Der Arbeitsplatz für die Cocktails ist vorbereitet

Acht Jahre keinehalbendrinks.de

Es ist schon wieder so weit! Acht Jahre ist das Blog heute, am 07.04.2024, alt. How time flies, when you are having fun! Und diesen Spaß mussten wir natürlich gebührend feiern. Christian und Priscilla waren vor Ort dabei, Astrid und Stefan online dazu geschalten. Unser Fokus lag, wie immer bei den Jubiläen, auf dem gemeinsamen Abend, weniger auf detaillierten Beschreibungen. Wer gerade in die Tasten griff war nicht so wichtig und von wem jetzt welche Beschreibung oder Kommentar stammt wird wohl auch nicht trennscharf herauszufinden sein. Hoffentlich habt ihr trotzdem Spaß beim Lesen!

Und bevor es los geh möchte ich ein großes Dankeschön loswerden an euch da draußen an den Empfangsgeräten. Ihr seid nicht nur treu sondern werdet auch immer noch konstant mehr. Das freut mich sehr. Wenn ihr mal einen Kommentar oder Feedback loswerden wollt, dann schreibt gerne: info(at)keinehalbendrinks(.)de hat immer geöffnet.

Jetzt aber genug der Vorrede: Die liebe Astrid hat uns in Nürnberg auf der Messe ein Sample für diesen Abend in die Hand gedrückt und mit dem wollen wir beginnen.

Bruichladdich 10-year-old

Bruichladdich 10-year-old for Rinaldi. Ca. 1970.

Einer der berüchtigten 10er Laddie aus vergangenen Tagen. Hier eindeutig pre 1980er, weil in einer 75cl Flasche. Importiert wurde er von Rinaldi. Auch das ein klangvoller Name in der Whiskywelt. In Fürth haben wir erstmal blind verkostet und sind nicht auf den Inhalt gekommen. Link zur Whiskybase

Nase: Es duftet süß aus dem Glas. Viel Honig, aber auch grüne Dinge. Außerdem Mirabelle. Genau auf den Punkt reif, oder „nicht überreif“, wie andere das nennen.

Mund: Die schöne Süße setzt sich fort. Man merkt kaum Alkohol. Ein wenig Tiefe kommt noch dazu, in Form von Salz.

Abgang: So geht es dann auch hinten raus. Salzig, Malzig. Schön süß und jetzt auch mit einer guten Portion Vanille.

Fazit: Ein schöner Einsteiger. Irgendwie fehlen Tobias die Erdbeeren, die er für typisch bei diesen Bottlings hält. Wir vermuten gemeinschaftlich, dass er schon ein wenig gelitten hat über die Jahrzehnte und wahrscheinlich bei Release sogar noch besser war. 87/100

Dornoch 2017

Eine Flasche Dornoch 2017

Für Tobias ist mittlerweile Dornoch und die Verbindung zu den Thompson Brüdern, die hinter Dornoch stehen, ein wichtiger Teil des Whiskyhobby. Deshalb öffnet er auch für das Jubiläum eine weitere Flasche davon. Sechs Jahre war er in einem Bourbon Octave und wurde dann mit 55,8% in 77 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Priscilla: Mon Cherri. Christian: Auch hier fehlen die Erdbeeren. Tobias: Malz, Gurke, Dill, Christian: modrig, nasse Papierpackung, die jetzt staubig ist. Mit etwas Luft: Vanille, deutliche Süße

Mund: Etwas Röstiges. Und Gurke-Dill-Vanille, wie von Tobias erwartet. Oder ist das Projektion?

Abgang: Pfirsicheistee, wie es ihn vor 30 Jahren beim Aldi Süd gab. Wenn jemand noch eine Packung davon hat, bitte nicht zum Vergleich probieren. Insgesamt ist hier die Jugend deutlich merkbar, ihm fehlt ein wenig die Tiefe.

Fazit: Wir sind uns einig, dass ist nicht der beste Dornoch, den wir bisher hatten. Aber auch der ist wieder sehr spannend. Tobias ist froh eine Flasche zu haben und die Entwicklung über die Zeit in dieser zu erleben. Aktuell 86/100

„Whisky in my Jar“

Eine Tradition, die sich über die Jahre nun eingeschlichen hat, sind die Cocktails zum Jubiläum. Christian und Tobias machen sich vorab Gedanken was es denn geben könnte und bereiten diese dann live zu. Tobias beginnt mit den Vorbereitungen. Ein zentrales Thema ist ein Einweckglas mit einer geheimnisvollen, dunkelorangenen Flüssigkeit. Tobias erklärt über Weiterentwicklungen und Blood & Sand. Kann und/oder darf man einen seiner Lieblingcocktails weiterentwickeln? Tobias beruft sich auf das Cocktailbuch vom Dead Rabbit und der Monkey Shoulder Chai Tee Infusion. Witzigerweise war doch Daniel just diese Woche im Dead Rabbit. Tobias möchte da jedenfalls auch mal hin wenn er groß ist. Jetzt macht er aber erstmal Blood & Sand mit Chai Tee Monkey Shoulder Infusion. Christian ist sehr gespannt wie man einen Blood & Sand verbessern will indem man den Peated Whisky weglässt. Er hat ein bisschen Angst … aber ist bereit seien Komfortzone kurzfristig für dieses Experiment zu verlassen. Zumindest bleibt Tobias seiner Line bei der Grapefruit bei, wechselt aber auch hier von pink auf gelb. Das Produkt sieht schon mal aus wie ein B&S, also bleiben wir gespannt wie es denn dann schmeckt.

Unser Fazit: Lecker Chai Tee in der Nase. Schön rund, gute Balance. Wir sind recht angetan, auch wenn man ihn vielleicht nicht mit einem original B&S vergleichen sollte. Eine gute Möglichkeit allen Gästen quasi den gleichen Drink zu servieren, selbst wenn manche keinen Torf oder Rauch mögen. Dann gibt es für diese Personen keinen Blood & Sand, sondern den Whisky in my Jar.

Bruichladdich 1964 – Scotch Connection

Eine Flasche Bruichladdich 1964

Vor ein paar Jahren hat Tobias den Christian für Bruichladdich aus den 1960ern begeistern können. Das war nicht zu seinem Nachteil, denn so darf er dieses Juwel heute trinken. Über 30 Jahre in einem unbekannten Fass, das scheinbar wirklich viel Farbe abgegeben hat. Abgefüllt hat Scotch Connection eine unbekannte Anzahl Flaschen mit 49,6% Link zur Whiskybase

Nase: Marzipan, Kirschen, Leder und ein alter Buchladen. Schicht um Schicht von Staub, den man gefühlt abstreift, legt man komplexe Noten frei. Bereits in der Nase merkt man die vibrierenden Bitterstoffe, die einen erwarten.

Mund: Und da sind sie auch schon. Eingeleitet von dezenten Holznoten geht es dann schnell in Richtung dunkler Bitterstoffe. Schokolade, Kaffee, aber auch Balsamico und Sojasauce. Immer würziger geht es weiter und dann geht es in alten Sherry.

Abgang: Es endet mit extrem vielen Bitterstoffe. Das ist dann fast überwältigend. Die Länge ist natürlich auch entsprechend. Da muss man nicht nachnehmen, um den Eindruck bleibend zu machen.

Fazit: Super lecker. Er schreit natürlich Fass Fass Fass. Der Bruichladdich ist irgendwie vergraben. Gerade Tobias ist da normalerweise sehr kritisch, aber hier kann man einfach keine Punkte streichen. Das ist wirklich toller Stoff. 92/100

„Ich hadere“

Christian erklärt zu seinem Cocktail: keinehalbendrinks.de kam vom „Cocktail und mehr“-Blog und wurde zum Whiskyblog. Das findet sich alles im Cocktail wieder. Außerdem mag ich Sherry Whisky und Peat. Deswegen jetzt ein Cocktail aus all diesen guten Dingen. Christian ist sich aber noch beim Zubereiten sehr unsicher. Eigentlich hat er auch keinen Namen. Deswegen heißt er jetzt „Ich hadere“.

Unser Fazit: Extrem torfig. Auch schinkig. Das Beste von allem und davon viel zu viel. Außerdem natürlich eine tolle Präsentation. Wir hadern 😉 aber ob man da nicht auch einfach einen Peat&Sherry Whisky servieren könnte.

Lagavulin 1991 Feis Ile 2015

Eine Flasche Lagavulin 1991 Feis Ile 2015

Nachdem wir nun hart im Torf angekommen sind schenkt Tobias noch ein Schmankerl von der Insel des Torfs ins Glas. Für das Feis Ile Festival 2015 hat man Lagavulin einen 24-jährigen mit fast 60% abgefüllt. 3500 Flaschen ergab die Kombination aus American Oak, Pedro Ximénez & Oak Puncheons. Link zur Whiskybase

Nase: Bandagen, Rauch, Kelp, trockene Kuhfladen, Asche, Kohle, getrocknete Fische. Das ist im hohen Maß intensiv und ziemlich gut.

Mund: Durchaus Früchte, vor allem Orange, aber dominiert von torfig-rauchigen und maritimen Noten. Sehr konstant und in Linie mit der Nase.

Abgang: Und das gilt auch für den Abschluss. Nicht ganz untypisch schwenkt es jetzt in Richtung Lagerfeuer. Die Orangen sind eher getrocknet. Auch insgesamt wird es trocken und ein wenig bitter.

Fazit: Wirklich sehr lecker. So kurz und knapp fällt das Fazit aus. 91/100 Als Anmerkung noch: Heute nicht mehr ganz preiswert aber wir sind mal wieder bei der aktuell gültigen Weisheit: Wenn ich bereit bin einen Lagavulin über 20 Jahre zu kaufen, dann würde ich wahrscheinlich Abstand von aktuellen Bottlings nehmen und zu sowas greifen!

Zwischentöne

Zum Schluß noch ein Sammelsurium der Themen, die wir über den Abend gestreift haben. Zum Schmunzeln und Wundern. Und um mir die Gelegenheit zu geben der ganzen keinehalbendrinks-Familie und Whiskyfamilie zu danken. Ohne euch würde das alles nichtmal halb so viel Spaß machen.

  • Christian wird demnächst hier eine Special Seite für Blood Tubs veröffentlichen. Er hat erst heute wieder ein neues Fass gefunden, in diesem Internet.
  • Private Casks länger als zehn Jahre liegen lassen ist mittlerweile schwer. Die Verträge werden dann meistens nicht verlängert und man muss sich ein anderes Warehouse suchen.
  • Beim Dornoch: Astrid trinkt was ausgestorbenes. Old Roshdu. Er hat viel Salz, weil wir über Fischsemmeln reden
  • Aprospors ausgestorben: Port Ellen läuft wieder und Serge war dort.
  • Wir sprechen über higher Highlands, die es geben sollte, weil die Highlands ja gefühlt schon in Glasgow anfangen.
  • Stefan trinkt Bunna 12. Ist halt ein Standard, aber gut
  • Welche Holznoten sind gut? Sind Bitterstoffe auf einem hohen Niveau nochmal gewinnbringend? Geschmacksache.
  • Einkerbungen in Flaschen, Bedeutung? Wir kommen dabei auf die Abfüllanlagen von Krones und finden raus, das ist zum Drehen der Flaschen. Aber eigentlich sind wir verschwörerisch davon überzeugt: Je nach Einkerbung macht das unterschiedliche Dinge mit einem. Die Zusammenlaufenden Kerben machen gefügig.
  • Aporpos Verschwörung: Irgendwer möchte vom Gotthard bis Basel unterirdisch zu den Rothschilds laufen
  • Astrid trinkt dann auch noch Glen Scotia 15 und ist zufrieden mit dem Standard.
  • Stefan trinkt Kilkerran Heavily Peated 4 und ist auf einem Vanilletrip
  • Ein Diskurs über Cocktailkirschen: Kann man die sinnvoll selber herstellen? Die meisten gekauften Kirschen taugen ja eher nichts.
  • Dabei fällt Christian ein er wollte mal selber PC10 nachreifen.
  • Walgesänge beim Whiskytrinken sind was Gutes
  • Diesen Scapa 1977 Duncan Taylor gab es zwischendrin auch noch. Aber irgendwie hat keiner was dazu aufgeschrieben.
  • Und wir hatten nochmal den zweiten Private Cask Port Ellen von Thomas Ewers (MoS). Die Begeisterung bei Christian war kleiner als die von Tobias

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft

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