Alle Port Charlotte (Teil 17)

Wenn der Port-Charlotte-Meister ruft, dann kommen die gelehrigen Gesellen und finden sich zum Tasting ein. Es war Ende Mai mal wieder soweit. Christian hat zu seinem jährlichen Port Charlotte Tasting eingeladen. Die Reviews bin ich noch schuldig und hole ich nun mit Freude nach. Thematisch ging es diesmal in Paaren voran. Jeweils zwei Bourbon, zwei Wein und zwei Sherryreifungen. Und dann noch ein Bonus.

Port Charlotte 2003 – Private Cask Brigitte Svejstrup

Eine Flasche Port Charlotte 2003 Private Cask für Brigitte Svejstrup

Als erstes eine private Abfüllung. Nach 10 Jahren wurde diese mit 50% abgefüllt. Reifung erfolgt in „Bourbon“. Fassgröße und Flaschenanzahl bleiben unbekannt. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt eher ungewohnt. Mineralisch, mit etwas Zitrone und Vanille. Da ist wenig bis kein Rauch. Eher eine leicht erdige Note.

Mund: Trotz des moderaten Alkoholgehaltes (im Vergleich zu diversen anderen Port Charlotte) ist er leicht betäubend. Dabei auch pfeffrig. Auch hier kaum Rauch. Eher noch Seetang. Man könnte halbwegs einen der maritimen Malts wie Talisker vermuten.

Abgang: Jetzt wird es erst metallisch und dann rauchig. Mit sehr viel Asche. Dazu kommt noch Salz und Pfeffer. Das ist ok, vom Hocker reißt mich da nix.

Fazit: Ich hab schon deutlich bessere Bourbonreifungen gehabt. Und das ist jetzt noch eher nett ausgedrückt. Auch mit 10 und weniger Jahren (der Sweetspot ist für mich bei 12 Jahren aufwärt). Der hier bleibt deutlich hinter der Hoffnung zurück. 83/100

Port Charlotte 2008 – Meadowside Blending

Eine Flasche Port Charlotte 2008 von Meadowside Blending

Als zweites gibt es eine Abfüllung Meadowside Blending. Donald Hart hat hier für das Maltman Label ein Bourbon Barrel ausgewählt. Nach 10 Jahren wurde dieses mit 53,1% in 310 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Erst eine Salzkruste am Glasrand. Dann kommt die volle Ladung Kuhstall. Das ist jetzt schon deutlich klarer Port Charlotte. Es ist trotzdem recht eindimensional. Ich nehme noch etwas Zimt wahr.

Mund: Es geht sehr würzig weiter. Der Kuhstall ist jetzt eher erdig und leicht rauchig. Dann außerdem noch Bleistiftspäne und Bananenchips.

Abgang: Es wird etwas süßer. Mit Milchcreme und Malzzucker. Am Ende wird er trocken und zitronig. Von den kräftigen Aromen ist nicht mehr so richtig viel über.

Fazit: Das ist schon deutlich besser. Passt auch schon besser ins Port Charlotte Profil. Eine der großen Abfüllungen ist das dennoch deutlich nicht. Unter anderem etwas unterkomplex. 85/100

Port Charlotte 2004 – Malts of Scotland

Eine Flasche Port Charlotte 2004 von Malts of Scotland

Damit geht es weiter mit Weinfasslagerungen. Als erstes von Malts of Scotland. Nach 11 Jahren mit 57,1% abgefüllt aus einem Burgunder Leroy Wine Cask. 274 Flaschen gab es 2015 davon insgesamt. Link zur Whiskybase

Nase: Ah, das kennen wir doch. Gummi, Sherryaromen und ranzige Butter. Das sind die Begriffe, die für mich die berühmten Bloodtub PCs prägen. Deutlich hervorgehoben sind hier Pflaumen und Trauben.

Mund: Es geht so weiter. Gummi, Süße, ranzige Butter, Rauch. Dabei ist er auch noch schön würzig, mit Fleischbrühe. Die fruchtigen Aromen gehen jetzt vor allem in Richtung dunkle Beeren und rote Trauben.

Abgang: Es wird leicht bitter. Asche löst den Rauch ab. Der Gummi ist jetzt angekokelt. Zum Schluß wird es noch extrem kuhstallig.

Fazit: Relativ weinig, vor allem in der Nase. Gut das war zu erwarten. Insgesamt schon sehr lecker. 87/100 Wenn man auf diesen Typ PC abfährt, dann gibt es sicher noch ein oder zwei Pünktchen mehr.

Port Charlotte 2001 – Rest & Be Thankful Whisky Co.

Eine Flasche Port Charlotte 2001 von Rest & Be Thankful Whisky Co.

Das zweite Weinfass ist ein Syrah Wine Cask. Destilliert im Jahr der Wiedereröffnung von Laddie und nach 12 Jahren mit 63,3% in 287 abgefüllt. Dies hat Rest & Be übernommen. Link zur Whiskybase

Nase: Anfänglich Muschelsuppe und relativ viel Alkohol (oh Wunder ;-)). Dann Milchcreme, Vanille, Rauch und rote Beete. Ungewöhnlich, aber das hat was!

Mund: Es geht weiter mit Gummi, etwas Rauch und Kuhstall. Geräucherte Fische, die mit einem schwarze Beeren Chuttney und einem Stück Butter serviert werden.

Abgang: Würzig bis pfefferscharf. Sauerrahmbutter auf Brombeeren mit Zitronensaftkonzentrat. Der Rauch ist jetzt weniger maritim, es geht eher wieder zurück auf unsere Farm.

Fazit: Im Wesentlichen könnte man ihn auf einer Ebene mit dem Leroy Wine Cask sehen. Den entscheidenden Unterschied macht für mich aber die Nase. Das ist wirklich spannend. Wenn der Alkohol noch etwas besser integriert wäre, dann gäbe es für die Nase vielleicht sogar noch einen Punkt mehr. 88/100

Port Charlotte 2002 – Rest & Be Thankful Whisky Co.

Eine Flasche Port Charlotte 2002 von Rest & Be Thankful Whisky Co.

Ein weiteres Fass der Rest & Be. Diesmal ein Sherry Hogshead. Abgefüllt wurden die 258 Flaschen für La Maison du Whisky. Nach 15 Jahren hat der Spirit noch 58,6%. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst einmal Rosinen und saure Früchte. Etwas frischer, feuchter Tabak ist da auch noch. Mit Sauerstoff, nach ein paar Minuten an der Luft, wird er deutlich süßer und rauchiger.

Mund: Würzig, fast schon chilischarf. Nach ein paar Runden im Mund wird er dann eher süß. Unter dem Rauch kommt dann Kirsche hervor. Die harmoniert dann gut mit der Schärfe.

Abgang: Stark wärmend und sehr süß. Die Zunge wird auch leicht pelzig. Auch hier ist der Alkohol gefühlt nicht gerade perfekt integriert. Da ist es auch schwer die Aromen wie Rosinen oder auch den Rauch noch mal im Gehirn aufblitzen zu lassen.

Fazit: Hier kann man durchaus gut mit Wasser arbeiten. Dann wird er insgesamt deutlich leckerer und stimmiger. Man nimmt ihm aber auch die interessantesten Ecken. Schwer sich da zu entscheiden. Insgesamt mehr als solide. 87/100

Port Charlotte 2003 – Rest & Be Thankful Whisky Company

Eine Flasche Port Charlotte 2003 von Rest & Be Thankful Whisky Co.

Aller guten Dinge sind drei. Ein letztes Bottling von RBTW. Ein Sherry Cask mit 61,7%, 13 Jahren in 298 Flaschen. Und tatsächlich hatte ich das schonmal reviewed (Link). Link zur Whiskybase

Nase: Da ist zuerst sehr viel Schwefel. Dann kommen die gewohnten Aromen. Leicht ranzige Butter, Gummi und erdiger Rauch. Der hier beißt ein wenig in den Schleimhäuten. Mag der Alkohol sein, kann auch der Sulphur sein.

Mund: Das ist dann im Taste auch gleich sehr würzig. Es gibt wieder ranzige Butter, viel Schwefel und dazu Pflaumenmus. Rauch und dergleichen wird erstmal vom Rest überdeckt.

Abgang: Es geht sehr ähnlich weiter. Für mich ist der dominierende Eindruck Schwefel. Dazu kommt als guter Gegenpart jetzt etwas Kirsche. Mit der Zeit wird das Mundgefühl sehr trocken.

Fazit: Relativ wenig Rauch, dafür jede Menge Schwefel. Wasser hilft hier. Und ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich das Sample von damals im Vergleich zur frisch geöffneten Flasche ist. Bin schon gespannt wie er sich in der Flasche noch entwickelt. Wahrscheinlich auch wiedermal die Tagesform die mir hier den Schwefel verleidet. 86/100

Port Charlotte 2001 – whiskymania.de

Eine Flasche Port Charlotte 2001 von whiskymania.de

Zum Abschluss dann noch eines der berüchtigten Whiskymania Bottlings. Ein fresh Sherry Hogshead mit zarten 63,6%. Wie im Beitrag der Tramfahrt erwähnt (Link) hatte ich den in kurzer Zeit mehrfach. Ein schöner Zufall. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Blumenwiese, frisch gemäht. Die Schleimhäute sind gleich wieder gut beschäftigt. Quitte, Rauch, Pflaume und Zimt ergeben ein schönes Profil. Mit etwas Sauerstoff kommt dann auch noch der Kuhstall.

Mund: Der hohe Alkoholgehalt gibt den Synapsen erstmal den Eindruck von Pfeffer. Dadurch ist er auch leicht betäubend. Mit der Zeit wird es dann süß und auch etwas sauer. Die fruchtigen Eindrücke kehren zurück. Dann kommt auch noch ganz leicht Schwefel und wieder der Rauch. Damit wird er auch trocken.

Abgang: Der Abschluss ist dann süß, salzig und trocken. Die Früchte ändern sich zu Rosinen, darüber angebrannter Zucker. Das bringt dann auch noch Bitterstoffe mit sich.

Fazit: Auch hier kann man retrospektiv wieder die Tagesform sehen. In der Tram fand ich ihn noch ein Stück besser. Da hatte ich aber auch vorher schon vier andere „Schwefelmonster“ vorher. Diesmal waren nur die hinteren beiden von Sulphur und dergleichen geprägt. Insgesamt ist das aber immer noch ein sehr tolles Bottling! 87/100 Auch hier wird mit einiger Zeit in der Flasche noch was passieren, glaube ich.

Leide ich an „Port Charlotte“-Ermüdung?

Christian, erstmal vielen Dank für das erneute Erlebnis des Tastings. Es ist immer wieder eine Freude und beeindruckend was du alles auffährst.

Was ist aber der Grund, warum ich in der Abschlussüberschrift frage ob bei mir eine Ermüdung eingetreten ist? Auf jeden Fall nicht, dass ich keine mehr davon probieren und trinken mag. Ich frage mich viel mehr, ob ich die Bottlings nicht mittlerweile fast schon zu kritisch beurteile, weil ich so viele probiert habe. Ich bin mir fast sicher, vor 3 bis 5 Jahren wären in diesem Lineup mindestens zweimal 90 Punkte bei mir drin gewesen.

Ist das jetzt schlimm? Ich denke nicht. Ich glaube es ist nur ein weiterer Grund zu empfehlen, nach Möglichkeit, selbst zu probieren und einen eigenen Eindruck zu gewinnen. Bewertungen, meine wie auch viele andere, sollten kein alleiniges Kriterium für einen Kauf sein.

Und als kleines Schmankerl hier noch zum Abschluss die Tastingnotes von einer Person, die deutlich kreativer und künstlerisch begabter ist als ich. Have fun!

Mehr zu: Bruichladdich, Port Charlotte
Bilder: Eigene Anfertigung
Samples: Christians Flaschen