Ein weiterer Besuch bei Caol Ila
Im Gegensatz zu vielen anderen Destillerien ist für unabhängige Abfüller der Zugang zu Fässern von Caol Ila deutlich einfacher. Das liegt viel daran, dass sie sehr viel produzieren und selbst nur eine kleine Range an Abfüllungen haben. So schaffen es heute insgesamt sieben unabhängige Abfüllungen in mein Review. Und irgendwo dazwischen hat sich dann auch noch eine Originalabfüllung versteckt.
Caol Ila 2006 – The Whisky Fair
Für die Whiskymesse in Limburg im Jahr 2018 abgefüllt mit 51,6%. Er stammt aus einem Bourbon Hogshead und ist 12 Jahre alt. Über die Flaschenzahl habe ich keine Infos gefunden. Link zur Whiskybase
Nase: Zuerst, wie zu erwarten sehr sauberes Destillat. Etwas Malz, Brot und Zitrone. Dann Rauch, Asche, Torf und Seetang. Er schreit einen nicht gerade an, aber dennoch ist der Charakter unverkennbar.
Mund: Schön salzig und zitronig mit einer leichten Rauch- und Aschenote. Eine ganz leichte Tabaknote liegt irgendwo dahinter. Auch eine leichte Süße kommt dazu.
Abgang: Es geht genau so auch im Abgang weiter. Es kommen Bitterstoffe dazu und eine leichte Vanillenote, die man vielleicht schon früher erwratet hätte. Getoastetes Holz, oder auch schon Kohle. Die Zitrone bringt zum Schluß noch eine leichte Schärfe, einen gewissen Punch.
Fazit: Ich mag diese cleanen Caol Ila ja sehr gerne. Auch hier bin ich sehr zufrieden. Gibt nichts zu beanstanden, auch wenn es vielleicht noch ein paar bessere Vertreter gibt. 88/100
Caol Ila 2009 – Gordon & MacPhail
Das schreit doch fast danach ein Vergleichsprodukt zu verkosten, oder? Dieses einzelne Boubon Barrel wurde von Gordon & MacPhail 2021 in der Connoisseurs Choice Cask Strength Reihe in 182 Flaschen abgefüllt. Wie der Whisky Fair ist er 12 Jahre alt, allerdings ist er nochmal deutlich stärker: 58,9% Link zur Whiskybase
Nase: Trockene Asche und Seetang sowie Muscheln vom Grill. Serviert in einem Bananenblatt, mit etwas -brei, Vanille und Zitrone darüber. Salz wird drauf gestreut. Eine leicht exotische Vinaigrette wird vor dem Servieren gesprenkelt. Ein Gebäckstück aus Brandteig liegt dabei. Oh… jetzt hab ich mal wieder Hunger beim Review schreiben. Das macht Spaß!
Mund: Würzig und süß zugleich geht es weiter. Sirup oder Honig zusammen mit Pfeffer, Vanille und Zitrone. Mit einer extrem öligen Viskosität legen sich dann Gischt, Seetang und Kräuter um die Zunge und über die Mundschleimhaut. Desto länger er im Mund ist, desto salziger wird es. Bitterstoffe kommen dazu: Kaffeebohnen in heller Röstung.
Abgang: Hier flacht das Feuerwerk etwas ab. Die Kaffeebohnen sind jetzt zerrieben, etwas Milchschokolade dazu. Dann kommt nochmal eine leichte Aschenote. Es wird trocken und Zitrus und Vanille sind zurück.
Fazit: Das ist eine Hausnummer! Tolles Bottling. Nur der Abgang ist nicht total überragend sondern nur sehr gut. 90/100
Caol Ila 2013 – Phil & Simon Thompson
Was macht man, wenn man feststellt in einem Fass ist nur noch wenig drin und der Whisky bräuchte eigentlich noch Reifezeit? Man kann z.B. ein Rerack machen und ein kleineres Fass verwenden. So wie hier bei der Abfüllung der Thompson Brothers. Erst lagerte er in einem Refill Hogshead um dann in einem Achtelfass bis zur Abfüllung einen Abschluss zu finden. Drin waren nach insgesamt nur 9 Jahren nur 94 Flaschen mit 57.1%. Abfüllungen bei denen irgendwas schief lief tragen bei Phil und Simon das Etikett „Error 502 Bad Gateway“, einem im Internet üblichen Fehlercode. Link zur Whiskybase
Nase: Mit Anlauf öffnet er die Atemwege, um eine süße Melange aus Torf, Menthol und Sherry hinein zu fluten. Dazu kommt noch nasser Wald und Zitronenabrieb. Die Alkoholstärke versteckt er nicht.
Mund: Süß und leicht nussig geht es los, um dann ganz schnell in Jod, jungem Torf und gekochten Früchten aufzugehen. Im Sud sind auch grüne Apfel- und Zitronenschalen.
Abgang: Der Weg über die Zunge bringt noch mal die Nuss, wird aber genauso schnell verschluckt wie beim Tasten. Jod kehrt zurück, diesmal noch süßer. Etwas künstlich Kaugummiartiges und ein paar Bitterstoffe schließen ab.
Fazit: Der ist ziemlich vorwärts gerichtet. Macht aber auch viel Spaß. In der Kategorie von jungen Laphroaigs aus dem Sherry Cask, z.B. der 2021er Feis Ile. Mag ich! 88/100
Scotch Universe Callisto XI – 116° P.1.1′ 1846.4″
Die elfte Caol Ila Abfüllung von Scotch Universe mit dem Decknamen Callisto. Ganz im Gegensatz zu den meisten dieser ist hier keine Reifung in einem Sherryfass o.ä. erfolgt. Knapp 10 Jahre war er in einem 1st Fill American Bourbon Barrel. Zur Anzahl der Flaschen gibt es keine Info. Link zur Whiskybase
Nase: Herbe und maritime Noten verbinden sich mit kaltem Rauch und Asche. Dazwischen liegt irgendwo ein Gebäckstück mit Vanille.
Mund: Zitrone und Zeste und ganz viel Pfeffer. Dann süß und mit Honig. Die Kräuter kommen ganz leicht durch.
Abgang: Eher Sanft geht es durch die Tür. Kräuter, süßlich Birne, Salz und ganz leichter Rauch.
Fazit: Relativ unaufgeregt und auch nicht sonderlich komplex. Das Charaktervolle der Nase hätte ich mir im ganzen Whisky gewünscht. 85/100
Caol Ila 15-year-old Feis Ile 2022
Eine Abfüllung zu Feis Ile ist immer einen Blick wert. Dieses Jahr scheint das Bottling von Caol Ila ziemlich lieblos, Refill American Oak und ein Finish in frischen Eichenfässern. 3702 Flaschen mit 55,2% kamen dabei raus. Erstaunlicherweise ist es zum Zeitpunkt meines Reviews noch erhältlich, vier Monate nach Release. Link zur Whiskybase
Nase: Intensive Rauchnote gepaart mit Äpfeln, Zimt und anderen Gewürzen. Verdichteter Erdboden und Vanilleschoten. Darüber Limette und Zitrone.
Mund: Ziemlich viel Wald und Holz, die Eiche spricht. Dazu auch eine schöne Süße. Dazu auch Vanille und warmer Rauch. Zitrone ist auch immer wieder da, sowie Seetang und Torf. Für weitere Details zum Thema Seetang, bzw. Algen empfehle ich die Tastingnotes von Horror_Vacui in der Base 😉
Abgang: Süßlicher Zitronensaft und Vanille über warmem, weißen Fisch. Dann knallt die Eichenwürze wieder rein. Caol Ila Asche versucht dagegen zu halten, aber das gelingt nicht wirklich.
Fazit: Die Gewürze und auch speziell die Eichenwürze stören mich mehr als ich mir wünschen würde. Ansonsten ist es ein sehr klares Caol Ila Profil. Allerdings gibt es in der Kategorie auch deutlich günstigere Vertreter von unabhängigen Abfüllern. 85/100
Caol Ila 2012 „Nepeta“ – Islay Cask Company
Eine Abfüllung aus 2020 vom deutschen Abfüller Islay Cask Company. Acht Jahre alt und mit 60% auf 141 Flaschen gezogen. Ein eher unübliches Finish hatte er: Ein Koval Cask. Er läuft unter dem Namen „Nepeta“ also Katzenminze. Link zur Whiskybase
Nase: Oha. Junger Islay Wind weht mir entgegen. Torf und ein Tag am Meer. Etwas Vanille kommt kurz dazwischen, dann kommt ein ordentlicher Schwung Kuhstall. Dann kommt etwas Ungewöhnliches. Keine Ahnung ob dies das Koval Cask ist. Der Sud in einem Essiggurkenglas.
Mund: Torf und eine gewisse Zestyness. Zitrone, mit einem Spritzer Ingwer. Der Funk aus der Nase ist auch da, wird aber von Schluck zu Schluck weniger.
Abgang: Kräuter mit Honig darüber. Süße Zitronen, Asche, Meer. Dann wieder der Funk. Das könnte mittlerweile ein Hustensaft sein. So einer wo man erstmal drei Stunden schläft, nachdem man ihn nimmt.
Fazit: Absolut cooles Finish. Das isst wirklich ein spezieller Whisky, der mir viel Spaß macht. Ich erkenne Caol Ila, ich erkenne aber auch was das Fass hier gemacht hat. Und ich find ihn lecker. Nice! 87/100
Caol Ila 2007 – Gordon & MacPhail for Nickolls & Perks
Aus der mittlerweile fassstarken Connoissuers Choice Reihe von G&M stammt dieser CI. Abgefüllt wurde er 2022 für Nickolls & Perks. Der britische Wein- und Spirtuosenhändler aus der Nähe von Burmingham feiert dieses Jahr sein 225tes Jubiläum. Eine große Leistung und dafür kann man sich schon mal eigene Abfüllungen gönnen. Das Refill Sherry Butt ergab am Ende 352 Flaschen mit 56,3% Link zur Whiskybase
Nase: Nasser Tabak, süßlicher Rauch, Beeren, Grapefruit, Frucht und vor allem Schale. Ein paar Nüsse, Vanille,
Mund: Eine Spiel aus Säure und verbrennenden Kräutern. Dazu Beeren, Rauch und wieder Tabak. Zitronensaft über glühenden Kohlen.
Abgang: Cassis und Rauch, milder Tabak, Nougat, Seetang, getrocknete rote Beeren, einiges an Bitterstoffen, Kaffee, Erdbeerlimes, Kühlende Kräuter machen den letzten Eindruck.
Fazit: Schönes Ding. Schon für Fortgeschrittene, was die Intensität angeht, aber auch wirklich schön. Es könnte vielleicht ein wenig mehr Destilleriecharakter vorhanden sein. Aber ich jammere hier mal wieder auf hohem Niveau. 88/100
Caol Ila 2013 – North Star Spirits
Einer geht noch. Als Charity Bottling released von North Star Spirits kommt dieser 7 Jahre alte CI daher. Auch hier ein Refill Sherry Butt. Diesmal mit 588 Flaschen zu 60,9%. Link zur Whiskybase
Nase: Getrocknetes Schweinefleisch und Torf. Salzig und süßlich. Mit Seetang, Meer und allem was dazu gehört. Auch trockener Rauch steigt auf. Damit geht es auch in Richtung „Farm“.
Mund: Würzig und pfeffrig geht es los. Nach ein paar Umdrehungen kommt richtig viel Torf, Birne und Zitrone. Verbrannter Salbei und Salz. Einige Bitterstoffe kommen damit auch auf.
Abgang: Wieder würzig und auch fruchtig. Der Torf nimmt etwas ab, ist aber immer noch stark. Er wird leicht nussig. Die Bitterstoffe werden mit der Zeit ziemlich heftig. Da hilft Wasser, wenn einem das zu viel ist.
Fazit: Säuft sich wie Limo. Also etwas komische Limo… aber der Alkohol ist wirklich nicht so arg wie man es für 60% erwarten würde. Ansonsten ist das ganz solider junger Stoff, mit wenig Kanten. Für einen stark getorften Whisky zumindest. 87/100
Alles Rauch, Zitrone und Salz
Also nicht alles. Irgendwie komme ich aber mit diesem häufigen Profil von Caol Ila am besten zurecht. Das ist auch diesmal nicht anders. Neben diesen „cleanen“ Abfüllungen ist auch das Koval Cask Finish noch spannend. Das eine willkommene und vor allem ziemlich gute Abwechslung.
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Bilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase und von der Islay Cask Company, eigene Anfertigung
Samples: Privat gekauft und eigene Flaschen
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