Caol Ila Schriftzug an der Destillerie

Ein weiterer Besuch bei Caol Ila (+Bonus)

Ich kehre wirklich gerne zu Caol Ina zurück. Zumindest zu den Abfüllungen. Auch wenn diese mittlerweile preislich durchaus anziehen, man kann sie immer noch besser kriegen als alle anderen Islay Destillen. Die Berennerei selbst würde ich auch gerne mal wieder besuchen. Würde mich interessieren was dort seit 2015 passiert ist. Bei meinem Besuch damals war alles ganz klar auf Industriebetrieb ausgelegt.

Heute im Glas habe ich sechs unabhängige Caol Ila und als Bonus eine Abfüllung die ein CI sein soll, von der man es aber nicht weiß. Das Line-up verspricht einige Kracher. Mal sehen ob die Erwartungen erfüllt werden.

Caol Ila 2005 Douglas Laing

Der erste unabhängig abgefüllte ungetorfte Caol Ila. Ich weiß nicht, ob Douglas Laign hier mutig oder klug oder geschickt war. Vielleicht bin ich gleich schlauer. 14 Jahre ist er alt, 338 Flaschen gibt es und er ist 48,4% stark. Die Reifung erfolgte im Bourbon Hogshead. Link zur Whiskybase

Nase: Honigsüß, wachsig, malzig. Mit Früchten, Orange, Zitrone und Stachelbeere. Dazu Kräuter und Gräser. Vielleicht auch etwas Kakaobutter oder milder Käse? Mit der Zeit kommen ein paar brotige Noten.

Mund: Immer wieder wechseln sich würzige Noten mit Früchten ab. Zitronen und Pfirsich, Stachelbeeren. Ein paar Bitterstoffe Richtung dunkle Schokolade und Kaffee.

Abgang: Brot und Brotgewürze. Grasige Noten bleiben, auch wieder Kaffee. Alkoholische Dämpfe bringen eine leichte Süße. Nach einiger Zeit wird er etwas holzig. Das ist unangenehm.

Fazit: Kann man sehr gut trinken. Den Caol Ila hätte ich in 100 Jahren nicht erraten. Eher einen Lowlander oder so. Aber mit ungetorften CI hab ich auch kaum Erfahrung. Die leichte Fehlnote ganz zum Schluss hätte nicht sein müssen. 83/100

Caol Ila 2011 Asta Morris

Ein eher junger Vertreter kommt als nächstes. Nach nur sieben Jahren im Fass, konkret einem Sherry Cask, hat Asta Morris diesen abgefüllt. Der belgische Abfüller erzielte dabei 185 Flaschen mit 55,9%. Wenige Flaschen und für das Alter niedrige Prozente könnten ein Hinweis auf ein Leck sein? Link zur Whiskybase

Nase: Die Gischt schlägt mir ins Gesicht. Dabei auch gleich noch ein Schwung Seetang. Hinter mir gibt es ein Barbecue über weiß glühender Kohle.

Mund: Ein leckerer Süßwein ist mein erster Gedanke, wenn der Malt den Mundraum füllt. Dann wird er direkt leicht medizinisch. Die Süße wird durch eine schöne Säure gekontert.

Abgang: Vom Grill werden mit Erbsen mit Speck gereicht. Irgendwie sind die süß mariniert. Gleichzeitig ist da Asche und hinten raus wird er immer trockener,

Fazit: Crazy good. So geht junges Gemüse aus dem Sherryfass. Gute Auswahl von Asta Morris. Der durfte raus aus dem Fass, egal ob er musste. 90/100

Caol Ila 2009 North Star Spirits

Aus der elften Cask Series des schottischen Abfüllers North Star Spirits stammt dieser 11 Jahre alte Caol Ila. Fassstarke 58,2% haben die 410 Flaschen aus dem 1st Fill Oloroso Sherry Butt. Link zur Whiskybase

Nase: Kräuter und Asche, sowie eine feine Sherrynnote. Ein wenig Torf dazu. Im Hintergrund ist auch noch Zitrus. Die Klammer darum bilder eine Meeresbrise.

Mund: Kurz blitz ein kaltes Lagerfeuer auf. Dann kommt ein Zwicken in der Zunge und er wird wärmend. Süßer Torfrauch kommt hinterher. Honig und Kräuter. Der Sherry ist nur begleitend zu erkennen. Das passt sehr gut.

Abgang: Wunderbar süß und kräutrig. Honig Galore. Mit etwas Zitronen und auch Torf. Dann ist das Meer wieder da. Dort findet jetzt ein BBQ statt.

Fazit: Wunderbare junger Caol Ila. Und er wirkt dabei gar nicht so jung. Das Sherryfass ist nur ein Begleiter, das passt hier auch gut. Die maritimen Noten gefallen mir am besten. 88/100

Caol Ila 2003 Gordon & MacPhail

Eine Abfüllung für fassstark.de, meinem liebsten deutschsprachigen Whiskyforum. Sogar die erste ihrer Zunft, um genau zu sein. Von Gordon & MacPhail nach 13 Jahren abgefüllt kamen aus diesem 1st Fill Bourbon Barrel 194 Flaschen mit 53%. Link zur Whiskybase

Nase: Rauch und Asche. Torf und Zitrus. Minze, Methol und Banane. Fette, ölige Noten und Vanille. Da ist so viel los in der Nase, ich kann gar nicht mehr aufhören zu riechen.

Mund: Etwas Gurke mit Salz, süße sirupartige Melange, präsenter Torf, interessanter Weise erst nach kurzer Zeit wärmend, dann auch Chili und Pfeffer. Pfirsich und Papaya, Vanille, Milchkaffee.

Abgang: Eine schöne Süße rinnt den Rachen runter. Die Asche ist wieder da. Er wird etwas malzig und damit kommt die Banane zurück. Was bleibt ist leicht würzig mit einer Prise Ingwer.

Fazit: Ziemlich, ziemlich gut. Hut ab für diese Auswahl. Ich glaube bei den Betreibern, und damit auch den Auswählenden des Fasses, gilt die Devise: Was überzeugendes Abfüllen oder gar nichts. Gut so! 90/100

Caol Ila 2003 Gordon & MacPhail

Die Kombination aus einer tollen Destillerie und der Abfüllreihe Connoisseurs Choice Cask Strength regt immer mein Interesse. Gordon & MacPhail hat hier seit dem Reboot hier wirklich tolle Sachen rausgebracht. Deshalb ist natürlich auch dieser 15 jährige Caol Ina aus dem 1st Fill Bourbon Barrel von Interesse. 206 Flaschen mit 56,5% wurden exklusiv für Kirsch Whisky abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Mineralische Asche und süßliche Vanille. bilden eine riesige Wolke über dem Glas. Wenn man näher ran geht, dann kommen noch Torf und Seetang. Dazu helle Früchte. Das geht gut los.

Mund: Phenolisches Bananenweizen. Bananenweizen ist jedem ein Begriff, oder? Oder? Dazu gegrillte Früchte im Seetangmantel. Das Malz vom Bier beginnt langsam zu dominieren.

Abgang: Das ist nach dem Schlucken dann weg. Wäre wahrscheinlich dann auch zu viel des Guten. Jetzt bleibt noch Salz, Seetang, Asche, Torf, Zitrone, Grapefruit. Das ist ein wohlbekannter Caol Ila mix, den ich gerne mag.

Fazit: Sehr lecker! Im Mittelteil muss man nicht unbedingt ein Fan vom Bananenweizen sein, abstossend sollte man es dennoch nicht finden. Wenn das ok geht, dann ist man als Caol-Ila-Head gut bedient. 89/100

Caol Ila 1996 Gordon & MacPhail

Finale: Weil so schön war nochmal GMCCCS (wir lieben alle Akronyme, oder?). Diese 23 Jahre alte Abfüllung ist durch ihr Alter noch mal interessanter. Sie hat 58,3% und ist 519 Flaschen stark. Die Reifung erfolgte in einem Sherry Butt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine schöne Kombination aus dezentem Torf, trockenem Rauch, Kohle, Asche und Früchten. Kirschen, Feigen, Trauben. Der Verbinder ist ein Tag am Meer. Mit der Meeresbrise, der Gischt dem Seetang und auch ein wenig Treibholz. Das passt einfach sehr gut zusammen und ist vielschichtig.

Mund: Der Start ist gleichzeitig rund und weich und tough. Die Zunge wird gefordert vom Alkohol und den intensiven Aromen die aus der Nase weitergegeben werden. Die Früchte werden jetzt dunkler. Heidelbeeren, Brombeeren. Dazu kommt noch eine leichter Barbecueanklang. Und Nüsse. Muss mal wieder was mit Feigen und Walnüssen essen glaube ich. Das ist eine tolle Kombi.

Abgang: Die Bitterstoffe kommen hervor. Die maritime Note darf noch mal mitspielen und der Fruchtkorb wird um Orangen ergänzt. Torf und Rauch spielen nur noch eine Nebenrolle.

Fazit: Ein richtig guter Caol Ila. Richtig gut. Ich finde es schön zu sehen, dass die Kombination Peat und Sherry so viele Facetten haben kann. Keine Einbahnstraße und kein “ich weiß vorher schon was kommt”. 90/100

Port Askaig 19-year-old Speciality Drinks Limited

Ok, einen hab ich noch. Speciality Drinks ist ein Business von Sukinder Singh, der Mann hinter The Whisky Exchange. Als dieser Port Askaig abgefüllt wurde war das noch sein unabhängiger Abfüller. Heute entspricht das Elixier Destilliers als Teil von Speciality Drinks. Soviel zum Drumherum, was ist im Glas und der Flasche? Ein 19 Jahre alter unbekannter Islay Whisky. Bei Port Askaig handelt es sich häufig, und wie die Vögelchen singen auch hier, um Caol Ila. 50,4% hat er, zu Flaschenzahl und Fass/Fässern habe ich nichts weiter gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Ein großer Schwung Seetang und kalter Rauch, etwas Asche und auch Torf. Ganz klares Islay-Profil. Eine ganz leichte Honignote, oder eher Propolis vielleicht. Nach einiger Zeit kommt dann eine nasse Schiffsplanke dazu. Das ganze wird immer wieder mal mit etwas Zitrone besprenkelt.

Mund: Eine Melange an Salz, Mineralität, Honig und Zitrusnoten. Dazu gibt es Torf und Rauch, aber weit weniger expressiv als in der Nase. Das Fass/die Fässer sind auch immer wieder merkbar durch einiges an Holz.

Abgang: Schön salzig mit Rauch, Asche, kaltem Lagerfeuer. Ein wenig durchgebruzelter Speck. Eine schöne Süße, vielleicht durch eine milde Barbecue-Sauce. Trocken und leicht bitter.

Fazit: Finde ich absolut lecker. Mit wenig Abstrichen vielleicht. Gibt immer wieder mal ein Aufblitzen von zu viel Fass. Bleibt aber alles im Rahmen. 87/100

Weiter so!

Klar, das war keine zufällige Auswahl. Durch vorherige Recherche und den gepflegten Austausch in den Foren habe ich hier einige Abfüllungen rausgesucht, die vielversprechend waren. Eine fast durchgängig so hohe Qualität habe ich allerdings nicht erwartet. Spontan würde ich sagen: Ich muss mehr Caol Ila probieren. Das lohnt sich.

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von fassstark.de | Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft