Local Dealer Selection 2nd Edition – Teil 1
Bereits 2017 wurden unter dem Label „Local Dealer Selection“ für deutsche Händler eigene Abfüllungen heraus gebracht. Signatory Vintage füllte ab und die Händler suchten aus, was in die Flaschen kommen soll. Local ist dabei übrigens relativ, denn die Händler haben durchaus Onlineshops, aber eben auch Ladenlokale. Die Abfüllungen wurden auf jeden viel gelobt (auch hier im Blog: Linkwood LDS, Clynelish LDS) und sind heute teilweise gesucht und natürlich längst vergriffen. Auch 2018 gab es wieder einen Schwung aus dieser Reihe und ich konnte viele davon als Sample probieren. Leider etwas spät, aber sehen wir dennoch mal ob das hohe Niveau gehalten wurde.
Glen Grant 1995 Signatory Vintage
Nach 23 Jahren füllte der unabhängige Abfüller Signatory Vintage diesen Glen Grant aus dem Bourbon Barrel ab. Für die sieben deutschen Händler die hinter der Local Dealer Reihe stehen kamen dabei 188 Flaschen mit 50,1% raus. Link zur Whiskybase
Nase: Zuerst süßlich und malzig. Dann Pfirsich und ein Schwung Kräuter. Etwas weiße Schokolade oder ganz helle Milchschokolade.
Mund: Fertig geröstetes Malz, ein Hauch Salz und Honig. Er ist cremig, sehr schön rund und insgesamt wenig aufregend.
Abgang: Zunächst leicht bitter. Dann wärmt er den Hals. Ein säuerlicher Apfel, etwas Orangenbonbons und ingesamt finde ich ihn relativ kurz.
Fazit: Durchaus lecker. Aber bei dem Alter hätte ich wahrscheinlich mehr erwartet als das nur alle Kanten abgeschliffen wurden. Vor allem in der Länge ist er etwas enttäuschend. 85/100
Tobermory 2006 Signatory Vintage
Zwölf Jahre in einem 1st Fill Sherry-Butt verbrachte dieser Malt von der Insel Mull. Die Ausbeute für die Händler waren ergiebige 621 Flaschen mit 65,5%. Link zur Whiskybase
Nase: Eine geile Kombination aus Kirschen und Menthol. Ein Stapel Holz, ein paar rostige Nägel drin und daneben wachsen Kräuter. Irgendwo steigt süßlicher Rauch auf. Ich komm schon wieder ins Schwelgen…
Mund: Und schon ist man wieder in der Realität. In den ersten Sekunden im Mund prickelt es wie wild. Chili und Pfeffer ohne Ende. Das legt sich dann wieder und es kommt eine alte Ledertasche mit Kirschen, Orangen und Mandarinen.
Abgang: Jeder Schluck ist erneut wärmend. Eine leichte Bitternote, geht über in Getreide und auch Nüsse. Er bleibt mittellang mit etwas Säure und einem Hauch Schokolade.
Fazit: Der gefällt mir recht gut. Natürlich ist er ungestüm und der viele Alkohol muss sich erst mal Platz machen. Aber er hat auch wirklich Charakter. Im Abgang fällt er meiner Meinung nach etwas ab, aber er ist ja auch noch jung. Wasser tut ihm übrigens meiner Meinung nach nicht gut und man kann ihn problemlos trotz der 65,5% auch ohne trinken. 87/100
Glenallachie 2007 Signatory Vintage
Und noch einmal dunkle Sherry-Suppe. Diesmal stammt der Stoff von der Glenallachie Destillerie und Befand sich elf Jahre in einem 1st Fill Sherry Hogshead. Daraus wurden 306 Flaschen mit 62,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Ein große Wolke Kakaopulver weht einem entgegen. Danach kommt Kirschwasser, gefolgt von Zedernholz und Tabak. Dann auch noch Brombeeren, Schwarzkirschen, Leder und dunkle Schokolade. Die Nase wäre perfekt, wenn da nicht eine leichte alkoholische Fehlnote (Richtung „Kleber“) wäre.
Mund: Die Textur ist sehr cremig und ölig. Dennoch prickelt es ordentlich. Klar auch hier spricht der hohe Alkoholgehalt. Geschmacklich ist er in der Richtung Pflaumen und dunkle Schokolade unterwegs. Nach einiger Zeit kommen ein paar Bitterstoffe raus und er wird würzig und das Fass ist recht präsent.
Abgang: Er ist leicht trocken und auch bitter, aber beides im angenehmen Bereich. Die Aromen die bleiben sind Kaffee und Walnuss. Ein dezenter Mix aus Süße und Säure gibt etwas Tiefe.
Fazit: Eigentlich verdammt gut. Aber ein paar fehlerhafte Details zeigen dann doch auf, dass er eben doch nur elf Jahre alt ist und die 62,8% lügen auch nicht. Dennoch kann sich jeder mit einer Flasche davon im Regal sehr glücklich schätzen. 87/100
Bild: Eigene Anfertigung, Samples: Privat gekauft