Iain Cameron, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Into the Linkwoods (Teil 4)

Es ist bald zwei Jahre her, dass ich mich dediziert mal mit Linkwood beschäftigt habe. Eine Schande, denn ich mag die Destillerie doch so gerne. Es bleibt aber weiterhin schwer hier ernsthaft Originalabfüllungen ins Glas zu bekommen, deshalb kucke ich mich auch heute wieder bei den Independent Bottlern um. Nur ein Original Bottling hat sich sich eingeschlichen. Für das muss man allerdings schon die Zeitmaschine bemühen. Aber lest selbst, welche Eindrücke ich diesmal mitnehmen konnte.

Linkwood 2012 – Signatory Vintage für Alte Tabakstube

Ein Einsteiger. Von Signatory für die „Alte Tabakstube“ in Stuttgart abgefüllt in der Un-chillfiltered Reihe. Das Single Cask wurde auf 46% runter verdünnt. Wie Peter Knyrim sagt sind seine Kunden keine fassstarken Whisky gewohnt und kaufen diese deshalb auch nicht. Link zur Whiskybase gibt es keinen.

Nase: Süßlich und malzig, etwas Kräuter, etwas Vanille, ein paar helle Früchte, vor allem Banane und Orange. Aber hauptsächlich ziemlich malzig.

Mund: Leicht würzig, mit etwas Tabak (haha, Tabakstube, Tabak…), dann wieder schön süßlich, Milchkaffee, Kondensmilch, Honig, Malz. Auch etwas helle Früchte sind wieder dabei.

Abgang: Fruchtig, kräutig, leicht wärmend. Auch wieder salzig und mit Bitterstoffen, Kondensmilch, Orangenschalen, etwas Banane.

Fazit: Mehr als solide. Der macht Spaß, schön mal wieder ein ehrliches und solides Bourbon Bottling im Glas zu haben. 86/100

Linkwood 1996 – Gordon & MacPhail

Aus der aktuellen Connoisseurs Choice von Gordon & MacPhail kommt dieser 24 Jahre alte Linkwood. Aus einem First Fill American Hogshead wurden 237 Flaschen mit 50,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Erst eine staubige Holznote. Dann kommen Kräuter, Honig und gelbe, teilweise tropische Früchte. Gras, Laub, Leder. Vanille, etwas Röstaromen. Milchcreme und Milchschokolade. Das ist schonmal nicht schlecht muss ich sagen.

Mund: Fruchtig und süß, mit etwas Säure und Pfeffer darüber. Cremig und mit gutem alten Holz. Das ist ein genialer Taste, den man nur sehr schwer beschreiben kann. Toll das in einer aktuellen Abfüllung zu finden. Bitterstoffe bringen Kräuter hervor.

Abgang: Bitterstoffe, Salz, Papaya, Ananas, Lakritz und Minze. Dann später auch noch ausgerauchte Vanille, Milchkaffe und verbrannte Kräuter.

Fazit: Hallo! Das ist ziemlich lecker. Der Abgang fällt im Vergleich zu Nase und Taste ein wenig ab, bleibt aber auch auf hohem Niveau. Der Old-Style kickt ihn auf satte 90/100. Lecker.

Linkwood 1983 Flora & Fauna

Ein Linkwood Original Bottling. Die muss man auch suchen, wie die Nadel im Heuhaufen. Aber es gibt sie, z.B. in der Flora & Fauna Serie. Und vor einigen Jahren sogar noch fassstark. 14 Jahre alt, 59,8% stark und ohne jede Angabe zu Fässern. Link zur Whiskybase

Nase: Sticht kurz, wenn das weg ist, dann kommen grasige Noten. Auch Holz, Laub und Pilze. Ist ja auch ein LinkWOOD. Sorry, den musste ich mitnehmen. Darunter mischt sich noch ein wenig Honig und Kräuter. Mit der Zeit geht es stärker in die süße Richtung. Honigsüße Gebäckstücke und in der Base schreibt jemand Pistazie. Da kann ich mitgehen.

Mund: Cremig und süß. Vanille kickt rein, das ist aber nur kurz, dann kommt Zitrussäure. Damit ist dann der Honig zurück, sowie auch Kräuter und das Gebäck.

Abgang: Leicht nussig und holzig, direkt nach dem Schlucken. Dann etwas betäubend, der Alkoholgehalt lügt nicht. Aber das ist nicht unangenehm. Mit der Zeit kommen Bitterstoffe dazu. Fruchtschalen und Kaffeemehl. Geröstete Körner. Die Gebäckstücke sind dann das was bleibt.

Fazit: Schönes Bottling. Da würde ich mich freuen, wenn es sowas heute weiterhin konstant geben würde. Früher… Diageo, was los bei euch? Kann mal jemand mit Plan von Single Malt ans Ruder? 89/100

Linkwood 1983 – Douglas Laing

Noch einmal 1983, diesmal aber deutlich längere Reifung. Ganze 22 Jahre war er in einem Refill Hogshead, bevor er von Douglas Laing in der Old Malt Cask Reihe mit der goldenen Stärke von 50% abgefüllt wurde. Dabei kamen noch 213 Flaschen heraus. Link zur Whiskybase

Nase: Honig, Zuckerguss, Orangenschalen, Marzipan. Erstmal sehr unkonkret, bzgl. Destilleriecharakter, aber es läuft einem trotzdem der Speichel im Mund zusammen. Dann kommen Vanille, Gras und Laub. Die Fruchtnoten geht jetzt eher in getrocknete Orangenscheiben. Mit der Zeit kommt ein wenig Holz und Sägespäne dazu.

Mund: Sehr süß, aber auch würzig, leicht pfeffrig. Der Zuckergruß wird jetzt in Orangenwasser aufgelöst. Dann kommen ein paar Kräuter dazu und ein Sprenkel Salz.

Abgang: Leichte Bitternoten, mit Milchkaffee, Vanille und Toffee. Auch Fudge und Sahnekaramell. Deutlich wärmend geht es den Rachen hinunter. Die Fruchtnote ist jetzt eine milde Grapefruit.

Fazit: Nicht verkehrt. Mir ist er zuweilen einen Tick zu süß. Aber schon ein Bottling das man sich mal anschauen kann. 86/100

Linkwood 1990 – Hart Brothers

Quasi ein Genrewechsel. Wieder ein über 20 Jahre alter Linkwood, aber diesmal mit einem Finish. Zumindest vermutlich, denn über 20 Jahre in einem 1st Fill Sherry Butt könnte sonst schon ein wenig viel sein. Anzahl der Flaschen ist nicht bekannt, aber der Alkoholgehalt mit 49,3% Link zur Whiskybase

Nase: Jede Menge Zwetschgen und Pflaumen, hell und dunkel. Frisch, aber auch in Butter ausgelassen. Das ergibt einen Geruch der süß und sauer ist. Dazu ein wenig Gummiabrieb. Dahinter kommen dann noch Erde und Leder. Da kann man sich schön „reinriechen“. Vielleicht ist da auch ein Hauch Schwefel. Stört mich hier nicht.

Mund: Trockenfrüchte und frische Früchte. Weiterhin Zwetschgen, aber auch noch Orangen. Dazu etwas Schokolade.

Abgang: Süße und Säure. Wieder die Butter. Einige Bitterstoffe von den Fruchtschalen. Vielleicht auch ein Likörchen dazu?

Fazit: Nicht verkehrt. Das Sherryfass dominiert aber schon deutlich. Hat mir aber Spaß gemacht, vor allem die Nase. Die Früchte sind insgesamt ziemlich schön. 87/100

Linkwood 1996 – SMWS „A most luscious remedy

Zum Abschluss nochmal ein Finish. Diesmal explizit in einem 1st Fill PX Butt. Und vorher war er 19 Jahre in einem Oloroso Fass. 58,2% hatte er noch, als die SMWS ihn unter dem Namen „A most luscious remedy“ abgefüllt hat. 588 Flaschen wurden insgesamt abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Ich krieg hier sehr viel Oloroso. Brühe, Leder, Tabak usw. Auch der Alkohol ist ganz schön brutal. Es sticht in der Nase. Dahinter liegt eine fast undurchdringbare Süße. Dicker Sirup, mit Trockenfrüchten und nochmal extra Honig.

Mund: Waffeln, Zitronen, ein dicker Sirup aus Balsamico, Sojasauce und Unmengen von Honig. Mit der Zeit, wird die Konsistenz im Mund auch entsprechend. Außerdem kommen im Hintergrund noch Kräuter dazu.

Abgang: Würzig und scharf, mit Vanille und Kirschen. Der hohe Alkoholgehalt macht ihn extrem wärmend. Mit etwas Wasser kriegt man das gezähmt und dann kommen die herben Aromen zurück.

Fazit: Bis auf den deutlichen alkoholischen Stich in der Nase, den ich hier wirklich nicht mochte, ein spannendes Bottling. Da hat man die ganze Breite von Sherryreifungen im Glas. Ein lustiges Experiment, aber nichts wo ich nach einer Flasche suchen würde. 85/100

Der bourbongereifte Kräutergarten

Ich glaube es sind die Kräuter, wegen denen ich einen Narren an Linkwood gefressen habe. So beschreibe ich immer diese für mich einzigartigen Aromen. Und auch generell muss ich sagen: wieder mal solides Destillat. Am meisten kann das, und wer hier öfter liest weiß was kommt, in Bourbon Casks (et al, am besten refill) zur Geltung kommen. Es bleibt einfach eine Kunst bei Finishes oder Reifungen in Sherry und dergleichen keine Beliebigkeit zu erzeugen.

Mehr zu: Linkwood, Into the Linkwoods (Teil 3)
Bilder: Titel: Iain Cameron, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons | Eigene Anfertigung Tobias und Alexander sowie freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Von Alexander zur Verfügugn gestellt und privat gekauft