Port Ellen Distillery

Old & Rare Flight 018 – Port Ellen again

Ich weiß nicht ob es sowas wie „zu viel“ Port Ellen gibt. Ich hatte auf jeden Fall noch nicht genug. Leider ist es ja nicht ganz einfach an die Flaschen vor der Schließung 1983 zu kommen. Zumindest wenn man nicht ein Vermögen ausgeben will. Danke Flaschenteilungen konnte ich für den heutigen Beitrag aber tatsächlich sechs unterschiedliche Bottlings ergattern. Es ist also wieder Zeit für einen Old & Rare Beitrag.

Port Ellen 1983 – The Vintage Malt Whisky Co Ltd. for VA.MA. Distribuzione Bergamo

Eine Flasche Port Ellen 1983 von The Vintage Malt Whisky Co Ltd. for VA.MA. Distribuzione Bergamo

Zu Beginn ein 1983er Bottling von Vintage Malt aus der Reihe „The Coopers Choice“. Nach 14 Jahren in einem unbekannten Fass wurde er mit 58,1% in eine unbekannte Zahl an Flaschen gefüllt. Die 1983er haben zum Teil nicht den besten Ruf, man sagt es ging dem Ende zu. Mal sehen ob das hier bestätigt werden kann. Link zur Whiskybase

Nase: Der allererste Eindruck der Nase ist erstmal sehr… wild. Nicht gerade balanciert. Wobei ich nicht sagen würde es ist der Alkohol, wie bei vielen anderen Bottlings, wo sich der Alkoholdunst erstmal legen muss. Aber: warten lohnt sich. Dann kommt Brot, Vanille, Früchte von einem anderen Planeten. Dazu ein Hafen mit sowohl Seeluft als auch Schwerölmotoren. All das überschüttet mit einem Eimer Zitronensaft und Olivenwasser im Verhältnis 50:50.

Mund: Salz, Zitronen, Pfeffer, wunderschön weich, trotz des Alkoholgehaltes. Der Torf geht in Richtung Teer, Dachpappe und vor allem Meer. Fischsuppe mit Zitrone und Vanille. Mandelgebäck zum Stippen.

Abgang: Es wird nicht viel anders, außer dass eine wirklich tolle Mineralität und ein paar Tropfen Jod kommen dazu. Die Länge ist gigantisch gut.

Fazit: Intensiv und ziemlich fantastisch. Ich hatte ein wenig Sorge, denn die 1983er haben einen eher schlechten Ruf, der sich für mich auch schon bestätigt hat. Das hier ist das genaue Gegenteil. Alleine die Nase lohnt sich so dermaßen. Und auch insgesamt ist es einfach ein gigantisch gutes Bottling. Ich denke den hätte nicht nur der Fassbinder (Cooper) gut gefunden sondern viele andere auch. 92/100 Der hier schwimmt übrigens ganz gut. Teilweise sogar mit deutlich höherer Intensität, was mich etwas überrascht hat, weil er ja sowieso schon nicht gerade leise ist.

Port Ellen 1982 – Old Bothwell

Eine Flasche Port Ellen 1982 von Old Bothwell für den deutschen Markt

Ein Jahr zurück nach 1982. Abgefüllt von Old Bothwell, einem Abfüller der alleinig gegründet wurde um den aufgekauften Port Ellen Stock, nach der Schließung, zu vertreiben. Dieses Bottling wurde nach 28 Jahren für den deutschen Markt mit 57,5% abgefüllt. Fassart und Flaschenzahl? Fehlanzeige. Link zur Whiskybase

Nase: Eine frische, fast mentholige Note. Aber ich bleibe gedanklich dann doch eher bei Meeresbrise. Dazu gelbe Früchte, die genau richtige Menge Vanille. Ein guter Mix aus Erde und Rauch. Eine Feuer in einem Erdloch, als Vorbereitung um auf der Glut zu kochen.

Mund: Gewachste Zitrusfrüchte, Pfeffer in zerlassener Butter. Weiterhin eine schöne Vanillenote, die immer mit dem Rauch einhergeht. Das passt wunderbar. Der Torfrauch kriegt jetzt noch eine Nuance Jod dazu. Auch das ist „spot on“.

Abgang: Immer noch trägt ihn die Frische. Gleichzeitig kriegt er eine würzigen Touch bei den erdigen Noten. Darunter mischen sich Bitterstoffe. Grüne Fruchtschalen, ein spritzer Zitrone, etwas Salz und am langen Ende kaum noch Speichel im Mund.

Fazit: Ein schönes Bottling. Genau richtig im Punch, in der Tiefe, in der Balance. Interessant, dass man hier den Bedarf hatte das Fass in drei Teile zu splitten. Als Eigentümer hätte ich das mit Sicherheit gerne alleine gehabt. 😉 91/100 Luft tut ihm übrigens gut.

Port Ellen 1980 – Gordon & MacPhail

Eine Flasche Port Ellen 1980 von Gordon & MacPhail

Noch zwei Jahre zurück. Aus der Cask Strenght Reihe von G&M, die es tatsächlich nicht besonders lang gab. Die Small Batches wurden alle mit hohem Alkoholgehalt abgefüllt. Hier fünf (unbekannte) Fässer, die nach 16 Jahren noch 64,4% hatten! Link zur Whiskybase

Nase: Grasig und zitronig. Zusammen mit dem merkbaren Alkohol könnte das schon fast ein St. Magdalene sein. Allerdings ist die torfige Seite „falsch“. Hier kommt kein Motoröl, sondern Rauch mit etwas Vanille dazu.

Mund: Salz, Honig und Zitronen. Der Alkoholgehalt zeigt Wirkung auf der Zunge. Dazu kommt Olivenöl und etwas Vanille. Der Rauch lungert immer wieder irgendwo dazwischen und gibt auch eine leicht medizinische Note dazu.

Abgang: Rote, mehlige Äpfel, direkt aus dem Smoker. Etwas Salz, etwas Rauch, etwas Vanille. Komplexer wird es hier nicht mehr. Wasser kann hier helfen, damit kommt noch Kohlenstaub, ein Kupferpfennig, Zitrone und etwas Kuhstall dazu.

Fazit: Ich bin hin und her gerissen. Was ich finde macht mir Spaß. Er hat allerdings keine große Tiefe und der Alkohol ist… wie sagt man so schön „präsent“. Oder aber nicht gut eingebunden. Mit Wasser kann man zwar großzügig spielen, außer im Abgang bringt das aber keinen Mehrwert. Auf der anderen Seite: Was wollte dieses Bottling mal sein? Ein schönes Small Batch, dass durchaus für ein etwas breiteres Publikum verfügbar ist. Ich einige mich mit mir selbst auf 89/100.

Port Ellen 1982 – Douglas Laing for Alambic Classique

Eine Flasche Port Ellen 1982 von Douglas Laing für Alambic Classique

Nochmal ein Bottling für den deutschen Markt, für Alambic Classique. Dieses Sherry Cask hatte nach 19 Jahren noch 56%. Insgesamt 390 Flaschen wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine schöne Sherrynase, die mich an Port Charlottes erinnert. Butter und Gummi, rote Früchte, etwas Kuhstall. Etwas Vanille mischt sich darunter, Danach kommt eine rauchige Note, die in eine Art Hustensirup über geht. Danach sind die Sherrynoten in Richtung Leder, Schokolade, Trockenfrüchte und Orangenlikör.

Mund: Würzige Sherrynote, in Butter geschwenkte rote Früchte und Speck. Eine Prise Schwefel, die aber kaum merkbar ist, weil wirklich viele Bitterstoffe da sind. Außerdem ist auch hier etwas Jod im Spiel.

Abgang: Die Bitterstoffe sind natürlich immer noch vorhanden. Es geht aber etwas zurück und fleischige Noten und jetzt eine deutlichere Schwefelnote kommen nach vorn. Auch medizinische Töne, Metall und Schokolade sind dabei.

Fazit: Eher ein One-Dram-Whisky. Es ist schwer die vielen Eindrücke zu verarbeiten – und dabei sind sie alle laut und intensiv. Mit Wasser kann man das etwas balancieren, bei Bedarf. 90/100

Port Ellen PE1 – Speciality Drinks Ltd

Eine Flasche Port Ellen PE1 von Speciality Drinks

Die Elements of Islay von Speciality Drinks, bzw. heute Elixir Distillers, ist der Indie Bottler von Szenegröße Sukhinder Singh (dem gehört heute Tormore). Der erste PE dieser Serie aus 2009 stammt aus einem 1st Fill Sherry Butt und hat 58,7%. Anzahl der 50cl Flaschen ist unbekannt Link zur Whiskybase

Nase: Schöne Sherrynoten. Viele Früchte insgesamt. Die erwartbaren roten Früchte, aber auch ein wenig Tropi-Frutti. Mit einem Hang zur Maracuja. Dazu kommt noch einiges an Rauch, sehr würzige Tabaknoten und irgendwas vom Grill.

Mund: Sehr würzig, leicht metallisch. Der Tabak ist wieder da. Ich würde mich. jetzt beim Grill auf Fisch festlegen. Bittersüße Marinade mit Nüssen dazu. Außerdem Kohlenrauch. Die Fruchtigkeit hat ein wenig nachgelassen, ist aber noch da. Dazu kommt jetzt eine Salinität und ein generelles Gefühl von Meer.

Abgang: Weiterhin salzig. Etwas Asche. Zitrone. Und ich muss sagen der macht auch Hunger. Irgendwo zwischen der Fleischerei und dem Fischladen steht auch immer noch der Stand mit den Früchten.

Fazit: Auch ein tolles Bottling. Ich befürchte der hat ein wenig das Problem, dass er gegen große Konkurrenz antritt. Im direkten Vergleich kriegt er 91/100. Alleine… wer weiß?

Port Ellen Private Stock – Malts of Scotland MoS-PS002

Eine Flasche Port Ellen Private Stock von Malts of Scotland

Was macht man als einer der erfolgreichsten Independent Bottler zu einem Jubiläum oder runden Geburtstag? Ich würde sagen sich einen Port Ellen abzufüllen ist nicht die schlechteste Idee. Das hat Thomas Ewers, der Mann hinter Malts of Scotland, nun schon zum zweiten Mal getan. Das Sherry Hogshead enthielt 169 Flaschen. Zum Alter darf leider nichts gesagt werden, da gab es wohl ein paar Uneinigkeiten. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Unmenge an roten und dunklen Früchten in Alkohol gekocht und reduziert bis es nur noch Sirup ist. Das ganze dann für drei Tage in den Smoker mit Pfeiffentabak gepackt. Dann auf einem Teller mit dem Pinsel aufgetragen, um dann gekochten Schinken darauf zu legen. Dazu gibt es etwas Shortbread.

Mund: Jetzt wird der Sirup wieder vitalisiert. Das gibt ihm eine gewisse Säure dazu, auch Salz. Helle Früchte. Ein Tick Vanille, ein Tick erdige Torfnoten. Gute Balance. Kaum Alkohol. Dafür ein Wick Hustenbonbon Waldfrucht. Oder die Idee davon wie sowas eigentlich schmecken sollte.

Abgang: Wärmend, jetzt kommt dann doch der Alkohol noch durch. Dazu noch eine metallische Note. Davor gibt es nochmal Schinken mit Honigglasur. Die Früchte jetzt als Deko daneben. Rauch und dergleichen sind schon durch die Tür und nur noch von hinten zu sehen.

Fazit: Der Abgang fällt ein wenig ab, allerdings von einem Niveau, dass absolut gigantisch ist. Ein wirklich fantastisches Bottling. 92/100

Die richtige Reihenfolge

Die Reviews sprechen wahrscheinlich für sich, da muss ich nichts mehr hinzufügen. Allerdings hab ich mich zwischendrin gefragt: wie würden meine Bewertungen ausfallen, wenn ich jeden einzeln verkostet hätte. Oder einfach nur die Reihenfolge geändert. Ich glaube das hätte vielleicht den ein oder anderen Punkte doch geändert. Gut aber ihr sollt ja sowieso nicht auf die Punkte kucken. Würde auch niemand, oder? 😉

Mehr zu: Port Ellen, Old & Rare Flight 017
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von buschie, bschlosser und der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft