Linkwood: Berühmtheiten und Underdogs

Die Speyside Destille Linkwood ist an sich nicht gerade berühmt. Oder sagen wir es gibt berühmtere Destillen aus der Region. Glenfarclas, Macallan, Mortlach… um nur ein paar zu nennen. Aber die fassstarken Abfüllungen haben es Alex und mir schon länger angetan. Da war viel Leckeres dabei. Mangels besserer Beschreibungen nannten wir die fruchtig süße Melange oft “flüssiges Hubabuba”. Wenn sich also eine Gelegenheit gibt einen solchen zu tasten, dann bin ich gerne dabei.

Linkwood 1974 Rare Malts Selection

Eine Originalabfüllung aus der Rare Malts Selection Reihe. Nach 30 Jahren in Oak Casks wurden 6000 Flaschen mit 54,9% abgefüllt.

Nase: Ein frisch geöffnetes Glas Honig, Wiesen und Sträucher in der Sommersonne, dezenter Rauch, fein Süße und Komplexität.

Mund: Kommt mit einem Oompf. Pfeffer, Zitrussäure, Gras, florale Noten, seidig weiche Textur.

Abgang: Bittere Noten, mittlere Länge, ansonsten jetzt nur noch wenig Tiefe.

Fazit: Der Abgang kann die Begeisterung zum Schluss raus nicht halten. Sehr schade, aber es ist trotzdem ein brutal guter Malt! 89/100

Linkwood 1989 Malts of Scotland

Nach 20 Jahren im Bourbon Hogshead 1826 hat der unabhängige Abfüller Malts of Scotland 263 Flaschen mit 53,5% abgefüllt.

Nase: Da sind Kräuter, etwas Leder und vielleicht ein kandierter Apfel

Mund: Direkt sehr säurebetont, dann nur noch Malz, bis auf ein paar wenige Röstaromen

Abgang: Jetzt kommt deutlich Minze und Speck, der eher nicht dazu passt. Verschwindet beides wieder. Hinten raus wird er süß wie Karamell. Lang bleibt er aber nicht.

Fazit: Hat einige interessante Anklänge, aber die Aromakomposition ist eher ein Kampf als eine Harmonie. Das kann auch spannend sein, führt hier aber nicht zu hohen Weihen. 83/100

Linkwood 1997 Signatory Vintage

Auch hier 20 Jahre, auch hier ein Hogshead. Von Signatory Vintage wurden die 250 Flaschen mit 55,8% für die Local Dealer Selection abgefüllt. Ausgewählt wurde Fass 7547 von sieben deutschen Whiskyhändlern.

Nase: Da kommt er direkt, der flüssige Hubabuba. Oder von mir aus auch Orange und Süße, oder ein paar tropische Früchte aber auf jeden Fall ein Hauch von “künstlich”. So komisch das auch klingen mag: Das ist positiv gemeint.

Mund: Ein ordentliche Würze, mit Pfeffer, Anis, Kümmel und auch Minze schmiegen sich um Orange und Schokolade.

Abgang: Süß, fruchtig und würzig. In der Länge eher trocken. Minze und Orange bleiben.

Fazit: Der war sehr lecker. War. Leider ist meine Flasche schon weg. Ich hab sehr viel davon geteilt, weil ich ihn so lecker fand. Die Reaktionen waren allesamt sehr positiv. Er hat mal 80€ gekostet. Ich könnte weinen, wenn ich schaue was der Zweitmarkt jetzt dafür haben will. Aber ich lache lieber, weil ich eine zum Originalpreis haben durfte und viel Freude damit hatte. 88/100

Abschluss

Eine wunderschöne Auswahl einer tollen Destille. Die Überraschung ist definitiv der Local Dealer, denn hier waren die Erwartungen bei Weitem nicht so hoch wie beim Rare Malts Selection. Der Malts of Scotland bleibt hingegen etwas hinter dem üblicherweise sehr hohen Niveau des Abfüllers Malt of Scotland.