Blends in nicely (2)

Heute mal wieder ein Schwung Blends. Diese nehmen mittlerweile schon einen beträchtlichen Anteil im Blog ein. Mit diesem Post immerhin fast 7%. Ob das ein guter Trend ist? Hauptsache es schmeckt, sagt man so schön. Und ob das so ist, das kann man nur durch ausgiebige Prüfung erfahren. 😉

Vega 2000 – North Star Spirits

Eine Flasche Vega 2000 von North Star Spirits

Der Signature Blend des unabhängigen Abfüllers North Star Spirits ist nach dem Sternensystem Vega benannt. In dieser Variante (Limited Edition No. 7) ist er 20 Jahre alt, aus American und European Oak Sherry Casks und 43,5% stark. Es gibt insgesamt 600 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Trockener Sherry mit einem leichten Kräutereinschlag. Rumrosinen und Leder kommen dazu. Damit wird er auch süßer. Andere Trockenfrüchte tauchen auf. Pflaumen und Datteln.

Mund: Im ersten Moment salzig, dann eher sauer. Säuerlicher Tabak. Das bringt auch gleich einige Bitterstoffe hervor. Leder ist auch wieder da. Die Früchte sind eher zurückhaltend oder abwesend. Dafür sind dunkle, würzige Sherrynoten am Start.

Abgang: So geht es auch weiter. Mit gesüsstem Kaffee, dunkler Schokolade, Leder und Tabak. Man wünscht sich dabei irgendwie die Früchte zurück. Mit einiger Konzentration sind da auch noch Spuren von Pflaume und Kirsche.

Fazit: Ein sehr solider sherrylastiger Blend, der auch fair bepreist ist. Taste und Abgang sind natürlich nix für die üblichen „Naschkatzen“, die gerne mal zu dunklen Sherrymonstern greifen. 87/100

Peat & Sherry Islay Blended Malt Scotch Whisky – Elixir Distillers (Velier)

Eine Peat & Sherry von Elixir Distillers für Velier

Eine weitere Instanz des Islay Blends von Elixir. Diesmal abgefüllt für Velier in Italien. 900 Flaschen mit 58,8% à 0,5l ergab das Sherry Butt. Ganz genau weiß ich allerdings nicht, wie man aus einem Single Cask einen Blend macht. Vielleicht doch eher ein Vatting/Marriage, also im Fass geblendet. Altersangabe gibt es, wie üblich bei den P&S, keine. Link zur Whiskybase

Nase: Eine kurzes Zwicken in der Nase zeugt vom hohen Alkoholgehalt. Dann kommen sehr würzige Noten. Gewürze in die in der Pfanne anrösten, genauso wie eine Zigarre die vor sich hin glimmt. Die Asche türmt sich schon. Eine trockene Holznote kommt noch dazu. Sägespäne und trockenes Scheitholz.

Mund: Süßlicher Torf und intensive Rauchnoten. Eine leicht medizinische Note gibt ein paar Kräuter frei. Ansonsten ist auch wieder die Asche präsent. Ein wenig betäubend drückt der Alkohol die Aromen durch den Mund.

Abgang: Der Sherry ist zwar gut erkennbar, aber das war kein First Fill Butt. Schön zu sehen wie der Alkohol die Aromen dennoch betonen kann. Ganz leichte Nussigkeit kommt noch zu den Peatnoten dazu. Eine Süßspeise die auf Kohlenglut zubereitet wird.

Fazit: Der ist wirklich lecker. Ich würde spontan tippen, dass ein Ardbeg hier eine gewisse Rolle gespielt hat. Egal wie: So lasse ich mir das gefallen. Gute Wahl von Velier! 89/100

Peat & Sherry Islay Blended Malt Scotch Whisky – Elixir Distillers (Bresser & Timmer)

Eine Flasche Peat & Sherry von Elixir Distillers für Bresser & Immer

Auf einem Peat & Sherry kann man so schlecht stehen wie auf einem Bein. 😉 Deshalb darf auch noch die 2020er Abfüllung für die Niederlande noch ran. 56,2% hat diese Abfüllung und 1040 Flaschen kamen aus dem Single Sherry Butt. Ausgesucht hat es der Händler Bresser & Timmer. Link zur Whiskybase

Nase: Süße und trockene Noten gehen direkt über in Beeren. Vor allem Johannisbeeren, Brombeeren. Dazu kommt noch Tabak Leder und kräftiger Schwung Peat – wer hätte es gedacht? Zusätzlich ist auch Rauch von einem Lagerfeuer.

Mund: Pfeffer und ein Kupferpfennig, sogar ein wenig Chili. Die Beeren sind jetzt gesalzen und der Torf wird langsam trocken. Zitrone blitzt zwischendrin raus.

Abgang: Sehr würzig und leicht metallisch geht es zum Ende hin. Das Salz macht durstig und auch hungrig. Ein deutlicher Einschlag Richtung Asche wird präsent.

Fazit: Nett, im Mund find ich ihn allerdings fast ein wenig anstrengend. Ob, wie in der Base vermutet, jetzt wirklich Caol Ila und Lagavulin drin ist… weiß ich nicht. Macht aber auch keinen Unterschied. 86/100

Campbeltown Blended Malt 2014 – The Whisky Cellar

Eine Flasche Campbeltown Blended Malt 2011 von The Whisky Cellar

In letzter Zeit tauchen immer wieder solche Campbeltown Blended Malts auf. Meistens heißt es dann relativ schnell „das ist ein Springbank“. Das sagen gerne auch mal Händler. Ist sicherlich gut für den Verkauf. In diesem Fall hat mein Local Dealer nur gemeint „Ich weiß nicht was drin ist. Aber der ist auf jeden Fall geil“. Die Fakten: 54,9%, sieben Jahre Reifung in einem Single Cask, Finish in einem 2nd Fill Sherry Hogshead. Ergebnis 340 Flaschen. Auf einen echten Blend deutet hier relativ wenig hin. Eher auf teaspooned. Link zur Whiskybase

Nase: Es ist ein schöner Sommertag, man radelt so auf dem Kiesweg dahin. Die warme Brise um die Nase. Dann: ein größerer Stein, ein Sturz. Der Obstkorb fliegt durch Luft und auf dem Kies zermatschen Erdbeeren, Pfirsiche und Birnen. Das Glas mit der Vanilleschote ist zerbrochen. Man selbst landet auf dem Fahrrad, das Kettenfett steigt in die Nase. Irgendwas ist auch metallisch, scheinbar Blut. Aber alles nicht so schlimm, ist irgendwie großartig.

Mund: Ok zurück zur Realität. Sherrysüße baut sich auf. Die Früchte werden immer mehr darin ertränkt. Eine leichte Rauchnote zieht zusammen mit der Vanille durch den Mund. Etwas Tabak, vergorene Trauben.

Abgang: Bitterstoffe kommen zur Melange hinzu. Kaffee und Schokolade, ein angebranntes Gebäckstück. Die Früchte sind jetzt vergoren. Der Kies oder besser gesagt die Mineralität ist zurück.

Fazit: Sorry für das schlechte Storytelling zu Anfang, irgendwie hat mich der mal wieder dazu verführt. Zur Frage was in der Flasche ist: Ehrlich gesagt, ja das könnte ein Springer sein, aber ich hab auch keine Ahnung. Ich schwanke auf jeden Fall zwischen 89 und 90/100. Da ist zwar schon Luft nach oben, im Vergleich zu ganz großen Abfüllungen, aber wenn ein Youngster so viel kann… Aber ich bleibe bei 89/100.

The Promise Blend – Blended Malt Scotch Whisky – Compass Box

Eine Flasche The Promise Blend von Compass Box

Für die Golden Promise Bar Paris (LMDW) blendet Compass Box einen eigenen Whisky. Vermutlich gezwungen durch die Pandemie gibt es diesen mittlerweile auch ab und zu im Handel. 46% hat er und besteht aus Caol Ila, Talisker und Clynelish. Wohl das Lieblingsrezept von John Glaser, wenn ich raten müsste. Link zur Whiskybase . Da die Bar in den letzten 2 Jahren meistens geschlossen war hat LMDW den Blend auch online angeboten und somit haben wir eine tolle Möglichkeit ihn zu probieren. Leider nur in 0,5l Flaschen dafür aber gut verfügbar und mittlerweile haben davon eine ganze Menge an Flaschen ihren Weg nach Fürth gefunden. Es gibt auch ein schönes Video zum Entstehungsprozess wie die Jungs aus der Bar sich mit John Glaser treffen: Link.

Nase: Sanft aber schön fruchtig mit Noten von Mango und Pfirsich, wachsig aber dezent frisch

Mund: Noten von Zitronen, Honig und Quarkbällchen. Teigig, echt ganz schön lecker!

Abgang: Langer Abgang mit mehr Zitrone und für 46% überraschend ausdauernd! Tobias findet auch noch Ingwer

Fazit: Tobias: Wohl einer der am besten balancierten Whisky die ich je trinken durfte. Und dank Christian schon öfter. Merci beaucoup. 88/100 / Christian: Ein wunderschöner Blend und mal wieder ein echter Volltreffer von Compass Box. Den werden wir noch ganz lange trinken 89/100

Phenomenology – Blended Malt Scotch Whisky – Compass Box

Eine Flasche Phenomenology von Compass Box

Eine weitere limitierte Abfüllung von Compass Box. Was ich erstmal toll finde: Man kann das Rezept nachvollziehen. Das macht der Londoner Blender gerne. Man würde sich auch das Alter dazu wünschen, dieses darf aber nach der Regulation der Scotch Whisky Association nur für den jüngsten Bestandteil genannt werden. Das ist drin: Glenlossie Re-Charred Hogshead (72%), Tamdhu First Fill Bourbon (24,5%), Highland Park Re-Charred Hogshead (2%), Talisker Refill Butt (1%), Caol Ila Hogshead (0,5%). Die 7908 Flaschen haben 46%, also Trinkstärke. Link zur Whiskybase

Nase: Im ersten Moment ein Käsekuchen und eine große Menge an Lakritz. Das lag schon ein wenig in der Sonne. Nach ein paar Minuten kommt Zitrone und Salz ins Spiel. Nach zehn Minuten: Eine Orange wird am Meer geschält. Es ist warm und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Nach 30 Minuten süßliche, leichte Verwesungsgerüchte, wie von manchen Pflanzen. Gleichzeitig fruchtig und wachsig.

Mund: Direkt nach dem Einschenken: Krispe Vanille und ein süßes Gebäck mit ein paar Salzsprenkeln. Nach zehn Minuten Zitrone, die noch am Baum hängt. Später dann wird es ziemlich süß. Ein paar leichte Kaffeenoten und Milchschokolade schmuggeln sich rein. Später kommt die Vanille wieder, die Textur wechselt von wässrig zu cremig. Weiße Schokodrops und ein ungesundes Müsli kommen dazu.

Abgang: Erstmal Milchkaffee und weiße Schokolade. Nach einiger Zeit dann Zitrusnoten und kompakte Bitterstoffe. Ein ganz leichter Muschelsud. Beim letzten Schluck bin ich schon so lange am Meer, dass alles salzig ist. Die Zitronenlimonade, der Müsliriegel und auch Schokolade.

Fazit: Die Lehre von der Sinneswahrnehmung: Phenomenology. Eine faszinierende Komposition. Über die Zeit kann man so viele Unterschiedliche Dinge wahrnehmen wie in noch kaum einem Whisky, den ich bisher hatte. Das geht auch nicht nur mir so. Ich habe ihn nun schon in drei Tastings als ersten Whisky verkosten lassen und dabei die Teilnehmer*innen immer gebeten etwas im Glas zu behalten. Fast alle haben diese Veränderungsfähigkeit, mit und ohne mein Zutun, bestätigt. Durch die Aromenvielfalt ist sicher auch immer wieder was dabei, was einem vielleicht nicht so gut gefällt. Dann muss man aber nur ein wenig warten 😉 86/100. Technisch wahrscheinlich deutlich mehr.

The Nectar – Blended Malt Scotch Whisky Compass Box

Eine Flasche The Nectar von Compass Box

Nektar. Nahrung für die Götter. Das hatte der belgische Spirituosenhändler The Nectar aus Belgien wohl im Kopf, bei der Gründung vor 15 Jahren. Passend zum Jubiläum hat man sich von Compass Box einen eigenen Blend auflegen lassen. Mit einem forschen Rezept von 55% Laphroaig und 45% Highland Malt. Man munkelt 15 und 14 Jahre alt und letzterer ist ein Clynelish. Abgefüllt in 1200 Flaschen mit 49% – vermutlich trotzdem nicht fassstark. Link zur Whiskybase

Nase: Nun, wie zu erwarte, der Laphroaig mag sich nicht verstecken. Torf, süßlicher Rauch, Jodtinktur und Lagerfeuer. Alles am Start und das könnte auch ein Single Malt sein. Dahinter liegt irgendwo noch Frucht. Orange und etwas Apfel. Der liegt vielleicht schon ein wenig zu lang im Feuer.

Mund: Eine starke Fruchtnote, in Richtung vergorene Südfrüchte, paart sich mit Torf. Das endet dann in einer salzigen Milchschokolade. Wild.

Abgang: Schön süß glasiertes, dunkel geschmortes, saftiges Fleisch. Karamellsirup kocht auf einem Lagerfeuer über Torf. Orangensaft wird darunter gemengt. Salzige und trockene Noten kommen langsam auf. Der letzte Eindruck ist kühlend, das Feuer ist wohl aus.

Fazit: Der ist sehr lecker. Ich versteh nur nicht ganz was der Punkt daran ist das zu blenden. Das schmeckt für mich wie ein solider Laphi. Die Zuordnung einer anderen Destille hätte ich nicht hinbekommen. Vielleicht über die gefühlte, süßliche Leichtigkeit, die im Abgang die Torf- und Rauchnote aus der Nase verdrängt – 87/100. Technisch wahrscheinlich entweder deutlich weniger oder deutlich mehr, falls ich ihn einfach nicht verstanden habe 😉

Blended Malt = Intellektueller Whisky?

Meine Notes sind erstaunlich lang und ich habe scheinbar viel zu den Bottlings zu erzählen. Heißt das Blends kann man besser verkopfen? Sind sie in Wahrheit die Komplexitätsmonster und das „Go-To“ für die erfahrenen Enthusiast*innen?
Ich denke nicht. Ich hatte diesmal definitiv mehr Ruhe und Muse als sonst, da kann ich dann auch mal aus dem Vollen schöpfen bei den Notes. Ich will aber auch die Kategorie nicht klein reden. Auch wenn mein Herz beim Single Malt liegt: Das hier hat alles seine Berechtigung!

Bilder: Eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flaschen