Bruichladdich by Pierre-Auguste Renoir, generiert von open ai

Alle Port Charlotte (Teil 15)

Es ist schon wieder Zeit für einen Ausflug in unsere meistbesuchte Destillerie: Bruichladdich. Die Sisyphus-Aufgabe alle Port Charlotte zu probieren ist noch nicht erledigt! Wobei, er macht das ja nicht freiwillig und hat auch keine Freude daran. Das kann ich hier nicht sagen. Aber ein Ende ist auf jeden Fall nicht in Sicht. Also schnell rein ins Vergnügen.

Port Charlotte 2005 – #LADDIEMP5 Cask #1999

Eine Flasche Port Charlotte 2005 - #LADDIEMP5 Cask #1999

Die Micro Provenance Serie von Bruichladdich ermöglicht immer wieder Vergleiche sehr spezifischer Abfüllungen. Normalerweise werden sie im Dreierpack released. Heute habe ich zwei der 2016er PC dieser Serie im Glas. Als erstes ein Bourbon Cask, 10 Jahre, mit 56,9%. 900 20cl Fläschchen wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Deutliche Noten von Kräutern, Vanille und Salz zu erkennen, begleitet von einem Hauch von nassen Lehmboden. Diese Aromen sind jedoch relativ einfach und eindimensional.

Mund: Er entwickelt direkt einem pfeffrigen, metallischen Geschmack mit deutlichen Noten von Salz, Zitrone, Kräutern und natürlich Torf bzw. Rauch. Letzteres wird nach einiger Zeit besonders dominant.

Abgang: Trocken und von lang anhaltenden Bitterstoffen geprägt, die von Salz und Zitrone begleitet werden. Der Rauch bleibt auch hier erhalten und wird von einem Hauch von Käsekuchen abgerundet.

Fazit: Nicht besonders emotionalisierend und auch nicht komplex. Eher singulär und auch nicht so richtig spannend. Wasser macht ihn … anders, allerdings auch nicht wirklich spannend. Da kommt dann eine Unmenge an Käsekuchen und Off-Notes. 83/100

Port Charlotte 2005 – #LADDIEMP5 Cask #0013

Eine Flasche Port Charlotte 2005 - #LADDIEMP5 Cask #0013

Der zweite Micro Provenance hatte Kontakt mit einem Bourbon und einem Bordeaux Cask. Nach 10 Jahren hatte das Ergebnis noch 59,9%. Auch hier wurden 900 Fläschchen befüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen süße mit würzigen Trockenfrüchten. Vanille und Tabak arbeiten positiv mit. Allerdings gibt es auch eine anstrengende, leicht stechenden Note.

Mund: Geprägt von Tabak, Beeren, intensiven Gewürzen und einem Hauch von Tee und Vanille. Das intensiv, aber dennoch relativ gut ausbalanciert.

Abgang: Würzige leicht scharfe Noten ziehen sich den Rachen hinab. Dazu kommt etwas Tabak. Er wird deutlich trocken. Es bleibt ein Eindruck vom letzten Rest des Rotweins im Glas vom Vortag.

Fazit: Hat was vom Octomore Orpheus, nur fehlen einige der richtig guten Attribute. Insgesamt zufriedenstellend würde ich sagen. 86/100

Port Charlotte 2002 – Private Cask

Eine Flasche Port Charlotte 2002 – Private Cask Nadi Fiori

Aufmerksame Leser und Leserinnen werden bemerken: Den hier hab ich schon mal reviewed. Christian gab mir die Chance blind nochmal einen Eindruck zu gewinnen. Die Daten haben sich natürlich nicht verändert. 5 Jahre, 1st Fill Sherry, 46%. Link zur Whiskybase

Nase: Beeren, Gummi, leichte Süße, diverse phenolische und lackartige Gerüche. Das ist eine Mixtur, die gar nicht so unstimmig, wenn auch etwas ungewöhnlich ist.

Mund: Etwas Schwefel und deutlich Rauch. Rote Beeren gefühlt relativ dünn,. Leicht holzig und trocken ist er auch. Dazu kommt spröder Gummi.

Abgang: Salzig und rauchig geht es dem Ende zu. Mit einer deutlichen Schwefelnote. Auch zu finden sind Aromen von Apfel und Kaffeebitterstoffen. Er wird mit der Zeit trocken.

Fazit: Eher nicht so überzeugend. Der Schwefel ist nicht überbordend schlimm, aber integriert sich auch nicht besonders gut. Ich hatte schon diverse bessere PC. Jetzt haben wir ihn nochmal probiert (wie beim ersten mal schon angekündigt). Besser geworden ist es irgendwie nicht. Der Schwefel kam noch neu dazu. 86/100

Port Charlotte 2001 – Private Cask

Eine Flasche Port Charlotte 2001 – Private Cask Marc Segers

Ich glaube schon es muss eine epische Zeit gewesen sein, Mitte 2001, als Bruichladdich wieder eröffnet wurde. Als man die Chance hatte privat Port Charlotte Fässer zu kaufen und im dortigen Warehouse zu lagern. Hier haben wir einen solchen Fall. Marc Segers hat sich für ein Rum Barrel entschieden. Dieses hat er dann mit 10 Jahren und 61,5% in 236 Flaschen füllen lassen. Link zur Whiskybase

Nase: Erdig-torfig und rauchig-torfig. Dahinter etwas Vanille. Etwas verschlossen. Wenn man wartet und vor allem wenn man Wasser hinzufügt kommen matschige und vergorene Früchte zum Vorschein.

Mund: Der Antritt ist direkt ziemlich scharf, mit Pfeffer und auch Holz. Dann kommt eine deutliche Süße, wie man sie auch von Rum kennt. Außerdem sind da etwas Pflanzensäfte und auch Kokosspäne.

Abgang: Der Rauch ist fast vollständig weg. Es gibt einige erwartbare Bitterstoffe, eine deutliche Süße. Melasse, passend zum Fass. Mit Wasser wird er ziemlich trocken.

Fazit: Nicht mein größter Favorit. Allerdings sind das Rumfässer doch eher selten. Wasser hilft sehr. Bzw. ich würde eher sagen: Ich empfehle dringend ihn mit Wasser zu probieren. Dann ist er ziemlich gut und wenn man das Profil besonders mag sicherlich noch ein Pünktchen mehr wert. 86/100

Port Charlotte 2008 – Malts of Scotland

Eine Flasche Port Charlotte 2008 von Malts of Scotland

Von den privaten Fässern geht es zu unabhängigen Abfüllern. Malts of Scotland hat diesen 12 Jahre alten Port Charlotte 2021 auf den Markt gebracht. 246 Flaschen mit 57,8% wurden aus dem Oloroso Sherry Hogshead abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Es weht direkt das was ich als “Kuhstall” bezeichne entgegen. Dazu kommen Bananen und Rauch. Dann wird es würziger. Einige Kräuter, diese sind vor allem verbrannt. Später, mit etwas Luft, kommt dann Käsekuchen und kandierte Zitrone.

Mund: Der erste Eindruck ist holzig und schon im Mund sehr trocken. Das war jetzt nicht die Hoffnung. Dann kommt, Salz, Zitronen, etwas Vanille, auch Pfeffer und Ingwer. Das hätte ich wahrscheinlich eher anderen Islay Destillerien zusortiert. Er ist auch erstmal betäubend. Mit der Zeit wird es cremig vanillig, mit einem würzigen Touch. Das ist dann schon besser. Bis dahin ist er etwas zu wild oder anstrengend.

Abgang: Auch nach dem Schlucken ist da wieder viel Holz. Dazu kommt Salz, Süße (vor allem Honig) und er wird wieder erdig. Rauch und Olorosowürze sind nur im Hintergrund, wenn überhaupt da.

Fazit: Das Holz ist mir zu dominierend. Zum Glück ist das nicht die ganze Zeit vorhanden. Ansonsten macht das schon Spaß. Das Oloroso Sherry Cask hätte ich wahrscheinlich nicht erraten. 85/100 Wasser bringt keine weiteren Erkenntnisse.

Port Charlotte 2004 – Scotch Single Malt Circle

Eine Flasche Port Charlotte 2004 von Scotch Single Malt Circle

Zum Schluß noch eines von Maggies Fässern. Nur 30 Flaschen gibt es von diesem 10 Jahre alten PC. Abgefüllt wurde mit 57,1% aus einem Château d’Yquem Sauternefass, vor dem Finish war er im Bourbon Cask. Link zur Whiskybase

Nase: Beschwipste Birne im Kräuter-Weißwein-Sud. Das könnte auch der Geruch in einer französischen Landküche sein. Dann sticht er ein wenig durch den Alkohol. Mit der Zeit kommt etwas Kuhstall hoch. Irgendwer macht einen Stich mit dem Spaten durch die Grasnabe und hebt die Erde an.

Mund: Es geht würzig weiter. Auch leicht metallisch. Ich vernehme langsam Vanille und einen ganz leichten Schwefelanteil. Der dann durch deutliche Süße ersetzt wird.

Abgang: Im Vergleich zum ersten Eindruck und trotz der hohen Prozente: relativ mild. Leichte Fruchtigkeit, ausklingender Rauch. Dann bringt in Milchkaffee doch noch eine schöne Wärme. Am Ende gibt es salzige Zitronen.

Fazit: Süßweinfass kommt vor allem in der Nase raus, das ist dann ziemlich gut. In Summe kommt er aber nicht an große Wertungen ran. Ich will auch gar nicht jammern, ich denke nur es ist unverhältnismäßig schwer hiervon noch eine Flasche zu kriegen. Da wäre mir persönlich der Aufwand für das Ergebnis zu hoch. 88/100

Nun…

… eine Port Charlotte Session mit einer Durchschnittsbewertung von knapp 86 Punkten. Das würde ich an vielen anderen Stellen zufriedenstellend nennen. Bei PC ist mein und auch Christians Anspruch tatsächlich höher. Vielleicht gibt es ja beim nächsten mal wieder einen Griff in die Sterne.

… ob auf dem Titelbild heute wirklich Bruichladdich zu sehen ist… ich weiß es nicht. Es wurde von Dall-e, dem Bildgenerator von openai erstellt. Ich habe als Stil den Künstler Renoir gewählt und nach einem Bild der Brennerei gefragt. Das Bild an sich finde ich aber ganz gelungen. Es macht auf jeden Fall weiterhin Spaß mit den “intelligenten” Helferlein zu experimentieren!

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Bilder: Titel: Generiert von Dall-e, Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat gekauft