Whisky Island (Teil 4): Orkney again

Auch wenn auch andere Inseln guten Whisky produzieren: Die Samplebibliothek und die offenen Flaschen meiner Freunde haben gleich nach dem dritten Teil (Link) meiner Inselreihe erneut Orkney das Ziel ist. Vier Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern und zwei originale und offizielle Highland Parks.

Orkney 2011 – Phil & Simon Thompson

Drei Flaschen Orkney 2011 von Phil & Simon Thompson

Welche Destillerie ist es, wenn nur Orkney auf der Flasche steht? Natürlich Highland Park. Über 10 Jahre hat er in einem Bourbon Hogshead gereift, bevor ihn Phil & Simon ihn für weitere 6 Monate in ein Caol Ila Hogshead transferiert haben. 406 Flaschen werden mit 50% wurden 2022 dann abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Süßliche Torfnote, dazwischen eine Birne und eine florale Note. Die stört zwar, verfliegt aber dann auch. Maritime Noten kommen auf. Gischt, Strand, Muschelkalk. Das Salz das nach dem Baden an der Haut trocknet. Warmer dampfender Boden kommt dazu.

Mund: Salzzitronen und ein Honigsud. Heidekraut, Asche, Olivenöl. Auch Torfnoten und der Tag am Strand kommen zurück.

Abgang: Asche und auch wieder Öl. Eine würzige Seite kommt auf. Frisch geschöpftes Salz. Rauch und Torf sind jetzt deutlich weniger, dafür wird es erdig. Es kommt und nochmal die Zitrone, bevor es dann ziemlich trocken wird.

Fazit: Sehr stabiles Bottling. Das Experiment mit dem Caol Ila Cask ist merklich im Whisky angekommen, der Highland Park ist aber immer noch da. Im Taste würde ich mir ein wenig mehr Volumen wünschen. 86/100

A Secret Orkney Distillery 2006 – Duckhammer’s Rare & Fine Spirits

Eine Flasche A Secret Orkney Distillery 2006 von Duckhammer's Rare & Fine Spirits

Ein Bottling des Wu-Dram Clan. Drei Jahre füllen die drei Wu-Drams mittlerweile ab. Dieser Highland Park stammt aus 2022 und hat 16 Jahre im Bourbon Hogshead verbracht. Abgefüllt wurden 150 Flaschen mit 48,2% Link zur Whiskybase

Nase: Helle Früchte, Pfirsich, Äpfel, Limette und Zitrone. Das ganze mit Sirup übergossen. Darunter kommt trockener Rauch und Jod. Das drückt dann die Früchte auch raus. Vanille und Kräuter bilden Übergang zum Meer. Steife Brise.

Mund: Muschelsud mit Früchten darin. Malz und Honig kommen dazu. Salz auf getrockneten Kräutern. Das geht dann in etwas Torf über. Die Konsistenz ist sehr … dickflüssig. Den kann man fast kauen. Ein paar Bitterstoffe kommen dazu.

Abgang: Die Bitterstoffe transportiert er dann auch in den Abgang. Dazu kommt Tabak, Kaffee, Zitrone und Salz. Die Vanille ist wieder zurück. Die Länge ist schön. Hier kann ich zum ersten mal das viel gesuchte Heidekraut aus den Kräutern identifizieren.

Fazit: Ein schönes Bourbon-Bottling. Ausladende Früchte und eine maritime Breitseite. Das Alter kennt man ihm nicht an. Ich würde sagen der ist “alterslos”. 88/100

Highland Park Orkney Rowing Club

Eine Flasche Highland Park Orkney Rowing Club

“Endlich” ein offizieller Highland Park. Nachdem vom Künstler über Gotham City bis hin zum Münchner Flughafen schon viele Dinge ihr eigenes Bottling erhalten haben ist es nur logisch, dass auch der Ruderclub Orkney eines kriegt. 4000 Flaschen, 1st Fill Bourbon Casks, 58%. Altersangabe gibt es keine. Link zur Whiskybase

Nase: Ganz kurz etwas Kork. Dann kommt extrem viel Vanille zusammen mit süßem Rauch. Etwas Apfel kommt vorbei. Dann haben wir noch Hefeteig. Hmmm Pizza.

Mund: Würzig, leicht scharf. Dann wird es extrem grün. Das ist mir tatsächlich deutlich zu viel. Äste, Äpfel, Gras. Kalk und Öl zwischendurch sind da eine Wohltat. Erst beim zweiten Schluck wird es dann besser. Salzige Zitronen, mehr Kalk und Vanille. Vielleicht etwas Gebäck.

Abgang: Etwas Rauch, die “Grünheit” geht zum Glück zurück. Mineralisch mit einem aufbrausenden Wind. Dazwischen wird es immer wieder mal holzig. Dann kommen die salzigen Zitronen wieder. Das ist der wirklich gute Teil.

Fazit: Für mich sind da ein paar Off-Notes drin. Zumindest in meiner Welt ist das off. Was schade ist, weil er sonst wirklich schön ist. Wasser gleicht ihn ein wenig aus. Bringt auch Rauch und Torf und “Tankstelle” deutlich raus. 81/100 ohne Wasser, 85/100 mit Wasser. Im zweiten Eindruck war es viel besser. Ich habe extra ein paar cl aufgehoben und nochmal einige Zeit damit verbracht. Diesmal nicht in einem Copita Glas sondern einem Glencairn. Das war viel besser. 85 ohne Wasser, 87 mit Wasser.

Highland Park 2011 “Wotan”

In den letzten Jahren gab es viele Single Cask Bottlings von HP, für diverse Anlässe. So auch für Festspielhaus in Bayreuth (2019, 2021, 2022). Der Ring des Nibelungen wurde mit Erda, Brünnhilde und jetzt Wotan geehrt. Letzterer wurde nach 10 Jahren in einem 1st Fill European Oak Sherry Butt mit 57,3% in 718 Flaschen gefüllt. Laut Highland Park ist es das am stärksten getorfte Bottling, dass sie je abgefüllt haben. Link zur Whiskybase

Nase: Glühende Kohlen, dicker Sirup und rote, süße Marmelade. Aber auch Muschelsuppe und Torfrauch sind sehr präsent. Nach einiger Zeit kommen Rosinen und Datteln, zusammen mit etwas Sulphur, Zeder, Tabak.

Mund: Torf, Rauch und Muschelsuppe machen einen guten Anfang. Dann kommt der Sulphur zurück, gerade bevor es Richtung Heidewiese ging.

Abgang: Einige Bitterstoffe kommen zum Vorschein. Verbrannter Tee, verbranntes Kraut. Die Sherrynoten sind auch wieder vorhanden. Es geht auch zurück zu den Kohlen.

Fazit: Ich weiß nicht so recht was ich mit dem anfangen soll. Auf der einen Seite gefällt er mir ganz gut, junger Sherry-Peat Dram, das mag ich. Auf der anderen Seite streiten sich Sherry und Sulphur darum wer den HP Charakter besser ruinieren kann. Schwierig und schön gleichzeitig. 86/100

Scotch Universe Mars III – 137° U.2.1′ 1798.5″

Nochmal zurück zu den Indies: Im Scotch Universe liegt Highland Park auf dem Mars. 2020 kam das dritte Bottling davon auf den Markt. Er ist elf Jahre im 1st Fill PX Sherry Hogshead und ist 57,9% stark. Eine Flaschenanzahl gibt es nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Sticht erstmal in der Nase. Dann kommt eine süßliche Komponente, gefolgt von Heidekraut. Danach wird es herb. Mit Lakritz, Pfefferminz und Maggikraut. Dann binden Sherry, Rauch und Speck es zu einer BBQ-Note

Mund: Viel Säure, mit Orange und Zitrone. Der Alkohol ist nicht gut integriert. Mit viel Speichel kommen dann die Sherrynoten stärker durch. Das gibt dann aber vor allem auch wieder die BBQ-Noten.

Abgang: Etwas betäubend. Die Würze ist wieder da. In Richtung schwarzer Tee mit Zitrone. Leicht metallisch kommen dann ein paar Beeren dazu.

Fazit: Der ist schon ok. Ich muss den Sherryeinfluß in diese Richtung in diesem Whisky allerdings nicht haben. Das gefällt mir nicht so gut. Der Alkohol ist auch nicht gut genug integriert. Wasser macht ihn nicht besser, nur trockener. 84/100

Highland Park 2008 – SMWS 4.270

Eine Flasche Highland Park 2008 von SMWS

Als Abschluss nochmal ein 1st Fill Bourbon Barrel. Abgefüllt von der Scotch Malt Whisky Society nach 12 Jahren mit dem Titel “From heather moor to sea shore“. Also alles was man so bei HP erwartet. Die 244 Flaschen wurden mit 61.3% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine fasst beissende Meeresbrise. Viel Süße darin, mit Birne, Rauch und ein wenig Torf. Wenn sich das gelegt hat geht es deutlich milder zugange. Die Süße bleibt, kriegt einen schönen Zitrusunterbau. Es gibt Käsekuchen mit Glasur und einer deutlichen Vanillenote.

Mund: Wieder ein ordentlicher Antritt. Der Alkohol versteckt sich nicht. Mit etwas zeit im Mund kommen ein paar Fruchtnoten, eher schon vergoren. Aber auch florale, blumige Aspekte. Dazwischen ein Schwung Salzwasser mit Honig. Ein grüner Apfel, frisch geschnitten auf einem Holzbrett.

Abgang: Im Abgang passiert jetzt nicht mehr viel. Salz und Apfel sind noch da, ansonsten ist er hier sehr verschloßen. Wenn man ihn schnell schluckt gibt es deutliche Holznoten.

Fazit: Einer den man mögen kann, wegen der Brutalität und Zugänglichkeit, die sich quasi abwechseln. Das muss man aber schon wirklich wollen. Mit Wasser kann man Heidekraut und ein paar brotige Noten hervorholen. 85/100

Der Grog der Leute trank

Die meisten Drams hier waren jenseits der 55% und passen damit wirklich zu diesem Monkey Island Zitat. Das macht aber die Session nicht zwingend aus. Manche sind sogar nur deswegen so charaktervoll. Ich hatte mit allen sechs meinen Spaß. Bei manchen wäre vielleicht ein anderer Tag dann auch besser für die Punkte gewesen. Und wie ich immer sagte und es diesmal noch mehr betonen möchte: Jeder muss für sich selber rausfinden was wirklich schmeckt.

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Bilder: Titel: cowbridgeguide.co.uk, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons, Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und freundliche Überlassung von Alexander