Whisky Island (Teil 8)
Eine Insel mit zwei Destillerien und dem tiefen weiten Meer…. Zeit für mehr Inselwhisky! Ich schaue mal wieder bei den Standards vorbei, aber wie üblich natürlich auch bei Single Cask und Indies. Arran, Talisker, Highland Park. Off we go.
Arran 10-year-old (2023 L260323)
Standards die man mag sollte man immer wieder überprüfen, nicht wahr? Es gilt sicherzustellen, ob die Qualität hoch bleibt. 😉 So mache ich das auch gerne mit dem Arran 10. Hier also der Batch aus dem März 2023. Über den Rest weiß man, außer den 10 Jahren und den 46%, wie immer nichts. Link zur Whiskybase
Nase: Trocken, fruchtig (verschiedene Äpfel) und wunderschön wachsig. Irgendwo da drin versteckt sich auch etwas Vanille. Dazu kommt eine schöne Honignote und eine leicht maritime und salzige Note.
Mund: Es verändert sich nicht viel. Ein paar Bitterstoffe kommen dazu, etwas Sahne – da ist nun die Vanille mit drin, außerdem Zitronenzeste. Die wachsigen Noten gehen zurück, das Salz wird eher zu einer Mineralität
Abgang: Eine wunderschöne Tiefe für das Alter. Etwas dunkle Schokolade und auch etwas Milchschokolade kommt dazu. Bei den Früchten bin ich jetzt eher bei Birne und Birnenschale. Wachs ist jetzt komplett weg. Etwas Zitronenmelisse kommt am Ende.
Fazit: Mehr kann man von einem Standard für unter 35€ einfach nicht verlangen. Das ist ausgewogen, lecker, sicherlich komplex genug. Fantastisch. 88/100
In einer Welt in der ich mir was wünschen könnte würde ich mir noch etwas Länge im Abgang (mehr %te) und etwas mehr maritimen Charakter wünschen. Aber wieso sollte ich dann überhaupt noch einen Cent mehr für Whisky ausgeben?
Arran Sherry Cask (2021 L081021)
Auch den Sherry Cask hatte ich schon im Glas (Link). Er hat mir gut gefallen und dann lohnt es sich bestimmt auch noch in ein anderes Batch zu kucken. Die Werte sind die gleichen: Keine Altersangabe, keine Batchgröße, 55,8%. Link zur Whiskybase
Nase: Erst leicht würzig und alkoholisch, dann deutlich süß. Mit ganz vielen roten und dunklen Beeren. Kirschen, Erdbeerren, vielleicht auch ein Apfel dazwischen. Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren. Dazu kommt auch noch eine schöne Sherrynote in Richtung Tabak und Hölzer.
Mund: Hier ist es umgekehrt. Erst kommt die Süße, dann übernimmt die Würze. Pfefferschärfe und etwas Ingwer. Lässt man ihn kreisen, dann kommt erst eine leicht minzige Note und dann geht es in Richtung Früchte. Nicht so intensiv wie in der Nase allerdings. Dann übernimmt der Sherry.
Abgang: Ein leicht nussiger Unterton unter einem schönen Sherryabgang. Da ist Tabak, Schokolade, Trockenfrüchte, helle Sojasauce mit einem Hauch „Pilzumami“. Ganz zum Schluß darf der maritime Teil noch glänzen. Mit etwas Meeresbrise und Gischt.
Fazit: Einer der besten Sherry-Einsteiger, die man für 35-45€ kaufen kann. Auch dieser Batch liefert was ich mir wünsche in diesem Segment. Toll! 86/100
Arran 2005 15th Anniversary of Whiskybase.com
Man kann ja zu einem bestimmten Jubiläum ein Bottling wählen, das den Jahren entspricht. Die Whiskybase hat sich lieber dafür entschieden zum 15-jährigen ein gutes Fass auszuwählen und darauf nicht zu achten. Dann darf es auch ein 17-jähriger Arran aus einem Bourbon Barrel sein. 175 Flaschen mit 56,6% wurden befüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Eine frisch gemähte Wiese, das Gras ist klatschnass. Auf der Wiese gibt es eine Schüssel Frühstücksflocken. Statt Milch gibt es Fanta Mango darüber. Und dazu einen Vanilleplunder.
Mund: Es geht so fruchtig weiter. Aber auch salzig und leicht pfeffrig. Da ist auch wieder Gebäck. Ein Brandteig. Jetzt nur noch mit einem Hauch Vanille. Und mit etwas Ingwer.
Abgang: Eine wunderschöne, intensive, tropische und zeitweise schon fast extreme Fruchtigkeit. Vor allem beim ersten Schluck. Später kommen dann auch noch Bitternoten, etwas Vanille und eine dezente maritime Note dazu.
Fazit: Ein sehr schönes Teil. So mag ich das. Eine wunderschöne Fruchtbombe mit ein paar Kontrapunkten durch andere Aromen. So feiert man ein Jubiläum stilvoll. 90/100
Talisker 10-year-old (2023 L3218CM007)
Ein absoluter Klassiker. Der Talisker 10 ist quasi seit jeher der Bang for your Buck unter den maritimen Whisky. Hier im Glas habe ich eine recht aktuelle Abfüllung (Bottle Code siehe oben) mit dem neuen Label und dem Claim „From the Oldest Distillery on the Isle of Skye„. Was ich irgendwie lustig finde, weil das gerade kurz nach der Öffnung der ZWEITEN Destille auf Skye nach einer Verteidigung klingt ;-). Diese genau Abfüllung ist stand heute noch nicht in der Base. Hier eine vergleichbare Link zur Whiskybase
Nase: Muschelsuppe mit frisch gemahlenem Pfeffer, Zitrone und einer gut balancierten Süße. Rauch und Torf gehen in eine sehr erdige Richtung. Zusätzlich kommen noch diverse Gedanken an Küsten: Sand, Muschelkalk, Gischt. Spannend.
Mund: Sehr weich und rund. Der Pfeffer ist noch da, aber etwas zurückhaltender. Gut integriert mit einigen grünen Noten und Bitterstoffen. Wieder mit der deutlichen maritimen Noten. Die Süße ist deutlich weniger.
Abgang: Eine leicht bierige Note kommt noch dazu und auch etwas Metall. Der Torf wird schnell weniger relevant. Trocken ist er dann aber.
Fazit: Was kann man daran für 30€ nicht mögen? Einfach toll und stimmig. Und ich mag vor allem, dass er damit die Antithese zum aktuellen Whiskymarkt darstellt. 86/100
Orkney 2008 – Phil & Simon Thompson Error 502 Bad Gateway
Ein geheimnisvoller Whisky von der Insel Orkney, abgefüllt von den Brüdern Thompson in nur 90 Flaschen. 57,1% hatte der Inhalt des Refill Hogshead nach 15 Jahren noch. Link zur Whiskybase
Nase: Bierig, leicht sauer. Mit Hefe und Malz. Maritimer Rauch und immer wieder kommt ein Schwall sehr erdiger Noten. Danach ist auch noch eine süße-scharfe Komponente vorhanden. Wenn diese durch ist kommt noch Zitrus.
Mund: Sehr ähnlich zur Nase. Allerdings deutlich sirupiger und süßer. Die maritimen Noten gehen in Richtung einer Muschelsuppe. Zusammen mit den Getreidenoten und der Zitrone wird da quasi ein komplettes Gericht draus.
Abgang: Zum Schluß wird es nochmal etwas rauchig, wenn auch nicht besonders viel. Insgesamt kein besonders aufregender Abgang. Am Schluß ist er nochmal zitronig und malzig. Konsistent.
Fazit: Bisweilen schön, nie schlecht, aber auch nie großartig. Ein paar Aspekte fehlen dafür einfach (wo ist das Heidekraut?). 86/100
Highland Park 1998 – Gordon & MacPhail for deinwhisky.de
Eine echte Besonderheit. Warum? Nun da steht Highland Park drauf. Davon findet man nicht viele heutzutage. Die Namensrechte werde bei den Indie Fässern von HP nicht mehr mit verkauft. Und dann ist es kein Wunder, dass man bis nach 1998 zurück muss. Abgefüllt wurde 24-jährige für deinwhisky.de aus einem ex-Bourbon Barrel mit 56,2% in 172 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Einen Moment braucht er, bis der Sauerstoff seine Magie wirken kann. Das ist absolut perfekt Highland Park, was einem da entgegen weht. Heidekaut, maritmer Rauch, etwas Apfel, Honig und diese leichte Kalk- oder Kieswegnote (in Ermangelung besser Beschreibungen). Mit der Zeit kriege ich noch einiges an Vanille und auch eher exotische Früchte dazu.
Mund: Wunderschön weich und rund, mit einem Touch Pfeffer dazwischen. Heidekraut und Honig. Deutlich zurückhaltenderer Rauch. Dann kommen wieder die Äpfel, Limette mit mildem Jogurt und etwas Salz dazu. Jetzt hab ich Hunger.
Abgang: Wunderschöne Tiefe, mit leichten Kaffeenoten (nicht aber Milchkaffee) einer leckeren Fruchtigkeit. Etwas Jogurt und vielleicht auch Wachs. Rauch ist sehr zurückhaltend bis nicht vorhanden. Im besten Fall Röstaromen.
Fazit: Ach. Ich wollte den so sehr nicht mögen. 285,- Das ist zu viel, oder? Neutralisiert um diese Tatsache: 90/100. Das ist ein geiler Bourbon HP. Punktum.
Festgefahren
Kann auch was positives Bedeuten. Ich hab mich nämlich bei den Arrans irgendwie festgefahren und ich finds geil. Das ist durch und durch lecker und preislich vollkommen fair. Der heilige Gral für den Whiskyliebhaber. Und natürlich will ich nicht verschweigen, auch der Rest kann gut punkten.
Mehr zu: Arran, Highland Park, Talisker, undisclosed Islands, Whisky Island (Teil 7)
Bilder: Titel: © User:Colin / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 | Flaschen: eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von TonyP
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
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