Single Cask von Blair Athol handelt. Dieses ergab nach 15 Jahre 233 Flaschen mit dem verlockenden Beinamen „Alluring and distinctive, soft and sensuous“.

Nose: Eine Grundstimmung aus Bienenwachs, Vanille und Eichenholz sendet ein warmes Willkommen aus. Der Rotweineinfluss tut sich langsam hervor und bleibt erfreulicherweise dezent. Apfelstückchen und Rosinen in Hefeteig erinnern mich an den gedeckten Apfelkuchen meiner Oma. Eine bunte Packung Haribo Goldbären. (85)

Taste: Der Rotwein ist deutlicher, aber schön samtig und fruchtig. Er und die angekohlte Eiche stellen auch einige schokoladige Tannine bereit. Das harmoniert mit den roten Beeren und Kirschen. Der würzige Tabak passt gut rein, der scharfe Ingwer weniger. (85)

Finish: Würzige Eiche und Schießpulvernoten drücken kräftig rein. Honig kann die Wogen ein wenig glätten, auch der Rotwein punktet mit konstruktiver Mitgestaltung. Hintenraus ebbt es mit Mandeln und fleischigem Mundgefühl ab. (84)

Fazit: Die Benotung orientiert sich an meinen Eindrücken nach Zugabe von etwas Wasser, pur bleibt er um einiges darunter. Positiv ist, dass Rotwein und Destillat gut aufeinander abgestimmt sind. Lediglich der Alkohol und das ausgelutschte Holz bereiten mir einige Kopf- bzw. Bauchschmerzen.

Eine Flasche von der 26sten Caperdonich-Ausgabe.

Caperdonich 1992 SMWS 38.26

2nd Fill Bourbon Barrel ab dem 17.06.1992 / 49,8%Vol. / Link zur Whiskybase

Ein 27-jähriger Caperdonich mit dem Titel „Treasure hunt“. Davon gab es insgesamt 250 Schätzchen zu erjagen.

Nose: Apfel in verschiedenen Variationen, gekocht und ungekocht. Etwas Kaugummi klebt da mit dran. Bis das Bienenwachs da ist, dauert es etwas länger. Mit dem Eichenholz finden sich auch gebrannte Nüsse und Zimtsterne ein. Die Hanutafüllung wird von warmem Brot eingefangen. Tee mit Orange. (88)

Taste: Das Brot wird mit Wabenhonig belegt, das Eichenholz bietet eine kraftvolle Basis für die antiken Gewürze und überhaupt für den ganzen Malt. Fette Haselnüsse werden mit Vanille und fruchtigen Zitronengräsern garniert. Inmitten der sanften Öligkeit wird plötzlich Süßholz geraspelt. (90)

Finish: Süßholz, Ingwer und Zitronengras teilen die Bühnenzeit wunderbar unter sich auf. Zimt und helles Eichenholz verbreiten wohlige Stimmung. Waldhonig, kandierte Zitrusfrüchte und Salz setzten zum Schluss nochmal ein Highlight. (89)

Fazit: Strahlt stets Alter und Gediegenheit aus, wobei er stellenweise allerdings nicht ganz einfach ist und Aufmerksamkeit fordert. Besser kann ein Caperdonich aus den 1990ern kaum werden.

Eine von 312 Flaschen, wie sie zur Abfüllung des 73sten von der SMWS abgefüllten Craigellachie-Fasses genutzt wurden.

Craigellachie 1990 SMWS 44.73

Refill Bourbon Hogshead 13.08.1990 bis 16.09.2016 / 52,0%Vol. / Link zur Whiskybase

„Long live the difference“ klingt ein wenig nichtssagend, daher lasse ich die alte Bourbonfassreifung für sich selbst sprechen:

Nose: Beginnt vielversprechend mit Bienenwachs, Banane und Zimt. Frisch gekneteter Mürbteig wird mit kandierten Zitronen- und Ananasstückchen verfeinert. Vereinzelt durchbricht Gerstenmalz die süße Phalanx aus Frucht. Gehackte Mandeln in Zuckerreif. (90)

Taste: Einige Gerstenspreizeln geraten zwischen die Bienenwaben. Salz, Marzipan und Zimt sind Vorboten von samtigen Eichenholzsplittern und Tanninen. Ölig auf der Zunge. Der Zuckerreif ist wieder da, Frucht nur rudimentär vorhanden. (89)

Finish: Schmackhaftes Eichenholz und Marzipan leiten über zu trockenen, grasigen Aromen und Nüssen. Eine große Portion gesalzenes Kakaopulver und ein wenig Leder vereinen sich unter der Schirmherrschaft des Wachses. Leicht fleischig wird es auch. (91)

Fazit: Wie bisher alle alten Craigellachie rennt auch dieser bei mir offene Türen ein. Der Gesamtauftritt ist einfach schon wahnsinnig ausgewogen, wobei die einzelnen Aromenschichten gut ineinandergreifen.

In dieser Flasche verstaute die SMWS den 241sten Teil des Inhalts ihres 309ten Bowmore-Fasses.

Bowmore 2004 SMWS 3.309

2nd Fill Bourbon Hogshead ab dem 16.02.2004 / 56,2%Vol. / Link zur Whiskybase

„Peat smoke, pipe ash and pata negra“ verspricht einen vielseitigen Raucher. Ein 13-jähriger Bowmore kann dem bestimmt gerecht werden.

Nose: Besonders angetan haben es mir die immer wiederkehrenden grünen (grüner Apfel!), manchmal auch gelben oder weißen Früchte. Sehr tropisch im Auftreten und in Verbindung mit Bienenwachs und Salz ein absoluter Knaller. Außerdem mit von der Partie: süße Vanille und ein Autoreifen in der Räucherkammer. (90)

Taste: Ruß und ölige Süße treiben das Salz und die vielen tropischen Fruchtkomponenten vor sich her. Von der Farbgebung her bewegt es sich im Bereich Maracuja, grüne Banane, Sternfrucht… der Rauch gewinnt an Einfluss, ein Streifen Räucherspeck wird serviert (an Melonenspalten auf einem Holzbrett natürlich). (89)

Finish: Jetzt ist das Eichenholz voll da, Gewürze und Trockenheit inklusive. Kurz Kakao und ferne Anklänge von Frucht, allerdings insgesamt nicht übermäßig lang. Hauptsächlich Salz und kalter Rauch bestreiten den Abschied. (86)

Fazit: An der Nase ist im Prinzip nichts auszusetzen, für einen dreizehn Jahre alten Scotch ist das schon gewaltig. Beim Trinken wird dann jedoch immer offensichtlicher, dass er noch sehr jugendlich, unabgestimmt ist. Trotzdem, eine schöne Balance aus Wucht und Frucht.

Diese Flasche enthält dem Etikett nach hochwertigen Lebertran. Ganze 293 davon brachte die SMWS in den Umlauf.

Glen Scotia 2004 SMWS 93.101

Refill Bourbon Hogshead ab dem 20.02.2004 / 55,1%Vol. / Link zur Whiskybase

Nur wenige Destillerien brennen einen Whisky, den man „Grand cru cod liver oil“ nennen kann. Eine davon ist Glen Scotia und ich bin schon ganz gespannt auf diesen 14-jährigen Vertreter.

Nose: Cremige Vanille gepaart mit Salz ergänzt sich mit der fetten Süße von Karamell und Trockenfrüchten (wo kommen die denn her?). Die SMWS schreibt was von Entenbrust in Cranberry-Sauce – das kann ich dick unterstreichen. Zwar nur moderat aschig, dafür aber ziemlich schwer und ölig. Eiche, Biskuit und Zitrus fügen sich einfühlsam ins Geschehen ein. (88)

Taste: Würzig, sehr salzig und vor allem sehr ölig im Geschmack, da finde ich das fettig-fleischige Entenbrustelement wieder. Kaum aschig, sondern verkohlt bis rußig, als würde man die Straße nach Campbeltown ablecken. Haselnüsse, Rote Beeren und Kieler Sprotten wurden in Zuckersirup eingelegt. (88)

Finish: Das Eichenholz legt nochmal einen Zahn zu, es wird trocken trotz einiger Vogelbeeren. An den Gaumen haften sich Salz, Asche und Fischöl. Auch die Umaminoten sind gekommen um zu bleiben. (88)

Fazit: Streckenweise kann man sich an den Notes von SMWS orientieren, aber es sind einfach zu viele schräge Sachen unterwegs, als dass man eine abschließende Beschreibung abgeben könnte. Dennoch: Irgendwie greift alles ineinander und harmoniert. Gewöhnungsbedürftig, aber ganz großes Kino!

Eine von 195 Flaschen der Ausgabe 93.187, es ist also Glen Scotia enthalten.

Glen Scotia 2013 SMWS 93.187

1st Fill Bourbon Barrel ab dem 07.03.2013 / 58,0%Vol. / Link zur Whiskybase

Eigentlich waren nur fünf Malts für diesen Beitrag vorgesehen, doch dann kamen die mundwässernden Notes von Tobias zum „Baldrick’s aquatic dress turnip“, einem 9-jährigen Glen Scotia und, wie es der Zufall möchte, wurde er fast simultan in einem Forum geteilt. Die Gelegenheit musste ich ergreifen.

Nose: Erster Eindruck: Maritimer Rauch und gepökelte Speckschwarten mit Vanille. Doch er wandelt sich, Butter und Nusscreme mit einem süßem Honigklecks stehen fett und wachsig im Glas. Immer mehr versteh’ ich die Notizen von Tobias, denn Aromen von Diesel, Käse und Gurkenwasser – sogar die Birne – manifestieren sich. Kohle, Pappe und Zitrus lassen keinesfalls Langeweile aufkommen. (86)

Taste: Ölig bis metallisches Mundgefühl, Ruß und Asche sind überall. Hinter dem Dreck finden sich Butter und Gewürze, überraschenderweise auch iodige Frische und wachsige Süße. Es wird vegetativ bis fettig, mit Erinnerungen an angekohlter Fischhaut. (84)

Finish: Holzkohle eingelegt in kalter Asche und Salzlake. Durchaus kraftvoll und lang anhaltend. Ein paar Spritzer Diesel durchdringen die ansonsten eher trockene Stimmung, ölig und mit Austern angereichert. (85)

Fazit: Ein Malt, bei dem einfach nur schräge Notes herauskommen können. Trotz der teils abenteuerlichen Kombinationen ist er für mein Empfinden harmonisch und in sich konsistent. Stellenweise vielleicht ein bisschen zu greasy. Zurück bleibt ein Gefühl von Zufriedenheit.

I just love this Refill Bourbon Casks. Die Society holt da wirklich viel aus den Malts heraus und macht überhaupt vieles richtig. Eine der wenigen im Business, die es heutzutage noch schaffen, regelmäßig ansprechende Abfüllungen auf den Markt zu bringen. Vielleicht leiste ich mir doch irgendwann einmal eine Mitgliedschaft.

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Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase