Campbeltowning (6)
Ein neues Tastingpack Aus Campbeltown. Hurra. Diesmal sogar in Glasflaschen, ich bin noch mehr begeistert! Also auf gehts, alles einsteigen in den Campbeltown-Hypetrain
Springbank 13-year-old Local Barley
Die neueste Version des berühmten Local Barley. 13 Jahre in 60% Bourbon und 40% Sherry Casks, mit dem Ergebnis von 8400 mit 54,1%. Wie immer mit lokalen Belgravia Barley gebrannt, der sich nur sehr schwer verarbeiten lässt. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschön mineralisch, erdig mit einer süßen Zitrusfruchtnote. Dazu etwas Vanille, ein Hauch Campbeltownfunk, Sonnenblumenöl und Honig. Dazu noch Banane und trockene Würze. Die originalen Tastingnotes sagen Zimt, bin mir nicht sicher ob ich da mitgehe.
Mund: Sehr ölig und leicht scharf (Pfeffer). Das ist ein ordentlicher Antritt. Dazu kommt viel Malz, geräucherte Beeren. Außerdem noch ein paar exotischere Früchte. Ich kanns nicht genau festmachen. Die mineralischen Noten sind jetzt fast weg.
Abgang: Etwas Erdiger Torf, Bitterstoffe, eine leichte Säure und ungefähr genauso viel Fruchtsüße. Außerdem noch ein Sprinkler Salz und in der Länge etwas trocken.
Fazit: Stabiles Bottling. Wirklich lecker. Ich hätte mir vielleicht etwas mehr Funk gewünscht. 88/100 Bin mir nicht sicher wie gerne ich dafür 200,- bezahlt hätte … oder gar die jetzt aufgerufenen 350,-
Springbank 12-year-old Batch 25
Da fällt mir ein, ich hab noch ein Audiofile irgendwo von Daniel und mir beim Springbank 12 tasten. Das muss ich mal transkribieren. Hier habe ich auf jeden Fall die aktuellste Ausgabe, Batch 25. Zu 70% Bourbon, 30% Sherry Casks. 2024 abgefüllt mit 57,2%. Batchgröße unbekannt. Link zur Whiskybase
Nase: Der Alkohol sticht kurz in der Nase, gibt aber gleich eine deutliche Torf- und Schokoladennote preis. Das kam etwas unerwartet. Der Alkohol wird etwas zurückhaltender, der erdige Rauch bleibt. Dazu kommen Preiselbeeren, Äpfel, Fleisch und Vanille. Ohne jemals bei so einem Dinner gewesen zu sein muss ich an Thanksgiving denken.
Mund: Initial relativ scharf. Man muss ihm ein paar Runden im Munde geben, bis sich alles aufeinander angepasst hat. Ich bin weiterhin überrascht, wie rauchig und torfig er ist. Ich bin so erstaunt, dass mir der Funk erstmal kaum auffiel. Die Mineralität nimmt zu. Ein paar Trockenfrüchte spielen mit, die kommen sicher aus dem Sherryanteil. Gefühlt wird er mit der Zeit immer „dickflüssiger“ und fast schon kaubar.
Abgang: Salzig und mineralisch. Leicht schwefelig. Weiterhin erdig und rauchig. Schokolade und Karamell stellen jetzt die Süße dar. Bitterstoffe halten sich im Rahmen.
Fazit: Besser als der Local Barley. So ich hab es ausgesprochen, beschimpft mich dafür, aber das gefüllt mir wirklich gut. Auch hier würde ich noch mehr Funk nehmen. Aber das ist auch so ein richtig gutes Batch. 89/100
Springbank 25-year-old
Ein „kleiner“ Sprung nach oben. 25 Jahre in 65% Sherry Casks und 35% Bourbon Casks, also deutlich mehr sherrybetont. In 46% Trinkstärke abgefüllt und das Batch umfasst 1400 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Helle Früchte, zusammen mit etwas Motoröl, einem Antiquariat, heller Sojasauce und einer Schüssel Quarzsand. Ein Gebäckstück und warme Butter. Dazu Leder, Honig, Fudge. Ich finde auch noch Kiwi, Apfel und Ananas.
Mund: Nach den fassstarken Drams geht es jetzt doch etwas zahmer zu. Im Wesentlichen sind da zwei Teile: Es gibt die fruchtige Seite, mit vor allem roten Früchten, einem Spritzer Zitrone und der Kiwi und dem Apfel aus der Nase. Der zweite Part sind die erdigen Noten, rein in den Waldboden, mit Laub und allem. Außerdem findet man hier Lakritz funky Peat (sehr zurückhaltend) und Mineralität.
Abgang: Erstmal wärmend. Dann kommt ein metallener Löffel, mit Sojasauce, Honig, , kandierter Zitrone, Quarz, Torf und Salz. Eine gewisse Tiefe erlangt er durch einen Layer Bitterstoffe, die vor allem in Richtung Kräuter gehen.
Fazit: Alleine mit der Nase könnte ich mich Stunden beschäftigen. Und mit dem Taste. Und mit dem Abgang. Das ist schlicht und ergreifend richtig gut. Eine Flasche dieser 25er oder vier Local Barley? Ganz sicher eine hiervon. 91/100
Kilkerran 08-year-old Batch 10
Wir wechseln zu Glengyle. Der zehnte Batch des 08-jährigen ist diesmal wieder 100% Oloroso gereift. Bezüglich Batchgröße habe ich nichts gefunden, aber die Pflichtangabe zum Alkoholgehalt fehlt natürlich nicht: 57,4% Link zur Whiskybase
Nase: Eine eher ungewöhnliche Torfnote steigt mir entgegen. Ich bin kurz irritiert, erinnere mich dann aber schnell, dass dies eben Kilkerran ausmacht. Hatte ich scheinbar schon zu lange nicht mehr im Glas. Dazu kommt Leder, Himbeeressig, Trockenfrüchte, trockene Holznoten und eine Würzsauce.
Mund: Fett und ölig. Kurz gibt der Alkohol einen Schub im Mund, dann explodieren die Sherrynoten. Da sind verschiedene Sirups – Dattel, Feige, Agave. Trockenfrüchte, Schwarzbeeren, Pflaumen. Ein Löffel Sojasauce. Und wieder der funky Peat und ein Stück Kohle.
Abgang: Zu dem Mix gesellen sich noch metallische und fleischige Noten dazu und ein Stück schokolierter Ingwer. Danach macht sich die Jugend langsam bemerkbar. Die Tiefe nimmt ab. Es bleibt ein Mix aus der fruchtigen Süße und dem Kilkerran-Peat.
Fazit: Chapeau. So wünscht man sich diese Bottlings. 89/100 und das auch nur, weil ich die Bourbonreifungen des 8er lieber mag. Wer also mehr auf Sherry steht kommt vielleicht sogar noch auf mehr Punkte. Daran, dass man den jetzt noch ungefähr zum Ausgabepreis kriegt merkt man übrigens: Zumindest bezüglich Glengyle hat sich der Markt etwas beruhigt.
Kilkerran Heavily Peated Batch 10
Batch 10 schon. Da hab ich irgendwie ein paar ausgelassen. Die neuste Iteration kommt wieder ohne Altersangabe daher und ist 57,8% stark. Batchgröße und Fässer: Fehlanzeige. Zumindest die Farbe spricht für mich für Bourbon et al. Link zur Whiskybase
Nase: Sehr süße, junge Torfnote. Dazu eine leichte Zitrusnote und Kräuter mit Puderzucker darüber. Insgesamt alles sehr süß. Nach einiger Zeit kommt eine erdige, kuhstallige Note.
Mund: Junger Torfrauch, Puderzucker und -salz. Ein paar Gartenfrüchte. Milde Kaffeenoten, mit Karamellsirup und viel Milch.
Abgang: Säuerlich, vor allem Zitrone. Dann noch Mandeln, der erdige Rauch. Das wars dann auch. Ich denke das ist im Wesentlichen jünger als 5 Jahre, was ich hier im Glas hab.
Fazit: Das ist ein leckerer Entrylevel-Peated-Whisky. Aber mich reisst es jetzt nicht vom Hocker. 85/100
Longrow 07-year-old 2024
Für den letzten Dram geht es zurück zu Springbank. Ein Longrow Red mit 57,1%. 4 Jahre im Bourbon und 3 Jahre in Pinot Noir. Insgesamt gibt es 10000 Flaschen davon. Link zur Whiskybase
Nase: Kommt in Wellen. Zwischen Kuhstall, Brombeer- und Schwarzbeermarmelade und Schwarzwälder Schinken geht es immer hin und her.
Mund: Süß mariniertes und getrocknetes Fleisch. Dann knallt der Alkohol mit Pfeffer und Ingwer durch. Das dauert aber nicht lange. Danach kann man ihn unendlich lange durch den Mund andern lassen. Dabei verändert sich nicht viel, aber die angenehme Süße funktioniert einfach.
Abgang: Wieder die Früchte aus der Nase. Dazu kommen ein paar wenige Bitterstoffe und ein metallischer Touch. Wenn man ihn nicht zu lange im Mund hatte, dann kann man mit tiefem Einatmen auch noch Lakritz und Zimt erschmecken.
Fazit: Gefällt mir etwas besser als der Kilkerran HP. Aber das rechtfertigt den Preis definitiv nicht. 86/100 Für eine Rotweinreifung ist das bei mir schon relativ viel. 😉
Are we hyped?
Es ist schon wirklich guter Stoff. Im Durchschnitt und im Einzelnen. Hohe Qualität, geschmacklich ausdifferenziert. Spannende Casks – auch wenn ich da nicht jede Reifung wirklich präferiere. Ich bin am langen Ende aber „nur“ vom 25er hyped. Das ist natürlich schade, denn der ist und bleibt, auch wenn die Campbeltownpreiskurve stagniert, zu teuer für mich. Danke an Daniel fürs Besorgen des Sample Sets. Das war eine tolle Gelegenheit zur Verkostung!
Mehr zu: Glengyle, Springbank, Campbeltowning (5)
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Tastingpack gekauft bei der Springbank Society
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