Càirdeas

Einmal im Jahr im Rahmen des Inselfestivals Feis Ile beglückt Laphroaig seinen Fan-Club, die Friends of Laphroaig, mit einer exklusiven Abfüllung, dem Càirdeas. Aus dem Irischen bzw. Schottisch-Gälischen übersetzt bedeutet dieser Begriff ‚Freundschaft‘ und wird in etwa kaar-dschäs ausgesprochen (Betonung auf der ersten Silbe). Mal sehen, was Laphroaig seinen Freunden* kredenzt:

Laphroaig Cairdeas 2014

Eine Flasche Laphroaig Cairdeas 2014

1st Fill Bourbon Casks & Amontillado seasoned Hogsheads / 51,4%Vol. / Link zur Whiskybase

Eine doppelte Reifung, sowohl in erstbefüllten ehemaligen Bourbonfässern, als auch in Hogsheads, die im Vorfeld für einige Monate mit der Sherrysorte Amontillado belegt worden waren. Die Praktik des ‚Seasoning‘ ist ja schon lange in der Whiskyherstellung gebräuchlich. Stolze 28.254 Flaschen betrug der Output.

Nose: Der Rauch hat ein kräftiges, aber angenehmes Auftreten, aschig, verkohlt mit sehr vielen Röstaromen. Eine honigartige Süße ist allgegenwärtig, hat auch was von kandierter Ananas mit Banane und Vanille. Nach ein paar Brotgewürzen und etwas öliger Salzlake baut er relativ schnell ab. (84)

Taste: Fruchtig, Banane und Ananas sind wieder am Start, im Schlepptau die Vanille. Kalte Asche und Iod treiben prickelnde Gewürze und verkohltes Eichenholz vor sich her. Die Salzlake ist nochmal einige Spuren öliger. (84)

Finish: Zündhölzer oder Schießpulver? Es geht jedenfalls leicht in die schwefelige Richtung, mit viel kalter Asche, Pflaster und würzigem Holz. Das Verhältnis zwischen Salz und Süße wirkt recht gut ausbalanciert. (80)

Fazit: Ziemlich 08/15. Mit einem Spritzer Wasser wird er offener, fruchtiger. Aus meiner Sicht jedoch passen die einzelnen Elemente nicht wirklich zueinander, es fehlt die Tiefe, die Virtuosität.

Laphroaig Cairdeas 2016

Eine Flasche Laphroaig Cairdeas 2016

Bourbon Barrels, Finished in Madeira seasoned Hogsheads / 51,6%Vol. / Link zur Whiskybase

An eine erste Reifung in Bourbonfässern schloss eine zweite Reifung in Hogsheads an. Diese Hogsheads wurden zuvor mit dem Süßwein Madeira gewürzt. Hiervon wurden 22.000 Flaschen produziert.

Nose: Süße Vanille und prickelnde Ascheflocken fliegen durch die (See-)Luft. Iod und honigsüße Frucht, die an Zwetschgenmus erinnert und wohl dem Madeira zugeschrieben werden kann, mischen sich mit Salz und Zimt. (84)

Taste: Beim Antritt kommt der Bourboneinfluss sichtlich zur Geltung, gelbe Töne breiten sich aus. Außerdem finden sich neben Gerstenmalz auch reichlich Lagerfeuerasche, Salz und Iod. Der Malt ist würzig, ölig und erdig mit vielen herben Elementen, wie rote Johannisbeere. Nuancen von Räucherschinken und Teer. (84)

Finish: Vereinzelte Zündhölzer, ein dichter Ascheteppich und trockenes Eichenholz werden ausgelegt. Salz und karamellige, in Ansätzen fruchtige Süße stoßen dazu. Erdige Tannine, die erst too much sind, im weiteren Verlauf jedoch punkten können. (82)

Fazit: Zunächst einmal ist er spürbar weniger rauchig, als die 2014er Edition. Doch auch hier vermisse ich die bereichernde Wirkung des Finishes. Unverdünnt finde ich ihn noch am spannendsten, da er dann am meisten Power hat. Allerdings kein Dram, der mit der Zeit eine Entwicklung durchmacht; also eher einer für nebenher.

Laphroaig Cairdeas 2018

Eine Flasche Laphroaig Cairdeas 2018

1st Fill Bourbon Casks, Finished in Fino Sherry Casks / 51,8%Vol. / Link zur Whiskybase

Wieder ein Finish, diesmal in Fino Sherryfässern.

Nose: Zuckerwattesüß und fast schon ein wenig schüchtern schaut ein wenig Asche um die Ecke. Feine Säure wird von leichten Fruchtnoten flankiert, wir haben da Pfirsich, Ananas, Datteln, Pflaumen und Mandarine. Karamell und ein wenig Eiche sowie Marzipan verleihen dem Malt zusätzlich Dimension, während Iod daran erinnert, dass da tatsächlich ein Laphi im Glas ist. (84)

Taste: Hui, da ist deutlich Druck dahinter, viel lebendige Asche, Salz, Iod und Rauch. Die Säure ist auch hier zu finden, jedoch weniger mit Frucht, vielmehr mit Eichenholz und den dazugehörigen Tanninen und Gewürzen. Das Gesamtpaket schwimmt in einer öligen, rußigen Umgebung. (83)

Finish: Wieder diese charakteristische, erdige Komposition aus Asche, Eiche, Salz und Zündholz, die erstmal wenig Raum für andere Aromen lässt. Dezente Süße und einige Nüsse schaffen es dann doch noch. (82)

Fazit: Kurzzeitig hatte ich die Hoffnung auf einen eleganteren, wohlakzentuierten Malt, welche aber schnell zerstört wurde, denn die 2018er Suppe ist genauso nichtssagend und eintönig konstruiert, wie die beiden vorherig probierten Malts.

Laphroaig Càirdeas 2019 Triple Wood

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas 2019

Bourbon Barrels & Quarter Casks & European Oak Oloroso Casks / 59,5%Vol. / Link zur Whiskybase

Dieser Malt hat sogar drei verschiedene Fassarten gesehen, muss ja anstrengend sein, ständig alles umzufüllen. Nach den obligatorischen Bourbonfässern, wurde der Whisky in kleinen Quarter Casks zwischengelagert, bevor er in ehemalige Oloroso Fässern rein durfte. Am Ende dieser Reise standen 36.000 Flaschen für die Freunde Laphroaigs bereit.

Nose: Süße und Säure finde ich hier besonders gut aufeinander abgestimmt, dazu dieses aromatische Wachs… der macht Laune. Frisch gehobeltes Eichenholz steht da wie eine Eins, der Bourbon kommt durch und gleichermaßen, wenn nicht sogar ein bisschen mehr, auch der ölige, pflaumige Oloroso. Gesalzener Räucherschinken und ein Hauch von Asche. (87)

Taste: Der Alkoholgehalt sorgt für Power: Asche, Salz und Lagerfeuerholz wirbeln um die Wette. Frischer Asphalt, Iod und verrußte Gewürze zeichnen ein ganz anderes Bild, als in der Nase. In Ansätzen spürt man den cremig-süßen Sherry und das Wachs. (85)

Finish: Salz kristallisiert am Gaumen aus, das Eichenholz zeigt sich von seiner trockenen Seite und Asche breitet seinen Mantel aus. Iod, Mandeln und sanfte Tannine poppen auf. (83)

Fazit: Die knapp 60% äußern sich weniger krass, als im Vorfeld erwartet. Tatsächlich würde ich auch die Zugabe von Wasser nicht empfehlen, da gehen nur Aromen verloren. Die drei Fassarten versuchen ihr möglichstes, um das geringe Alter des Malts zu kaschieren.

Laphroaig Càirdeas 2020

Eine Flasche Laphroaig Càirdeas 2020

2nd Fill Ruby Port Barriques & Bourbon Casks, Finished in Wine Casks / 52,0%Vol. / Link zur Whiskybase

Auch bei der 2020er Edition hat sich jemand ausgetobt: Nach fünf Jahren im Bourbonfass folgten drei Jahre im Weinfass. Das Ergebnis wurde mit Laphi-Malt vermählt, der acht Jahre in ehemaligen Portweinfässern verbracht hatte. Voilà!

Nose: Wie zu erwarten, sind rote Früchte in großer Zahl vertreten: Kirschen, Beeren, Zwetschgen und Rosinen… daneben haben es sich gebrannte Mandeln, Eichenholz und mineralische Asche gemütlich gemacht. Bienenwachs und Rosmarinsalz durchwirken die Szenerie. (86)

Taste: Ölig und wachsig mit genau dem richtigen Gleichgewicht aus Süße, Säure und Salz. Die mineralische Asche und das nussig-würzige Eichenholz sind auch hier präsent. Kirschen & Co. betreten eher zögerlich die Bühne, eine Portion Iod ist da selbstbewusster. (85)

Finish: Asche und Gewürze sorgen für einen warmen Empfang. Erde, Salz und Mineralien bestimmen das weitere Geschehen. Leider, leider schlägt auch hier wieder der Schwefel zu. Die Frucht äußert sich kaum, und wenn, dann schön cremig. (81)

Fazit: Die acht Jahre wirken immerhin älter, als das No-Age-Statement der 2019er Ausgabe. Er hat jetzt nicht den starken Punch, das braucht es auch nicht, denn er konnte mit einigen finessenreichen Momenten punkten. Hintenraus hapert es aber gewaltig.

Junge Laphroaig sind nicht so mein Fall, das merke ich immer mehr. Trotz der unterschiedlichen Fassexperimente waren sich die Càirdeas doch ziemlich ähnlich und in der Regel auch langweilig. Man muss ja nicht mit jedem befreundet sein.

Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase