Malts of Islay
Dem Paderborner Abfüller Malts of Scotland gelingt es immer wieder, mit besonderen Abfüllungen auf sich aufmerksam zu machen. Einzelfässer in Fassstärke hab ich eh immer gern und ein Blick in mein Sampleregal haben mich zu einem kurzen Spaziergang auf Islay inspiriert:
The Dark Side of Islay 19 Jahre MoS 21023
3 Wine Casks, Married & Finished in Sherry Cask bis 2021 / 51,5%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein Blend aus drei Rotweinfassreifungen aus drei ungenannten Brennereien. Je ein Fass stammte aus Frankreich, Spanien und Italien. Diese drei Fässer wurden für sechs Monate in zwei Oloroso Sherry Butts gefinished, 1.225 Flaschen war das Ergebnis. Auf dem Etikett steht der Name ‚Daill‘, jedoch bleibt unklar, welcher Zusammenhang zwischen diesem Whisky und der von 1814 bis 1834 betriebenen Islay-Destillerie besteht.
Nose: Rotbeeriger Rotwein und Sherry vertragen sich recht gut, stützen einander und heben sich gegenseitig empor. Cremige Vanille und Kirschen haben einen aromatischen Auftritt. Schwarzer Ruß vereint sich mit der rohen Würze von Holz und Wein. Des Weiteren sorgen Blütenhonig und ölige Salzlake für Tiefgang. (87)
Taste: Erdig, rußig, würzig und salzig – das erinnert doch stark an Port Charlotte und/oder Bowmore. Kakao und Tabak folgen der herben, aber samtigen Eiche. Neben Sauerkirschen wieder viele rote, säuerliche Beeren in einem Bett aus Asche. (85)
Finish: Glimmende Holzkohle wird in Asche und Erde verscharrt. Mit dem Holz gehen erneut herb-bittere Töne einher, die Würze ist etwas flach. Stark gesalzene Mandeln und Haselnüsse lockern das Ganze auf. Von der roten Frucht des Weines finde ich nur Nuancen. (86)
Fazit: Fängt vielversprechend an, hat sogar einen sehr schönen Eigencharakter, doch beim Trinken wird deutlich, dass Whisky und Rotwein nicht immer den selben Rhythmus haben. Und diese Disharmonie beansprucht doch ziemlich viel Aufmerksamkeit.
Port Charlotte 2001 MoS Cask 829
Sherry Hogshead 06.12.2001 bis 03.2009 / 66,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Von den Eckdaten her ein echtes Brett aus dem Hause Bruichladdich. 313 Flaschen wurden seinerzeit abgefüllt.
Nose: Dieser typisch erdige, salzige Ruß ist gleich vornedran und und schreit PC. Mit Marzipan und Butterscotch geht’s weiter, genial flankiert von Bienenwachs. Mit mehr Wartezeit dringen Zimtgewürze und Orangentöne durch. Ach ja, der Sherry. Keineswegs jung und wild, eher gesetzt und gut komponiert. (91)
Taste: Die Asche und der erdige Ruß sind sehr präsent, ausgesprochen salzig und leicht mineralisch. Darauf reiten der cremige Sherry und verschiedene Zitrusfrüchte. Schönes Zwiegespräch aus Eichenholzwürze und Karamell. Das Bienenwachs ist wieder da, mit wohldosierten Tanninen im Schlepptau. (89)
Finish: Es wird medizinisch mit Iod und einigen Pflastern zwischen all der Asche. Halbverkohltes Eichenholz bringt einige Tannine und Schwefel ins Spiel und mir fallen noch folgende Attribute ein: erdig, wachsig, salzig, süß, würzig. (87)
Fazit: Auch, wenn die Nase unerwartet „mild“ rüberkommt – zum Trinken empfiehlt sich definitiv die Zugabe von Wasser. Dann wird er süßer und der Schwefel fällt nicht mehr so ins Gewicht. Ein Dram davon am Abend reicht, im Anschluss hat auch kein Octomore mehr eine Chance.
Ardbeg 2000 MoS 16016
Sherry Butt 16 Jahre bis 2016 / 54,8%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein unabhängiger Ardbeg macht Freude, die in letzter Zeit probierten Committee & Feis Ile waren nicht so berauschend. Ein einzelnes Sherry Butt ergab 540 Flaschen.
Nose: Dicht, aschig und speckig, wie in einer Räucherkammer. Der cremig-karamellige Sherry wartet mit dunklen Früchten auf, Kirschen und Datteln etwa. Der Brennereicharakter bringt einige Zitronen, Orangen und Apfel. Salziger Honig und Maschinenöl kleben an würzigem Eichenholz. (88)
Taste: Würzig und salzig, wie zu erwarten viel Asche. Dazu Ruß, Erde, Mineralien. Zitrus ist auch da, der Sherry ist aber weniger ausgeprägt. Karamellisierter brauner Zucker verbreitet eine klebrige Atmosphäre. (86)
Finish: Im Prinzip sehr ähnlich zum Geschmack, nur nochmal eine Spur salziger. Er wirkt sehr harsch, weshalb er mich nicht wirklich zum weitertrinken animiert, aber die Aromenstruktur passt nichtsdestotrotz. (85)
Fazit: Im ersten Moment war ich versucht, diesen Malt als moderne, aufgesetzte Rauch-und-Sherry-Bombe einzuordnen. Mit etwas Zeit und Aufmerksamkeit entwickelt er sich aber zu einem mehrschichtigen Punch, allerdings ohne zu begeistern.
Bunnahabhain 1989 MoS 20010
Bourbon Hogshead 30 Jahre bis 2020 / 44,4%Vol. / Link zur Whiskybase
Schön, zur Abwechslung mal eine reine Bourbonreifung zu haben. Mal sehen, ob sich dieser 30-jährige Bunna seinen Platz in der Bottling-Serie Warehouse Diamonds verdient hat. Selten ist er schon mal, gerade 123 Flaschen beträgt die Auflage.
Nose: Honig, Zuckerwatte und Geleebonbons schwirren umher – dieser Malt ist sehr süß. Das Gelee hat Apfel-, Zitronen- und Bananengeschmack. Kandierte Ananas und Orange erweitert die Obstpalette. Vanille, Shortbread und Nussschokolade durchbrechen die fruchtige Phalanx. Sanfte Gewürze und Salz wirken im Hintergrund. (89)
Taste: Weniger fruchtig, dafür schön würzig, deutlich malzig und leicht wachsig. Eine mit Nelken bespickte Grapefruit wird gut in Szene gesetzt. Eichenholz und verschieden Nüsse bilden ein grundsolides Fundament. Die Süße ist auch präsent, aber weniger aufdringlich. (89)
Finish: Cremiger Blütenhonig wurde mit oben genannten Früchten versetzt. Wachsplättchen und reiche Eichenholzgewürze finden sich ebenfalls in der Mixtur. Blanchierte Salzmandeln kreieren einen feinen Unterton. (90)
Fazit: Das etwas andere Gesicht von Islay. Lieblich und filigran, aber keinesfalls schwach, hier ist noch ausreichend Kraft vorhanden. Er entwickelt sich wunderbar im Glas, man sollte sich viel Zeit und mehrere Schlucke gönnen. Weder Rauch noch Schwefel trüben das Erlebnis.
Bowmore 1987 MoS 17014
Refill Sherry Butt bis 2017 / 51,3%Vol. / Link zur Whiskybase
Noch ein Warehouse Diamond zum Abschluss. Einen so alten Bowmore bekommt man selten genug ins Glas.
Nose: Der Sherry bringt sich sofort in Position mit Aprikosen, Trockenpflaumen und Kirschen. Bald dahinter folgen schokoladige und karamellige Anklänge von Krokant, salzigen Nüssen und Kakaobohne. Vom Rauch ist nur ein zarter Hauch mit floraler, tabakartiger Ausprägung übrig. Banane in Honig und Zimt. (91)
Taste: Die erste Welle ist ölig mit Honig, aber auch salzig und würzig. Die zweite wird von herben Grapefruits und gelbem Obst, wie Banane, bestimmt. Dann wird es noch komplexer mit Eichen- und Sandelholz, Nüssen und Tabak. Medizinisch-mineralische Asche mit Erinnerungen an Lavendel. (89)
Finish: Wachsig und trocken geht es hinab und hinterlässt Aromen von malzigen Gewürzen und dezenter Asche. Honig und gelbe Früchte versuchen, sich festzukrallen. Salz und Zündhölzer stören die Harmonie ein wenig. (88)
Fazit: Beim Trinken ist er dann nicht mehr ganz so stimmig wie beim Vorspiel. Vielleicht liegt es an der berüchtigten Lavendelnote, die dem Image der Bowmores aus dem Ende der Achtziger zugesetzt hat. Zumindest wirkt er auch um Längen nicht so fruchtig, wie man es sich von alten Bowmores wünscht. Trotzdem – drei Jahrzehnte haben einen ansehnlichen Malt geformt.
Ein Spaziergang, den ich gerne wiederholen möchte, wenn es denn nicht mein Budget bei Weitem sprengen würde. Aber ich bin sicher, dass Malts of Scotland uns auch in Zukunft mit vielen tollen Bottlings versorgen wird.
Samples privat gekauft | Bilder eigene Anfertigung und mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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