Drei von einer [Destille]: Clynelish

Ok eigentlich wollte ich wieder was zu Laphroaig schreiben. Aber das würde ja dann langsam langweilig, oder? Also lieber mal ab in die Highlands. In einer Flaschenteilung habe ich im Sommer drei Clynelish geteilt und das war eine tolle Geschichte. Mit dem typischen malzigen und wachsigen Profil habe ich schon immer was anfangen können. Deshalb hatte ich da Bock drauf. Für mich selbst blieb genug übrig um ein paar Drams mit Freunden zu genießen, aber langsam gehen die Flaschen zur Neige. Zeit um sie hier Revue passieren zu lassen.

Clynelish 2008 van Wees

9 Jahre in einem Bourbon Barrel, aus dem 212 Flaschen mit 59% raus kamen. Abgefüllt von van Wees in der „The Ultimate – Cask Strength“ Serie.

Nase: Im ersten Antritt etwas Paraffin. Dann kommt Malz, Honig und eine Zimtstange die schon ganz oft mit heißem Apfelsaft aufgegossen wurde.

Mund: Malzbonbon mit Honigfüllung und frische, fast noch grüne Pfirsiche

Abgang: Knackig, mit Mandarine, Heu. Bleibt mittellang und entwickelt dabei eine leichte Bitternote.

Fazit: Ein leckerer Dram, der aber durch die hohe Alkoholstärke auch sehr fordernd ist. Seine Jugend merkt man ihm durchaus an, was aber nichts Negatives ist. Der verträgt übrigens unglaublich viel Wasser. Dann kommt so richtig schön das Bienenwachs. Ich bin sehr froh, dass ich den bei meinem lokalen Händler beim Rausgehen in einem Korb an der Tür entdeckt habe. 85/100

Clynelish 1996 The Whisky Cask

20 Jahre in einem Bourbon Hogshead. Abgefüllt mit 51,2% durch The Whisky Cask

Nase: Ich hatte ganz lang auf Gurke getippt. Aber irgendwie… das ist was anderes. Kaktus. Kein Witz. Und zwar richtig viel davon. Außerdem Kräuter und Sonnenblumenöl.

Mund: Limetten und Zitronen, die so richtig schön auf der Schale ausgedrückt wurden. Mit Wasser kommt der Fenchel – ja ich weiß das klingt total verrückt.

Abgang: Schwarzer Pfeffer, Honig, Limetten. Bleibt auch sehr lang. 

Fazit: Sehr speziell. Wirklich sehr. Aber die Erfahrung ist es wert. Er ist wohl auch deshalb in einschlägigen Kreisen sehr gut bewertet. Ich hab da auch meinen Spaß dran, aber da reicht mir ein kleiner Dram jeden Feiertag. Das soll aber nicht heißen er wäre schlecht und ihn zu reproduzieren ist wahrscheinlich unmöglich. Ist einfach crazy stuff. 88/100

Clynelish 1996 Signatory Vintage

21 Jahre in einem Refill Sherry Butt aus dem 552 Flaschen mit 53,3% raus kamen. Abgefüllt durch Signatory Vintage für die Local Dealer Selection.

Nase: Sherry, leichte Säure, Leder und Rumrosinen. Da hat das Sherryfass ganze Arbeit geleistet.

Mund: Orangenschale, Zedernholz, Pflaumen und irgendwo ist da noch der Clynelish. Den muss man aber schon rauskitzeln.

Abgang: Viel Sherrysüße und auch etwas Säure. Prickelt irgendwie. Nach einiger Zeit sind die Rosinen wieder da. Bleibt schon eine Zeit lang.

Fazit: Puh. Also das ist schon ein fantastischer Sherrywhisky. 21 Jahre im Sherryfass lügen eben nicht. Aber eine Destille hätte ich da niemals erraten. Und das ist schade. Clynelish hätte ja schon ein tolles eigenständiges Profil. Bin ein wenig hin- und hergerissen… 87/100

Die ganze Pracht: Alle drei Flaschen im Rampenlicht!

Gesamtfazit: Eine super Zusammenstellung. Verrücktes Zeug, hohes Niveau und einfach sehr lecker. Jede Beschwerde wäre fehl am Platz.

Ein Kommentar

  • An der Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Tobias für die drei samples – so konnte ich das Tasting bei mir in Stuttgart auch machen!

    Ich bestätige: verrücktes Zeug!!

    Sie haben es mir alle drei angetan – jeder auf seine Weise. Der ungestüme van Wees (86 Pkt), der einfach genial ausbalancierte Local Dealers (90Pkt) und mein Geheimfavorite der komplexe und echt verrückte TheWhiskyCask (88Pkt). Der hat mich echt begeistert. Er ist waxy, liefert mir Noten von salzigem Steinobst, grüne Birne und Quitten. Abgang nicht unangenehm bitter, salzig, pfeffrig ….
    Wenn der wieder mal auftaucht – a bottle for me!

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