Port Ellen hoch drei
Kürzlich hatte ich einige Old Malt Casks von Douglas Laing im Glas. In der selben Ecke meines Sampleregals fand ich auch die folgenden Schönheiten – und die Möglichkeit, drei 1982er Port Ellen aus einer einzelnen Serie im direkten Vergleich probieren zu können, ist schon sehr verlockend. Dann mal los…
Port Ellen 1982 DL Old Malt Cask
Sherry Cask 12.1982 bis 07.2002 / 61,3%Vol. / Link zur Whiskybase
Dieser Port Ellen wurde für Alambic Classique, einem Spirituosenimporteur aus dem Allgäu, abgefüllt. 303 Flaschen ergab das Sherry Cask in Fassstärke, immerhin über 60%Vol..
Nose: Ein Gedicht von Beginn an: Zartgeräucherter Schinken mit Honig, Kirschen und Sherry. Rußgeschwader ziehen vorbei und von irgendwo her schleicht sich eine reife Zitrusfrucht an. Komplexe, mineralisch-würzige Noten tragen ständig neue Aromen heran; Salzwasser, Haferflocken und Bienenwachs, um nur einige zu nennen. (90)
Taste: Viel Ruß, aber nicht überwältigend. Da ist immer noch Raum für würziges Eichenholz, Salz und Vanille. Haferflocken, Tabak und Kirschen verleihen dem Malt Reife. Die Art von Zitrusfrüchten, die gut zu Austern passen. Die Stimmung ist dreckig und sauber zugleich. (89)
Finish: Cremiger Rauch klammert sich am Gaumen fest. Erstmals kommt das Fassholz richtig zur Geltung. Das Ganze wird von Kakaopulver und erfrischenden Salzspuren eingerahmt. Leider jetzt nicht so lang und vielschichtig. (85)
Fazit: Der Sherry fungiert hier nur als Zusatz zur typischen Port Ellen-Signatur, Ruß-Salz-Zitrus. Punktuell kann er begeistern, manchmal fehlt aber das gewisse Etwas.
Port Ellen 1982 DL Old Malt Cask
Sherry Cask 09.1982 bis 10.2001 / 56,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Ebenfalls für Alambic Classique bestimmt, aus diesem Sherry Cask haben die Engel deutlich mehr Prozente entnommen. Trotzdem dürfte es ein PE mit ordentlich Wucht sein. 390 Flaschen waren vor zwanzig Jahren verfügbar.
Nose: Hat weniger Sherryanteile wie der vorherige. Dafür sind Salz und reife Zitrusfrüchte sofort da. Auch die würzigen und wachsigen Elemente sind kräftiger und wandelbarer. Da der Rauch hauptsächlich dezent und im Hintergrund vorkommt, wirkt dieser PE abgesehen von den schokoladigen Kakaotönen vergleichsweise frisch und zestig. (90)
Taste: Stürmischer Antritt mit ordentlich Würze vom Fassholz und einer großen Portion Asche, Rauch und Ruß. Helle Zitrusfrüchte sorgen für prickelnde Frische, welche im Gegensatz zu dem Kakao und den dreckigen Noten steht. Salz und Tabak wirken bereichernd mit. (89)
Finish: Schießpulver und prickelnde Asche auf einem rohen Eichenholzbrett mit einer lebendigen Würze. Zitrusfrüchte und Salz kommen nur in Nuancen vor, insgesamt fällt das Geschmacksprofil eher dreckig aus. (87)
Fazit: Im Vergleich zum ersten PE hat die Sherryfassreifung hier noch weniger Spuren hinterlassen. Abgesehen von der einen oder anderen Dattel, wahlweise Nuss, hab ich kaum Einfluss bemerkt. Aber muss ja nicht sein, denn es handelt sich um einen stabilen PE mit Überzeugungskraft.
Port Ellen 1982 DL Old Malt Cask 4900
Refill Hogshead 04.1982 bis 02.2009 / 56,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Der letzte Port Ellen durfte etwas länger im Fass bleiben, insgesamt 26 Jahre. Danach wurden 193 Flaschen für den belgischen Händler Daily Dram abgefüllt.
Nose: Salziger Rauch – zum Reinbeißen schön. Ein Fluss aus aromatischem Bienenwachs transportiert zestige Zitrusfrüchte, getrocknete Bananen und dezente Datteln. Etwas würziges Eichenholz und Karamell ist auch da, aber Löwenanteil geht an die wachsige Meeresgischt. (92)
Taste: Trockenes Eichenholz, Salz und wuchtige Gewürze prasseln auf einen ein. Sandelholz und Kardamom sorgen dafür, dass dieser Malt richtig alt wirkt. Der Rauch spielt hier beinahe nur eine Nebenrolle und ist leicht rußig. Sehr vollmundig und vielschichtig mit Wachs, Zitrus und Stärke. (92)
Finish: Lang und erstaunlich süß, das ist der Honig! Gleichzeitig ist da diese sehr wachsige Trockenheit, womöglich vom Fassholz, welche den Gaumen auskleidet. Mit dem Rauch kommt auch das Salz wieder. (91)
Fazit: Ein sehr kraftvoller und ausgesprochen ausgewogener Port Ellen, im Vergleich zu den beiden anderen kann die Zitrusfrucht mit einem deutlich höheren Reifegrad aufwarten; die Gewürze ebenso. Ansonsten… Bienenwachs mit Salz bleibt eine geile Kombi.
Während den ersten beiden Port Ellen gemein ist, dass der Nachklang nicht mit den vorangehenden Eindrücken mithalten kann, weist die Ausgabe von Daily Dram diese Schwäche nicht auf; sie bewegt sich insgesamt auch auf einem höheren Niveau. Ich vermute, dass es sowohl an den zusätzlichen sieben Jahren Reifezeit liegt als auch im Unterschied zwischen Sherry Cask und Refill Hogshead begründet ist. Der Effekt, dass bei einem Hogshead deutlich mehr Fassoberfläche je Volumeneinheit Whisky zur Reifung zur Verfügung steht, als bei einem typischen Sherry Cask, ist keineswegs zu vernachlässigen.
Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung von Tobias und der Whiskybase
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