Wheat Field

Single Grain, Single Cask

Ah, der gute Neutralalkohol. Also das ist zumindest die Idee hinter Grainwhisky. Füllakohol um Blends auszustatten. Was passiert nun, wenn das ganze unblended abfüllt und vielleicht sogar noch als Single Cask? Nun, eines ist sicher: Die Fässer müssen ganze Arbeit leisten, um dem neutralen bis süßen Aromen dann doch eine gewisse Wertigkeit zu verleihen.

Girvan 2006 – Cadenhead

Eine Flasche Girvan 2006 von Cadenhead

Zum Start ein eher junger Hüpfer, für einen Grain: 14 Jahre alt, 2020 mit 54,6% in 222 Flaschen abgefüllt und zuvor noch mit in einem Madeira Cask gefinished. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Nougatpraline, dann echter Bubblegum, Hubba Bubba Style. Dazu Pfirsich, Vanille, Nüsse, Orangenschale und saure, rote Früchte. Da passiert schon mal ziemlich viel!

Mund: Es geht weiter mit dem Pfirsich und den rote Beeren. Dazu Milchschokolade, Nüsse, Vanille und Fruchtkompott beim Einkochen.

Abgang: Paranüsse, der Kau- wird zum Fruchtgummi. Auch Kaubonbons sind am Start. Dann noch Mandeln und ganz leicht Peffer. Relativ wenige Bitterstoffe sind da, vor allem Milchkaffee, Milchschokolade.

Fazit: Danke Michael, für diesen Tipp. Der ist lecker. Und lag im Preis-Genuss-Verhältnis genau richtig für mich. 87/100

North British 1991 – Signatory Vintage

Eine Flasche North British 1991 Signatory Vintage

Ein North British mit 28 Jahren von Signatory Vintage für Kirsch Whisky abgefüllt. Aus dem Refill Sherry Batt wurden 559 Flaschen mit 47,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Riecht nach “schön Sherry”, leider auch etwas Klebstoff. Ansonsten auch noch einiges an Müsli mit Rosinen. Oder vielleicht ein Rosinenbrot. Muffiges Holz und Menthol. Immer wieder auch Lederschwaden.

Mund: Kirsche, Holz, Leichte Schärfe von Ingwer (kandiert) und Pfeffer. Möbelpolitur ist auch dabei. Etwas Schokolade ist dabei.

Abgang: Als erstes wieder die Kirsche und das Holz. Das ganze ist auch relativ süß und wird erst nach einiger Zeit von Bitterstoffen gekontert. Auch eine leichte Säure ist dabei und Orangen. Genauso wie Milchschokolade mit Rosinen. Wenn man schnell schluckt ist er auch wieder leicht Ingwerscharf.

Fazit: Absolut trinkbar aber er erzeugt keine Nachkaufwünsche. Die Aromenvielfalt ist dennoch ziemlich gut. Auch für Farbtrinker ist er gut geeignet 😉 85/100

Cameronbridge 1989 – Cadenhead

Eine Flasche Cameronbridge 1989 von Cadenhead

Eine Flasche aus den jährlichen Shop-Releases von Cadenhead. Und zwar aus dem Jahr 2018 für den Shop London, der erst dieser Tage neu eröffnet. 58,3% hatten die 240 Flaschen aus einem Bourbon Hogshead Link zur Whiskybase

Nase: Das sind Orangen und Minze, dazu Klebstoff. Dann Vanille, gewachste Zitronenschale und vieeel Alkohol.

Mund: Erdbeereis und Getreidenoten, Schärfe mit Zitrussäure, Pfeffer und wieder ziemlich viel Alkohol. Auch einiges an Brot.

Abgang: Eher kurz. Ist dann auch ok so. Der ist gar nicht so toll, um ehrlich zu sein. Auch hier dominieren noch Brot und Alkohol.

Fazit: Ja… das hätte schon schön sein können. Da sind ja ein paar nette Anklänge. Der Alkohol ist aber alles andere als gut eingebunden. Deswegen könnt ihr den dann auch behalten. 78/100

Cambus 1991 – Berry Bros & Rudd

Eine Flasche Cambus 1991 von Berry Bros & Rudd

Vor einiger Zeit hat BBR seine Premiumlinie neu gestartet. Die Exceptional Casks sind üblicherweise kein Ort für Grain. Allerdings, bei einem fast 30 Jahre alten “lost” Grain kann man ja mal eine Ausnahme machen. Der Cambus aus dem Sherry Butt ergab 481 Flaschen mit 49,9%. Link zur Whiskybase

Nase: Cerealien machen den Anfang, ganz typisch für einen Grain. Dann kommt bei mir eine Assoziation zu Pizza. Oregano und fruchtig frische Tomaten. Die gehen dann wieder in gewohnte Gefilde über: Helle und gelbe Früchte. Auch die sind schön reif. Darüber legt sich noch eine Ahnung von Zuckerguss und Puderzucker.

Mund: Die süße geht auch direkt in den Taste über. Dazwischen ein wenig Ingwer und auch die Kräuter sind noch da. Zitrusglasur über Plunder.

Abgang: Bitterstoffe kommen zu den bisherigen Eindrücken dazu. Das mündet dann in Lupinenkaffee und Milchkaffee, Dann wird es deutlich trocken mit etwas Banane. Ganz leicht metallisch ist es auch.

Fazit: Schön balanciert und wunderbar trinkig. Ganz klar ein Grain und das ist in diesem Fall gut so. 87/100

Cambus 1991 – Cadenhead

Eine Flasche Cambus 1991 von Cadenhead

Ich liebe ja solche Vergleiche. Diese Abfüllung von Cadenhead für den Shop in Wien gehört zu den Shopreleases vom Jahreswechsel 2021/22. Er ist 30 Jahre alt, 53,3% stark und war zum Schluß in einem Oloroso Hogshead. 230 Flaschen kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Erst ein paar Lösungsmitteldämpfe, die sind schnell weg und werden durch süße Zuckerwatte ersetzt. Dann kommt das Sherryfass zum Einsatz. Dunkle Kirschen, Möbelpolitur und Menthol. Auch Hölzer und Leder.

Mund: Mein Kopf hat eigentlich wieder die extreme Süße erwartet, aber als erster kommt eine ordentlich Würze. Pfeffer und Ingwer vor allem. Dann kommt Kirschsaft mit einem Tropfen Brühe darin. Einige Bitterstoffe kommen dazu und schwimmen auf der jetzt vorhandenen Süße. Schokolade und Röstmalz.

Abgang: Orangenschale, flambiert in Grand Marnier. Dazu noch diverse Kräuter. Das versenkt man dann in Sherry. Zum Schluß kommt noch das Vanillegebäckstück, dass ich fast schon vermisst habe. Die Würzigkeit kann man übrigens auch in den Abgang retten, wenn man den Dram nicht zu lange im Mund lässt. Dann wärmt er auch schön. Klasse Abgang!

Fazit: Es klasse Bottling! Durch die höhere Intensität des Sherry sogar noch ein Stück besser als das BBR Bottling. 89/100

Invergordon 1988 – Wemyss Malts

Eine Flasche Invergordon 1988 von Wemyss Malt

Zum Schluß noch ein Abstecher in die Highlanfs. Zuerst mit einem Invergordon von Wemyss Malts. Abgefüllt wurde er unter dem Namen Waffel und Ahornsirup. Gereift wurde in einem Sherry Butt und dabei kamen 330 Flaschen mit 59,9% raus. Link zur Whiskybase

Nase: Das kann jetzt natürlich Projektion sein, aber ich rieche hier ganz klar Waffeln und Ahornsirup. Dazwischen drängt sich immer wieder der Alkohol in den Vordergrund. Nicht ganz so schlimm wie beim Murray McDavid von eben. Außerdem sind da noch Mandeln und Maiswaffeln.

Mund: Viele Vanillegebäckstücke in einer Holzschale. Darüber Puderzucker, daneben Sirup. Es wird auch immer wieder recht würzig. Vor allem Pfeffer kommt mir in den Sinn.

Abgang: Würzig mit einem Zwicken auf der Zunge geht es dahin. Da ist etwas Ingwer und Zitrus, Zuckerwatte und auch wieder Sirup. Ein wenig Eiche blitzt auch durch. Das Sherry Butt versteckt sich immer noch ziemlich gut. Ganz zum Schluß wird es trocken und aus Zitrus wird ein wenig Seife.

Fazit:Gut trinkbar, auch wenn er sich klar als Grain äußert. Ein paar Kanten hat er noch und auch wenn man die schön finden kann, von einem 30 Jahre alten Grain erwarte ich das er doch ziemlich rund geschliffen ist. Wo hier ein Sherryfass dabei gewesen sein soll… ich weiß es nicht. 85/100

Invergordon 1987 – Murray McDavid

Eine Flasche Invergordon 1987 von Murray McDavid

Nochmal ein 30 Jahre alter Invergordon. Diesmal von Murray McDavid. Das Destillat aus der Invergordon Brennerei wurde in einem Sherry Cask gefinished, nachdem es in einem Bourbon Barrel war. Abgefüllt wurde 2018 in 550 Flaschen und mit 54%. Link zur Whiskybase

Nase: Stechender Alkohol mit vielen Gewürzen. Dann kommen Kakaonibs. Dazwischen sind immer wieder Lacke und Farben aber auch Vanille.

Mund: Trocken und leicht süßlich geht es weiter. Zuckerwatte und auch Nüsse. Der Alkohol ist sehr präsent. Kirschen und Schokolade kommen kurz vorbei.

Abgang: Es geht ähnlich weiter. Geschmacklich geht es fasst schon Richtung Barrique Rotwein, ohne jede Frucht. Dafür aber strukturierende Tanine. Es wird schneller sehr trocken und nur noch die Rezeptoren auf der Zunge melden etwas Puderzucker zurück.

Fazit: Der ist eher nicht so gut gelungen. Viel schlechter als der andere Invergordon. Der Wunsch das Finish könnte hier etwas zum Glänzen bringen kann ich verstehen, der Alkohol ist aber an vielen Stellen einfach nicht gut eingebunden. Länger im Sherry lassen war wahrscheinlich auch keine Option, ist er doch jetzt schon so extrem trocken. Ein weiteres Re-Rack wäre wohl zu teuer gewesen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er so abgefüllt wurde. 80/100

Gute Fässer…

…sind sicherlich der Trick, wie zu Beginn schon erwähnt. Wenn das allerdings zutrifft, dann können da tolle Sachen bei rumkommen. Ein Hoch auf die Möglichkeit vorher Samples zu probieren oder Flaschen zu teilen. Die länger gereiften Bottlings sind mittlerweile ja doch auch ganz schön im Preis gestiegen (die Cambus lagen z.B. bei 180-200€). Wenn man bei sowas daneben langt…

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Bilder: Titel by Polina Rytova on Unsplash | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Flaschen
Samples: Privat gekauft und eigene Flaschen