Singender Sand
Die 19-jährige Originalabfüllung von Ardbeg ist nach einem Strand im Süden der Insel Islays benannt: Tràigh Bhan. Ausgesprochen „träi wan„, frei aus dem Gälischen übersetzt „singender Strand„. Offenbar macht der Sand beim Drüberlaufen Geräusche, die an Gesang erinnern können.
Seit 2019 hat Ardbeg jedes Jahr eine neue, limitierte Auflage herausgebracht. Die Alkoholstärke ist stets gleich, die beteiligten Fassarten im Prinzip ebenfalls, wobei die genaue Rezeptur von Jahr zu Jahr immer ein bisschen unterschiedlich ist.
Ardbeg Traigh Bhan Batch 3
19 Jahre in American Oak & Oloroso Sherry Casks bis 06.2021 / 46,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Die jüngsten Bestandteile dieses Batches wurden am 10.10.2001 destilliert. Stand 11/2022 noch moderat über dem ursprünglichen Ausgabepreis verfügbar, scheint er für Ardbeg-Verhältnisse kein Verkaufsschlager zu sein.
Nose: Ein Klassiker: Dattel mit süßem Honig bestrichen und in fettigem Räucherspeck herausgebacken. Abgesehen von Dijon-Senf- und Reifenspuren bleibt er erstmal auch schön fleischig und wärmend, wobei er mehr wässrig als kräftig ist. Vor allem ab der zweiten Portion ist die Frucht präsent: Banane, Mandarine und gesalzene Apfelschorle. (86)
Taste: Die gelben Früchte haben was für sich und sorgen dafür, dass es im ersten Moment nicht nur aschig und malzig ist. Salz und Wachs geben ein Interludium. Die Eiche liefert zwar einiges an Würze, allerdings auch ein paar Bitterstoffe zu viel. Das Iod passt auch nicht rein. (82)
Finish: Hui, da schlägt die Asche nochmal zu, um zwar mit trockenem Iod und schwefeligen Zündhölzern – das wirkt jetzt aber arg unrund. Ansonsten abgestandenes Eichenholz, neinnein das wird hier nix mehr. Einzig Salz und Tabak können überzeugen. (79)
Fazit: Pur auf gar keinen Fall zu empfehlen. Mit ganz viel Zeit und Liebe, oder auch einigen wohlplatzierten Wassertropfen, wird was annehmbares daraus.
Ardbeg Traigh Bhan Batch 2
19 Jahre in American Oak & Oloroso Sherry Casks bis 08.2020 / 46,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Gebrannt am 18.09.2000 oder früher, das zweite Batch kratzt also knapp an der 20-Jahre-Marke.
Nose: Etwas rauchiger als das dritte Batch, trockene Holzkohle und Iod sind eingangs tonangebend. Apfel und würziges Bienenwachs sind ständige Begleiter. Auch hier entdecke ich Dijon-Senf und nach diesem Fund wird es speckiger, öliger, fleischiger und alles ist einmariniert. Tatsächlich ist er recht komplex, denn getrocknete Aprikose und gesalzene Nüsse stellen nicht das Ende dar… (88)
Taste: Oh, die Zitrusaromen sind endlich da, die hab ich schon vermisst. Ruß, erdige Holzkohle und Lagerfeuerasche machen ordentlich Rabatz, wobei die Eiche nicht nur würzig ist, sondern auch Salz und ein wenig Schießpulver ausstreut. Das Mundgefühl ist umami und wachsig, ölige Süße erinnert an Grillmarinade. (86)
Finish: Prickelnder Rauch und erdige Zündhölzer, gerade noch so im positiven Rahmen. Ansonsten ist das trockene Eichenholz recht ausgewogen, im Kontrast dazu steht süßliche Marinade. Ausgesprochen salzig ist es auch. (85)
Fazit: Einer zum Riechen, der macht da richtig Laune. Abgesehen davon tritt er wie ein durchschnittlicher Islay-Malt auf: Man bekommt, was man erwartet; nicht viel mehr und nicht viel weniger. Immerhin ist er um Längen ausbalancierter, als seine Nachfolgeausgabe.
Ardbeg Traigh Bhan Batch 1
19 Jahre in American Oak & Oloroso Sherry Casks bis 2019 / 46,2%Vol. / Link zur Whiskybase
Nun das erste Batch. Die Serie wurde noch vom ehemaligen Brennerei Manager Mickey Heads ins Leben gerufen. Hierfür wurden Fässer verwendet, welche am 15.03.2000 oder eher befüllt worden waren.
Nose: Apfelstücke und rote Beeren in Vanillesauce, auch Bienenwachs und samtige Gewürze versprechen von Beginn an Tiefe. Gesalzener Speck und Räucherlachs haben eine Messerspitze gelben Senf und Diesel abbekommen – yummi! Ölige Süße leitet über zu gelben und grünen Zitrussäurenoten sowie Haselnüssen. (88)
Taste: Rauchiger als in der Nase, Ruß und würzige Holzkohle möchten jetzt auch mal zu Wort kommen. Unmengen Salz in einer öligen, fleischigen Umgebung. Rote Beeren und gelbe Früchte, allen voran Zitronen, breiten sich aus. Wachs, Nüsse und ein Hauch Diesel bilden ein interessantes Trio. (86)
Finish: Der Diesel und das Salz bleiben uns im Finish erhalten. Auch hier kommt die Holzkohle mit dem Schießpulver im Schlepptau, von der Dosis her aber noch angenehm. Ein süß marinierter Hühnchenspieß ist in die Asche gefallen. (85)
Fazit: Dem zweiten Batch recht ähnlich, bis auf den Treibstoff und dem Rauchdefizit in der Nase. Nach dem tollen Start war ich aber ein wenig enttäuscht, dass beim Trinken die Rauchpalette wieder so dominiert hat. An dieser Stelle zwar sehr Ardbeg-like, ging aber auf Kosten der Ausgewogenheit.
Vom Aromenprofil her sind alle drei recht ähnlich. Ein deutlicher Qualitätsabfall beim dritten Batch. Das war dann das erste unter dem neuen Manager Colin Gordon, der scheint wohl andere geschmackliche Vorlieben zu haben, als ich. Oder es gab keine guten Fässer mehr. Die vierte Ausgabe hab ich mir gespart, einen Whisky bei Vollmond abzufüllen finde ich einfach zwielichtig. Die fünfte dann vielleicht wieder – diese soll dann laut Flaschenetikett den tropischsten Whisky enthalten, den Ardbeg je hervorgebracht hat*. Eine solche Aussage bedarf einer Überprüfung!
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Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
* https://whiskyexperts.net/ttb-neuheit-ardbeg-traigh-bhan-batch-5-from-the-singing-sands-of-islay/
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