Alle Port Charlotte (Teil 1)
Ich selbst bin ja schon großer Freund der getorften Variante von Bruichladdlich. Ich glaube Christian ist wirklicher Fan. Und Sammler. Das gibt mir die Chance viele davon zu probieren. Alle wird wahrscheinlich schwer bis unmöglich, aber man muss ja noch Ziele haben. Heute starten wir mal mit sechs weiteren davon.
Port Charlotte 2001 SMWS 127.4
On the Road to Kadmandhu, da findet man scheinbar Getränke wie dieses. So meint zumindest die Scot Malt Whisky Society. Sie gaben diesem PC mit 66,8% diesen geheimnisvollen Namen. Er ist acht Jahre alt und stammt aus einem re-fill Barrel. 238 Flaschen gab es davon mal. Link zur Whiskybase
Nase: Da ist frischer Teer, ein Kräutersud aber auch eine beißende Schärfe. Das legt sich irgendwann, dann wird er mineralisch und riecht etwas nach Trockenfleisch.
Mund: Erstmal ist er süß und torfig. Dann kommt Vanille und auch wieder Teer. Diesmal wurde er schon etwas länger aufgebracht. Ein Schwung Salz kommt wieder vorbei. Außerdem noch Wasser aus einer Blumenvase. Muffig und floral.
Abgang: Salzig, bitter und süß. Teerig und torfig bleibt er im Mundraum. Zum Schluß kaue ich ewig auf Seetang rum, bis es endlos bitter wird.
Fazit: Nice, vielleicht hinten raus etwas zu bitter. So stelle ich mir Talisker vor, der stärker getorft wurde. 86/100
Port Charlotte 12-year-old
Eine Originalabfüllungen durch und für den berühmtesten Whisky-Video-Bogger überhaupt: Ralfy. Er hat sich diesen Meteoriten aus dem Sherry-Hogshead mit 56,2% nach 12 Jahren abfüllen lassen. Ausbeute: 233 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Eher verschlossen am Anfang, eine warme pflanzliche Note. Nach einiger Zeit kommt dann der Sherry. Dazu Cola. Dann wieder die florale Note. Schon eher sterbende Pflanzen. Pferdemist kommt auch immer wieder vorbei.
Mund: Erstmal Sulfur. Dann Tomate. Eisen, Leder und ein Mund voll Erde kommen hinterher. Da ist er der Meteorit. Puh… das ist äh… anspruchsvoll?
Abgang: Rostige Nägel, süße malzige Bonbons. Speck der schon eine Stunde an der Luft steht. Sehr dampfig und fordernd. Mit Wasser kriegt er deutlich erdige und kräutrige Noten.
Fazit: Ich tu mich etwas schwer damit. An sich spannend, aber irgendwie überzeugt er mich mit all seiner Brutalität nicht. Viel Wasser tut ihm gut. 86/100
Port Charlotte 2002 Private Bottling
Noch ein privates Bottling. Naja halbprivat, wie auch das von Ralfy. Die Tiroler Whiskyausstellung hat diesen 07-jährigen PC anlässlich ihres 10ten Jubiläums abfüllen lassen. 303 Flaschen mit 64,1% aus dem First Fill Sherry Cask. Link zur Whiskybase
Nase: Relativ viel Holz zu Beginn, süß und Sherry und Torf und Tabak und Leder. Etwas Vanille ab und zu. Ein wenig Bifi kommt dazu.
Mund: Salz, Leder, etwas Metall. Ein Fleischerhaken an dem ein fettes Steak zum altern hängt.
Abgang: Irgendwas fleischiges, Mett vielleicht. Nasser Tabak. Leder ist auch wieder da. Ganz spät dann noch etwas Holz, der einzige trübende Eindruck
Fazit: Funky! Whiskygewordenes Fleisch! Klar ist da auch noch viel Spannendes drum rum. Aber ganz ehrlich was einen wirklich interessieren sollte hier ist es Fleisch. 89/100
Port Charlotte 2001 Scotch Single Malt Circle
Die deutsche Variante der SMWS, der Scotch Single Malt Circle hat diesen 11-jährigen PC abgefüllt. 243 Flaschen mit 63,9% aus dem refill Bourbon Cask. Kann man bei der Farbe fast nicht glauben, dass da kein Weinfass odgl. im Spiel war. Link zur Whiskybase
Nase: Metall, Menthol, trockenes Torffeuer, da brennt auch etwas Wiese. Das klingt doch mal nach einem geraderaus Port Charlotte aus dem Bourbon Cask. Vielleicht schon fast in Richtung Octomore?
Mund: Das Menthol wird zum Mentholtabak. Er ist insgesamt sehr erdig. Dazu kommen auch noch Früchte: Zitrone und auch Apfel.
Abgang: Der Mentholtabak bleibt dazu kommt etwas Asche. Dazu wird er leicht Bitter. Es gibt auch noch andere Kräuter. Irgendwie ist er auch sehr heiß. .Aber das ist nicht unangenehm. Die Äpfel sind auch noch da.
Fazit: Relativ balanciert aber doch anspruchsvoll. Sehr gutes Zeug! 89/100
Port Charlotte 2001 Blackadder
Markenzeichen: Fasssedimente in der Flasche. Das sind die Raw Cask Abfüllungen des unabhängigen Abfüllers Blackadder. In diesem Fall ein Sherrycask das 266 Flaschen ergab. 58,6% hat der 15-jährige Whisky. Link zur Whiskybase
Nase: Kirschen im Sherrywhisky. Dazu Rauch und Torf und Rinde. Das fängt schon mal sehr gut an. Wirklich tiefe komplexe Sherrynoten im verbunden mit dem klassischen Profil.
Mund: Kirschschnapps meets Port Charlotte. Und das ganze unter einem Baum auf der Wiese. Torf und Rauch dominieren, wenn man sich nicht auf die Fruchtnoten konzentriert. Das ist wirklich klasse. Man kann quasi abwechselnd das eine oder das andere „ausschalten“.
Abgang: Maggikraut in der Suppe. Ziemlich salzig. Dazu wieder die Noten von vorher. Das ist schon ein wenig verrückt. Auch Früchte und Schokolade dürfen noch mitspielen. Fantastisch.
Fazit: Oh wow. Das ist unglaublich. Ein kleines Meisterstück. Perfekt gereift und verbunden mit dem Sherryfass. Die würzigen Noten sind dann schon eine Hausnummer zum Schluss. Aber ich bin selig damit. 92/100
Port Charlotte 2003 Malts of Scotland
Zu guter Letzt noch mal eine Abfüllung mit einem eigenen Namen: Robins Boogeyman Inspiration. Ich versuch es erst gar nicht zu interpretieren 😉 Abgefüllt hat der deutsche Abfüller Malts of Scotland.Und zwar aus einem Port Cask. Nur 101 Flaschen davon mit 57,8% gab es. Link zur Whiskybase
Nase: Eine fruchtig-torfige Melange mit Kräutern und sauren Noten. Mit dabei sind Cassis, Kirschen und Aprikosen. Dazu ein Ledersessel und eine Cohiba.
Mund: Er trifft im Mund erstmal die Rezeptoren für „Salzig“. Dann kommen die Aprikosen wieder. Auch das Leder und der Tabak. Die Brombeeren sind auch wieder da. Lecker.
Abgang: Fleisch und Leder, dazwischen ein paar Kräuter und getrocknete Früchte. Brombeeren, Himbeeren. Trocken und sauer. Etwas Vanille bleibt noch.
Fazit: Nicht verkehrt. Gar nicht. Das Fass hat hier ein großes Mitspracherecht, da wäre ich bei Port normalerweise skeptisch. Hier funktioniert es. 89/100
Ich nehm auch mehr davon
Von allen. Vom Blackadder nehme ich auch ein ganzes Fass. Beeindruckend hohe Qualität. Spannend finde ich durchaus auch die private Bottlings. Bin mal gespannt was da über die Jahre noch ähnliches auftaucht.
Vielen Dank an Christian für diese Leistungsschau. Und stay tuned: Da kommt noch mehr!
Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen (Christian) und privat gekaufte Samples
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