Unbekanntes Islay
Es gibt sicher viele unentdeckte Ecken auf dieser kleinen Whiskyinsel. Aber heute geht es um Islay Whisky, bei dem wir die Destillerie nicht kennen. Entweder weil sie nicht genannt werden darf oder weil es ein Marketingstunt ist. Auch das weiß man nicht. Ist aber auch egal, wir wollen ja wissen ob es schmeckst, oder nicht?
Islay Mist 08-Years-Old D. Johnston & Co Ltd.
Ok der hier hat eine relativ gute Reputation. Über den Inhalt des Blend gibt es diverse Fantasien. Die Fakten: 43% und 8 Jahre alt. Laphroaig ist definitiv enthalten. Link zur Whiskybase
Nase: Ein paar Südfrüchte, wenig Rauch, leicht süßlich und auch leichtgewichtig, um nicht zu sagen „unterkomplex“.
Mund: Erneut süsslich fruchtig, nur dezente Torf- und Rauchnoten. Trinkig.
Abgang: Eher verschlossen, nichtssagend. Leicht süßlich und nussig vielleicht. Aber da muss ich schon hoch konzentriert sein.
Fazit: Hm ja… geht so. Vor allem dünn. Kann man sicher gut wegtrinken. Ist aber eher nichts für mich. Vor allem der Abgang ist einfach uninteressant. 81/100
An Islay Destillerie 09-Year-Old Cadenhead
Vom unabhängigen Abfüller Cadenhead kommt dieser neun Jahre alte Whisky aus „Oak Casks“. 57,5% stark ist er und das war es dann auch schon mit den Infos. Link zur Whiskybase
Nase: Süß nach Zuckersirup durftet er. Aber er ist auch leicht beißend. Seetang, Gischt, Torf kommen da auf. Mit der Zeit wird er etwas speckig.
Mund: Auch hier ist er süß. Malzig süß. Dazu knackige Äpfel, die ich mal spontan der Jugend zuschreiben. Auch Torf ist vorhanden.
Abgang: Er ist salzig und torfig. Wird dann leicht trocken. Er ist nur mittellang aber wärmend ohne Ende.
Fazit: Nicht unlecker. Ich überlege ob das ein älterer Bruder eines Stoisha, also getorftem Bunna ist? Aber dabei darf man den Namen eigentlich schon nennen. Es bleibt wohl geheim. Und lecker. 85/100
Port Askaig 14-Year-Old Elixir Destillers
Port Askaig ist eine Marke der Elixir Destillers. Dieser unabhängige Abfüller füllt hierüber Whisky der beiden Destillerien nahe dem Ort Port Askaig ab. Also Bunnahabhain und Caol Ila. Allerdings sind das nur Vermutungen, denn das wurde nie bestätigt. Diese Variante ist auf jeden Fall 14 Jahre alt und 45,8% stark. Er entstammt einer unbekannten Anzahl an Bourbon Cask. Link zur Whiskybase
Nase: Asche, etwas fruchtiges, aber nicht eindeutig identifizierbar. Kohlendioxid wie bei frisch eingegossenem Champagner.
Mund: Kurz ein Brausebonon. Das ist dann im Mix mit Torf. Chemisch, fruchtig, torfig.
Abgang: Bleistiftspäne und leider bald unangenehm bitter. Hintenraus auch trocken.
Fazit: Der Abgang ist eher off, und trübt den Gesamteindruck. Vorher war es nett, wenn auch speziell und ungewohnt. 83/100
Port Askaig 1997 Speciality Drinks
Ok, jetzt wird es verwirrend… wieso nun Speciality Drinks? Also beide Unternehmen gehören den Singh-Brüdern. Elixir Destillers wurde irgendwann als unabhängiger Abfüller ausgegründet aus dem Großhandel Speciality Drinks. Dieser Whisky stammt also aus der Zeit vor 2017. Ansonsten wissen wir, dass er für Kirsch Whisky in Deutschland abgefüllt wurde. Vorher war in einem Sherry Butt (2867) und er ist 54,5% stark. Link zur Whiskybase
Nase: Da grüßt das Lagerfeuer direkt aus dem Glas. Dazu eine ordentliche Süße. Dezente oder zurückhaltende Fruchtnoten mit Ananas und Aprikose. Dazu auch noch Kräuter.
Mund: Hier gibt es Käsekuchen mit Zitrone. Das ist eine kleine Überraschung. Dazu ein stabiles Gerüst aus dezentem Torf und Rauch. Klingt jetzt wahrscheinlich erstmal nach einer unpassenden Kombination, aber ich hatte Gefallen daran.
Abgang: Medizinische, kräutrig Noten. Dazu wieder süß und torfig. Vielleicht auch ein paar Nüsse.
Fazit: Recht lecker. So macht man das. Schön ausgesuchtes Fass. Nicht zu laut, nicht so leise. 87/100
A Dream of Scotland 2011 „The Evil One“ Bühler Whiskyhaus
Aus einer südlichen Islay Destillerie stammt dieses Single Cask vom Abfüller Marco Bonn. D.h. Ardbeg, Lagavulin oder Laphroaig. Die 234 Flaschen wurden in einem Amontillado Sherry Cask gefinished, ist sieben Jahre alt und hat 56,3% Alkohol. Link zur Whiskybase
Nase: Eine feine Süße, mit Gischt und Seetang und Torf ein Tag am Meer. Dazu Speck aus dem Ofen.
Mund: Wie in der Nase, ergänzt um etwas Früchte. Auch Bandagen und mehr Süße kommen dazu.
Abgang: Fies! Boah. Warum? Das ist mehr als off. Das kann ich gar nicht beschreiben so fies ist das.
Fazit: Ok es lohnt sich diesen Dram zu nosen und ihn dann in den Mund zu nehmen. Aber bitte auf keinen Fall runterschlucken. Das ist wirklich schlimm. 78/100
Williamson 2011 Best Dram
Michel Reick steht hinter der Marke Best Dram und Laphroaig hinter Williamson. Letzteres führt auf Bessie Williamson, der ersten Frau die eine Destillerie geführt hat. Nämlich Laphroaig. Diese Abfüllung von 300 Flaschen war sieben Jahre in einem Refill Sherry Hogshead und hat 59,9% Alkohol. Link zur Whiskybase
Nase: Er ist fruchtig und torfig und auch ein kleiner Stinker vom Bauernhof. Kuhstall, Lehmboden, Stroh. All sowas.
Mund: Im Mundraum ist er sehr süß. Das ist vor allem künstlich, sowas wie Zuckerstangen in den schrillsten Farben. Etwas Bandagen und Jodtinktur kommen dazu.
Abgang: Wie schon der Süßwarenladen und das Krankhaus eine wilde Kombination waren ist es jetzt ein Obstladen und einem Erkältungsbadezusatz.
Fazit: Bessere Laphi gibt es genug. Hat aber ein paar spannende Momente. Die Kontroversen können einem gefallen. 84/100
A Deam of Scotland „Laddiemore“ Bühler Whiskyhaus
Erneut vom Brühler Abfüller kommt dieser spezielle Blend. Octomore und Bruichladdich wurden hier zusammengeführt. Ein Sherry Hogshead und ein Sauterne Cask ergaben so 234 Flachen mit 59,3%. Link zur Whiskybase
Nase: Die Nase ist relativ leise, um nicht zu sagen dünn. Eine ganz seichte Fruchtnote. Etwas rotes? Erdbeere, oder Himbeere. Leicht rauchig süß ist er auch noch, wenn man sich konzentriert.
Mund: Ganz kurz kommt ein Schub Vanille. Dann dreckiger Sherry. Etwas Metall, Kupfermünzen, Aluminium, Edelstahlbesteck. Das geht über zu einer guten Portion Speck.
Abgang: Erst ist er relativ bitter. Das ist dann aber bald gut integriert durch eine präsente Sherryklaviatur. Tabak, Rosinen, Leder Zedernrinde. Er ist auch wieder dreckig mit Metall und Fleisch. Dabei aber nicht schwefelig. Im Abgang greift er wirklich in die Vollen!
Fazit: Kann man machen. Ich würde sagen sollte man machen, wenn man die Gelegenheit hat. Aber ich finde ihn zu teuer, auch wenn das Experiment gelungen ist. Und das fand ich schon vor den fantasievollen Preisen auf dem Sekundärmarkt. 87/100
The Ileach Peated Islay Single Malt The Highlands and Inlands
Neben der Stärke von 58% und dem Abfüller The Highlands and Inlands weiß man hier nur sehr wenig. Wenn man der Whiskybase glauben kann, dann ist er gefärbt und kühlfiltriert. Link zur Whiskybase
Nase: Ein glattes Torfprofil mit Limetten und etwas Asche. Vielleicht ein wenig Meeresluft.
Mund: Die Limetten kommen jetzt in Form von Saft. Er ist leicht süß. Der Torf ist da und die Brise wird zu Seetang.
Abgang: Eine nussige Seite kommt zum Schluss. Torf und Süße sind weiterhin da. Was leider auch dazu kommt ist Seife und er wird sehr bitter.
Fazit: Grundsätzlich mehr als solide. Nase und Mund ergeben ein gutes Islay Profil. Ich würde sagen Caol Ila. Aber der Abgang ist nicht sehr gut. Über die Fehlnoten kommt man nur schwer drüber. 82/100
Cask Islay Sherry Edition A.D. Rattray
Die Abfüllreihe Cask Islay beschert uns auch, wie der Classic weiter unten, immer wieder Batches mit unbekannten Islay Whisky ohne Altersangabe. Diese fassstarke Variante war in Sherry Casks und es wurden 6000 Flaschen mit 59,9% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Sherry and Peat, was kann da schon schief gehen? Wir haben Jod, Nüsse, Speck und auch schmorendes Plastik. Das ist dreckig und sicher nicht verkehrt, wenn man sowas mach.
Mund: Im Mund ist er vor allem sehr süß. Vor Honig triefende Nüsse oder gebrannte Mandeln die eigentlich mehr aus Zucker als aus Mandel bestehen. Hier hat es selbst der Torf und Rauch schwer noch irgendwie durch zu kommen.
Abgang: Erst Erdnusssirup, dann geröstete Erdnüsse, dann verbrannte Erdnüsse. Mehr ist da nicht. Oder ich finde zumindest nicht mehr.
Fazit: Irgendwo zwischen extrem definiert und einfach zu viel. Mir ist das glaube ich zu viel. 83/100
Classic of Islay Vintage 2019 Jack Wiebers Whisky World
Der unabhängige deutsche Abfüller Jack Wieber hat von den Classic of Islay schon diverse rausgebracht. Immer ohne Altersangabe und in Fassstärke, wie hier mit 56,3%. Man munkelt immer wieder es handelt sich hier um Batches aus der Destillerie Lagavulin. Aber das ist bisher nur ein Gerücht. Link zur Whiskybase
Nase: Kuhstall und Südfrüchte, Seetang, Jod, etwas trockener Rauch und Vanille. Das Profil kennen wir doch.
Mund: Anpackende Islay-Frucht-Kombination. Torf, Äpfel und Birnenkompott. Aber dann kommt auch noch Tomaten. Das schmeckt dann irgendwie komisch. Ich hatte schon Lagas die in Richtung Ketchup gingen, aber das hier ist anders. Eher frische Tomate.
Abgang: Bandangen, getränkt mit Tinktur. Er ist leicht bitter aber auch trocken. Ich vermute hier kommt dann noch eine Nachlagerung in Sherry- oder Weinfässern zur Geltung. Und ich glaube da sind auch noch Cashewkerne.
Fazit: Grundsätzlich ganz gut. Ein Klassiker, wie der Name sagt. Die Tomaten aber sind schon eher übel. Zum Glück ist das nicht die ganze Zeit da. 83/100
Secret Islay 2013 Meadowside Blending
Unter dem Label Maltman füllt Meadowside Blending diverse Single und Blended Malts ab. In diesem Fall ein sechs Jahre altes PX Sherry Einzelfass. Das Ergebnis war colafarben und 55,1% stark. Die 240 Flaschen waren schnell vergriffen. Link zur Whiskybase
Nase: Ein semi-fruchtiger-Sherry mit erhöhtem Alkoholgehalt. So weht er einem Entgegen. Schokolade, Kirschen, Organen, ein paar Gewürze und auch ein paar ätherische Öle. Torf und Rauch sind hier eher nicht im Vordergrund oder ganz abwesend.
Mund: Wieder ist der Sherry da, die Gewürze spielen jetzt aber eine wichtigere Rolle. Dabei ist Pfeffer, Salz, Muskat auch Zitrusschalen und Zimtrinde. Das Ganze wird auf offenem Feuer geröstet und dann in den Sherrysud gegeben. Ich bin spontan an Gewürzwein auf einem Mittelaltermarkt erinnert. Leider kommt auch hier Seife dazu. Die stört zum Glück nicht ganz so schlimm, denn der Rest hält dagegen.
Abgang: Wenn man die extreme Süße mal verklingen lässt, dann kommen Weihnachtsgewürze durch. Nelken, Zimt vielleicht auch Walnüsse. Auch die passende Tanne und etwas Harz mache ich noch aus.
Fazit: Wenn man Weihnachten als Whisky trinken möchte: Hier sind sie richtig. Ich kann mir hier durchaus vorstellen dass der früher aus dem Fass genommen wurde als ursprünglich geplant. Wenn man den noch weiter reifen hätte lassen wäre er wahrscheinlich bald drüber gewesen. Insgesamt finde ich ihn overhyped. Das ist wohl der Farbe geschuldet 86/100
Erkenntnisse?
Keine. Nein das stimmt nicht. Wenige. Zumindest für diese Stichprobengröße. Ich mag Islay und deshalb ist mein Grundstimmung hier schon eher positiv, aber die totalen Knaller waren auch nicht dabei. Mein Highlight war dann doch der 20-jährige Single Cask und dann sind wir eben nicht mehr bei den preisgünstigen Mysterymalts.
Bilder: Eigene Anfertigung, und ja ich weiß sie sind vollkommen sinnlos 😉 Samples: Privat gekauft.
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