Zweimal drei unabhängige Single Grain (Teil 1)

Grain ist eigentlich „Füllalkohol“. Auf Masse ausgelegt und möglichst geschmacksneutral. Das ist das Ziel. Damit werden dann Blends aufgefüllt und Originalabfüllungen von den Destillen sind eher selten. Aber es gibt unabhängige Abfüller, die Einzelfässer damit befüllen lassen. Und dabei kommt immer wieder großartiger Whisky raus, natürlich fast ausschließlich abhängig vom Fass.

Am Wochenende hatte ich die Gelegenheit bei einem fantastischen Grain-Tasting teilzunehmen (danke noch mal an dieser Stelle). Natürlich habe ich fleißig Notes gemacht und weiß jetzt davon zu berichten.

Cameronbridge Batch 1 That Boutique-y Whisky Company

Nach 24 Jahren im Fass hat der unabhängige Abfüller That Boutique-y Whisky Company diesen Grain Whisky 2017 abgefüllt. Heraus kamen 211 0,5l Flaschen mit 49,6%. Genaueres über das Fass erfährt man leider nicht.

Nase: Selbst nachdem er Minutenlang im Glas war steigt einem der Geruch von Farbverdünner entgegen, wenn man sich konzentriert findet man vielleicht einen Apfel dazwischen. 

Mund: Er ist insgesamt sehr süß. Das ist allerdings nicht unangenehm. Ein paar Bitternoten halten die Balance. Wie wenn man Werther’s Echte lutscht, nachdem man einen Caro-Kaffee getrunken hat.

Abgang: Auch hier kommen Gedanken an eine bekannte Süßigkeit. Der Abfüller schlägt Eiswaffeln vor. Das passt auch ganz gut. Eiswaffel mit Amarettoeis. Mit Wasser kommt etwas Salz dazu.

Fazit: Insgesamt schon lecker, das exzessive Nosing sollte man sich meiner Meinung nach aber verkneifen. 84/100

Dumbarton 1992 Meadowside Blending

Meadowside Blending füllt Grainwhisky in der Reihe The Grainman ab. Dieser Dumbarton war 25 Jahre in einem Bourbonfass (30012) und ergab 293 Flaschen mit 55,5%.

Nase: Ich denke direkt an frisches Brot mit Haferstreusel obendrauf. Danach kommt eine deutliche Süße. 

Mund: Durch die brutale Süße kommen immer wieder Fruchtnoten durch. Aprikosen, Marillen vielleicht auch Pfirsich.

Abgang: Ein sehr süßes Fruchtkompott aus hellen Früchten mit Milchschokoladesplittern. Die mittlere Länge ist sehr passend.

Fazit: Sehr lecker und auch süffig. Einzige Voraussetzung: Man muss man süßen Whisky mögen. Sonst wird man mit dem nicht warm. Als Randnotiz bleibt noch zu erwähnen, dass der Preis fair ist. 90€ für einen 25 jährigen Whisky aus einer geschlossen Destille. Daran ist bei Malt Whisky nicht mal bei aktiven Destillen zu denken. 87/100

Strathclyde 2005 Douglas Laing

Douglas Laign sagt über die Old Particular Reihe das es sich um handverlesene Einzelfässer handelt. Die Erfahrung soll möglichst nah daran sein einen Dram direkt vor Ort in der Destille zu trinken. Dieser Strathclyde wurde nach 10 Jahren in Sherry Butt 11062 abgefüllt. Dabei sind 2016 727 Flaschen mit 50,9% herausgekommen.

Nase: Ausgekochte Chilischoten, nur ohne den unangenehmen Nebeneffekt dass man sich die Lunge aus dem Leib hustet. Außerdem ist da grünes … aber ich bin den ganzen Abend nicht draufgekommen an was mich das genau erinnert. Die Kombination ist interessant und auch balanciert.

Mund: Relativ würzig, etwas Tabak und Leder, die fruchtige Seite von Sherryfässern fehlt.

Abgang:  Alles Holz dieses Planeten in einen Whisky gepackt. Man kann noch erkennen, das mal Sherry im Fass war und mit viel Mühe Bratapfel wahrnehmen. Wenn das ganze Holz weg ist kommt Süße. 

Fazit: Ich hab mich schon gefragt warum man einen Grain in so jungen Jahren abfüllt. Aber die Antwort ist ganz offensichtlich, sobald man runtergeschluckt hat: Das Fass hat vollkommen die Kontrolle übernommen. Dieser Whisky musste raus aus dem Fass. Kann man schon trinken aber der Abgang ist gewöhnungsbedürftig. Man kann ja einfach den nächsten Schluck nehmen… 😉 81/100