Colin Smith, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons, upscaled with waifu2x

Die Lücken schließen

Die Lücken hier im Blog und in meiner Erfahrung mit schottischem Whisky werden weniger. Aber es gibt sie noch. Deshalb heute mal der Fokus auf Destillerien mit keinem oder wenigen Reviews auf Keine halben Drinks. Viel Spaß damit.

Balmenach 2013 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Balmenach 2013 von Phil & Simon Thompson

Diesmal kommt der Speysider aus einem Sherry Train. Ich vermute verschiedene Sherry Casks wurden nacheinander zur Reifung verwendet. Laut Base Sherry Hogsheads dann zwei Jahre Oloroso Octaves und dann noch zwei in einem Sherry Butt. Abgefüllt wurde mit 48,5%. Die Anzahl Flaschen ist mir nicht bekannt. Link zur Whiskybase

Nase: Honig, Kristallzucker, Äpfel, Pfirsiche, Pfirsichgummibärchen, Haselnüsse, Nougat, Kirschschnaps, dunkle Trockenfrüchte,

Mund: Es wechselt deutlich die Tonalität. Die Trockenfrüchte bleiben, werden jetzt eher zu Marmelade. Dazu kommen aber noch erdige Noten und nasses Laub. Gekochtes Wurzelgemüse. Insgesamt würde ich mir ein etwas „fetteres“ Mundgefühl wünschen. Die 48% fühlen sich nach „zu wenig“ an.

Abgang: Kandierter Ingwer, er wird trocken, dann kommen die Nüsse nochmal. Eine leicht prickelnde Fruchtnote. Dazu auch noch etwas Gewürze.

Fazit: Schönes Bottling. Ich habe einen wesentlichen Kritikpunkt. So junge Sherrybottling machen meiner Meinung nach vor allem mit hoher Alkoholstärke Spaß. Die vermisse ich hier. 85/100

Cragganmore 1989 – Malts of Scotland

Die erste Cragganmore-Abfüllung hier und gleich Rare Cask von Malts of Scotland. Hohe Erwartungen. Mal sehen ob das eine gute Idee ist. Er wurde nach rund 34 Jahren aus einem Sherry Cask mit 45,8% in 120 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Süße gut gereifte Sherrynase. Dezente Kirschen, viele Erdbeeren, viel Wachs und auch Politur. Auch Zitronenabrieb, dezente Vanille und Marzipan und etwas „altes Holz“.

Mund: Das Holz übernimmt deutlich. Damit bleiben die Früchte zurück. Das Mundgefühl ist einen Tick zu dünn. Wachs und Politur bleiben. Dazu kommt etwas Salz und Mineralität und etwas Metall.

Abgang: Die Früchte kommen zurück. Jetzt allerdings deutlich grüner und unreifer. Dazu Espressobohnen, mit deutlicher Säure. Außerdem noch etwas dunkle Schokolade.

Fazit: Hm. Die Nase war sehr vielversprechend. Danach wurde es aber deutlich schlechter für mich. Insgesamt ist das auch wirklich gutes Zeug. Allerdings wäre ich preislich nicht bereit in diese Regionen zu gehen. 87/100

Hazelwood 1990

Ein Kininvie aus der 105er Serie. Diese sind alle mit 105 proof also 52,5% abgefüllt. Diese konkrete Abfüllung wurde für die Staff Member abgefüllt. Der Single Malt wird im Hazelwood House destilliert, das erklärt wohl den Namen. Wobei es auch Abfüllungen unter dem Namen Kininvie gibt… also fragt mich bitte nicht. Auf jeden Fall stammt er aus einem First Fill Sherry Cask. Link zur Whiskybase

Nase: Erstmal staubtrockener Sherry. Mit der Zeit kommen unglaubliche Mengen an Früchten und Schokolade. Klassische Trockenfrüchte, aber auch frische Aprikosen und Nektarinen. Dazu noch Tabak und Leder.

Mund: Eine deutliche Würze, sehr viele Beeren und dazwischen immer wieder ein guter Schwung Tabak. Außerdem Schokoladengebäck mit Karamell.

Abgang: Gut gereift. Viel Eiche, aber nicht zu viel. Eine gute Portion Möbelpolitur kommt dazu. Die Früchte und der Tabak sind auch noch da. Eine leichte Mineralität bringt ihn durch die Tür und die fruchtige Politur bleibt eine gefühlte Ewigkeit.

Fazit: Ja, den würde ich auch öfter trinken. Eine Sherrybombe wie sie im Buche steht. Hätte man mir auch als deutlich älter verkaufen können. 90/100

Teaninich 12-year-old – Whisky UA

Der erste Teaninich hier im Blog. Ich hatte tatsächlich schon mal einen im Visitor Center von Oban, aber das war weit bevor wir hier gestartet haben. Dieses 12 Jahre alte Single Cask (Bordeaux) wurde von Whisky UA mit 50,2% für die Ukrainehilfe abgefüllt. 359 Flaschen gab es insgesamt. Ob ich mich mit dem Naming „Gegenoffensive“ wirklich anfreunden kann steht auf einem anderen Blatt. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst mal eine deutliche Süße und alkoholischer Dunst von Lösungsmittel. Nachdem in der Base schon steht man solle ihn atmen lassen, dann mach ich das mal. Nach einiger Zeit kommt dann vor allem Zimt und Pfeffer. Dahinter dann noch etwas Zitronenabrieb. Aber so richtig viel los ist da nicht.

Mund: Deutlich würzige Noten, die man fast schon als rauchig bezeichnen könnte. Dazu rote Äpfel. Nikolausäpfel, wie man sie hier nennt. Dazu eine Honig- und Zitronenmarinade.

Abgang: Weiter mit den Äpfeln und dem Honig. Der würzige Unterton ist auch noch da, das geht jetzt eher in die Richtung gekochtes Fleisch.

Fazit: Okay. Und damit ist alles gesagt. Ich glaube für den gibt es sicher Fans und wahrscheinlich auch viele die ein Glas davon genießen können. 85/100

1770 Glasgow Single Malt

Ein Standard darf hier auch dabei sein. Natürlich von einer der jüngeren Destillerien und zwar aus den Lowlands von der The Glasgow Distillery Co. Der Tripple Distilled kommt mit 46% und wird gereigt in einer „Marriage of Ex-Bourbon & Virgin Oak Casks“. Link zur Whiskybase

Nase: Beißt erstmal in den Schleimhäuten. Dann kommen grüne und unreife Fruchtnoten, Vanille sowie Malz und Salz. Butter, noch bevor sie fest wird. Die Fruchtnote wird mit der Zeit immer intensiver und angenehmer.

Mund: Leicht und süß. Mit jeder Menge Gebäck und Vanille. Die Butter spielt auch wieder mit. Die Früchte eher nicht. Das Malz hat sich in Getreide zurückentwickelt.

Abgang: Fruchtcocktail aus der Dose mit etwas Vanille. Dazu nochmal das Getreide, jetzt mit Zitrone und das war es dann aber auch schon.

Fazit: Nett. Für einen Standard ok. Kaum Tiefe, kaum Länge. Er hat ja keine Altersangabe, aber man kann schon vermuten da sind eher junge Komponenten drin. Und ich kann natürlich verstehen, dass junge Destillerien bei diesen einen Aufschlag machen müssen. Man muss ja erstmal die Investitionen abdecken. Aber für den Preis würde ich mir davon keine Flasche kaufen. 82/100

Lochside 1981 bottled for Edward Zeng

Mein persönlich erster Lochside. Abgefüllt mit 37 Jahren aus einem Butt und 50,7%. Das Fass wurde geteilt und 50 Flaschen für Edward Zeng mit diesem wunderschönen Label auf handgeschöpftem Papier versehen. Das Bottling mit diesem Label ist selbst ist nicht in der Base, aber das eigentliche: Link zur Whiskybase

Nase: Rote Paprika gemixt mit diversen saftigen Früchten von dieser Seite des Planeten so wie auch anderen. Diese verschwinden komplett um durch Wachs, unbearbeitetes Leder und eine würzige, fast fleischige Note ersetzt.

Mund: Damit geht es dann auch weiter. Fleischsaft, Würzbrühe, erdige Noten, BBQ-Rub. Letzterer hatte vielleicht 1% Trockenfrüchte darin. Dazu auch wieder das Wachs, das Leder und jetzt auch noch eine Metallschüssel, was gut zu den anderen „Küchenaromen“ passt.

Abgang: Es geht so weiter. Eine grasige Seite kommt noch dazu. Vielleicht auch Vanille und Sternanis. Die Aromen sind jetzt etwas nunancierter. Um nicht zu sagen er ist dünner als ich ihn mir wünschen würde. Aber klar, bei 37 Jahren ist das durchaus eine mögliche Entwicklung. Ganz am Ende drifter er nochmal etwas fruchtiger in eine Zitrusrichtung.

Fazit: Was für ein Bottling. Mir fehlte an dieser Stelle natürlich die Referenz zu anderen Lochside. In der Base findet man Hinweise, dass es andere, bessere Zeiten der Destillerie gegeben hat. Für mich ist das hier aber durchaus „ausreichend“. 91/100

Mixed Bag

Man freut sich natürlich irgendwie, wenn die Rarities dann auch liefern. Das hat hier auch zweimal sehr gut funktioniert. Heißt für mich mehr aus der Kininvie 105er suchen. Mehr Lochside probieren.
Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass ich von den anderen schon alles gesehen habe. Natürlich werde ich auch da weiter suchen. Vielleicht mit etwas weniger Konsequenz als bei den anderen. Aber wer weiß.

Mehr zu: Balmenach, Cragganmore, Kininvie, Lochside, Teaninich, The Glasgow Distillery Co.
Bilder: Titel: Colin Smith, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons, upscaled with waifu2x | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flasche, Teil eines Charity Tastings, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (1770 Glasgow)