Whisky Island (Teil 6)
Schon bei der letzten mal habe ich einige Arran mit bei meinem Inselbesuch auf dem Programm gehabt. Auch heute schließe ich daran an, wechsle dann aber am Ende doch noch nach Mull und Orkney.
Arran Quarter Cask
Keine Altersangabe, dafür aber in höherer Alkoholstärke. So kommt der Quarter Cask daher. Und diese besagten Fässer sind eben nur ein Viertel so groß wie übliche Fässer und somit ist das Verhältnis Oberfläche zu Flüssigkeit größer. Das lässt die Reifung schneller voran schreiten. Abgefüllt wird in Batches und immer mit 56,2%. Mein Review bezieht sich genau auf dieses Batch: Link zur Whiskybase
Nase: Direkt nach dem Einschenken ist der Alkohol gut merkbar. Vor allem in eng mündenden Gläsern wie der Copita, die ich für Reviews verwende. Das verfliegt aber sehr schnell und wird durch eine intensive Fruchtnote ersetzt. Sehr viele verschiedene europäische Gartenfrüchte. Vor allem grüne und gelbe. Äpfel, Birnen, helle Trauben. Unreifere, noch sehr feste Pfirsiche. Dazu kommt ein ganz leicht salziger und maritimer Charakter so wie eine feine Vanille- und Gebäcknote.
Mund: Zitronensäure, weißer Pfeffer und Zitronengras machen den Anfang. Danach kommt eine Zuckersüße und sofort auch wieder Früchte. Pfirsich, auch Pfirsicheistee, Banane
Abgang: Milchkaffee und Röstmalz, leichte metallische und mineralische Noten. Immer noch fruchtig, jetzt etwas zurückhaltender, dafür viel reifer und mit ein paar Schalen. Leider insgesamt ein recht kurzer Abgang.
Fazit: Der ist wunderbar. Ganz wunderbar. Sehr stabile Struktur. Der höhere Alkoholgehalt, im Vergleich um 10-jährigen z.B., gibt ihm mehr Tiefe. Das Spiel aus maritimer Seite und Früchten gelingt sehr gut. Toll. Einziger Wermutstropfen: Er ist recht bald weg und man muss den nächsten Schluck nehmen. 😉 87/100
Arran Sauterne Cask Finish
In der Standardrange bei Arran finden sich drei Cask Finish. Amarone, Port und Sauterne. Alle drei werden in Batches mit 50% abgefüllt und tragen keine Altersangabe. Hier habe ich das Sauterne Cask. Link zur Whiskybase
Nase: Alkoholdämpfe und fruchtige Noten ergeben in meinem Kopf sofort ein Bild von gärenden Früchten. Trauben, Bananen, etwas Mango, Äpfel, Birnen. Das ganze wird gesalzen, mit Honig verrührt und dann in ein Gebäckstück gefüllt. Dazu kommt auch eine leichte Mentholnote.
Mund: Weiterhin fruchtig, jetzt eher reife als überreife Früchte. Dazu kommt eine gewisse Eichenwürze und auch ein Schluck Wein. Insgesamt zwar ein cermiges Mundgefühl, aber er ist erstaunlich dünn für 50%.
Abgang: Der Eindruck von Fruchtschalen zu den Früchten entsteht durch die einsetzenden Bitterstoffe. Salzige und grasige Noten kommen dazu. Helle Trauben, grüne Äpfel und Stachelbeeren dominieren jetzt die Früchte.
Fazit: Er fängt vielversprechend an, lässt dann aber leider doch nach. Da fehlt der Druck, der Aromen intensiviert. Ob das nun durch Reifezeit oder Alkoholgehalt passiert wäre mir erstmal egal. Mehr wäre einfach gut. 83/100.
Weil man es auf den Bildern wahrscheinlich nicht erkennt ausnahmsweise was zur Farbe: Er ist einen Tick dunkler als der Quarter Cask.
Arran 17-year-old
Ein Rare Batch Arran. 4200 Flaschen mit 52,5% wurden davon abgefüllt, also nur so mittel rar. Allerdings ist die Fassart eher ungewöhnlich: Calvados Casks wurden zum Reifen/Finish verwendet. Link zur Whiskybase
Nase: Honig und Apfelkerngehäuse. Etwas vergorene Früchte, milder Apfelmost. Dazwischen Vanille, Zimt und ein Schwubs Meerwasser.
Mund: Clotted creme, Frischkäse. Pfirsich und Apfelspalten mit Honig und anderen Süßungsmitteln. Außerdem etwas Pfeffer und auch eine gewisse Salinität.
Abgang: Eichenwürze, flüssiger Süßstoff, ein leicht verbrannter Plunder. Der Alkohol zwickt noch ein wenig in der Zunge, was aber angenehm ist.
Fazit: Schöner Dram. Den kann man wahrscheinlich am Sonntagnachmittag, in der Sonne, im Garten, bei einem Stück Kuchen, für immer genießen. Außer man mag keine Äpfel, dann ist er wahrscheinlich doof. 😉 88/100
Arran 1998 „Border!“ – Private Cask
Das Ende der kleinen Arran Vertikalen. Ein 1998er Private Cask für Wolfgang BORs and Frank DERschum. Abgefüllt nach 21 Jahren mit 54,4% aus einem Bourbon (Cask?). Da die Anzahl der Flaschen nicht zu finden war ist auch der Rückschluss auf die nicht genannte Fassgröße nicht unmöglich. Link zur Whiskybase
Nase: Der Alkohol bringt erstmal ordentlich Klebstoff. Wenn man ihn fünf Minuten stehen lässt, dann ist das verflogen. Dann kommt eine trockene Fruchtigkeit. Herb nennt man das glaube ich. Irgendwas zwischen Gurke und Ananans. Anarke. Guanas. Danach geht es in einem ölige und wachsige Richtung. Bienenwachs, Möbelpolitur und Sonnenblumenöl.
Mund: Es ist faszinierend wie eine Flüssigkeit im Mund dieses trockene Gefühlt erzeugen kann. Das geht schnell wieder weg und wird dann zu einer superöligen, sehr dichten Konsistenz. Röstmalz, Wachs, Zitrone, Gebäck (leicht angebrannt), Honig. Die Fruchtigkeit der Ananas kommt mit der Zeit zurück, die Gurke bleibt jetzt weg.
Abgang: Wenn man ihn zulange im Mund lässt, dann ist der Abgang eher langweilig. Schluckt man relativ schnell, dann ist er zuerst recht würzig, mit Ingwer und etwas Chili. Dann gibt es überreife Früchte, die mit einem Schwung Getreidekaffee hinuntergespült werden. Es endet auf Gurkenschalen.
Fazit: Schwierig den richtig zu sortieren. Auf der einen Seite ist er wirklich schön in allen Kategorien. Mich stört aber irgendwie das ich nur Taste oder Abgang genießen kann, nie beides. Insgesamt hätte ihn wahrscheinlich eher als Teenie einsortiert, nicht als Twen. Wasser hilft ihm ingesamt sehr. Das macht ihn voluminöser und würziger. Ich setze ihn mal auf eine Stufe mit dem Calvadosfass, weil man sich schön reinfuchsen und damit spielen kann. 88/100
Ledaig 2007 – Duckhammer’s Fine and Rare Spirits
Wird Zeit für einen Inselwechsel. Auf Mull ist Tobermory und deren getorfte Ledaig sind aktuell eine gute Alternative zu den immer teureren Islay Malts. Duckhammers, der Abfüllername des Wu-Dram Clan, hat diesen 16 Jahre alte Ledaig gesichert. Abgefüllt wurde er als Splitbottling aus einem Bourbon Hogshead. Für die WDC Community wurde dieser Teil abgefüllt. 142 Flaschen und 49,2% stark. Link zur Whiskybase
Nase: Es beginnt sehr klar mit Torfrauch und einer Seebrise. Dazu kam Honig und auch etwas Pappkarton. Das geht dann über in Zitrone und Lakritze.
Mund: Die Seebrise ist jetzt ein voller Schluck Meer. Natürlich auch mit dem dazugehörigen Salt. Auch dabei ist Metall, Muskat und Lakritz.
Abgang: Es geht auch salzig dem Ende zu. Gleichzeitig ist er süß. Es kommt auch Pfeffer. Die Pappe vom Anfang ist jetzt Löschpapier. Ganz am Schluß ist er kräutrig und rauchig. Ich denke an Wacholder.
Fazit: Ein mehr als solides Bourbon Bottling. Nur Karton hätte für mich nicht sein müssen. Es ist aber auch nicht schlimm. Die Vorteile überwiegen ganz deutlich. 88/100
An Orkney Distillery 2002 – Whiskykeller
Wir dürfen den Namen der Destillerie nicht nennen, aber Scapa ist es nicht. Na was bleibt uns dann noch bei der Insel Orkney? Genau Highland Park. Vom deutschen Abfüller Whiskykeller unter dem „Lords“ Label wurde dieser mit 15 Jahren in 2017 abgefüllt. Er stammt aus einem Sherry Butt, hat 57,3% und es gab 293 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Eisen, Blut, Schwefel, Schießpulver. Das scheint. mir ein sehr „deutsches“ Sherry Butt gewesen zu sein. Es hält sich hartnäckig das Gerücht das man solche Fässer und die daraus resultierenden Bottlings nur in Deutschland gut loskriegt. Es ist auch schwer da dahinter zu blicken. Da ist noch Säure, etwas Rauch und ein paar wenige Sherrynoten.
Mund: Ganz kurz wieder Schwefel, der wird dann aber schnell ersetzt durch Süße und Würze. Blutorange, Honig, Heidekraut, Pfeffer. Nach ein paar Runden kommt der Schwefel zurück, integriert sich jetzt aber gut. Etwas Rauch und Holznoten kommen dazu.
Abgang: Kurz etwas käsig. Dann wieder die Streichhölzer oder das Schießpulver. Der Mund wird leicht taub. Die Blutorange ist zurück, wird stark gezuckert und dann mit dem Gasbrenner karamellisiert. Am ende ist er trocken, süß und salzig.
Fazit: An vielen Stellen ist das Problem „Schwefel“ gut eingebunden und dann ist das nicht nur ok, sondern darf gerne für sich stehen als merkmal dieses Whisky (muss man trotzdem nicht immer haben). In der Nase ist er mir zu viel und zwar weil er, so glaube ich, Dinge überdeckt, die man so einfach nicht riechen kann. Da hilft auch Wasser leider nichts. Trotzdem hat er mir insgesamt Spaß gemacht. 86/100
Gefällt mir…
…insgesamt ziemlich gut. Vor allem weil es in weiten Teilen doch recht aktuelle und z.T. auch günstigere Bottlings sind. Das lässt hoffen.
Das der Arran Sauterne mich nicht zu Jubelschreien bringen wird, das hätte ich auch vorher vermutet. Das ist meistens nicht mein Favorit bei den Finishes. Das Calvadoscaks hingegen hat mich positiv überrascht. Auch da wäre ich mir nicht sicher gewesen. Die Gesamtqualität bei Arran ist auf jeden Fall weiterhin beeindruckend. Das gilt auch für die Standards. Auch Ledaig und Highland Park sind wirklich gut.
Mehr zu: Arran, Highland Park, Ledaig (Tobermory), Undisclosed Islands, Whisky Island (Teil 5)
Bilder: Titel: Generated with dall-e. Prompt: „A small island with a Scottish whisky distillery at the shore. The pagodas are clearly visible. Modern style but not futuristic. Flaschen: Eigene Anfertigung, freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
Pingback: Whisky Island (Teil 7) – Keine halben Drinks