Alle Port Charlotte (Teil 11)
Es wird mal wieder Zeit dem unmöglichen Quest einen Schritt näher zu kommen: Alle Port Charlotte probieren. Heute mit einer eher unspezifischen Auswahl verschiedener Abfüllungen und Abfüller. Mit einer Gemeinsamkeit: Alle wurden in Bourbon Casks gelagert.
Port Charlotte 2008 – The Taste of Whisky
Eine Vertreter eine bedrohten Art. Also zumindest auf dem Label. Ansonsten hat der unabhängige Abfüller The Taste of Whisky immerhin das Fass ziemlich genau angegeben. Ein 1st Fill Buffalo Trace Bourbon Cask. Auch das hat Seltenheitswert. Er ist darin 12 Jahre gereift und mit 57,3% auf 251 Flaschen gezogen worden. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille und Torf und einiges an Gewürzen. Auch Zimt. Dann ein Badezusatz. Mit der Zeit dann vor allem rauchig und gleichzeitig in Richtung Gebäck.
Mund: Das passt dann auch zum ersten Eindruck an den Geschmacksknospen. Geräuchertes Süßzeug. Dazu alte Erdnüsse. Er ist auch schon fast extrem muffig.
Abgang: Ein paar Früchte kommen raus, aber nicht aufdringlich. Vanille ist im Hintergrund noch da. Ein paar Kräuter dazu. Mit der Zeit ziemlich trocken. Wenn man ihn eine Zeit lang im Glas lässt, dann schmeckt der Abgang, als ob etwas im Fass gestorben wäre (vielleicht ein Büffel ;-)). Bäh.
Fazit: Okay-ish bis anstrengend, wenn man ihn gleich trinkt. 84/100 Wirklich fies wenn man zu lange wartet 49/100. So einen Effekt hatte ich bisher noch nie. Kann man auch unter Erfahrung verbuchen.
Port Charlotte 2004
Als nächstes kommt eine Originalabfüllung. Ein Vallinch, also ein Fass aus dem man sich vor Ort direkt in eine 50cl Flasche ein Mitbringsel abfüllen kann. 13 Jahre als und in einem Virgin Oak Cask gelagert. Er kommt auf 55,1% in 395 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Geräucherte Früchte mit einer Vanilleschote dazwischen. Die Party findet auf einem Bauernhof statt. Nach einiger Zeit im Glas wird die Vanille überbordend.
Mund: Rund und weich schmiegen sich Torf und Frucht um die Zunge. Dazwischen viel würzige Eiche und ein wenig Baumsaft. Nach der Wartezeit ist das Holz dann auch einfach zu intensiv.
Abgang: Leicht betäubend zu Beginn. Dann kommen die Früchte zurück. Eher vergoren, so wie in einer Bowle. Torf ist zurückhaltend.
Fazit: Trinkig. Die jungfräuliche Eiche dominiert. Zum Glück nicht zu stark. Zumindest wenn man ihn nicht zu lange atmen lässt. Mir scheint als wäre dies das Thema des Abends 😉 86/100
Port Charlotte 2004 – Alba Import
Abgefüllt von Alba Import zur Geburt von Nele und für die Blaue Maus auf Amrum. Also irgendwie ein Private Cask und irgendwie auch nicht. Neun Jahre war er auf jeden Fall in einem frischen Bourbon Cask und wurde dann mit 64,2% in 245 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Riecht nicht nach Whisky. Das ist Eau de Vie oder ein Obstschnapps. Irgendwo dahinter dann die Birne und das Torfprofil eines sehr jungen Whisky.
Mund: So geht es auch weiter. Allerdings wird es auch erstmal pelzig im Mund, der Alkohol schlägt durch. Mit etwas Umrundungen im Mund wird es torfig aber vor allem auch metallisch. Dazu etwas Kohlestaub und Apfel.
Abgang: Der Abgang ist sehr kurz. Ein paar Bitterstoffe kommen noch vorbei, Milchkaffeestyle.
Fazit: Nun gut. Mit emotionaler Bindung könnte ich dem hier vielleicht was abgewinnen. Ohne… ist er eher anstrengend mit ein paar kleinen Highlights. 82/100 Mit Wasser kommt noch ordentlich Kleber dazu. Das macht es nicht besser.
Port Charlotte 2003 – Private Cask
Diesmal wirklich ein private Cask und zwar für die Whiskyfriends Denmark. Diese haben sich nach 10 Jahre ein 1st Fill Bourbon Cask mit 59,2% abfüllen lassen. Flaschenzahl hab ich nicht gefunden. Link zur Whiskybase
Nase: Da sind vor allem helle Früchte, Birne, Mirabelle und Aprikose. Dazu schwerer Rauch und Torf. Irgendwann kommen dann süßlich duftende Blüten.
Mund: Ein Vanillegebäck mit Salz bestreut. Dazu ein beschwipstes, grobes, helles Kompott. Eine wenig Kräuter dazwischen. Gleichzeitig nahezu kein Torf und Rauch. Faszinierend.
Abgang: Viele Bitterstoffe gekonntert mit einer leichte Süße. Weiterhin ist er schön fruchtig. Etwas Rauch und Torf sind jetzt wieder da.
Fazit: Ein gutes Bourbonfass. Eher einfach gestrickt, kein Komplexitätsmonster. Aber doch sehr schön und gut balanciert. 88/100 von mir. Christian gibt 87/100.
Port Charlotte 2001 – Meadowside Blending
Mehr Bourbon Casks braucht die Welt! Dieses wurde 12 Jahre genutzt um für Meadowside Blending 269 Flaschen 52,4%igen Port Charlotte zu lagern. Als Randnotiz wichtig ist dass er 2001 gebrannt wurde. Das war das erste Jahr in dem PC destilliert wurde. Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal spricht mit Haselnuss an. Dann wird es salzig, nach Meer. Mit (wenig) Torf und ein paar hellen oder weißen Früchten. Das Meer bringt auch noch was florales: Seetang und nasse Kräuter
Mund: Damit geht es auch weiter. Erst Kräuterlikör trifft Limoncello. Dann kommt Orange und Lakritze. Spannende Paare, allerdings irgendwie wenig Port Charlotte.
Abgang: Die Haselnuss ist wieder da, die Zitrusfrüchte sind geblieben. Bitterstoffe kommen vor allem von der Kräuterseite. Torf und Rauch nur noch ganz mild
Fazit: Flashes me not sagt der Christian. Ich würde sagen not too bad aber irgendwie zu wenig PC. Wasser hilft auf der einen Seite ihn etwas milder zu machen, auf der anderen Seite wird es dafür richtig trocken. 86/100 (Christian 85)
Port Charlotte 2001 – Archives
Der letzte für heute. Eine Abfüllung aus der Reihe Archives von der Whiskybase. 2001 ins Fass und 2016 wieder raus. Unter dem Label/der Reihe “Fishes of Samoa” kamen hier 210 Flaschen mit 62,2% auf den Markt. Gereift wurde im Bourbon Barrel. Link zur Whiskybase
Nase: Cremig süß steigt der Dunst aus dem Glas. Ein Vanillegebäck, daneben eine Kräuterlimo. Huch, hab ich das richtige eingeschenkt? Es dauert einen Moment. Dann kommt dicker schwerer Rauch und rollte über den Glasrand um kurze Zeit später den Raum einzunehmen.
Mund: Über die Lippen geht es wieder süßlich los. Dazu Zitrone und deutlich schneller als in der Nase auch Torf. Es wird leicht metallisch. Dann gibt es eine Muschelsuppe. Zum Hauptgang dann ein Fisch mariniert in Zitrone und Honig, alles über offenem Rauch zubereitet.
Abgang: Gesmokte Zitronen in meinem Zitronensud. Das ist wirklich schön intensiv. Dann nochmal eine kurze Runde durchs Kaffeehaus mit Zitronengebäck und und Cappucchino.
Fazit: Sehr schöne Bourbon-Reifung. Zum Ausgabezeitpunkt hätte ich mir davon wahrscheinlich sofort eine Flasche geholt. Nun habe ich ihn leider etwas zu spät entdeckt. Ändert aber nichts daran, dass er richtig gut ist! 89/100
Zu Hohe Erwartungen?
Wenn wir eine Port Charlotte Session machen, dann stellt sich mittlerweile Enttäuschung ein, wenn nichts Überragendes dabei ist. Ist das heute so? Nun, ich will nicht meckern. Meine geliebten Bourbon Cask Reifungen sind schon weit vorne dabei. Was ich auf jeden Fall sagen kann, auch nach über 80 Port Charlotte im Review: Das macht immer noch sehr viel Spaß. Es ist wahnsinnig spannend was auf dem Grundstock des 40ppm Destillates alles passieren kann. Danke Christian!
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Bilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat gekauft
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