Zehn Punkt
Die zehnte Auflage der Octomore Abfüllungen von Bruichladdich kam im Oktober auf den Markt. Natürlich etwas an dem ich nicht so einfach vorbei komme.
Dieses Jahr habe ich es sogar geschafft alle drei Abfüllungen zum Review zu kriegen. 10.1 und 10.3 sind dabei regulär im Handel erhältlich, 10.2 hingegen ist exklusiv für den Travel Retail. Welch Glück das Christian ab und zu mal an einem Flughafen vorbei kommt.
Später, vermutlich im neuen Jahr, wird noch ein weiterer in der Reihe der 10-jährigen folgen. Außerdem ist ein 10.4 angekündigt, der nur drei Jahre gereift ist und das in frischen Eichenfässern. Für spannenden Nachschub ist also gesorgt.
Aber erstmal im hier und jetzt einsteigen!
Octomore Edition 10.1 διάλογος / 107 PPM
Beeindruckende 42000 Flaschen mit 59,8% dieses 5-jährigen Octomore gibt es. Die Reifung erfolge in 1st Fill American Whisky Fässern (Heaven Hill, Jim Beam, Jack Daniels, Buffalo Trace). Link zur Whiskybase
Nase: Grünteeblätter nach dem Aufbrühen, ein Hauch Kuhstall. Etwas Weißwein, dazu süßes Konfekt. Nach einiger Zeit dann Vanille und ein trockener Rauch, der in der Nase zwickt. Grüne Äpfel in einer grob bearbeiteten Metallschüssel.
Mund: Der antritt ist noch etwas süßer. Dazu kommt Erde und Torf. Er ist im Mund trocken, ein eher seltener Zug bei Whisky. Nach einiger Zeit kommt das Malz und bleibt dann auch bis zum Schlucken.
Abgang: Erdnüsse, über Torfrauch getrockneter Seetang. Einiges an Pfeffer, Chili und auch Zucker. Länge ist ok.
Fazit: Ja, gut ist er. Die Nase ist das Highlight. Aber leider ist er sein Geld nicht wert. Das ist nicht herausfordernd, nicht tough, nicht so wohldefiniert wie andere Vertreter seiner Zunft. Der Van Wees Staoisha Bunna ist genauso gut – kostete aber nur ein Drittel. 85/100
Octomore Edition 10.2 διάλογος / 96.9 ppm
Exklusiv für den Verkauf im Travel Retail, also im Wesentlichen an Flughäfen, sind die 24000 Flaschen bestimmt. Der Inhalt hat 8 Jahre in 1st Fill American Whiskyfässern und 3rd Fill Sauternefässern hinter sich. 56,9% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Zuerst eher mild und verhalten für einen Octomore. Da ist man eher gewohnt, dass er einen anschreit. Da ist erstmal eine ordentliche Fruchtnote da. Helle Früchte, noch nicht ganz durchgereift. Nektarinen identifiziere ich noch am deutlichsten. Wenn man lange genug wartet, dann kommen gewohnte Gerüche zu Tage: Speck, verkohltes Holz und auch grüner Tee.
Mund: Früchte mit Salz und Chili bestreut. Das ganze liegt auf einem süßen Plundergebäck. Mit der Zeit kommt ein wenig Torf ins Spiel. Nicht aufdringlich. Ich würde sagen: Passt zu unserem Desert.
Abgang: Heftige Nussnote, vor allem Erd- und Haselnüsse. Das wird dann von brutal viel Salz getopt. Kurz flackern ein paar Trockenfrüchte auf. Er wird ein wenig bitter. Dann folgt ein leichter metallischer Touch, wie wenn man einen Löffel ewig im Mund behält. Final wechseln sich eine leichte Süße, etwas Säure und eine Unmenge Salz ab. Es bleibt insgesamt ein trockener Abgang. Uff.
Fazit: Oh ja. Der hat mir gefallen. Ist stellenweise sehr “un-octomorisch”. Dennoch hat er sehr viel Charakter und kann für sich alleine stehen. Um über die großen Abfüllungen seiner Zunft hinaus zu ragen reicht es für mich aber nicht ganz. 88/100
Octomore Edition 10.3 διάλογος / 114 PPM
24000 Flaschen wurden von diesem 6-jährigen Octomore mit 61,3% produziert. Die Gerste dafür kam nur von Irene’s Field auf Islay. Die Reifung erfolgte ausschließlich Ex-American-Oak. Link zur Whiskybase
Nase: Tiefe erdige Töne, nasses Stroh und Torf geben sich die Hand. Dazu Rauchtee und erstaunlicherweise Käse mit einer süßlichen Note. Wenn man ein wenig wartet ist die Melange die ich gerne als “Kuhstall” bezeichne. Natürlich mit einer positiven Assoziation. Dazu kommt auch noch deutlich Vanille und Limette. Nice.
Mund: Direkt bedeckt er wärmend und ölig den Mundraum. Dann kommt er punchy mit einem Prickeln. Die Aromen sind süß, aber auch frische Limetten sind da. Der Rauchtee kommt auch wieder. Dann Torf und viel mehr Kuhstall. Auch nice.
Abgang: Hier ist der Spaß leider schneller vorbei als gehofft. Die Länge ist zwar schon da, aber außer Peat und Bitterstoffe kommt nicht mehr viel rum. Nicht mehr so nice.
Fazit: Mal abgesehen vom Abgang sehr gut. Verdammt schade, denn bis dahin war das großes Kino. So baut er eine Erwartung auf die er dann nicht mehr erfüllen kann. 87/100
Punkt
Diese Octomore sollen laut Bruichladdich damit überraschen, was Octomore noch so kann. Gut der Punkt an sich ist gemacht, denn die drei Abfüllungen sind schon anders. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich das gebraucht hätte, aber schlecht war das schließlich auch nicht. Den 10.1 muss ich nicht unbedingt noch mal haben (für den Preis). Von den anderen beiden kann ich mir auch noch mehr vorstellen.
Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen (Tobias und Christian)
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