Ardbeg Sampleabbau

Es geht mal wieder an die Südküste von Islay, nach Ardbeg, der östlichsten der mittlerweile vier Brennereien, die sich in dieser Region tummeln. Das wird jetzt auch schon mein sechster Beitrag, bei dem ausschließlich Originalabfüllungen von Ardbeg am Start sind. Früher haben die Produkte dieser Destillerie meinen Geschmack besser getroffen, heutzutage hat der Begeisterungsfaktor deutlich nachgelassen und deshalb war es mal wieder an der Zeit für eine Sampleabbauaktion.

Eine Flasche Ardbeg "Airigh nam Beist"

Ardbeg Airigh nam Beist 2008

Eichenfässer 1990 bis 25.02.2008 / 46%Vol. / Link zur Whiskybase

Aus der „Höhle der Bestie“ gab es von 2006 bis 2008 mehrere Handvoll Batches, allesamt in 1990 gebrannt.

Nose: Zwischen sanftem Rauch, feinen Zitrustönen und einer dicken Schicht Vanillepudding liegt eine ausgeprägte kristalline Süße. Hat was von Fruchtzucker, aber auch Honig. Orange und Das trockene Holz sendet Aromen von Kiefern und Rosmarin aus. Später entwickelt sich noch ein bisschen Räucherfisch. (88)

Taste: Kräftig, aber maßvoll schiebt sich der würzige Rauch vorwärts. Unmengen von süßlichen Früchten werden vor dem Smoken in Honig gedippt, von Aprikose bis Papaya ist da alles dabei. Salz, Kardamom und Vanille erweitern die Gewürzpalette. Eiche mischt ebenfalls mit. (88)

Finish: Die vielfältigen Früchte rücken näher an das würzige Eichenholz. Fluffige Ascheflocken und verrußte Metallpartikel erfüllen den Raum. Nachdem sich Honig, Salz und Zimt festgesetzt haben, verliert er zwar langsam an Volumen und wird dünner, die Glut wärmt jedoch noch für lange Zeit. (87)

Fazit: Ich vermute stark, dass auch einige Sherryfässer mit in den Mix geraten sind. Für Ardbeg-Verhältnisse schaffen es ziemlich viele Fruchtnoten durch den Aschevorhang, andererseits hatten die Fässer für Ardbeg-Verhältnisse auch ziemlich viel Zeit, ihre Magie zu wirken.

Eine Flasche Ardbeg Kildalton, auf dem Etikett eine stilisierte Version des berühmten Kildalton-Kreuzes.

Ardbeg Kildalton

Bourbon Casks + 1st Fill & Refill Sherry Casks bis 08.2013 / 46%Vol. / Link zur Whiskybase

Die Wiederauflage einer früheren Abfüllung. Einige Jahre zuvor gab es bereits einen Kildalton, der 1980 gebrannt worden war, sowie eine Miniatur aus 1981. Deren Alter betrug damals etwa 23 oder 24 Jahre, davon wird die aktuellere Abfüllung meilenweit entfernt sein.

Nose: Milde Asche versprüht mit der Hilfe von Zitrone und Salz sanften Ardbeg-Flair. Der Sherry meldet sich in Gestalt von frischen Datteln. Feingehobelter Eichenholzstaub und harziges Zypressenholz entfalten ein süßes, würziges Aroma. Nach einer langen Etappe aus Honig, Karamell und ein wenig Speck wird es ruhiger, ein großes Pflaster legt sich über die Szenerie. (84)

Taste: Beginnt mit Asche und Honig, wird kurz rußig und holzig, ebbt dann als medizinischer Ardbeg – Pflaster, Salz und Zitrusakzente – aus. Abgesehen von der leichten Würze, ist er von der Textur her eher watteartig und müde (in Watte gekuschelt würde ich auch einschlafen). Im Gegensatz zur Nase sind die Sherryfässer hier quasi nicht existent. (82)

Finish: Zieht würzig den Rachen hinunter. Die Asche ist mineralisch, könnte aber auch als ‘pulverisiertes Pflaster’ bezeichnet werden. Salz und Holzkohle harmonisieren sich. Die Tannine rangieren zwischen schaumigem Kakao und erdigen Kaffeebohnen. Die harzige, süßliche Zypresse ist zurück. (84)

Fazit: Absolut kein Vergleich zum 1981er Kildalton, der überaus lecker war. Aber der hatte auch um die 24 Jahre Zeit zu reifen, während diese moderne Abfüllung rauchiger und deutlich jünger ist. Zu jung. In Ansätzen zeigt er aber, was hätte möglich sein können, wenn er nicht zu früh den Fässern entrissen worden wäre.

Eine Flasche Ardbeg Blaaack nebst Schaf-bepackter Umverpackung

Ardbeg Blaaack – Committee 20th Anniversary

Pinot Noir Casks aus Neuseeland 12yrs bis 04.02.2020 / 46%Vol. / Link zur Whiskybase

Schafe gibt es in Schottland ja zu Genüge. Ihnen zu Ehren gab es zum Ardbeg Day in 2020 diese Sonderabfüllung. Die verwendeten Rotweinfässer stammen passenderweise aus einem Land mit noch mehr Schafen.

Nose: Kaum Asche, dafür bereiten Brot und Brotgewürze ein warmes Willkommen. Vanille, Blütenhonig und Schinken übernehmen im Anschluss als das tonangebende Trio, unterstützt von gemahlener Eiche und Zimt. Der Wein hält sich stark im Hintergrund und wabert dort in Form von roten Äpfeln, Datteln und Beerenkompott umher. (86)

Taste: Deutlich eichiger, die Würze nimmt mehr Raum ein und auch die Asche wird von einem speckigen Kohlebatzen untermalt. Eine dichte, sämige Mischung aus Honig, Vanillesauce und rotem Beerenpüree setzen dem pfeffrigen Holz gewichtige Süße entgegen. (85)

Finish: Malzig und aschig und immer mehr kommt der schwere, samtige Rotwein zur Geltung. Die Eiche verleiht einen ordentlichen Biss sowie sanfte Tannine, bevor es dann mit Speck und Vanille weitergeht. Die Datteln kehren zurück. (85)

Fazit: Eine sehr durchschnittliche Sonderedition von Ardbeg, nichts stört, nichts glänzt so richtig. Der Einfluss vom Pinot Noir ist solide, kreiert aber einen untypischen Ardie; mein erster völlig ohne Salz und Zitrusfrüchten, glaube ich, was irgendwie seltsam ist.

Eine Flasche Ardbeg dRUM

Ardbeg Drum

Bourbon Casks, Finished in Rum Casks bis 2019 / 46,0%Vol. / Link zur Whiskybase

Whisky in ehemaligen Rumfässern zu lagern ist heutzutage eine nicht uninteressante Option, vor allem wenn im Portfolio des Konzerns sich auch eine Rumbrennerei befindet. Im Fall von LVMH war das von die 10 Cane-Brennerei, welche 2005 bis 2015 auf Trinidad und Tobago produzierte. Ob die Fässer für den Drum von dort stammen, ist mir jedoch nicht bekannt.

Nose: Moderat rauchig, zwischen der Asche und dem Salz liegen – sanft eingebettet – Zitronenschnitten und sämiger Honig. Der Rum steuert etwas Tropenfeeling bei, Banane, Mango, Ananas. Rußiger Schinken passt da gut dazu. (83)

Taste: Süß, salzig und rußig mit cremiger, gelber Frucht. Erdige Gewürze und Aroma von Räucherschinken sorgen für pfeffrige Momente. Er wirkt jetzt nicht ultrajung, aber doch recht generisch und ungereift. Der Rauch geht in Richtung Pflaster. (82)

Finish: Abgesehen von dem würzigen Rauch-Eichenholz-Konglomerat kommt da nicht mehr viel. Dünn und jugendlich, sogar für eine Ardbeg-Sonderabfüllung. (78)

Fazit: Rumfässer und Whisky können gut harmonieren – hier ist das jedoch nicht der Fall. Der Rum dümpelt an der Oberfläche rum, er kreiert keine Tiefe, keinen Früchtekick. Und wenn sich mal das Fassholz zeigt, dann ist das auch eher ernüchternd. Die Committee-Version hat mir da noch einen oder zwei Ticken besser gefallen.

Eine Flasche Ardbeg Ardbog nebst Schutzkarton.

Ardbeg Ardbog

10 Jahre in Bourbon Barrels & Manzanilla Sherry Butts bis 2013 / 52,1%Vol. / Link zur Whiskybase

Ganze 13.000 Flaschen gab es hiervon im Rahmen des Feis Ile 2013 zu ergattern. Bin gespannt, ob der üblicherweise trockene Manzanilla Spuren hinterlassen hat.

Nose: Asche und Ruß wirken ein wenig salziger, als bei Ardbeg üblich. Der Sherry wirft Akzente von frischen Datteln und Nüssen in den Ring. Vanillesauce, Banane und Zitrus sind gelegentliche Besucher, während Honig, BBQ und Räucherschinken es sich auf lange Sicht gemütlich gemacht haben. (87)

Taste: Lebendig bis prickelnd, auch hier fällt die mit Asche versetzte Sole zuerst auf. Das Eichenholz ist verkohlt und würzig, lässt aber genug Platz für Blütenhonig und diverse Zitrusfrüchte. Die Vanille passt da gut rein. (86)

Finish: Das Eichenholz ist sehr präsent, bleibt jedoch in einem angenehmen Maß. Asche, Salz und Zitrone versetzen gedanklich in eine warme Sommernacht. Der Honig bekommt einen wachsigen Touch. (85)

Fazit: Dank Manzanilla ein recht komplexer Trinkmalt, ohne ihn wäre das ein eher langweiliger 10-Jähriger geworden. In der Nase deutlich eleganter und ausbalancierter, beim Trinken legt er dann kraftvoll los, so wie man es von einem Ardbeg in dem Alter gewohnt ist.

Eine Flasche Ardbeg Supernova, die 2010er Edition, nebst Schachtel.

Ardbeg Supernova SN2010

Eichenfässer bis 11.03.2010 / 60,1%Vol. / Link zur Whiskybase

Zum Schluss eine Sternenexplosion, auch davon gab es bei Ardbeg schon einige. Der Rauchanteil von 100ppm liegt weit über dem normalen Südküstenniveau.

Nose: Selbst für Ardbeg-Verhältnisse ist die (kandierte) Zitrone laut, aber eben auch lecker. Dazu der cremige Rauch, der durch seine salzig-mineralische Art Assoziationen an einen andockenden Fischkutter weckt. Fichtenzweige werden mit Honig und Karamell überzogen, sodann mit Milchreis und Nelkenstaub beworfen, im Anschluss gepfeffert und eingeäschert. Zwischendurch ausgesprochen Fleischig. Mit Wasser wird er erdiger, Kaffee und Tabak. (86)

Taste: Außer Rauch, Ruß und Asche erst mal nicht viel los, mir persönlich etwas zu medizinisch. Nur langsam schält sich die Zitrone ins Bewusstsein zurück. Plötzlich wirkt er ziemlich jung, fast schon wie New Make. Pfeffriges Eichenholz und Bitterstoffe schaffen es nicht, die Balance zurückzugewinnen. (73)

Finish: Bandagen werden in Iod, kalter Asche und in Fahrradreifenabrieb eingelegt. Bäh! Intensiver Luftballon erinnern mich an ein Kindheitstrauma. (10)

Fazit: Passiert das, wenn Ardbeg versucht, Laphroaig zu imitieren? Auf einen vielversprechenden Start folgt ein böses Erwachen. Jetzt ist erstmal Zähneputzen angesagt.

Ardbeg liefert schon lange keine Offenbarungen mehr… gut, dass das Zeuch jetzt weg ist, die Qualität dieser Spezialabfüllungen schwankt teilweise sehr stark. Bei Ardbeg kann man froh sein, dass rauchiger Spirit produziert wird, denn ohne diesen Deckmantel wären die ganzen No-Age-Statements nur schwer genießbar.

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Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase