Deanston hoch drei
Als am 28.08.2006, am 14.06.2007 und am 13.08.2008 in Deanston gebrannt wurde, ging ein beträchtlicher Anteil des Rohbrandes an den unabhängigen Abfüller Signatory Vintage. Laut der bekannten Datenbank für Whisky hat Signatory bereits einige Einzelfassabfüllungen aus diesen drei Tagen herausgebracht. Im folgenden drei Abfüllungen aus SV’s Cask Strength Collection, jede aus einem erstbefüllten Sherryfass und in einem ähnlichen Alter – die unterschiedlichen Jahrgänge lassen sich also gut vergleichen.
Deanston 2006 SV Cask 900126
1st Fill Sherry Butt 28.08.2006 bis 09.03.2018 / 64,6%Vol. / Link zur Whiskybase
Normalerweise verdünnt Deanston den New Make auf 63,5%, bevor er in die Fässer kommt, aber wahrscheinlich konnte Signatory Vintage darauf Einfluss nehmen und den Spirit ohne Wasserzugabe in die Fässer füllen. Die drei Single Cask Collection kommen mit wirklich knackigen Volumenprozenten daher. Aus diesem 2006er Fass konnte man elf Jahre später 640 Flaschen ziehen.
Nose: Alkohol, Shortbread und cremig bis fruchtiger 0815-Sherry bestimmen die ersten Minuten. Es folgen Gewürze, Honig und Schokolade, was sich winterlicher anhört, als es wirklich ist. Lakritze und Pflaumensirup halten den Malt simpel und klebrig. (80)
Taste: Wow, den Alkohol muss man erst einmal aushalten können! Verbranntes Karamell und bitteres Holz sind da nicht unbedingt die erhoffte Veränderung. Tabak, Nüsse und Gewürze schon eher. Schwarzkirschen und Pflaumenmarmelade als Indiz für ein nasses Fass. (78)
Finish: Verbrannte Kräuter und Tannennadeln verbreiten sich in sirupartiger Textur. Das Eichenholz durchbricht diese Phalanx mit Nelke, Zimt und Nüssen. Der Sherry ist auch irgendwie da. (78)
Fazit: Selten eine so langweilige Sherryfassreifung gehabt. Zu keiner Zeit hatte ich den Eindruck, dass sich Fass und Fassinhalt vertragen. Nach Wasserzugabe wird er eine Spur interessanter, aber die Alkoholschärfe bleibt bestehen, auch dann, wenn er gefühlt schon verwässert ist.
Deanston 2007 SV Cask 900142
1st Fill Sherry Butt 14.06.2007 bis 12.02.2020 / 64,5%Vol. / Link zur Whiskybase
Mit zwölf Jahren nochmal ein Jahr älter. Ob sich in der zusätzlichen Reifezeit viel getan hat? 630 Flaschen ergab das Fass.
Nose: Startet ähnlich wie der 2006er, nur deutlich wachsiger und nicht so vom Sherry getrieben. Stattdessen frische Orangen mit ein wenig Himbeere und Apfel. Schokoladiges Karamell wird mit gemahlenen Nelken und Zimt bestäubt. (84)
Taste: Wie zu erwarten sehr scharf, aber das Bienenwachs schafft es, die Attacke ein bisschen abzufedern. Das Eichenholz ist erst recht tanninreich, geht dann jedoch in prickelnden Gewürzen sowie einigen Nüssen auf. Äpfel, Tabak und Karamell verleihen dem Malt zwar zusätzliche Facetten, allerdings keine Tiefe. (82)
Finish: Die arg strapazierte Zunge registriert noch das intensive Eichenholz und einige süßliche Wachsplatten, knickt kurz unter dem betäubenden Einfluss des Alkohols ein. Im Anschluss hauptsächlich trockene Einflüsse aufgrund von Gewürzen und Kakao, der Sherry spielt nur eine untergeordnete Rolle. (83)
Fazit: Im Vergleich zum Fass Nr. 900126 macht der Sherry eine bessere Figur, die Frucht ist nicht so einseitig. Was den 2007er aber wirklich rettet, sind die geschmeidigen Wachse, die als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Aromen fungieren. Auch Wasser kann hier mehr positives herauskitzeln.
Deanston 2008 SV Cask 900073
1st Fill Sherry Butt 13.08.2008 bis 12.02.2019 / 67,6%Vol. / Link zur Whiskybase
Nun der jüngste im Bunde, es gibt nochmal 3% obendrauf. Der Rohbrand enthält bei Deanston im übrigen ca. 69% Alkohol – viel ist also nicht verdunstet. Eine von insgesamt 599 Flaschen:
Nose: Mehr Eiche, Gewürze (Zimt, Nelke, Kardamom) und auch mehr Nüsse, als die anderen zwei. Der Sherry ist auch ähnlich gut eingebunden wie beim 900142 und hat auch die gleiche Orangennote. Winterapfel mit Karamell, feinstes Bienenwachs sowie schwarzer Tee verbreiten vorweihnachtliche Stimmung. Die Frucht wird komplexer, bleibt aber dezent und verwoben, sodass es kaum sinnvoll ist, ins Detail zu gehen. (85)
Taste: Hier spiegelt sich die Nase wider: Eiche mit cremigen Tanninen und Gewürzen, triefenden Bienenwaben und ein bunt gemischter Obstkorb, welcher teils sherryrot, teils bourbongelb auftritt. Chiliöl belegt den Gaumen, dann wird es trocken bis säuerlich herb. Warehouse Manager! Mit dem Fass stimmt was nicht… (83)
Finish: Mit dem Eichenholz kommen Schwefel und leider auch Low-Quality-Sherry ins Spiel. Viel zu sauer, da ist was schief gelaufen. Gewürze und Nüsse sind glücklicherweise auch noch da, gepaart mit Kakao und Karamell. Wachs und Tabak sind ebenfalls auf der gelungeneren Seite. (80)
Fazit: Mit viel Wasser wird er stimmig(er), wachsiger und das Eichenholz macht einen verbesserten, beinahe annehmbaren Eindruck. Pur nur was für Hartgesottene, und das liegt nicht etwa am Alkoholgehalt, sondern vielmehr an den Fehlaromen vom Fass. Als wäre ein ausgelutschtes, verbrauchtes Fass mit ein paar Litern Süßwein zwangsbelebt worden.
Zwei zum Preis von Einem! Naja, fast. Der hohe Anteil an Alkohol ermöglicht dem Trinker, diese Abfüllungen gewaltig zu strecken. Was ich auch durchaus empfehlen kann! Zwar bleiben diese Tropfen stets scharf auf der Zunge, aber mal profitiert die Nase, mal die Geschmacksknospen von einer ausgiebigen Wasserbehandlung. Einen optimalen Punkt habe ich allerdings nicht gefunden. Zusammengefasst lässt sich sagen, 900126 ist modern und unbeeindruckend, 900142 ausbalancierter mit weniger Störfaktoren, 900073 eine vom Fass verunstaltete Kombination aus den beiden anderen. Generell scheint der eher leichte Brennereistil nicht robust genug für derart übertriebene Alkoholstärken zu sein. Diese Hochprozenter von SV man also ohne Bedenken ignorieren, es gibt ausreichend leckerere Abfüllungen von Deanston.
Mehr zu: Deanston
Flasche & Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.