Black Art hoch drei

Sogar auf der Insel Islay kommt man bei der Whiskyproduktion gelegentlich auch ohne geräuchertes Gerstenmalz aus. Bei Bruichladdich beispielsweise. Wenn nicht gerade die brachialen Rauchbomben á la Port Charlotte oder Octomore gebrannt werden. Aber das hat ja erst so richtig nach der Jahrtausendwende begonnen, unter der Führung von Mark Reynier und Jim McEwan. Doch schon vor der Stilllegung in 1995 hat man bei Bruichladdich besondere Whiskys hergestellt, damals war jedoch noch Whyte & Mackay verantwortlich. Nach dem Besitzerwechsel in 2000 hatte McEwan Zugriff auf einige alte Fässer, die er dann natürlich auch einzusetzen wusste. Unter anderem für die Black Art-Serie:

Eine Flasche des Black Art 04.1, rabenschwarz und mit düsteren Symbolen verziert.

Bruichladdich Black Art 04.1

Eichenfässer 1990 bis 2013 / 49,2%Vol. / Link zur Whiskybase

Wie bei allen Ausgaben der Serie ist die Komposition der verwendeten Fassarten gänzlich unbekannt. Nur McEwan selbst kennt wohl die Details von BA04.1. Was wir wissen dürfen, ist das Alter des Whiskys – 23 Jahre – und auch die Anzahl der Flaschen: 6.000 Stück.

Nose: Das Eichenholz ist genau richtig dosiert, süßer Karamell und Vanille sorgen für eine wohlig warme Atmosphäre. Mit den gesalzenen Haselnüssen und Marzipan kommen auch ein wenig Würze und zarte, beerig-cremige Sherryaromen. Kandierte Ananas in der Kräuterwiese. (89)

Taste: Kräftig und ausgewogen. Neben den Gewürzen und dem Eichenholz tun sich facettenreiche Anklänge von trockenfruchtigem Sherry, Nüssen und Kaffeeschokolade auf. Der Malt wird malziger und salziger, dann folgen Wellen von Schafgarbe, Banane sowie Tabak. (88)

Finish: Die Einflüsse von Fass sind am lautesten, die Stimmung kippt etwas zu sehr in die Richtung der Tannine. Zudem ist doof, dass einige Zündhölzer beteiligt sind. Immerhin: Nüsse, Tabak und salziger Sherry vertragen sich gut mit der Eiche. (85)

Fazit: Herrlich komplex und alt. Langweilig wird es nie, dafür hat dieser Tropfen zu viele Gesichter, dennoch einen eigenständigen Charakter. Trotz des Schönheitsfehlers verlangt es nach mehr.

Eine Umverpackung des Black Art 05.1, aus Blech und wie die Flasche ebenfalls in Schwarz gehalten mit mystischen Symbolen.
Eine Flasche des Black Art 05.1

Bruichladdich Black Art 05.1

Eichenfässer 1992 bis 2016 / 48,4%Vol. / Link zur Whiskybase

Der erste Black Art, der von Adam Hannett entworfen worden ist. Hannett hatte in 2015 den Posten von McEwan übernommen. Die Auflage dieses 24-jährigen Malts beträgt 12.000 Flaschen.

Nose: Lecker Wachs mit Vanille und Eichenholz. Malziger Biskuit, flüssiger Honig und rote Apfelstückchen verbreiten Wärme, dazu gibt’s Milchkaffee. Gemächlich wird der Malt würziger, Haselnüsse und alter Sherry greifen sanft ins Geschehen ein. (88)

Taste: Angenehm trocken, das Eichenholz nebst Gewürzen ist wieder genau auf den Punkt getroffen, Zartbitterschokolade und Gerstenmalz verstärken diesen Eindruck. Der dezente Sherry kann mit reichlich Nüssen und einer feinen Säure aufwarten. Es geht richtig in die Tiefe, neben Leder und Wachs tummeln sich auch fleischige und salzige Aromen. (91)

Finish: Kräftiges Eichenholz schiebt sich an der sehr samtigen und alten Gewürzmischung vorbei ans Rampenlicht. Gerste und verschiedenste Nüsse, auch hier ist ein Hauch Schwefel, aber sooo viel besser integriert und harmonisch. Ein wenig Rohrzucker und ganz viel Wachs entfalten sich. (90)

Fazit: Boa, ist der süffig! In der Nase gibt er sich noch eher harmlos, zwar gefällig, aber im Vergleich zum 04.1 ohne das gewisse Etwas. Beim Trinken liefert er dann eine Show ab, mit Eichenholz in der Hauptrolle, von der man nicht genug bekommen kann.

Eine Flasche Black Art 06.1 von Bruichladdich

Bruichladdich Black Art 06.1

Eichenfässer 1990 bis 2018 / 46,9%Vol. / Link zur Whiskybase

Von dieser Edition gibt es mit 18.000 nun noch einmal deutlich mehr Exemplare. Auch das Alter ist auf 26 Jahre gestiegen. Ebenfalls angegeben wird das Jahr der Destillation, nämlich 1990. Rein rechnerisch war der Malt also bis 2016 oder 2017 in den Fässern, trotzdem findet sich 2018 als Abfülljahr im Internet. Eine Zwischenlagerung in Stahltanks?

Nose: Erstmal hauptsächlich Nussschokolade. Der Sherry baut sich sehr langsam im Hintergrund auf, ist aber dann irgendwann voll präsent, ölig, salzig, mit vielen getrockneten und kandierten Früchten. Gut dazu passen wachsiger Waldhonig und würziges Eichenholz. (87)

Taste: Der Sherry macht eine gediegene und lebendige Figur, feine Säure und cremige Beerenessenzen umspielen die Geschmacksknospen. Ebenfalls sind Eichenholz und Würze vorhanden, Tannine und Nussschokolade im Gepäck. Gerstenmalz macht auf sich aufmerksam. (87)

Finish: Ein dunkler Abschied mit reichlich altem Holz und schokoladigen Tanninen, auch der Sherry wirkt schwerer und gesetzter. Leder, Nüsse und Gewürze verstärken diesen Eindruck. (86)

Fazit: Sicherlich nicht unter dem Durchschnitt, doch beim Hinblick auf das Alter hatte ich mehr erwartet. Im Auftreten fehlt ein bisschen Volumen und Kraft, wodurch er Gefahr läuft, schnell mal flach zu wirken.

Ist Whisky Kunst? Nun, in jedem Fall müssen die Master Blender ein feines Näschen bei ihren Kreationen beweisen, es bedarf also einer gewissen Expertise und Kreativität. Die Art und Weise, wie ein Kunstwerk wahrgenommen wird, wie es verstanden wird und was es bei einem auslöst, ist ja oft sehr individuell. Whisky als Genussmittel ist ebenfalls eine sehr persönliche Erfahrung, über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten. Unabhängig davon ist diesen drei Black Arts ein sehr ansprechendes Profil gemein, zumindest mich haben die Künstler überzeugt.

Samples privat gekauft | Bilder eigenangefertigt bzw. mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase