Avarim (Panorama des Glenlivet bei Ballindalloch, Morayshire, CC BY-SA 3.0),

Whisky aus dem Tal (Teil 3)

Wir machen mal wieder ein Reise durch die Täler der Whiskywelt. Heute in aufsteigender Reihenfolge des Alkoholgehaltes. Die Session fand nicht am Stück statt, dann ist das auch eine valide Reihenfolge 😉 Auch hier sind wieder, wie schon in den letzten Beiträgen, ein paar Drams aus meinem Geburtstagstasting eingestreut. Könnte also wieder verrücktes Zeug dabei sein.

Glenfarclas 12-year-old All Malt für Martindill Import

Eine Flasche Glenfarclas 12-year-old All Malt für Martindill Import

Wir starten mit einem recht alten Glenfarclas. Dem Label nach auf jeden Fall vor 1973 abgefüllt. Der Inhalt ist 12 Jahre alt und 43% stark. Über Fässer ist nichts bekannt. Importiert und abgefüllt wurde für Martindill Import (vermutlich Martin Dill?) Link zur Whiskybase

Nase: Käsekuchen, Kerzenwachs, Vanille, old Style Bourbon, relativ verschlossen.

Mund: Sehr seifig, ansonsten eher nichts sagend. Das ist schon strange, das Ding sollte doch durch die Decke gehen, wenn man die Bewertungen in der Base anschaut.

Abgang: Es geht so weiter. Ich hab da einen Verdacht…

Fazit: Vermutlich war das Sample durch. Sehr schade, so ein Teil hätten Christian und ich natürlich wirklich gerne probieren. Keine Punkte.

Glenfaclas 1977 The Family Cask Winter 2017

Eine Flasche Glenfarclas 1977 The Family Cask Winter 2017

Ok, schnell. Ein anderer Glenfarclas muss her. Ein Family Cask aus 1977. Das muss es richten. 45,3%, fast 40 Jahre im 4th Fill Hogshead, 182 Flaschen Outturn. Link zur Whiskybase

Nase: Wachs und Tropenfrüchte. Absoluter Hammer. Zusammen mit einigen würzigen Noten bis hin zu Brühe und Bratensauce. Dazu auch noch Preiselbeersauce.

Mund: Süßlich, viel Honig und Wachs. Leicht zestig und zitronig. Viel Tiefe, dabei nur wenig Holz, dass eher schmeichelt. Keine Schärfe oder übermässige Würze.

Abgang: Es bleibt so. Wachsig, old style. Etwas Fass. Zitrone. Lecker lecker lecker. Mehr genießen, weniger Notes schreiben.

Fazit: Besser. Das ist eine sichere Bank in der oberen Liga. 4th Fill Glenfarclas so wie man ihn liebt. Da hätte man damals wohl ein paar Flaschen wegstellen sollen. 91/100

Glencadam Reserva de Porto Tawny

Eine Flasche Glenfcadam Reserva de Porto Tawny

Ein Small Batch aus der Standardrange von Glencadam. Wobei was “Small” ist wollen sie uns nicht verraten. Das Tawny Port Finish wird mit 46% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Kirsche, Tabak und eine schwer Süße steigen aus dem Glas auf. Dahinter ist etwas Apfel zu finden.

Mund: Leicht pfeffrig, mit Äpfel und Sirup ein paar Kräuter und sonst irgendwie nichts.

Abgang: Bitterstoffe, Metall, Eichenwürze, wärmend, ein wenig Apfelsaft. Auch da ist nicht mehr wirklich viel los.

Fazit: Okay-ish. Mehr auch nicht. Keine Tiefe, keine Länge. Kein Produkt für mich, aber sicher für den Markt den man damit erreichen möchte. 82/100

Glen Keith 1967 – Gordon & MacPhail CC Map Label

Eine Flasche Glen Keith 1967 von Gordon & MacPhail

Ein richtig lang gelagerter Glen Keith mit 46% von Gordon & MacPhail aus der Maps-Ära der Connoisseurs Choice Reihe. Insgesamt 39 Jahre war er im Fass und zumindest zum Schluß war er in einem Refill Sherry Butt. Link zur Whiskybase

Nase: Erst sehr süß, dann baut sich eine dezente Sherrynote auf. Danach kommt etwas Vanille und viel getrocknete Orangen. Dann gibt es Apfelspalten und ein wenig Suppengewürz.

Mund: Erst old style, dann ein kurzer jugendlicher Punch, etwas Gewürzkuchen, Pfeffer, Trockenobst. Insgesamt aber leider etwas dünn. Der könnte so viel mehr sein glaube ich.

Abgang: Schöne Bitterstoffe: Kaffee, vor allem aber auch Fruchtschalen und Kerne. Etwas Fruchtiges, das vorher noch nicht da war. Aber ich krieg den Finger nicht drauf.

Fazit: Sehr lecker, ohne mich aus den Schuhen zu hauen. Ich glaube der war tatsächlich die komplette Zeit im Sherry Butt. Mehr Alkohol hätte vielleicht geholfen? 88/100 von mir. Christian sagt 89/100

Glentauchers 1996 – Whiskybase

Eine Flasche Glentauchers 1996 von der Whiskybase

Zum 180000ten Flaschenjubiläum hat sich die Base einen Glentauchers abgefüllt. Aus einem Barrel wurden 256 Flaschen mit 24 Jahren und 46,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr klare und präzise Nase. Vanille, Gebäck, Honig, Zitrone und ein paar Kräuter. Eine dezente Seifennote, die aber zum Glück nicht zum Problem wird.

Mund: Weich und samtig mit nur ein paar wenigen würzigen Spikes. Viele helle Früchte. Birnen, mehlige Äpfel, Zitronen und wieder das Gebäck.

Abgang: Ein paar Bitterstoffe, wieder der samtige Eindruck. Ein bißchen Fruchtmus, ein bißchen Vanille. Aber ehrlich gesagt keine große Tiefe.

Fazit: Das ist an sich lecker. Das mit den 24 Jahren sehe ich irgendwie nicht. Aber der Dram hat Spaß gemacht. Am langen Ende muss man vielleicht auch nicht alles verkopfen. 87/100

GlenAllachie Meikle Tòir 05-year-old The Chinquapin One

Eine Flasche GlenAllachie Meikle Tòir The Chinquapin One

Ein rauchiger GlenAllachie. Hatte ich noch nicht und gab es auch noch nicht so oft. Dieser hier hat 48% und stammt aus Ex-Bourbon und Chinquapin (gelbe Eiche) Virgin Oak Barrels. Er ist 5 Jahre im Fass gewesen und wieviele Flaschen es gibt weiß man nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Dezente erdige Tornoten, die an Highland Torf erinnern. Dazu süßlicher Rauch und eine prominente Vanillenote. Leichte Würze und etwas “holzig” im Hintergrund.

Mund: Ziemlich off für mich. Säuerliche Noten die meine Gedanken fast schon in Richtung Erbrochenes lenken. Dazwischen sind auch noch Fruchtnoten, Asche und Rauch aber ich finde die Analyse ehrlich gesagt unerträglich.

Abgang: Es wird wieder etwas besser, aber ich möchte davon nicht mehr trinken um noch Aromen zu analysieren. Eine leichte Süße bleibt etwas länger stehen, zusammen mit einer undefinierbaren sauren Rauchnote.

Fazit: Ok, der ist nichts für mich. Die Nase ist noch voll ok, aber dann wird es übel. 35/100
Mag sein, dass auch dieses Sample off war. Da es ein Sample von einem Händler war, gehe ich aber davon aus, dass professionelle Sorgfalt am Werk war. Ich hab dann auch direkt noch eine Gegenprobe mit einem mir bekannten Whisky gemacht, um meine Sensorik zu prüfen. Der Whisky schmeckte aber normal.

Glenfarclas 1961 Premium Casks

Eine Flasche Glenfarclas 1961 Premium Casks

Noch ein Bottling für den deutschen Markt, diesmal mit Vintage Angabe. Aus der Premium Casks Serie, mit 48 Jahren Vollreifung in zwei Oloroso Sherry Casks. 336 Flaschen mit 50,5% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Farbverdünner, relativ viel Holz und Alkohol, für die Farbe am Anfang wenig Sherrynoten. Beziehungsweise das stimmt nicht. Es sind vor allem die herbere Fraktion: Balsamico, Trester, Leder.

Mund: Im Mund wird es dann noch viel intensiver. Holz, Sojasauce, Brühe, Leder, Tabak, Schokolade 98,4%. Rauf und runter. Fordernd und sehr komplex.

Abgang: Weiterhin intensive Noten, wie schon beschrieben. Die Schokolade dominiert jetzt. Dazu kommt noch etwas fleischige Säure (ja ich weiß klingt komisch, keine Ahnung wie ich das besser beschreiben soll).

Fazit: Mir ist das fast zu viel Oloroso. Ich mag Olorosoreifungen, weil sie nicht so süß sind wie die PX Kollegen. Das hier ist aber eine ganz andere Nummer. Für alle Menschen die sowas mögen ist das wohl die Erfüllung aller Träume. 89/100

Glenfarclas 1970 Single Sherry Cask Selection

Eine Flasche Glenfarclas 1970 Single Sherry Cask Selection

Mit Glenfarclas hat es angefangen, mit Glenfarclas höre ich auf. Aus einem einzelnen Sherry Cask, abgefüllt mit 30 Jahren und 51% in 278 Flaschen. Ich glaube diese Serie wird mittlerweile nicht mehr fortgeführt. Link zur Whiskybase

Nase: Sherry mit viel Rosinen, dazu leichtes, helles Gebäck und ein Milchkaffee und Nougatcreme. Mit viel Zeit auch noch helle Früchte und ein grüner Apfel.

Mund: Markige Sherrynote, auch mit Brühe, Kaffee, Schokolade. Hohe Intensität. Auch etwas Käruter, Auf Pfirsich und Birne.

Abgang: Bitterstoffe bis hin zum Amaro, Intensität bleibt hoch, etwas Rosinen noch und getrocknete Orange, Etwas Tabak, Kräuter und Schokolade dazu.

Fazit: Lecker aber das Sherryfass hat mir zu viel gearbeitet. Und das ist Kritik auf sehr, sehr hohem Niveau. Was mir besonders gut gefallen hat ist die Menge an Früchten, die dann doch durch den Turbosherry durch kommt. 90/100

Manchmal muss man dunkle Täler durchschreiten

… um das Licht wieder wertschätzen zu können. Zwei etwas komische dunkle Ecken gab es in dieser Aufstellung. Dafür aber auch ganz viel Licht mit einem Stern bei Glenfarclas.

Mehr zu: GlenAllachie, Glen Keith, Glencadam, Glenfarclas, Glentauchers, Whisky aus dem Tal (2)
Bilder: Titel: Avarim (Panorama des Glenlivet bei Ballindalloch, Morayshire, CC BY-SA 3.0), Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Glencadam und GlenAllachie), Teil des tollen Geburtstagstastings von Christian für mich und von der Whiskybase kostenlos zu einer Bestellung hinzugefügt (Glentauchers).