Schriftzug Bruichladdich auf Fässern, die aneinander gereiht sind

Alle Port Charlotte (Teil 14 + Bonus)

Schon das zweite Mal in diesem Jahr breche ich mit Christian in Richtung Islay und noch konkreter Richtung Bruichladdich auf. Die Passion von Christian, die getorften Malts der Brennerei und dann vor allem Port Charlotte, bringt uns immer wieder dahin zurück. So können wir in diesem Review sogar ein kleines Jubiläum feiern.

Port Charlotte PC 11 Èorna Na H-alba

Eine Flasche Port Charlotte PC 11

Wir beginnen mit einer Originalabfüllung direkt von der Brennerei. Die elfte Edition der Batch-Reihe, welche insgesamt zwölf umfasste. Der Untertitel Eòrna Na H-alba bedeutet Gerste aus Schottland. Außerdem gab es 12000 Flaschen mit 59,5% davon. Gereift wurde elf Jahre bis 2014 in Ex-Bourbon mit einem Oloroso Sherry Finish Link zur Whiskybase

Nase: Kräuter, Seetang, Kuhstall, Metall, Torf, eine gewisse Schärfe, trockener Rauch, etwas Nuss, Gummi, rote Beeren. Das ist ausdrucksstark und schon der Port Charlotte-y, wenn man die Sherryreifungen dieses Destillats kennt.

Mund: Intensive Raucharomen, leicht ranzige Butter, Gummi, Salz, Seetang, Vanille, wenn man ihn weite Wege im Mund gehen lässt kommen die roten Früchte zurück

Abgang: Kurze Holznote, dann kommt wieder Gummi und Torf. Deutlich dezenter als zuvor aber dennoch die Dominante. Tabak und Kakao kommen zwischendrin hoch.

Fazit: Die Intensität ist ziemlich hoch. Und das macht hier ziemlich viel Spaß. Trotz 60% hab ich nie das Bedürfnis gehabt Wasser hinzuzufügen. Kann man aber trotzdem tun, der schwimmt gut. 🙂 Lecker! 89/100

Port Charlotte 2001 – Malts of Scotland

Eine Flasche Port Charlotte 2001 von Malts of Scotland

Dann gehen wir doch weiter zu den unabhängigen Abfüllern. Gleich eine der Abfüllungen aus dem ersten Jahr 2001. Abgefüllt 2010 von Malts of Scotland aus einem Bourbon Barrel. 220 Flaschen mit 60,2%. Link zur Whiskybase

Nase: Extrem rauchig, teerig, aschig. Das ist eher ein Octomore auf Steroiden! Dazwischen etwas sehr vegetales und grünes. Auch Vanille und Salz kommt noch dazu. Da muss ich mich aber schon konzentrieren um das festzuhalten.

Mund: Würzig, mit Pfeffer, Chili, Ingwer. Aber nicht alkoholisch. Zitrone, grüne Oliven, Salz. Aber auch wieder, ETWAS zurückgenommen, der Torf und der Rauch.

Abgang: Zitronig scharf, fast mezcalig. Der ganze mittlere Zungenbereich ist betäubt. Auch die grüne Seite ist wieder da. Einige Bitterstoffe kommen dazu. Das wird auf die Länge hin immer mehr.

Fazit: Heieiei. Das ist mal Stoff mit Wumms. Ungewöhnlich forsch für einen Bourbon Cask Port Charlotte. Man kann gut mit Wasser spielen, das ist auch schön. Da kommt dann gerne nochmal mehr Salz hinterher. 90/100 Christian 91/100

Port Charlotte 2002 – Private Cask #1155

Eine Flasche Port Charlotte 2022 Private Cask

Dann gehen wir als nächstes zu den Private Casks. Auch da haben wir ja schon schöne Dinge gesehen. Dieses hier war 10 Jahre im Sherry Hogshead. Für wen abgefüllt wurde ist nicht klar. Insgesamt gab es 307 Flaschen mit 62,5%. Link zur Whiskybase

Nase: Extrem rauchig, süßlich, Erdbeermarmelade, leichte Gumminoten, wenn man tief einatmet wird der Alkohol relativ unangenehm.

Mund: Würzig bis scharf. Zitrone und Pfeffer. Dann kommt Gummi auch etwas Metall dann und süße Sherrynoten.

Abgang: Bitterstoffe, Mineralität, Salz, leicht betäubend, auch wieder Pfeffer, Zitrone, Rauch, ein großes Lagerfeuer mit glühenden Kohlen.

Fazit: Nicht schlecht, aber auch nicht großartig. Allerdings verträgt er echt viel Wasser und das macht dann wirklich Spaß, weil er dann nuancierter wird. 88/100 Christian 89/100

Port Charlotte 2004 – Scotch Single Malt Circle (100ter Port Charlotte!)

Eine Flasche Port Charlotte 2004 von Scotch Single Malt Circle

Und wieder zurück zu den unabhängigen. Eine Maggie-Abfüllung wird zum 100ten Port Charlotte hier im Blog. Fantastisch. Wie das Private Cask ist er 10 Jahre im Fass gewesen. Diesmal ein Sherry Cask. 291 Flaschen mit 61,2% gab es. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr schokoladig. Nibs und Milchschokolade und auch dunkle Schokolade. Dann hält irgendwann jemand ein Feuerzeug dran… und es geht alles in Rauch auf. Und Gummi. Und Sherrysüße. Eine muffig fruchtige Note. Orangen vor allem.

Mund: säurebetont fruchtig, mit etwas Rauch und Torf. Dazu wie immer Gummi. Von der Schokolade gibt es ein paar schöne Bitterstoffe.

Abgang: Klare Sherrysüße, ein wenig Gewürze. Es wird ziemlich trocken. Leicht metallisch. Auch wieder die Schokolade, jetzt mit Nüssen.

Fazit: Sehr lecker. Daran kann ich mich gewöhnen. Auch wenn das Sherrycask bisweilen etwas überwältigt, der Port Charlotte ist ganz klar vorhanden. Etwas Kuhstall fehlt vielleicht. Was ich besonders schön finde ist die Schokoladennote. 90/100 Christian ist noch deutlich begeisterter. 92/100

Port Charlotte 2001 – Private Cask Port Sgioba

Eine Flasche Port Charlotte 2001 Private Cask Port Sgioba

Nochmal ein 2001er. Auch hier handelt es sich um ein Private Cask. Wobei vielleicht nicht so richtig. Auf jeden Fall soll es im Rahmen der Feis Ile Festivitäten 2010 abgefüllt worden sein. 286 Flaschen mit 66% (!!!) kamen aus dem Sherry Hogshead raus. Link zur Whiskybase

Nase: Angebranntes Karamell, süße Kirschen in Kaffee, frisch aufgebrochener Pfeffer, Zimt, mit Wasser kommt etwas Milchschokolade. Es ist ein Feuerwerk und ich muss überhaupt nicht drüber nachdenken, dass der ja getorft und rauchig ist. Das ist er einfach so. Nebenher.

Mund: Süßlich, etwas weniger rauchig und dafür jetzt vordergründiger. Intensiv metallisch ist er. Und ja, falls ihr euch fragt, das ist hier was Gutes. Er ist auch (rot-)fruchtig, mit nassem Tabak, Leder und Schinken. Dazu ist er auch noch erdig. Wasser hebt die Früchte nochmal hervor, nimmt aber auf keinen Fall die anderen Eindrücke komplett weg.

Abgang: Für einen Moment ein kurzer Schock: Wohin ist er verschwunden? Das ist aber nur ganz kurz, dann kommt er zurück. Mit intensiven mit Gummiaromen (das ist typisch PC und ich nenne das wahrscheinlich nur so, weil mir ein besser Begriff fehlt. Er gewinnt auch eine Mineralität und Würze. Da sind verbrannte Kräuter und auch salzreduzierte Sojascauce. Wasser intensiviert die Bitterstoffe.

Fazit: Einer der besten Port Charlotte, die ich bisher getrunken habe. Und es waren nun ja schon einige. Fantastisch. Diese Intensität, diese Aromentiefe. Vollkommen egal, dass er nur acht Jahre alt ist. Hach. 92/100 Christian ist auch überzeugt, gibt aber ein Pünktchen weniger. 91/100

Port Charlotte 12-year-old – Brühler Whiskyhaus

Eine Flasche Port Charlotte 12-year-old vom Brühler Whiskyhaus

Nach diesem Höhenflug braucht es noch einen Realitätscheck. 2020 im Alter von 12 Jahren wurde dieser PC vom Brühler Whiskyhaus abgefüllt. Mit einem Finish im Manzanilla Sherry Cask wurden 423 Flaschen mit 51,3% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Rauchig und sehr süß, etwas Torf, verbrannte Kräuter, Zimt, weißer Pfirsich, gekochtes Fleisch, der Alkohol beißt etwas in der Nase. Irgendwann kommt auch noch Vanille dazu.

Mund: Salzig, Zitronen, etwas Butter, kalter Rauch, dann ist die Süße zurück, erste torfige Bitterstoffe dazu. Trockener Wermut.

Abgang: Trocken, wieder mit dem Wermut. Vielleicht auch ein wenig Wein. Ein wenig Milchkaffee ist auch noch am Start. Dazu noch eine deutliche Würze, etwas Chili dabei. Nach einiger Zeit gehts dann wieder Richtung Butter, was leider ziemlich off ist.

Fazit: Ich würde ihn gerne mehr mögen, aber der ist nichts für mich. Die Aromen passen nicht zusammen. 83/100. Christian ist weit gnädiger und vergibt 86/100

Lochindaal 2009 – Private Cask “Bruadaradh

Eine Flasche Lochindaal 2009 - Private Cask "Bruadaradh"

Ok, so will diese Runde dann doch nicht enden lassen. Aber bevor ich jetzt wieder einen PC hervorhole nehme ich lieber diesen Lochindaal. Ein Private Cask, dass vielleicht einigen schon bekannt vorkommt: Ein Teil des Fasses wurde bereits vor ein paar Jahren abgefüllt (Link zum Review). In 2022 wurden nun der Rest des frischen Bourbon Cask mit 58,9% auf 70 Flaschen gezogen. Link zur Whiskybase

Nase: Fisch vom Grill mit einer Honig und Zitronen Marinade. Der Geruch des Essens verbindet sich mit dem Kohlenrauch. Dazu kommt süßliche Vanille und auch Torf. Vielleicht nicht die komplexeste Nase, aber sehr schon klar und vorwärts. Nach einiger Zeit kommt dann noch ein würziger Rauch dazu, in Richtung Räucherstäbchen oder ähnlichem.

Mund: Salzig und süß. Pfirsich, Zitrone, Vanille. Dazu ein Hauch. Der Rauch ist etwas deutlich in den Hintergrund getreten, begleitet eher. Die Textur ist wunderbar cremig. Der Fisch ist mittlerweile angerichtet und ergänzt mit grünen Apfelspalten.

Abgang: Süß und wärmend mit mildem Torfrauch geht es dem Ende zu. Dazu wieder die Zitrone, Jakobsmuscheln, die Äpfel finde ich auch. Sehr lecker.

Fazit: Einer von diesen Drams nach denen man Hunger hat. Ziemlich lecker und der beste Lochindaal, den ich bisher im Glas hatte. Meinen Glückwunsch an den Fassbesitzer Herman und alle die davon probieren konnten. 90/100 von uns beiden.

“Wir sind hier, weil Sie den Besten, der Besten, der Besten suchen, Sir!”

Ja nun. Ähnlich wie im hier zitierten Film “Men in Black” kann man das nur mit einem Lacher oder Augenzwinkern sehen. Ich für mich habe hier in zwei Kategorien wirklich tolle Dinge im Glas gehabt. Dafür kann man nur dankbar sein. Danke Christian, Herman und alle die es möglich gemacht haben, dass ich bei so vielen Reviews immer noch am oberen Ende neue Erfahrungen machen darf. Auch an Serge Valentin an dieser Stelle ein Gruß und Dank für die Inspiration, denn auch er freut sich nach so vielen Reviews eines Brennstils noch über jeden weiteren Vertreter, den er erkunden kann (auch wenn ich mir fast sicher bin es bleibt die einzige Kategorie, in der ich jemals seine Zahlen erreichen kann und werde ;-)).

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft