Blends in nicely

Ein neue Runde durch das Land der Blends. Der Markt dafür ist ja sehr groß, es gibt sie vor allem im günstigen Segment wie Sand am Meer. Das schädigt in gewisser Weise den Ruf. Dabei gibt es da auch ganz andere in dieser Kategorie.

Blended Scotch Whisky 1980 Cadenhead

Wir fangen gleich mal mit einem Knaller an. Das 2020er Club Release von Cadenhead. 40 Jahre alt und im Sherry Butt gereift. Die 468 Flaschen haben noch 44,7%. Link zur Whiskybase

Nase: Sherry, Marzipan, Kirschen, ganz leicht Holz. Diese „old style“ Noten werden dann durch Aprikosen und Pfirsich abgelöst. Geht dann über in Trockefrüchte und Früchtekuchen.

Mund: Reife dunkle Früchte. Ein wenig Eichenwürze. Schön süß. Dazu ein paar Mandeln die den Früchtekucken komplett machen. Ein wenig Salz ist auch am Start.

Abgang: Zitrus und Ingwer zwicken kurz. Trockenfrüchte sind auch wieder dabei. Die Länge ist okay. Bitterstoffe und etwas Zitrus bleiben.

Fazit: Gut bis sehr gut. Im Abgang hätte er mehr bieten können. Das ist mal wieder ein klassischer Fall von Erwartungen vs. realistische Einschätzung. Wenn einem jemand sagt 40 Jahre und Sherry Butt, dann hat man wahrscheinlich gleich große Illusionen. Dabei muss einem klar sein: 40 Jahre im Fass, das übersteht nicht jeder Whisky unbeschadet. Deshalb ist die Idee von Cadenhead hier einen Blend auf den Markt zu bringen und ein Trinkprodukt für Clubmitglieder bereitzustellen hoch anzurechnen. Den Sekundärmarkt interessiert das wohl alles nicht. 88/100

Cadenhead’s Blended Malt Scotch Whisky

Ok, der hier ist hat eine spannende Geschichte. Früher gab es in den Cadenhead Shops immer Fässer aus denen man sich Flaschen abfüllen lassen konnte. Diese wurden immer wieder aufgefüllt, wenn sie langsam zur Neige gehen. So ähnlich wie ein Solera-System würde ich sagen. Irgendwann wurde dies durch die Scotch Whisky Association verboten. Die Reifung auf diese Art scheint nicht den Regularien zu entsprechen. Da diese Mitbringsel aber sehr beliebt sind hat man sich eine andere Lösung überlegt: Glasblasen mit denen genau das Gleiche passiert. Keine weitere Reifung, aber die kontinuierliche Veränderung bleibt bestehen. Diese Flasche hier stammt aus der Erstbelegung dieser Glasblasen im Shop in Edinburgh. Der Inhalt entstammt Sherry Casks. Welche Destillerien etc. ist nicht bekannt. Die Alkoholstärke ist 57,5%. Link zur Whiskybase

Nase: Früchte die für einen Likör in Alkohol eingelegt wurden. Brombeeren, Kirschen, Pflaumen und Datteln. Die Mazeration fördert Bitterstoffe zu Tage. Malz und Cerealien werden dazu gereich und mit Honig übergossen.

Mund: Es geht genauso weiter. Die Früchte sind dabei etwas weniger prägnant. Dafür kommt ein wenig brotige Würze dazu. Der Alkohol ist merkbar aber nicht unangenehm.

Abgang: Die Kirschen aus der Nase sind deutlich zurück. In Form von Hustenbonbons mit Menthol und dergleiche. Schön süß. Auch ein wenig Müsli ist wieder dabei. Bitterstoffe die an Kaffee erinnern sind auch dabei.

Fazit: Ich hatte viel Gefallen an diesem Blend. Er ist zwar jung aber das ist voll ok. Da fallen mir vergleichbare Abfüllungen ein: Glenfarclas 105 oder Aberlour A’bunadh. So in der Art. Das wäre ein Kandidat um immer eine Flasche mitzunehmen und rauszufinden wie der aktuelle „Zustand“ so schmeckt. Preislich dafür auch wirklich passend einsortiert. 85/100

The Dark Side of Islay 18-year-old „Ardenistiel“ Malts of Scotland

Eine Flasche The Dark Side of Islay 18-year-old "Ardenistiel" von Malts of Scotland

Die Reihe der Islay-Blends wird bei Malts of Scotland The Dark Side of Islay genannt. Irgendwie hab ich mal aufgeschnappt, dass die Beinamen irgendwelche Destillerienamen sein sollen, die es mal gegeben haben könnte. Aber ich kann mich auch täuschen. Dieser hier heißt Ardenistiel. Die Destillerie stand im 19. Jahrhundert kurze Zeit neben Laphroaig. Ein Hinweis auf den Inhalt? Keine Ahnung. Auf jeden Fall ging der Inhalt durch Sherry, Brandy und Red Wine Casks, bevor er mit 52,9% in fast 1400 Flaschen abgefüllt wurde. Link zur Whiskybase

Nase: Rauch! Und Alkohol! Nasse Holzkohle, Früchte, Heidekraut, Torf, Banane, Lagerbirne, helles Dörrobst, mit der Zeit auch ein paar rote Früchte, Minzblätter, Dazwischen immer wieder ein kurzer Torfhammer, Salzige Meeresnoten, auch salziges Fleisch,

Mund: Säuerlich und nussig ist der erste Eindruck im Taste. Dann kommt Torfrauch und damit auch dunklere Früchte. Nach einiger Zeit hab ich den Eindruck einer Feuerzagenbowle, bis es dann zum Salbei wechselt.

Abgang: Kurz rauchig dann ultranussig. Haselnuss, Macadamia. Alles geröstet und gesalzen. Wird sehr trocken. Etwas Banane bleibt. Asche. Schokolade, Espresso und Brandy sind auch dabei. Tiramisu?

Fazit: Großes Caol Ila Fass, ein Bunna-Fass und ein Fassanteil Ardbeg. Wäre so mein Tipp wenn ich mir die Aromen durch den Kopf gehen lasse. Ist auf jeden Fall sehr lecker, auch wenn das schon ein wilder Ritt durch die verschiedenen Eindrücke ist. 88/100

Peat Cubed Root French Connections

Die dritte Wurzel aus Torf. So nennt Elixir Distillers diesen Vertreter der Elements of Islay. Der Grund dafür? In der Flasche und vorher in Bourbon und Oloroso Sherry Casks waren Laphroaig, Octomore und Caol Ila. Abgefüllt wurde er in 1050 Flaschen a 0,5l mit einer Stärke von 57,9%. Abgefüllt wurde exklusiv für La Maison du Whisky. Link zur Whiskybase

Nase: “A bissi Rauch hat er ja” (Stefan), kalter Rauch, geräucherter Presssack am Haken, grüner Apfel, asiatisches BBQ, Rauchtee. Das ist mal eine Islay-Nase. Hallo!

Mund: Leicht salzig, mineralisch und torfig. Ein wenig Pfeffer auch. Und Pfefferminze. Trockenfrüchte. Leichte Säure. Schönes Lagerfeuergefühl und deutlich zahmer als in der Nase.

Abgang: Wunderschön süß klingt er aus. Mit deutlich Torf und getrockneten Tomaten, Kümmel, plattgetretener Lehmboden und Agavendicksaft.

Fazit: Gut eingebundener Alkohol bei gleichzeitig hoher Trinkigkeit. Gefährlich. Und auch sehr lecker. Muss man nicht verkopfen, kann man Spaß damit haben. 88/100

Solar Flare Gamma 266° L.1.2‘ 1815.4:1795.5“ Scotch Universe

Der Code auf den Scotch Universe Flaschen ist ja schon bei Single Malt Abfüllungen eine Herausforderung. Bei Blends wird es dann nochmal eine Ecke knackiger. Ich drösle es diesmal nicht auf, sondern wiederhole was der Abfüller selbst gesagt hat: Das ist Laphroaig und Highland Park drin. 22 Jahre und 2 Monate gelagert in einem American Bourbon Barrel und mit 55,9% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Heidekraut und Honig, gebackene Bananen und gegrillte Ananas, kaum Rauch oder Torf. Etwas Vanille vielleicht.

Mund: Ah, jetzt ja. Ein schöneres Highland Park Profil gibt es kaum. Heidekraut, Rauch, Salz. Honig ist auch wieder da.

Abgang: Das Profil setzt sich fort. Der Honig wird etwas dominanter, der Rauch geht wieder zurück. Die Früchte sind wieder präsenter.

Fazit: Wo ist da der Laphi… nun ich würde sagen die Früchte könnten es sein. Auf jeden Fall ist das eine schöne Komposition vom Michel. Mochte ich sehr. 88/100

Die verstehen ihr Handwerk

Ich denke genau das ist das Blenden: Handwerk. Dafür braucht es Erfahrung und auch ein gewisses Talent. All das findet man bei den Blends hier im Review meiner Meinung nach. Klar, der Cadenhead Shop Blend steht ein wenig hinten an, aber auch der hat seine Berechtigung.

Bilder: Titel by Christina Deravedisian on Unsplash sowie freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung |
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft