Whisky Island (Teil 3): Orkney

Normalerweis widme ich die Whisky Island Posts immer mehreren Inseln, heute bleibe ich ausschließlich auf Orkney. Im Gegensatz zu Islay sind dort nur wenige Destillerien, aber immerhin zwei: Scapa und Highland Park. Von ersterer gibt es nicht gerade Abfüllungen wie Sand am Meer. Dennoch hoffe ich der eine Kandidat wurde genau beim richtigen Sonnenstand abgefüllt, ich verspreche mir viel. Und auch sonst sind schon wieder ein paar Hochkaräter dabei und vielleicht auch einige Unbekannte mit Potential.

Highland Park 2007 – Gordon & MacPhail

Eine Flasche Highland Park 2007 von Gordon & MacPhail

Eine unabhängige HP Abfüllung mit Namen drauf. Heute eine Seltenheit, damit ist auch klar, der wurde schon vor ein paar Jahren abgefüllt. 2016 konkret und zwar von G&M in der „Cask Strength“ Serie. Diese gibt es so heute auch nicht mehr. Ein Small Batch von sechs Bourbon Barrels ergab eine unbekannte Anzahl an Flaschen mit 58,8%. Link zur Whiskybase

Nase: Salzig und zitronig geht es los, wechselt dann aber schnell zu Heidekraut und mildem Rauch. Dazu Vanille und ein paar Waldnoten. Tannennadeln und Eukalyptus. Allerdings für mein Gefühl etwas künstlich, so wie bei Putzmitteln.

Mund: Wärmen, mit einer anpackenden Säure. Der Alkohol zwickt ordentlich in der Zunge. Nach ein paar Umdrehungen wird es schön süß mit einer ganz leichten Rauchnote. Zitrusnoten, kommen zu Milchkaffee und einer starken mineralischen Note.

Abgang: Honigsüß und hellfruchtig geht es den Rachen hinab. Dabei wärmt er ganz ordentlich. Langsam wird es trocken, leicht salzig. Ganz wenige Bitterstoffe sind zu erkennen. Rauch oder dergleichen ist gar nicht mehr da.

Fazit: Ziemlich geradlinig und jugendlich ausdrucksstark. Das macht viel Spaß und lädt durchaus zu mehr ein. 88/100

Orkney 2011 – Phil & Simon Thompson

Wie eben erwähnt, ein paar Jahre später steht auf so einem Bottling einfach nicht mehr HP drauf. Nun, es ist aber ein offenes Geheimnis: Orkney genannte Abfüllungen sind immer Highland Park. Vor allem wenn Wikinger darauf abgebildet sind. Die unabhängigen Thompson Brothers brachten diesen 10 Jahre alten HP 2021 in die Flasche. 387 um genau zu sein. 54% hatte er da noch. Quelle war ein Refill American Oak Hogshead. Link zur Whiskybase

Nase: Süße und kalkige Noten. Mit etwas Zitrone und „General Bergfrühling“. Die Torfnoten sind sehr jugendlich und eher forsch.

Mund: Wieder ein Kiesweg, gemahlene Kreise und Kalk. Nach einigen Umdrehungen kommt dann ein Pfirsichschnaps mit Espresso 50:50. Danach wird es vor allem floral. Gleichseitig wird er sehr stofflig und die Konsistenz sehr dicht. Man kann ihn jetzt fasst kauen.

Abgang: Bitterstoffe und Malz hüllen eine Fischfilet ein. Backfisch im Bierteig vom Grill. klappt sowas? Darüber eine schöne Marinade aus Heidekraut und Zitrone.

Fazit: Was in der Nase noch eher anstrengend daher kommt ist im Abgang großer Spaß. Einer zum Durchkämpfen mit entsprechender Belohnung am Ende 86/100

An Orkney Distillery 2008 – A.D. Rattray for Whiskyfacile

Wieder ein undisclosed Orkney. Diesmal von A.D. Rattray nach 13 Jahren aus einem Bourbon Hogshead in 293 Flaschen gebracht. Und zwar für unseren befreundeten italienischen Blog Whiskyfacile. Da er in der Serie „A Space Whisky Odyssey“ angehört hat er auch noch einen tollen Namen, angelehnt an Homers Werk: Mortals do you think we are? Link zur Whiskybase

Nase: Erneut eine sehr saubere Nase. Diesmal etwas weniger süß und dafür mit noch mehr Kalk und Kraut und Kräuternoten. Der Rauch ist auch etwas stärker ausgeprägt.

Mund: Fruchtnoten kommen zur Komposition hinzu. Unreife Honigmelone, Birne etwas Pfirsich. Damit wird es auch süßer. Die Kräuter sind jetzt im Honig und der Rauch wird sanfter.

Abgang: Zitrone, Orange und Mandarine ausgedrückt auf heißem Stein und dann ein Fisch darauf gegart. Immer wieder wird süßer Sud darüber gegeben.

Fazit: Wunderbarer Trinkstoff. Fast schon gefährlich trinkig. Gleichzeitig mit ausreichend Tiefe. Nur ganz zum Schluß verliert er vielleicht ein wenig seine DNA. Dennoch: Toller Stoff! 89/100 Glückwunsch an Jacopo und Giacomo für dieses gelungene Bottling.

An Orkney Distillery 2007 – Claxton’s for Whiskyshop.nl

Eine Flasche "An Orkney" von Claxton's

Zum 50. Jubiläum des Verharr Whiskyhop – heute Whiskyshop.nl – wurde von Claxton’s dieser Highland Park mit 60% in die Flasche gebracht. 69 Flaschen kamen nach 14 Jahren aus dem Sherry Octave, die geringe Zahl ist für ein Achtelfass aber normal. Link zur Whiskybase

Nase: Leder und süße Gewürze gehen über in Tabak und Trockenfrüchte. Dazu etwas Schokolade, dunkle Früchte aber auch ein paar Gummibärchen und ein frischer Pfirsich. Das ist eine ziemlich perfekte Sherrynase.

Mund: Schokolierte Ingwerfruchtgummis. Gewürze und Brühe. Der Oloroso hat ganze Arbeit gleistet. Dazwischen gibt es noch Kaffee und mit ein wenig Vanillesirup.

Abgang: Der Pfirsich kommt nochmal zurück und die sirupartige, leicht künstliche Süße. Dazu kommen jetzt auch noch paar in Sherry eingekochte Orangen. Erstmalig ist jetzt ein Hauch, aber wirklich nur ein Hauch von Rauch und trockenen Kräutern.

Fazit: Der Alkohol ist perfekt integriert. Keinerlei Bedarf hier wegen dem Alkohol mit Wasser zu arbeiten. Dazu ist es wirklich ein toller Sherrywhisky. Viel Tiefe, Komplexität, keine Fehler. Die DNA von Highland Park ist nahezu gänzlich verloren. Vielleicht kann man aber auch einfach nicht beides haben. 90/100

Highland Park 1968 – Duncan Taylor

Eine Miniatur Highland Park 1968 von Ducan Taylor

Ein 40 Jahre alter Highland Park. Alleine die Tatsache ist schon eine Sensation. Noch dazu bereits 1968 gebrannt. Duncan Taylor hat ihn aus einem Oak Cask in 139 Flaschen mit 40,9% gefüllt. Zum Review hatte ich etwas aus der korrespondierenden Miniatur. Links zur Whiskybase: 5cl | 70cl

Nase: Honigsüß geht es los. Mit Bienenwaben und auch Wachs darunter gemischt. Eine eher herbe und kräftige Honigsorte. Dazu Malz und Brot, sowie auch Kiesel und Kalk. Alte Bücher, staubige Seiten, ein wenig Leder. Ganz leichter Rauch steigt auf und dahinter erhebt sich eine Wiese mit Heidekraut in voller Blüte. Wenn das Glas länger steht kommen auch noch einige gelbe Früchte dazu. Halleluja.

Mund: So geht es auch weiter. Darunter mischt sich eine alte Bourbonfassnote, die immer schwer beschreiben kann, die man aber bei aktuellen Abfüllungen wirklich selten findet. Ein wenig Seife oder Limette blitzt mal zwischendurch. Ansonsten ist auch wieder das Heidekraut sehr dominant, zusammen mit Papier, vor allem alt und trocken.

Abgang: Eine leichte Süße kehrt zurück mit einer dezenten Fruchtnote. Malz und Kraut sind auch noch da, eine leise Begleitung zur Tür hinaus. Honig und Wachs bleiben auf eine trockene Weise noch sehr lange im Mundraum.

Fazit: Eine Freude den hier probieren zu dürfen, vielen Dank dafür an Alex! Der Körper und der Abgang können mit der Nase nicht mithalten, sonst wäre dies ein flüssiger Traum und wahrscheinlich ein Gral für viele Highland Park Fans. Es liegt ggf. auch an der Alkoholstärke, bzw. dem Mangel daran. Wurde er doch abgefüllt, kurz bevor er sich nicht mehr Whisky nennen durfte. Anyway: 90/100

Scapa 08-year-old – Gordon & MacPhail

Eine Flasche Scapa 08-year-old von Gordon & MacPhail

Zu guter letzt noch ein Vertreter der „anderen Destillerie auf Orkney“. Vermutlich eine Art der Licensed Bottlings von Gordon & MacPhail. Dieses wurde dann von Guiseppe Meregalli nach Italien importiert. Abgefüllt wurde die unbekannte Flaschenanzahl aus unbekannten Fässern mit 57%. Da es eine 75cl Abfüllung ist gehe ich von einem Bottling aus den 1970ern aus. Link zur Whiskybase

Nase: Sofort nach dem Einschenken kommt ein dampfiger Schwall, der fast schon an ätherische Öle versetzt mit Alkohol erinnert. Klosterfrau Melissengeist anyone? Das legt sich schnell, es bleibt aber auf höchster Intensität. Kiesstaub und Kartonagen werden durch frisch gebrochenen Pfeffer in die Nasenschleimhäute gehämmert. Lässt man ihn noch ein wenig ruhe, dann kommen langsam ein paar Honignoten und gelbe Früchte durch. Eine Meeresbrise zieht auf und eine Packung Fisherman Friend wir geöffnet.

Mund: Der Alkohol zwickt in den Mundschleimhäuten, das wird aber schön durch fruchtige und süße Noten gekontert. Hier ist es genau umgekehrt. Die herben wuchtigen Noten kommen erst an zweiter Stelle. Wenn die Jugendlichkeit kurz aufblitzt, dann geht es weiter mit etwas Tabak und auch wieder die Anispastillen. Dann kommt etwas Heidekraut und leichter Rauch.

Abgang: Muscheln, Meerwasser, Heidekraut, Honig und Zitrone. Wohlig wärmend geht es den Hals hinunter. Etwas Malzbonbon ergänzt des Fischers Freund. Wenn er lange im Glas war, dann geht der Abgang in Richtung Met. Die Länge ist sehr angenehm.

Fazit: Wahrscheinlich hätte man mich hereinlegen können und ihn mir als Highland Park verkaufen können. Das ist ein Kompliment würde ich mal sagen. Ich habe wenig Erfahrung mit Scapa, aber so kann man das ziemlich gut trinken. Die Jugend kann und will er manchmal nicht verleugnen, aber das ist vollkommen in Ordnung. Leider eine Abfüllung der Vergangenheit. 90/100

Wann kommt eigentlich die erste Abfüllung für keinehalbendrinks.de?

Nun hier ist der Bestelllink: … Nein eher nicht. Es bleibt aktuell noch ein Traum oder vielleicht sogar weniger als das. Was unsere italienischen Freunde da geschafft und geschaffen haben hat meine volle Anerkennung und Bewunderung. Genauso aber auch alle anderen Abfüllungen im Review heute. Das ist ein unglaubliches Niveau. Und dabei muss sich auch die punktemässig „schlechteste“ Abfüllung keinesfalls verstecken. Auch der ist absolut leckerer Trinkstoff und hat seine Berechtigung. Die Sonne stand also richtig zwischen den Monolithen auf Orkney!

Mehr zu: Highland Park, undisclosed Islands, Scapa
Bilder: Titel: cowbridgeguide.co.uk, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons, Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und freundliche Überlassung von Alex