Ausblick auf Berg mit dem Schild der Bunnahabhain Destillerie im Vordergrund

Ziemlich vertikaler Bunnahabhain (Teil 3)

Lustig, jetzt gibt es das Blog schon acht Jahre und über 60 Bunnas wurden reviewed, aber eine eigene Beitragsreihe hat die Islay Destillerie bisher nicht wirklich gekriegt. Dann fangen wir doch jetzt mal damit an. Ich schließe mich einfach an die beiden Bunna Verticals an, die ich hier schon veröffentlich habe. Eine dritte Runde mit einem wilden Mix der Möglichkeiten, die das Powerhouse mit über 3,5 Millionen Litern Ausstoß pro Jahr.

Bunnahabhain 1985 – SWMS 10.41 The high-tide mark

Eine Flasche Bunnahabhain 1985 von SWMS 10.41 genannt The high-tide mark

Ein 12 Jahre altes Bottling von der SMWS aus einem unbekannten Fass. 56,5% und ein klangvoller Name. Mehr Infos hab ich nicht gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Die Farbe hat es schon angedeutet und der Geruch lässt mich auch in diese Richtung denken: Das war wohl kein Bourbon Cask. Das ist Honig, Zuckerrohr, rote Trauben. Aber auch Politur, Rumrosinen und eine gute Holznote. Dann kommt noch Tabak und etwas Pfeffer.

Mund: Süßliche Honignoten mit Pfeffer. Das ist erstmal ziemlich fordernd. Nach ein paar Runden im Mund wird er weich und rund. Mit Tabak, Rosinen, Karamell, Fudge und einigen Röstaromen.

Abgang: Die Röstaromen werden Bitterstoffe. Kaffee, angebrannter Zucker. Eine dezente Frucht in Form eines Likörs ist noch vorhanden. Die Süße kommt zurück um für Balance zu sorgen. Am Ende gewinnen die Gewürze.

Fazit: Super solide. Nein, mehr als das. Echt lecker. Für 12 Jahre eine kleine Überraschung. Da muss ich bei Gelegenheit mal den 12er CS OB dagegen probieren. 89/100

Bunnahabhain 12-year-old Cask Strength

Bunnahabhain 12-year-old Cask Strength

Stellt sich raus: Ich hab ja sogar ein Sample des ersten Batch CS12 hier. 12 Jahre in Ex-Sherry. Mit 55,1% abgefüllt. Über die Batchgröße hab ich spontan keine Informationen gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Schöne Sherrynoten. Rosinen, Leder und Tabak sind dabei. Aber auch etwas Schwefel. In diesem Fall ist dieser nicht unangenehm. Außerdem habe ich da Apfel und geröstete Nüsse, eine Note die ich als “typisch Bunna” bezeichnen würde. Zwischendrin ist er allerdings auch immer wieder alkoholisch scharf. Das gibt ihm eine Unwucht.

Mund: Sehr würzig, fast schon scharf. Wie beim SMWS nimmt das aber schnell ab. Dann ist er zwar seidig und ölig im Mund, die geschmackliche Tiefe ist aber begrenzt. Etwas Salz, ein paar Bitterstoffe und eine flache Süße.

Abgang: Die Nüsse kommen nochmal zurück. Dazu Eiche und Bitterstoffe. Die Schärfe ist jetzt eher Würze und etwas angenehmer. sie bringt ein paar kandierte Orangen mit.

Fazit: Die Nase ist das klare Highlight hier und das reicht leider nicht im geringsten an die Komplexität und den Gesamteindruck des Single Cask heran. 83/100

Bunnahabhain 2009 – Signatory Vintage for whic.de

Bunnahabhain 2009 von Signatory für whic.de mit dem Namen "The Empress"

Damit weder “früher war alles besser” noch “der Vergleich hinkt, weil das andere Bottling ja aus einer anderen Zeit kommt” gilt, habe ich noch mal in meiner Samplekiste gekramt. Dieser Bunna ist auch 12 Jahre alt, fassstark (54,7%) und aus einem 1st Fill Sherry Butt. Abgefüllt wurden die 702 Flaschen von Signatory für den deutschen Händler whic.de in dessen Tarot-Serie. Er trägt den Titel und das Bild der Herrscherin. Link zur Whiskybase

Nase: Leichte alkoholische Schärfe, dann frisch abgehobeltes Holz. Dahinter rote Äpfel und Nussgebäck mit einem Hauch Zimt. Lässt man ihn lange im Glas kommen dann noch süße Karamellnoten, Kokos und ein Blumenstrauß.

Mund: Sauer-fruchtig und relativ punchy. Danach kommen Möbelpolitur, dezenter Schwefel, Holz und Nuss. Etwas Vanille schiebt sich dazwischen, bevor Bitterstoffe sich langsam aufbauen.

Abgang: Vanillesahne in einem Kaffee mit heller Röstung. Orangenspalten. Nochmal die Politur, die dann rausfaded und zu einer deutlichen Trockenheit wird. Nach ungefähr 5 Minuten hatte ich einen kurzen Flash von salzigem Speck. Das war aber bestimmt Einbildung.

Fazit: Vor allem im direkten Vergleich gefällt mir der etwas besser als das OB. Allerdings ist auch der weit weg vom SMWS. Er wirkt nicht ganz stimmig wartet gleichzeitig aber mit angenehmer Komplexität auf. Das ist für mich eher einer für einen Dram, um ihn mal probiert zu haben. 84/100

Bunnahabhain 2002 – Duncan Taylor

Eine Flasche Bunnahabhain 2002 von Duncan Taylor in der Dimensions Reihe

Ok, damit das hier ein Vertikale wird und keine Horizontale, müssen ein paar Jahre mehr zu buche stehen. Es geht weiter mit einem 14 Jahre alten Bunna von Duncan Taylor. Abgefüllt in deren Dimensions-Reihe. Aus einem Sherry Cask kamen 258 Flaschen mit 53,1%. Link zur Whiskybase

Nase: Eine präsente Süße, mit den typischen Beeren und Trockenfrüchten die Sherry Casks oft mit sich bringen. Aber nicht besonders intensiv in diesem Fall. Da sticht eher Limette heraus und Haselnuss. Dazu kommt noch eine trockene Holznote und etwas Waldboden.

Mund: Ordentlicher Antritt, der dann gleich Pfeffer mit sich bringt. Dazu kommt eine präsente Säure, aber auch Bitterstoffe aus Kakao und Kaffee. Viele dunkle Früchte, die aber noch nicht oder nur gerade so reif sind. Außerdem wieder die Haselnuss.

Abgang: Süß und sauer. Deutlich wärmend. Die Früchte sind jetzt eher weg vom Sherry, höchstens noch ein paar zerriebene Beeren. Stattdessen kommt Apfel und Grapefruit. Mit der Zeit kommen einige Bitterstoffe raus. Baumrinde, Kaffee und Zitrusschalen.

Fazit: Wir steigern uns langsam wieder. Der hier ist schon eher eine Komposition, ich denke aber ein paar Jahre im Fass hätten ihm noch gut getan. Am Ende ist da ingesamt noch Luft, aber man kann da schon mal ein Gläschen von genießen. 85/100

Bunnahabhain 1985 – SMWS 10.47

Eine Flasche Bunnahabhain 1985 von SMWS

In kleine Schritten geht es vorwärts. 15 Jahre im Fass, ohne Angabe in welchem. Aber die Farbe schreit nach Sherry. Die SMWS hat ihn dann mit 51,4% für den US-Markt in 75cl Flaschen gefüllt – ohne Angabe wieviele davon. Link zur Whiskybase

Nase: Eine wunderschöne saure Sherrynote. Fantastisch. Saure rote und dunkjle Früchte, Leder, Erde, Tabak. Auch ein wenig Metall. Dann kommt Waldhonig, dunkle Schokolade, Sojasauce, Balsamicoreduktion. Es hört gar nicht mehr auf.

Mund: Die würzige Seite übernimmt. Sojasauce, Leder und Erde. Dazu Lakritze und ein Kräutersud. Auch eine gute Holzwürze ist am Start. Bitterstoffe sind bei dem Profil natürlich schon vorhanden, aber sie sind auch nochmal explizit mit Kaffee und Schokolade ausgeprägt. Insgesamt aber sehr weich, der Alkohol ist kaum merkbar.

Abgang: Die tiefste Tiefe an Bitterstoffen. Schokolade, Amaro, Kakao, dunkelste Schokolade, Fruchtschalen, kühlende Kräuter. Auch Umami ist weiterhin vorhanden, die Sojasauce ist aber jetzt etwas zurückhaltender. Auch ein Stück Blutorange begleitet noch irgendwo. Die Länge ist quasi unendlich, das klebt förmlich alles an den Rezeptoren.

Fazit: Das ist mal wieder ein Bottling bei dem ich sage: Mir egal dass man den Destilleriecharakter nicht mehr erkennt. Das ist in sich so gut, das akzeptiere ich gerne. 91/100. Für sachdienlich Hinweise auf Flaschen aus diesem Bottling bin ich offen. 😉

Bunnahabhain 2001 Feis Ile 2019

Eine Flasche Bunnahabhain 2001 für Feis Ile 2019

Nochmal zwei Jahre drauf: Es geht weiter mit einem Original Bottling. Abgefüllt 2019 für das Feis Ile Festival. Das Small Batch hat 1118 Flaschen mit 54,2% umfasst und eine Zweitreifung für fünf Jahre in Sauterne Fässern erhalten. Link zur Whiskybase

Nase: Direkt nach dem Einschenken sehr verhalten. Gibt man ihm etwas Zeit und Luft, dann kommt ein trockenes Blätterteig Gebäckstück mit einem Klecks Haselnuss-Vanille-Sahne. Noch ein paar Minuten später kicken die Sauternefässer rein. Angetrocknete Trauben, Süße und ein leichter modriger Muff. Der aber gut passt.

Mund: Kaum Alkohol merkbar. schöne Süße. Kandierte Dinge: Aprikose, Pfirsich und Ingwer. Wieder die Trauben und ein Schwung Salz. Mit der Zeit wird er sehr “weinig”, dann fühlt er sich wie ein aufgespritteter Süßwein an. Zwischenzeitlich haben sich ein paar Bitterstoffe reingemogelt. Etwas Schokolade.

Abgang: Würzig geht es dann dem Ende zu. Erfrischend, nachdem vorher doch sehr einlullend in Richtung Süßkram abdriftete. Das ist aber natürlich nicht weg. Die Bitterstoffe nehmen jetzt zu. Vor allem Traubenschalen bzw. Trester. Die Süße kommt jetzt eher aus der Richtung Honig als Frucht.

Fazit: Das ist geiler Stoff. Und das sagt hier jemand der Sauternereifungen gegenüber sehr skeptisch ist. Aber so funktioniert das auch für mich. Klasse! 89/100

Bunnahabhain 28-year-old Untold Riches – Wemyss Malt

Eine Flasche Bunnahabhain 28-year-old von Wemyss Malt, genannt Untold Ritches

So, jetzt aber mal ein größerer Sprung. 11 Jahre länger war der jüngste Bunna in diesem Small Batch Bottling im Fass. Die genaue Komposition, die zu den 6500 Flaschen mit 49,1% geführt hat, steht sogar im Deckel der Umverpackung. Ziemlich cool, wie ich finde. Insgesamt waren es 28 Hogsheads und 3 Sherry Butts. Generell war auch die Begeisterung für das Bottling in der Community groß, denn 180,- Ausgabepreis, bei den Daten, das klang fast nach Schnäppchen. Link zur Whiskybase

Nase: Ganz kurz leicht alkoholisch. Dann geht es über in (gute) Schnapspralinen. Mit Kirschwasser. Darunter liegt ein subtiler Holzton. Außerdem Antiquariat, mit Staub, Leder und allem was dazu gehört. Das droht kurz in Richtung Schwefel abzudriften, macht es aber am Ende zum Glück nicht. Außerdem Backpflaumen, Äpfel und Zimt.

Mund: Würzig und süß. Mit Pfeffer, Karamell, Tabak und roten Beeren. Dann kommen Schokolade und Espresso zum Zug. Außerdem zermatsche Äpfel, inklusive zerriebener Kerne.

Abgang: Eine leichte Süße versucht konstant die Bitterstoffe und den leichten Schwefel zu kontern, tut sich dabei aber relativ schwer. So bleiben diese dominant und lange. Die Kirschen sind nochmal da und auch die Schokolade.

Fazit: Spannend eigentlich, dass ich den hier noch nicht hatte, denn den hatte ich auch vorher schon mehrfach im Glas. Ein wirklich guter Whisky, den man genießen kann und auch mal unbedarfteren Whiskytrinkern anbieten kann, wenn man etwas besonderes bieten möchte. Preislich lag er für mich zum UVP genau richtig. 88/100

Bunnahabhain 1976 – Getränke Weiser

Eine Flasche Bunnahabhain 1976 von Getränkewelt Weise

Und nochmal ein ordentlicher Sprung. Dieser Bunna hatte sogar 35 Jahre Zeit um in einem Refill Butt zu reifen. 71 Flaschen wurden 2011 von Getränke Weiser mit 45,9% abgefüllt. Ich vermute eher für Getränkewelt Weiser abgefüllt, kann mir kaum vorstellen, dass der deutsche Händler wirklich den Aufwand einer eigenen Bottlinglizenz betreibt. Es kamen auch seit 2014 keine Flaschen mehr unter diesem Label raus. Egal, wichtig ist ja auch was drin ist in der Flasche. Link zur Whiskybase

Nase: Auch hier dauert es einen Moment, bis der Alkoholdunst aus dem Glas ist. Dann kommt eine von Süße geprägte Nase, die unglaublich komplex ist. Popcorn, Zuckerwatte, Honig, Zuckersirup, Karamell, reife Früchte, Trockenobst, flüssiger Süßstoff – alles einzeln erkennbar. Also zumindest hab ich mir das eingebildet. Dazu ein Gesundheitskuchen. Wenn diese zweite Welle durch ist, dann kommen feine Röst- und Vanillearomen, old-style Bourbon, etwas Holz und etwas Politur.

Mund: Es geht leider (!) nicht ganz so weiter. Der Taste ist auch wirklich gut und schön old-style, aber mit der Tiefe der Nase kann er einfach nicht mithalten. Und das ist jetzt wirklich jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Es beginnt mit einer würzigen und pfeffrigen Note, wie wir das in diesem Flight schon gewohnt sind. Dann kommen die Fassaromen durch. Dann etwas Apfel und ein Hauch Seife, der aber zum Glück gleich in die Politur wechselt, die wir schon aus der Nase kennen.

Abgang: Milchkaffee, dazu ein Haselnussmakronen und Bitterschokolade. Ein Hauch Minze, bevor es in pure, trockene Bitterstoffe abgleitet. Das ist aber so clean und auch moderat genug, dass es nicht unangenehm wird.

Fazit: Kurz, wirklich ganz kurz dachte ich: der knackt meinen bisherigen Favoriten bei den Bunnas. Hat er nicht ganz geschafft, der “Makel” beim Taste hat es ihm verwehrt. Aber das ist für mich einfach ein absoluter Traumstoff. 91/100

Ausnahmen

bestätigen die Regel. Z.B. mag ich üblicherweise keine Sauterne-Reifungen. Und ich mag es eigentlich auch nicht, wenn der Destilleriecharakter komplett vom Fass weggebügelt wird. Aber es ist gut auch die Gegenerfahrung machen zu dürfen. Generell ein ganz toller Flight und die Highlights haben wirklich Spaß gemacht. I’m in Bunna-Heaven. 😉

Mehr zu: Bunnahabhain, Ziemlich vertikaler Bunnahabhain (Teil 2)
Bilder: Titel: Eigene Aufnahme | Flaschen: Freundliche Überlassung von Tom (R.I.P.!) und der Whiskybase
Samples: Privat gekauft, kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (2009 SV) und eigene Flasche