The old Old Malt Cask
Jeden Monat erfreut uns der unabhängige Abfüller Hunter Laing mit neuen Einzelfass-Whiskys innerhalb der ‘The Old Malt Cask’-Serie. Alle mit ordentlichen 50%Vol. oder in Fassstärke. Und das immerhin schon seit 2013. In jenem Jahr nähmlich gingen die beiden Gründer des unabhängigen Abfüllers Douglas Laing, die Brüder Fred Douglas Laing und Stewart Hunter Laing, getrennte Wege, zumindest unternehmerisch. Im Zuge der Unternehmensaufteilung entstand der neue unabhängige Abfüller Hunter Laing unter der Führung von Stewart Laing. Die 1998 eingeführte Marke ‘The Old Malt Cask’ wechselte dabei ins Portfolio von Hunter Laing.
Im Folgenden einige noch von Douglas Laing herausgegebene Schätze:
Tullibardine 1966 DL
04.1966 bis 03.2001 / 50,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein alter Tullibardine, 180 Flaschen ergab das Fass. Die Brennerei wurde einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg eröffnet, 1949 um genau zu sein, und ist aufgrund seiner zentralen Lage an der A9 zwischen Stirling und Perth gut erreichbar. Als dieser Malt abgefüllt wurde, standen die Brennblasen Tullibardines gerade für einige Jahre still.
Nose: Gleich vorneweg: Den typisch weinigen Charakter merkt man auch bei einem Tulli aus den 60ern. Es geht zu, wie in einem Früchtetopf: gekochte Äpfel, Orangen, Rosinen, Kirschen und Erdbeeren. Aber auch Walnüsse und feine Gewürze sind da, nach einer so langen Zeit im Eichenfass, namentlich Zimt und Curry. Gleichzeitig ist er unglaublich weich und geschmeidig; dafür sorgen Waldhonig, Möbelpolitur, Vanille und Karamell. (91)
Taste: Viel Vanille und gemahlene Gewürze wie Nelken, Zimt, Piment und Curry. Da kommt viel vom Eichenholz, der Mund wird trocken. Nüsse und Honig, dann wird es wieder weinig. Bergamotte-Tee, Rosenwasser und verschiedenste Blütenblätter schaffen eine besondere Atmosphäre. (91)
Finish: Lang, wärmend und würzig. Curry, Zimt und brauner Zucker. Eichenholz, blanchierte Mandeln und Haselnüsse. Dann erneut Bergamotte, unzählige Blütenblätter und frische Gräser – eine flüssig gewordene Blumenwiese. (91)
Fazit: Ein Malt mit herausragendem Charakter, an den erinnert man sich noch lange! Und hat außerdem eine tadellose Machart, was will man mehr?
Strathmill 1963 DL Cask 617
04.1963 bis 08.2003 / 50,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Ab in die Speyside, zu einem Arbeitstier, welches hauptsächlich für die Blends von Diageo produziert. Strathmill wurde, wie der Name schon vermuten lässt, in den Gebäuden einer ehemaligen Mühle eingerichtet. Ist etwas abseits des Fokus vieler Genießer, mal sehen, wie sich dieser 40 Jahre alte Malt präsentiert. 444 Flaschen wurden im Übrigen davon herausgegeben.
Nose: Sehr filigran in der Nase. Sherry, Nüsse und Shortbread breiten sich dezent aus. Entschlossener im Auftreten sind da schon eher der wachsige Honig und die würzige Mischung aus Pflaumensirup und Sojasauce. Birnensaft mit Zimt steigt in die Nase, dazu Spuren von Staub und Rauch und Lederpolitur. (86)
Taste: Ganz leicht und mild. Sanfte Gewürze und Sojasauce verteilten sich im Mundraum und verkünden die Ankunft von Eichenholz und süßer Vanille. Eine helle Zitrusfrucht wird mit Honig und etwas Zartbitterschokolade garniert. (85)
Finish: Hier kommen die Gewürze druckvoller daher und enthalten auch eine orientalische Note. Zitronengras steuert eine fruchtige Frische und Grasigkeit bei. Bald ist er verschwunden. (85)
Fazit: Puh, der ist von der sehr delikaten Sorte und gibt seine Aromen eher zögerlich preis. Daher läuft er Gefahr, „flach“ zu wirken und so richtig konnte er mich dadurch auch nicht abholen.
Glenugie 1979 DL Cask 1094
Refill Hogshead 10.1979 bis 03.2005 / 50,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Im äußersten Osten Schottlands standen einmal ein paar Brennblasen, von denen wir nicht wirklich wissen, wie sie ausgesehen haben. Denn sie wurden Mitte der 80er abgerissen und es liegen keine Aufzeichnungen oder Bildmaterial vor. Aber mit ihnen wurde Single Malt Whisky produziert und ich war glücklich genug, einen Schluck davon abzubekommen.
Nose: Strange. Eine frische und gleichzeitig muffige Note schwebt im Glas, ich fühle mich in eine Apotheke oder in den Chemieunterricht zurückversetzt. Im Versuch, eine Beschreibung abzugeben, fallen mir die Begriffe Kreide, mineralisch-medizinisch, Mehl, roher Hefeteig und Kräuter ein. Diese Note tritt aber schnell zurück und vermischt sich hervorragend mit harzigem Honig, Vanille, nussigem Eichenholz, Birne und Zitrusfrucht. Alles wunderbar leicht und gefällig. (87)
Taste: Anfangs wieder leicht medizinisch und sehr mineralisch mit rohem Hefeteig. Dann schlägt das Eichenholz zu mit Nüssen und vielen Gewürzen, recht prägnant ist Kardamom. Die Textur ist sehr harzig, ölig und honigartig, wobei der Alkohol nicht optimal eingebunden ist. Fruchtige Elemente sind auch da, Apfel und Zitrus. (87)
Finish: Mineralisch (Kreide) und grasig (grünes, aber samtwürziges Eichenholz) mit bitteren Anklängen von schokoladigem Kakao. Ein kurzes Aufblitzen von Schwefel. Harz und Wachs sorgen dafür, dass er nur sehr langsam und zäh runterrutscht. Mit blanchierten Mandeln endet es. (89)
Fazit: So ein Geschmacksprofil hatte ich noch nie, wirklich sehr eigenständig in der Welt des Whiskys. Vor allem der Nachklang macht süchtig. Hoffentlich bekomme ich irgendwann erneut einen Glenugie ins Glas.
Ben Nevis 1966 DL
05.1966 bis 09.2003 / 48,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Als Glenugie 1983 geschlossen worden ist, war es im Besitz von Long John Distillers und Whitbread. Ich bin froh, dass sie nicht auch Ben Nevis geschlossen haben, denn in dieser für die Wirtschaftslage miserablen Phase besaßen Long John Distillers und Whitbread neben Glenugie ebenfalls die Destillerie Ben Nevis. Stattdessen erfolgte 1989 die Übernahme durch Nikka und Ben Nevis somit ist auch heute in unseren Whisky-Regalen präsent. Vom nächsten Old Malt Cask gab es insgesamt 174 Flaschen.
Nose: Das Auge vermutet es, die Nase bestätigt es: Da ist Sherry drin. Nicht allzu aufdringlich zwar, aber rosinensüß und klebrig wie Karamell. Warmes Vollkornbrot wird mit Olivenöl beträufelt, Datteln in Speck eingerollt und Nüsse im Ledersessel geknabbert. Dazu passen eine frischgerollte Zigarre, Bratapfel, Trüffelpralinen und ja – auch Curry. (90)
Taste: Extrem ölig und geschmeidig, das schreit nach frisch polierten Ledermöbeln. Trockener Sherry und samtige Gewürze sind untrennbar miteinander verknüpft. Sehr vielschichtigem mit einer Menge Aromen, etwa Nüsse und Kirschen oder Tabak und Kakao. Molasse weckt Erinnerungen an alten Rum. (91)
Finish: Sehr dunkel mit vielen Zartbitter-Elementen und einem Hauch Schwefel. Blanchierte Mandeln und würziges Eichenholz klopfen sanft an, Sherry ist im Schlepptau. In der Folge wechseln sich Brot, Leder und Gras ab, ein wachsiges Mundgefühl entsteht. Leider etwas kurz. (88)
Fazit: Wahnsinnig öliges Profil, jede Faser dieses Malts schreit „alt!“. Dass es ein Malt ist, verrät mir einzige die Brotnote, ansonsten wäre ich mir nicht sicher, ob es sich nicht auch um einen Cognac oder Armagnac handelt.
Bowmore 1966 DL
05.1966 bis 05.2001 / 44,0%Vol. / Link zur Whiskybase
Zu einem Bowmore aus den 60ern muss man, glaube ich, nicht viel sagen. Sie gehören zu dem Besten, was die Whiskywelt so hervorgebracht hat. Ich persönlich muss das erst testen. Hier eine 35-jährige Abfüllung in Fassstärke, die Auflage betrug 192 Flaschen.
Nose: Ich zähle einfach mal auf, was im Obstsalat oben liegt: Zestige Blutorangen und Mandarinen, Sternfrucht und Marula, Banane und Aprikose, Melone und Quitte. Darunter setzt sich das Fruchtige fort, aber so dicht und verwoben, dass es wie eine Einheit wirkt. Es geht weiter mit würzigem Eichenholzstaub, Bienenwachs und einer Salzcrusta. Ein Hauch von medizinischem Rauch und Gips ist auch da. (91)
Taste: Unmengen an gelben Früchten. Wirklich, alles was gelb ist und bei drei nicht wieder den Baum hochgehuscht ist, ist da drin. Eichenholz und Gewürze bilden das Gerüst, aber der Charakter wird von salzigen und öligen, wachsigen und leicht mineralischen Komponenten gezeichnet. Kann Spuren von Nüssen enthalten. (91)
Finish: Maracuja, Mirabelle und natürlich auch andere gelbe Früchte werden von Wachs umhüllt. Der lange Kontakt mit der Fasswand hat große Anteile an Eichenholz und Gewürzen zur Folge. Heu und Nüsse erweitern die Palette. (91)
Fazit: An die Maracuja erinnert man sich noch lange. Wirklich ein Privileg, so einen Bowmore probieren zu können. Zu erfahren, dass diese Spielart von Fruchtigkeit möglich ist, eröffnet mir eine völlig neue Facette dieser Brennerei.
Einfach nur Wahnsinn, was da früher für eine Qualität unterwegs war. Da mag ich gar nicht mehr in die Gegenwart (oder Zukunft) blicken. Nun, für die Zukunft setzen die unabhängigen Abfüller wohl auf ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein in Form eigener Brennereien. Hunter Laing hat Ardnahoe auf Islay gebaut, Douglas Laing hat die Mikrodestillerie Strathearn erworben und plant wohl noch eine in Glasgow. Viele andere, wie Adelphi, Mossburn oder Wemyss Malts, schlagen ähnliche Pfade ein. Eine logische Entwicklung, wenn man den Markt betrachtet. Es wird bunter.
Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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