Strathearn – Spirited Angels

Noch nie etwas von Strathearn gehört? Nun das hat wahrscheinlich zwei Gründe: Die Destillerie ist erst 2013 gegründet worden und es gab eigentlich noch kaum Releases. Ein paar private Casks wurden abgefüllt, ein paar kleinere unabhängige Abfüller haben was herausgebracht. Das wars. Aber: Zum Glück ist die Whiskywelt klein und Tony Reeman-Clark, einer der Gründer von Strathearn, traf auf die Thompson Brüder in Dornoch. Eines führte zum anderen und der Ehre seine eigenen Fässer abfüllen und teilweise verkaufen zu dürfen. Ich habe mich für den Kauf der Bottlings der Spirited Angels Serie beworben und konnte fünf von sieben Bottlings erstehen. Darunter Rumfass, unterschiedliche Virgin Oak, Sherryfass und eine peated Abfüllung. Allesamt mit unter den ersten Fässern die überhaupt befüllt wurden. Eine tolle Gelegenheit zum Vergleichen und Eintauchen. Wenn ihr mehr zu der Geschichte dahinter lesen wollt, hier ein Blogpost dazu. Als Referenz habe ich auch noch eine Originalabfüllung besorgt. 

Strathearn 2016 Batch 001

Eine Flasche Strathearn 2016 Batch 001

Ich beginne mit dem Distillery Bottling als Referenz. Drei Jahre jung und in European Oak und Ex-Sherry Casks gereift. Wie groß das Batch ist wird nicht verraten. Abgefüllt wurde mit 46,6%. Link zur Whiskybase

Nase: Junge Sherry-Nase. Mit vielen matschigen roten Beeren, nassem Tabak und Bouillon. Der Alkohol sticht leicht in der Nase, obwohl es nur knapp 47% sind.

Mund: Erst sehr weich, dann sehr schnell trocken und dann auch noch würzig. Tabak und Leder und damit auch Bitterstoffe. Eine leichte Wachsschicht, aber auch Pfeffer.

Abgang: Der Sherry wird immer süßer, mit noch mehr Beeren. Gleichzeitig schwellen auch die Bitterstoffe an. Auch leicht salzig ist er jetzt und es kommt Holz dazu. Spannend auch: Er ist um Längen weniger trocken als im Mund.

Fazit: Ein supersolides junges Sherrybottling. Ich glaube kaum jemand hätte identifiziert, dass es nur drei Jahre sind – auch wenn wahrscheinlich niemand 10+ gesagt hätte. Die Würze ist ein schöner Konter zur Süße. Man darf hier keine Wunder erwarten aber das ist sehr solider Stoff. 84/100 Übrigens stammt mein Sample aus einer bereits etwas länger geöffneten Flasche. Das scheint hier, wenn man in der Base liest, von Vorteil zu sein. Frisch geöffnet ist wohl die Holznote sehr stark.

Strathearn 2014 Cask #17 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Strathearn 2014 Cask #17 von Phil & Simon Thompson

So, jetzt geht es los mit den Spirited Angels. Als erstes eines der ersten Virgin American Oak Casks. Also amerikanische Eiche, die vorher keine andere Belegung gesehen hat. 58 Flaschen mit knapp 50% wurden befüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Leicht süßlich, ein Hauch von Gurke. Auch Dill. Poliertes Birkenholz, etwas Vanille. Mandelmilch und Kokosnussraspeln. Er sticht auch ganz leicht in der Nase.

Mund: Eine leichte Pfefferschärfe. Dann wieder die Süße. Dazu etwas Frucht. Irgendwas parfümiertes ist auch dabei. Zitrusschalen und -öle. Vanille und Kokos sind auch wieder sehr präsent.

Abgang: Es geht so weiter. Nicht besonders komplex im Abgang bietet er noch etwas Gebäck, Vanille und einen Hauch Holz und Ingwer.

Fazit: Generell bin ich bei Virgin Oak immer etwas skeptisch. Hier funktioniert es aber ziemlich gut. Viel länger als die acht Jahre hätte er aber wohl nicht bleiben dürfen. 86/100

Strathearn 2013 Cask #10 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Strathearn 2013 Cask #10 von Phil & Simon Thompson

Wie der erste auch Virgin Oak, diesmal allerdings französische Weißeiche. Neun Jahre gereift und mit 53,4% abgefüllt in 47 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Weniger süß als der sein amerikanischer Kollege. Dafür sind Kokosnuss, Vanille und Mandel deutlich prägnanter. Irgendwo sind da auch Gewürze. Irgendwas in Richtung verbrannte Zimtrinde.

Mund: Leicht nussig, etwas weniger würzig als der American Oak aber die Pfefferschärfe ist auch hier vorhanden. Einiges an Holz kommt auch durch und irgendwo dazwischen ist noch ein einsamer Pfirsich.

Abgang: Wieder würzig, mit Ingwer. Dann wird es schön trocken. Vanille und Kokos gehen über Wachs.

Fazit: Nun, mit dem komme ich ein wenig schlechter zurecht als mit dem American Oak. Es sind aber eher Nuancen. Auch das hier ist erstaunlich gut gereift und das Fass hat zum Glück noch nicht komplett übernommen. 85/100 Das leere Glas ist übrigens ein kleines Highlight. Getreide und Schokolade riechen einem hier entgegen.

Strathearn 2014 Cask #49 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Strathearn 2014 Cask #49 von Phil & Simon Thompson

Eines der ersten ex-Sherry Casks, so lässt uns das Label wissen. 51,4% hatte er nach acht Jahren. 52 Flaschen wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Ein paar schöne Sherryaromen strömen direkt aus dem Glas. Begleitet werden sie von etwas sehr würzigen beziehungsweise sehr ungewohntem. Gefühlt eine Mischung aus Maleratelier, Sägewerk und Tankstelle. Das ist ziemlich spannend.

Mund: Oloroso-Sherry-Würze von vorne bis hinten. Tabak, Leder, Trockenfrüchte. Auch ein wenig Schwefel. Der ist aber sehr gut integriert.

Abgang: So geht es auch weiter. Auch hier ist wieder diese leichte Ingwerschärfe zu spüren. Ob das wohl typisch Strathearn ist? Dabei wird es sehr trocken und kriegt einen leicht schokoladigen Touch.

Fazit: Hat was von den berühmten Port Charlotte Blood Tub. Turbogereifte, extrem würzige Sherrysuppe. Es fehlt natürlich der Peat, aber dennoch ist das schon wirklich toller Stoff. Klasse. 88/100 Wobei ich zugeben muss: viel davon geht nicht auf einmal. Den kann man nur in kleinen Dosen genießen.

Strathearn 2014 Cask #108 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Strathearn 2014 Cask #108 von Phil & Simon Thompson

Das 108te Fass war ein Rum Cask. Hier haben wir nun ein paar mehr Flaschen, allerdings mit 126 auch nicht die Welt. Mit 57,7% wurde nach 7 Jahren abgefüllt. Ich bin gespannt, ich bin nämlich eigentlich ein Rumfassskeptiker, falls es sowas gibt. Link zur Whiskybase

Nase: Hier dauert es einen kleinen Moment, bis dann die Kokosnoten kommen. Ich war am Anfang schon verwundert. Da hatte ich eher einen Bratapfel oder etwas in die Richtung. Dann kommt aber relativ schnell doch die Kokosnuss in der vollen Pracht. Dazu auch noch etwas unreife Ananas. Der Apfel geht aber nie ganz weg. Außerdem ist da noch was würziges, in Richtung Brühe.

Mund: Das ist dann auch das Transportmedium zum Taste. Da geht es dann wieder mehr in Richtung Pfeffer. Dazu noch Zitrusschalen und etwas metallisches. Sehr viel Rumfass merke ich hier nicht. Vielleicht bei den vergorenen Früchten, die hier und da aufblitzen.

Abgang: Ein wenig muffig und recht verschlossen. Vor allem Fruchtschalen und mit etwas Glück nochmal etwas Kokos. Aber das ist nicht wirklich zugänglich.

Fazit: Es fing eigentlich noch ganz gut an, aber hinten raus wurde es dann irgendwie nicht mehr so toll. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben und greifen. Eine Fehlnote ist es nicht, auf die Pluspunkte zahlt es aber auch nicht ein. 84/100

Strathearn 2015 Cask #50 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Strathearn 2015 Cask #50 von Phil & Simon Thompson

Das erste Fass das mit getroftem Spirit gefüllt wurde. Was für ein Fass das war ist mir leider nicht bekannt. Insgesamt 58 Flaschen mit 54,8% wurden gab es nach sieben Jahren. Link zur Whiskybase

Nase: Funky. Käse, Rauch, mit Vanillezucker gesüßte Sahne. Aber auch Majoran und andere Gewürze sowie Heidekraut und Büsche. Dazu kommen sehr tiefe erdige Noten.

Mund: Wieder sehr würzig, pfeffrig, leicht süß. Dazu kommt jede Menge Torfrauch und auch nasser Torf. Dazu geräuchertes Fruchtkompott mit Vanillesauce.

Abgang: Es geht wieder zurück in Richtung der Nase. Es ist aber nicht mehr ganz so wild. Viel Busch, schöne Fruchtnote, etwas Salz.

Fazit: Funktioniert für mich ziemlich gut. Das ist kein Islay-Profil aber schon ziemlich vorwärts im „Peatlevel“. Wird sicher spannend die mal mit 15 Jahren und mehr zu probieren. Das ist eine schöne Bereicherung für die bestehende Whiskywelt. 87/100

Würze

Das fällt mir als erstes ein, wenn ich diese Session rekapituliere. Ob das nun der Distillery Charakter ist kann ich nicht sagen. Es war aber auf jeden Fall eine schöne Session. Da reift gutes Zeug heran. Ich hoffe Douglas Laing kann das fortführen, wofür die Gründer die Basis gelegt haben. Rumskeptiker

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat getauscht und eigene Flaschen