Screenshot von Google Maps mit Markierungen verschiedener Brennereien

Gemischtes Triple: Whisky-ABC

Im heutigen Tasting kümmere ich mich um drei Abfüllungen, je einer von Arran, Benrinnes und Caol Ila, denn ich muss schließlich Tobias Ankündigung hier gerecht werden. Sowohl vom Alter, Rauchigkeit als auch Fassausbau geht es bunt gemischt zu. Aber ohne weiter Worte zu verlieren hier die Abfüllungen:

Arran Small Batch Peated Sherry Cask 50ppm

Flaschenbild des Arran Small Batch Peated Sherry Cask - eine recht schwere Flasche, das Label hält alle wichtigen Informationen auf Braille bereit

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Ein Batch Sherryfässer, welches exklusiv für Belgien und Luxemburg abgefüllt wurde. Der Gehalt an Phenolderivaten am Malz ist mit 50pmm angegeben, durchaus ein ordentlicher Wert der über dem liegt, was viele Islay-Brennereien standardmäßig verwenden.

Nase:
In der Nase denke ich tatsächlich zuerst an eine kraftvollere Version des Lagavulin 16. Nach dem Einschenken zuerst ein etwas schwerer Rauch,mit kräftig speckigem Einschlag. Datteln im Speckmantel, Feigen, Mandarinen. Lapsang Souchong (Tee der traditionell geräuchert wird). Ein paar dunkle Beeren. Wenn er etwas steht und geatmet hat kommen stärker Mandarinen und saftige rote Äpfel hinzu, als auch etwas Banane.

Mund:
Ein kraftvoller Antritt, ganz ohne alkoholische Schärfe. Da ist der Alkohol wunderbar eingebunden. Im Mundraum liegt der Malt sehr ölig. Ich würde diesen NAS jünger als einen Lagavulin 16 vermuten, da es ihm ein klein wenig an dessen Vielschichtigkeit mangelt, was der Arran aber mit seiner schönen Kraft voll ausgleicht. Gut mit Kräutern gewürzte Räucherwurst, leicht erdige Noten. Etwas dezente Haselnuss und wieder Datteln im Speckmantel.

Finish:
Mitellang, wieder Räucherwurst, etwas Blutorange. Nur leicht würzig, insgesamt wenig Eiche.

88/100

Fazit: Ein schöner vermeintlich junger Malt, bei dem Rauch und Sherry schön integriert sind und der sehr kraftvoll daherkommt Anders als der Lagavulin 16, aber genauso lecker.

Benrinnes 2006, 15 Jahre (Refill Sherry Hogshead)

Das Bild zeigt den Benrinnes von 2006, der 15 Jahre in einem Refill Sherry Hogshead gereift ist. Die Flasche ziert eine goldene Applikation mit dem label des Abfüllers Gordon & MacPhail

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Ein Einzelfass, welches für das Whisky Warehouse in Belgien abgefüllt wurde. Nicht ganz uninteressant wäre es natürlich, den gegen die gleichaltrige Originalabfüllung zu verkosten. Aber die war für mich kein Nachkaufkandidat (87P), da er mir letzten Endes keine damals 65€ wert war.

Nase:
Nach dem Einschenken zunächst eine beerige Süße. Rote Beeren, Brombeeren vollreif. Etwas Feige und Rosinen. Etwas dunkler Honig. Mit Standzeit Nuss-Nougat, Zartbitterschokolade, frisch gemahlener Kaffee. Mit etwas Wasser ein Schokobrunnen in den überreife Beeren getunkt werden. Etwas Zimt.
Tolle Entwicklung des Malts, wenn man ihm Zeit, Wasser und Aufmerksamkeit gibt. Etwas Handwärme hin und wieder kitzelt auch immer noch ein paar weitere Noten aus dem Whisky heraus.

Mund:
Leicht trocken im Antritt mit etwas Kakaopulver, aber recht schnell wird der Kakao zu Schokolade. Ein Korb Beeren, etwas Feige. Etwas Haselnuss und ganz dezent etwas milden Kaffee, kaum Bitterkeit. Mit Wasser kommt die nussige Seite wieder stärker heraus, Nuss-Nougat und türkischer Honig.

Finish:
Mittellang, Beeren und Rosinen klingen langsam aus, Schokolade und Kaffee übernehmen und lassen den Abgang trocken werden.

91/100

Fazit:
Für mich ein Whisky, der erst mit einiger Zeit und Geduld zu voller Blüte kommt. Das wird mit einer spannenden Nase belohnt, die viel Frucht, Schokolade und Nuss bereithält, geradezu desserthaft.. Im Mund wird das Niveau gehalten, nur im Abgang wird er etwas herb-trocken, was etwas Abzüge in der B-Note gibt.

Caol Ila 1983, 28 Jahre (Hogshead)

Die Flasche des Caol Ila von 1983 von The Cooper's choice ist auf diesem Bild zu sehen. Das Labeldesign ist etwas unmodern.

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Caol Ila aus den frühen 1980ern, goldgelb in der Farbe, 54,1% Alkohol. Theoretisch sollte hier nicht nur nichts schiefgehen, sondern ein richtig leckerer Malt ins Glas kommen. Aber mit hohen Erwartungen kann auch ein tiefer Fall kommen…

Nase:
…was hier aber in der Nase schonmal nicht der Fall ist. Schwarze Oliven und Mandelmus. Ein entferntes Lagerfeuer am Strand, nur leichter Rauch in der Nase, Algen werden in das Feuer geworfen und verströmen ihren Geruch. Etwas getrocknete Orangen- und Limettenschale. Kurz: Salzig-maritime Aromen mit einem Spritzer Zitrusfrucht und Nussnoten. Was ich als recht typisch für Caol Ila aus dieser Zeit wahrnehme.

Mund:
Liegt ölig cremig auf der Zunge. Vanille, tropische Frucht in Honig glasiert. Ananas, Mango, Litschi. Sesam und Algensalat.
Apfelmus mit etwas überreifer Banane.  Im Mund mit leichter Würze, Ingwer und ein Hauch Kukurma. Schönes Wechselspiel aus Süße, Frucht und Würze, untermalt mit zarten, leicht teerig-aschigen Rauchnoten. 

Finish:
Lang, klingt vanillig-süß mit würzigen Akzenten aus. Dahinter liegend noch dezente Frucht.

91/100

Fazit:
Ein schön gereifter Caol Ila, der sehr cremig im Mund liegt und bei dem die Aromen schön balanciert sind. Das Holz hat schön gearbeitet, ohne dass der Malt zu viel Holz bekommen hat.

Eine schöne Session, die zwar wenig Quervergleiche zulässt, aber dafür wirklich genussreich war. Ein Whisky-DEF wird es so schnell aber nicht geben, Quervergleiche gefallen mir dann doch deutlich besser als alphabetisches Tasten.

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Bilder: Titel: Screenshot von Google Maps | Flaschen: Eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen