Noch mehr Speyside im Glas
Es ist mal wieder Zeit eine kleine Reise durch die Speyside zu machen. Die höchste Anzahl an Destillerien einer schottischen Whiskyregion lässt es dann auch zu ganze sieben unterschiedliche in einem Review zu verkosten.
Glen Elgin 2008 – Mossburn Distillers
Aus dem Tal von Elgin bringt mir der unabhängige Abfüller Mossburn Distillers ein zehn Jahre altes Single Cask mit 59%. Verwendet wurde ein Bourbon Hogshead. Anzahl der Flaschen ist nicht bekannt. Link zur Whiskybase
Nase: Relativ flach, es dauert lange bis man etwas rauskitzeln kann. Ansonsten ist vor allem Alkohol präsent. Dann ist da noch ein wenig Vanille, Pappkarton, Orange und Kiesel.
Mund: Sehr würzig, aber eher undefiniert. Dazu kräutrig und sehr süß. Leicht seifig in die Richtung Zitrone und Limette. Der hohe Alkohol ist wärmend, fast schon betäubend.
Abgang: Als Abwechslung kommt etwas Gebäck dazu. Die drückt auch die Süße wieder rein. Dazu gibt es Zitrusnoten. Und damit wird es wieder leicht seifig,
Fazit: Der ist jung. Oder alkoholisch. oder beides. Wasser hilft hier wenig, auch wenn ich das bei der Alkoholstärke vermutet hätte. Die Seife ist ein wenig off. Gibt deutlich besseren Whisky da draußen. 81/100
Glen Grant 18-year-old
Eine Flasche die ich für die weihnachtlichen Aktivitäten besorgt hatte. Gute Reputation, massentauglich und wahrscheinlich trotzdem für mich auch interessant, denn ich mag Glen Grant und sogar den 12-jährigen Einsteiger. Die Fakten der Flasche: 43% und ein Liter ist drin. Die Fakten der Packung: Unmöglich. Die kann man durch die Höhe in nahezu keinen Schrank stellen und erst recht nicht im Umkarton. Keine Ahnung wer sich sowas überlegt. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille und Gewürze prägen den ersten Eindruck. Dann kommen Zitronen und andere helle Früchte. Pfirsich, grüne Äpfel. Da sind aber auch Blüten und ein paar Kräuter. Dazu kommt noch ein wenig „Süsswarenladen“. Karamell und honigsüße Bonbons.
Mund: Ein würziger, trockener Cider. Vanillejogurth mit Apfelstückchen drin. Honig und Malz und auch ein Hauch Salz, der hier eine schöne Balance bietet.
Abgang: Hier fällt er dann langsam ab. Die Aromen faden langsam raus und man wünscht sich Fassstärke für etwas mehr Volumen und Länge. Aber so ist er sicherlich zugänglicher für die meisten Menschen.
Fazit: Für mein Ziel und meinen Zweck war der GG18 absolut richtig und dafür würde ich ihn auch empfehlen. Allerdings muss man sich zu den Auszeichnungen die dieser Single Malt erhalten hat ein eigenes Bild machen. Ich kann diese Bewertungen nicht ganz nachvollziehen. 86/100
Longmorn 1998 – Edition Spirits
Ein unabhängiger Longmorn, abgefüllt von Edition Spirits für Alba Import in der Reihe „The First Editions“. Das Bourbon Barrel ergab nach 22 Jahren 163 Flaschen mit 57,5% Link zur Whiskybase
Nase: Kies und helle aber herbe Trockenfrüchte, Staub auf Büchern, Alkohol ist merkbar, nach einiger Zeit taucht Vanille auf. Der riecht in gewisser weise schon trocken.
Mund: Vanille und Gebäck, wärmend und der Alkohol bringt auch etwas Pfeffer und Ingwer mit, etwas Schokolade und Kokos sind mit dabei und die Früchte sind jetzt frischer.
Abgang: Trocken, mit leicht sauren Früchten und etwas Schokolade. Honig, Zitrone und Salz, leicht kräutrig. Auch ein wenig Nüsse.
Fazit: Durchaus lecker, allerdings weder übermässig trinkig noch komplex. Eine schwer erklärbare Kategorie in einem Zwischenraum. Keine Ahnung ob ich da mit einer ganzen Flasche glücklich würde und für wen der gemacht ist. Vielleicht bin ich aber auch kein Longmornfan? 87/100
Strathmill 1996 – Whiskybroker
Es geht weiter zu Strathmill. Abgefüllt wurde der 24 Jahre alte Whisky vom Whiskybroker. Das Bourbon Hogshead ergab 200 Flaschen mit 53,0%. Link zur Whiskybase
Nase: Trockenbeeren und frische Früchte (vor allem Zitrus) in einem schönen Mix. Dazu ein Plunderstück mit Vanillecreme.
Mund: Die Früchte gehen jetzt stärker in Richtung Banane. Auch schon sehr reife. Dann wird es würzig mit Malz. Dann wird es wieder hellfruchtig, wie man so schön sagt.
Abgang: Am Ende ist da dann etwas Espresso Macchiato mit Ingwersirup. Mittellang endet es auf Apfel und Malz.
Fazit: Mittellecker. Ich glaube den kann man schön als Einsteiger oder zweiten Dram in einem Tasting platzieren, um die fruchtigen Aromen ins Spiel zu bringen. Das Alter hätte ich hier allerdings nicht erwartet, da fehlt mir deutlich die Reife. 85/100
Glen Moray 1998
Schluß mit Bourbonvollreifungen. Bei diesem Glen Moray aus dem Warehouse 1 ging es zum Finish in ein Barolofass. Und das war nicht klein, so konnte man 853 Flaschen mit 52,9% abfüllen. Ich vermute eher das war mehr als ein Fass 😉 Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal kommt viel Vanille. Ein Gebäckstück dazu. Mit Zuckerglasur. Dann drängt sich langsam das Finish rein: Tabak, Schokolade, Rosinen
Mund: Einiges an Salz und Zitronen kommen zum bereits bekannten Vanillegebäck. Dann wird es trocken. Erdbeeren kommen dazu. Eher eine ungewöhnliche Frucht für Whisky, aber nicht verkehrt. Dazu Tabak und Schokolade.
Abgang: Reichhaltig fruchtig, ein Hauch Erdbeeren ist auch immer noch da. Dazu kommt viel Salz und er wird, extrem trocken.
Fazit: Sehr lecker. Bisweilen etwas arg trocken. Das war aber zu erwarten bei einem Weinfassfinish. Ich hatte viel Spaß mit diesem Sample! 89/100
Craigellachie 1995
Ein Single Cask aus der Exceptional Cask Series von Craigellachie. Abgefüllt für den US Markt, damit auch mit 75cl. Ein 1st Fill Sherrycask, ich vermute ein Finish. Ergebnis nach 23 Jahren sind 396 Flaschen mit 57,5% Link zur Whiskybase
Nase: Oh das ist erstmal einfach viel. Sulphur, Rotwein, etwas Rauch, Gummi, ranzige Butter. Das ist so richtig „rotziger“ Sherry. Dazu auch noch rote Früchte sowie ein Touch Ananas und Basilikum.
Mund: Süß, salzig und sauer. Wieder mit viel Schwefel. Auch hier sind Johannisbeeren und Himbeeren. Aber auch dunklere Noten Richtung Tabak und Schokolade.
Abgang: Sehr weich und süß geht es dem Ende zu. Für den Alkoholgehalt fast verwunderlich. Der Schwefel ist jetzt zurückhaltender. Die Butter wird damit auch wieder frischer. Rote Beeren in Butter geschwenkt mit Sherry und Whisky gelöscht.
Fazit: Was als Kampf und mit Brutalität in der Nase beginnt ist ein weiche und sanfte Melange im Abgang. Faszinierender Dram, den man durchaus mal probieren sollte, wenn man die Chance hat. Auch wenn man sich vielleicht bei der Nase etwas überwinden muss. 88/100
Aultmore 1990 – A.D. Rattray
Den Abschluss macht ein Bottling von ganzen 25 Jahren. Die Sherry Butt Reifung macht ihn schön dunkel. Der Aultmore hat 52,6% und es gab 464 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Es geht weiter mit einem sog. dreckigen Sherry. Nicht jeder mag diese Art von Whisky und ich kann es verstehen. Schwefel, nasser Waldboden, dampfender Alkohol. Das ist schon erstmal mindestens gewöhnungsbedürftig. Dazu eine Schwere von Leder und Tabak. Aber auch frische Waldfrüchte und Kirschen.
Mund: Die Geschmacksknospen klingeln. Butter und Schwefel, modriges Laub und Holz. Dazu süße Früchte, mit etwas Ingwer garniert. Lässt man ihn durch den Mund kreisen kommen Hölzer und Nüsse dazu.
Abgang: Ein schwerer, trockener Rotwein. Im Spätherbst vor dem Kamin. Draußen tobt der Sturm, am Gaumen irgendwie auch. Die Aromen bleiben anspruchsvoll. Es kommt noch eine Lage Bitterstoffe dazu. Kaffee und dunkle Schokolade. Der leicht saure Touch geht jetzt in Richtung Pflaume. Auch Rosinen da.
Fazit: Ein Dram aus dem dunklen Teil des Whiskyuniversums. Der zieht einen in seinen Bann wie ein schwarzes Loch an Aromen. Und wenn man kein Problem mit dem Schwefel hat, dann kann man den wirklich genießen. Ich hatte an diesem Abend keines damit und fand ihn noch stimmiger als den Craigellachie, er und die gleiche Richtung ging. 90/100
Come To The Dark Side, We Have Sherry
Das ist jetzt unfair den anderen Drams und der Reifung in Bourbon Casks gegenüber. Aber das was die beiden letzten Whisky hier abfeiern, das kriegt man eben nur bei Sherryreifungen. Es gibt viele Enthusiasten, die den Schwefel nicht abkönnen. Manchmal geht es mir auch so. Hier und heute nicht. Das hat Spaß gemacht. Und auch das Barolo Finish ist eine klasse Geschichte. Heute, aber nur wirklich nur heute, können die Puristen bei mir nicht mithalten.
Mehr zu: Glen Elgin, Glen Grant, Longmorn, Strathmill, Glen Moray, Craigellachie und Aultmore
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat gekauft und eigene Flasche
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