Ein Bild der Springbank Destillerie

Springbank oder so ähnlich (Teil 2)

Wieder einmal besuche ich die Springbank Abfüllungen mit unterschiedlichen Stilen. Hazelburn ungetorft, Springbank leicht getrost und Longrow „komisch“ getorft (weirdly peated), wie man so schön sagt.

Hazelburn 2007

Ein Flasche Hazelburn 2007

Das limited Bottling aus dem Jahr 2021. 6300 Flaschen mit 75% Bourbon und 25% Sherry Cask Füllung. 13 Jahre alt und mit 48,6% glaube ich nicht fassstark. Link zur Whiskybase

Nase: Serge nimmt gerne den Ausdruck „sharp like a blade“ für sehr klare und cleane Abfüllungen. Trotz des Sherryanteils würde ich mich hier dessen bedienen wollen. Schöne Mineralität (Kiesweg), Früchte (Zitrus und Apfel) und Vanille (Schote, ausgekratzt).

Mund: Honig und Vanille ertränken ein paar Trockenfrüchte. Malzig, fast brottig. Dazu ein paar zwickende Momente in der Zunge. Zitrone-Ingwer-Style.

Abgang: Ein wenig Bleistift, dann Nüsse. Auch Kokos. Die Früchte werden ein wenig mehr, Äpfel und Aprikosen. Das Fass gibt schöne Würze ab. Zwischen Eiche und Nelke.

Fazit: Leckere und insgesamt für mich sehr saubere Abfüllung. Flipp ich da aus? Nein. Macht mir das Spaß? Absolut. Ich finde die Abfüllung ist einen Blick wert. Gibt es gerade sogar noch… 87/100

Hazelburn 15-year-old

Eine Flasche Hazelburn 15-year-old für die Online Tasting Week 2021

Ein Bottling zur Online Tasting Week im Mai 2021. 15 Jahre in frischen Oloroso Fässern kamen dann 1174 Flaschen mit 54,9% auf den Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen süßen Sherrynoten und frisch angeschnittenem Fleisch aus dem der Saft nur so raus quilt. Ein ganz leicht metallische Note ist dazwischen. Mit einem matschenden Geräusch knallt das Steak auf ein nasses Holzbrett. Ein ganzes Glas dunkler Trockenfrüchte wird darauf ausgebreitet. Ein Lederbeutel wird darum gewickelt.

Mund: Zusammen mit einem würzigen Sud aus Pfeffer und Ingwer tropfen saure Beerensäfte und dunkler Honig auf morsches Pinienholz.

Abgang: Es geht so weiter. Bei Einatmen kommt ein kühlender Hauch Menthol mit dazu, während sich gleichzeitig auch wieder der Sherry breit macht. Das ist extrem intensiv.

Fazit: Beim Schreiben der Notes fand ich das absolut großartig und die Bilder im Kopf sind immer ein untrügliches Zeichen dafür. Aber eine Warnung sei ausgesprochen: Ich bin mir fast sicher es gibt Tage an denen ich das anders empfinden würde. Also lieber nur an den richtigen Tagen trinken 😉 90/100

Springbank 28-year-old Springbank 28-year-old Spirit Drink

Was passiert mit Whisky, wenn man ihn zu lange im Fass lässt und der Alkoholgehalt unter 40% sinkt? Er wird zum Spirit Drink, denn Whisky darf er dann nicht mehr heißen. Das zweite Sample aus dem Springbank Society Tasting Pack, mit dem sie rausfinden wollten welches Single Cask abgefüllt werden soll. Dieses hier hat noch 38,1% und die Reifung erfolgte (vollständig!) in einem Rum Barrel.

Nase: Tropische Früchte, mit einer Betonung von Banane. Dazu auch ordentlich Kräuter. Vor allem Kampfer. Wachsige Noten kommen dazu, eine leichte „Dreckigkeit“ und auch Gebäck mit Rosenwasser besprenkelt.

Mund: Einiges an Kokosspänen, eine würzige Ingwernote. Rum… haha. Rhabarber ist auch anwesend. Vielleicht dann in diesem Gebäckstück verpackt.

Abgang: Leicht salzig und relativ süß. Die Kräuter sind wieder da aber diesmal deutlich zurückhaltender. Ein paar Bitterstoffe kommen auch noch dazu.

Fazit: Zugänglich, mit einer Note, die man nicht zwingend mögen muss. Ein interessantes Experiment, ein Whisky von dem man etwas lernen kann. Allerdings in muss ich davon nicht mehr haben. Vor allem nicht zu dem Preis den man für einen 28 Jahre alten Springbank zahlen muss. 86/100

Springbank 28-year-old Springbank Society Tasting Oloroso Hogshead

Der nächste Kandidat ist aus einem Oloroso Sherry Hogshead. Auch hier wieder mit langer Reifezeit in diesem Fass. Sie sprachen im Tasting von über 20 Jahren also gehe ich mal davon aus auch dies ist eine Vollreifung. Hier ist es aber Whisky und zwar konkret mit 51,3%

Nase: Dunkle Früchte, Schokolade und Nüsse. Aber auch etwas Vanille ist vorhanden. Dann noch erdige und ledrige Noten. Auch Karamell. Insgesamt mild.

Mund: Etwas Ingwer, leicht seliger Ingwer. Mineralische Noten. Der Sherry scheint etwas zurückgedrängt. Dauert einen Moment dann kehrt dunkle Schokolade zurück und damit kommt Marzipan. Viel Marzipan.

Abgang: Es geht wieder delikater und feiner zu. Das Marzipan ist gekommen um zu bleiben. Hellere Früchte kommen dazu. Ganz leichte Vanillenoten sind auch noch da.

Fazit: Ein spannender Ritt, denn er beginnt sehr fein aber ausdrucksstark. Dann greift er im Mund deutlich an und wird dann hinten raus sehr smooth und fragiler. Das Sherry Hogshead spielt nicht die vordergründige Rolle. Trotz der langen Reife. 88/100

Springbank 28-year-old Springbank Society Tasting Oloroso Butt

Zum Schluß noch ein Oloroso Sherry Butt, also eine andere Fassgröße. Das Ergebnis ist runter auf 46,1% evaporiert. Auch hier wieder eine Vollreifung. Mutig.

Nase: Gemahlener Pfeffer, dunkle Schokolade, eher zurückhaltende Sherrynoten. Leichte Rauchnoten.

Mund: Deutliche Säure, Möbelpolitur, Sherry dann geht es über in Sirup. Dazu auch noch Tabak und Ledernoten.

Abgang: Wunderbare Springbank- und Sherry-Kombination. Gelungen. Das ist die Mineralität und auch die Sherrynoten aus der langen Reifung. Zum Schluß raus dunkle Schokolade, Kirschen, Marzipan, ab und an blitzen helle Früchte durch. Dann wird es schön langsam trocken.

Fazit: Der Abgang ist das Beste daran und wenn er das ingesamt bieten würde, dann wäre es ein Traum. So bleibt bei sehr gut stehen. 89/100

Longrow 2004 Cadenhead

Eine Flasche Longrow 2004 von Cadenhead aus einem Rum-Fass

Eine 17-Jahre alter Longrow aus einem Einzelfass, dass ist an sich schon eher selten. In diesem Fall der unabhängige Abfüller Cadenhead dann auch noch die Lagerung in einem Rum Cask gewählt, was wirklich selten sein dürfte. Nach 17 Jahren ergaben sich 210 Flaschen mit 49,5% Link zur Whiskybase

Nase: Was frisches, spontan sogar leicht „zahnpastriges“. Das wechselt dann in Richtung grasig, vielleicht etwas Basilikum. Ansonsten süß und fruchtig. Ananas, auch Zitrusfrüchte und etwas Sharonfrucht. Bananenschalen von unreifen Früchten.

Mund: Hier kommt der Torf. Ich hab mich schon gewundert ob das ein unpeated Longrow ist. Er ist aber nicht aufdringlich sondern in einer schönen Kombination mit exotischen Fruchtsäften und einer deutlichen Süße. Beim zweiten Schluck wird’s dann auch noch salzig und es kommt ein Schwung Meerwasser mit ins Spiel.

Abgang: Im Abgang wird es dann immer rauchiger und torfiger. Dazu Salz und Kiesweg. Die Früchte sind jetzt eher weit überreif. Die Süße geht immer mehr zurück. Es wird leicht trocken und eine gewisse Säure macht sich breit.

Fazit: Besondere Fässer haben immer ein gewisses Risiko der Dominanz. Ich will den Whisky dahinter noch schmecken können und das Fass sollte sich in den meisten Fällen nur einfügen. Das ist hier der Fall und somit gefällt mir das Bottling wirklich gut. Deutlich besser als beim Springbank oben! 89/100

Ambivalenz

Also eine innere Zerrissenheit würde ich es noch nicht nennen. Allerdings weiß ich vor allem bezogen auf die 28 Jahre alten Springbank nicht so richtig was ich denken soll. Der gesamte Flight war mal wieder sehr erquicklich und mit einigem an Erfahrungen versehen. Soweit so gut.
Bezogen auf die Springer: Nun, ich finde es großartig, dass sowas der Society, also den Fans zur Verfügung gestellt wird. Das auch so viel Transparenz über möglich Abfüllungen gegeben wird. Da wurde im Livestream über 20cl Flaschen gesprochen, um ein breiteres Publikum zu erreichen und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Flaschen getrunken werden. Ich glaub am Ende des Tages sind da auch noch andere Hintergedanken dabei. Das waren vier Fassexperimente (oder eher drei das Bourbon Cask war wirklich gut) und sie waren mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden und haben diese Möglichkeit auch gesehen um ein wenig Hype zu erzeugen. Die 20cl Flaschen werden außerdem den Gewinn ein Stück maximieren, denn die Rechnung wir sicher nicht sein 70cl-Preis/3,5 sondern eher 2,5 oder 2. Vielleicht ist auch alles ganz anders und ich sehe hier ein Teufelchen wo keines ist. Ein fader Beigeschmack bleibt für mich aktuell.
Ein kleiner weiterer Rant ist auch noch notwendig: 28 Jahre alte Springbank in Plastiksamples zu packen, vor dem angeblichen Hintergrund von auslaufen und brechen… das ist fast schon Blasphemie. Das ist ein absolutes Premiumprodukt und die Samples waren sehr teuer (danke Daniel!), dafür findet man auch eine Lösung aus Glas oder einem anderen besseren Rohstoff.
In diesem Sinne: Springbank, macht weiter so gute Arbeit bezogen auf den Whisky und arbeitet weiter daran die Community zu fördern. Der Ansatz ist da, aber das geht vielleicht noch besser.

Vier Samplefläschchen aus Plastik auf einem Papier-Guide zum Tastingpack.
Bild des Grauens: Plastikfläschchen für Premiumwhisky

Bilder: Titelbild: Ian Macilwain (www.broombank.co.uk) – Peter Currie, Springbank Distillery, CC BY-SA 3.0, sowie eigene Anfertigung.
Samples: Eigene Flaschen und von Daniel zur Analyse kostenlos überlassen. Danke, du bist der Beste 😉