Brown Label
Im Rahmen seiner ‚Connoisseurs Choice‘-Serie füllt der unabhängige Abfüller Gordon & MacPhail viele einzigartige Single Malts ab – und das bereits seit 1968. Während anfangs noch schwarz-roten Etiketten diese Flaschen zierten, stieg man Ende der 1970er auf ein charakteristisches, braunfarbenes Label um, welches sich bis 1989 hielt. In der Regel handelte es sich um kleine Batches von zwei bis drei Fässern, welche vermählt und auf Trinkstärke verdünnt wurden.
Glenglassaugh 1967 GM
17 Jahre im Eichenfass / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Glenglassaugh war von 1960 bis 1986 (wieder) aktiv, kurz vorher wurde die viele Jahre eingemottete Brennerei modernisiert, unter anderem wurden die beiden Pot Stills gegen neue Exemplare ausgetauscht. Den Charakter des Malts hielten viele Blender eher nicht geeignet für die damals gefragten Blended Whiskys und so wurde Glenglassaugh für weitere 22 Jahre stillgelegt, als die Whiskyblase in den 80ern platzte.
Nose: Blütenhonig, helles Eichenholz und würziges Shortbread machen den Anfang unter sich aus. Hat der Malt erstmal ein bisschen geatmet, wird es mit leichten Zitrusfrüchten, schweren Trockenfrüchten und gelbem Obst, wie Banane, Birne, Quitte, Apfel oder Pfirsich, so richtig bunt. Die dritte Aromenwelle ist von Gewürzen und Nuss, süßem Wachs und schokoladigem Karamell geprägt. (92)
Taste: Aromatisch und schwer rollt der Honig heran, beladen mit den Gewürzen des Eichenholzes und der fruchtigen Vielfalt, welche durch interaktive Reifung im Fass und additive Sherrykomponenten so entstehen können. Weiches Karamell, Marzipan und (Kokos-)Nuss werden von einer dünnen Wachsschicht umhüllt. (92)
Finish: Das Eichenholz äußert sich erst sehr grün und grasig, dann würzig und harzig mit einer wundervollen Bitternuance. Das Wachs ist zum Niederknien, der Honig und die Sherryfrüchte und -nüsse verschmelzen untrennbar miteinander. (92)
Fazit: 40%, aber keineswegs dünn. Was an Alkohol fehlt nicht enthalten ist, wird einfach mit Aromen aufgefüllt. Ein Teil mit extrem hohem Suchtfaktor.
Glenburgie 1954 GM
30 Jahre im Eichenfass / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Seit der Übernahme der Brennerei durch Hiram Walker & Sons in 1936, steht der Name Glenburgie in enger Verbindung zu der Blendmarke Ballantine’s. Ein Großteil der Produktion wird seitdem für Blends verwendet, aber Gordon & MacPhail und andere unabhängige Abfüller versorgen uns regelmäßig mit Stoff. In diesem Fall sogar mit richtig altem.
Nose: Zarte Wachs- und Honignoten, welche sich im Weiteren immer wieder mal melden. Fein eingestaubtes Eichenholz mit Karamell, Nüssen und einem Hauch von Oloroso. Sehr filigran, man spürt das Alter u.a. durch den leicht würzigen Old Bottle Flavor. (87)
Taste: Das ziemlich selbe Bild, wie beim Verriechen: süßes Wachs, dezentes Eichenholz, nussiger Oloroso und würziger OBF. Das Ganze löst keine Begeisterungsstürme aus, ist aber gut aufeinander abgestimmt und äußerst gefällig. (87)
Finish: Das Eichenholz tut sich noch einmal würzig, grasig und trocken hervor, während Mandeln und Haselnüsse dagegenhalten und das Wachs alles zusammenhält. (87)
Fazit: Die Kombination aus langer Lagerzeit und Verdünnung auf Trinkstärke hat einen delikaten und leichten Malt zur Folge. Dieser Glenburgie wirkt auf mich zwar wirklich hochwertig, aber auch geradlinig.
Benromach 1968 GM
14 Jahre im Eichenfass / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Ein Whisky, hergestellt und abgefüllt von Gordon & MacPhail, lange bevor Gordon & MacPhail die Destillerie selbst erwarb. Im Übrigen auch mit anderen Pot Stills als heute, denn nach der Betriebsschließung in 1983 plünderte der Getränkegroßkonzern Diageo die Produktionsausstattung und G&M musste neues Equipment installieren.
Nose: Der fruchtig-nussige Sherry ist leise, Blütenhonig und Wachs sind da schon besser wahrnehmbar, aber weit davon entfernt, laut zu sein. Würziger Eichenholzstaub und Vanille gipfeln in einem Klecks Butter und zartem Räucherschinken. Kandierte Orange schaffen den Sprung zurück zum Sherry. (88)
Taste: Weich und ölig, fast schon fett und fleischig in der Textur. Erst leicht süß, dann kommt der Zimt und die anderen Eichenholzgewürze. Tabak, Kakao und Gerstenmalz breiten sich sanft aus. Exotische Früchte, Apfel und Zitrusfrüchte aus dem Smoker machen auf den Sherryeinfluss aufmerksam. (88)
Finish: Mandeln und würziges Eichenholz entfalten sich mit einem grasigen Touch. Den wachsigen Honig kann man kaum von Sherry trennen, so gut verwoben sind die beiden. Leider sind diese Eindrücke von eher kurzer Natur. (87)
Fazit: Trotz des leichten Körpers ist da einiges los. Manche Aromen kann ich nicht wirklich fassen oder benennen; und das ist auch gut so, denn bei diesem Dram sollte man sich zurücklehnen und genießen.
Dalwhinnie 1962 GM
20 Jahre im Eichenfass / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Unabhängige Abfüllungen von Dalwhinnie sind und waren rar gesät. G&M war einer der wenigen, die Fässer ergattern konnten. Dieser hier wurde in den 80ern laut Label von Slim Cowell für sein Geschäft ‚Caledonian House‘ in Hamburg nach Deutschland importiert.
Nose: Feine Anklänge von süßer Asche vermengen sich mit Zuckerreif und Oloroso. Mineralische und harzige Noten leiten über zu frischer Eiche und subtilem Honig. Vanille, Gras und fruchtige Zitrustöne erweitern die Aromenpalette. (88)
Taste: Nach dem geschmeidigen und honigsüßen Opening wartet ein Konglomerat aus Wachs, gelben Früchten und leicht geräuchertem Malz. Ein Dreiklang aus Vanille, Eichenholz und Mineralien ergänzt die Szenerie. (87)
Finish: Eine Idee von Rauch hat das Gerstenmalz gestreift, bevor das Geschehen von Gras und Mandeln geprägt wird. Gelbes Obst schaut kurz vorbei und dann wirft das Eichenholz noch einige Gewürze in den Ring. (87)
Fazit: Traumhafte Eindrücke, doch auch hier etwas kraftlos zur Schau gestellt. Es macht aber Spaß die vielen Feinheiten zu entdecken.
Oban 1962 GM
20 Jahre im Eichenfass / 40%Vol. / Link zur Whiskybase
Ähnlich wie bei Dalwhinnie, gibt es auch von Oban kaum unabhängige Abfüllungen. Das 14-jährige Original hat mir in der Vergangenheit gut gefallen, aber ich freue mich auch sehr über diese Alternative.
Nose: Eine Mischung aus Marzipan und wachsigem Blütenhonig tut sich auf. Ein Obstkuchen aus Orangenfilets, Banane und Aprikosen auf Biskuitteig wird serviert, garniert mit halben Walnüssen. Irgendwo ein einzelnes After Eight. (90)
Taste: Sehr wachsig und ölig mit reifen Gewürzen, altem Eichenholz und Nüssen. Eine Prise Kakao und Sandelholz kommen hinzu, ohne den Fokus dieses Malts zu sehr auf das Holz zu legen. Dezente Frucht zeugt davon, dass auch Sherry seine Finger im Spiel hatte. (88)
Finish: Wachs, verschiedenste Nüsse und Gerstenmalz eröffnen einen warmen Abschied. Erneut sind da Spuren von Sherry. Was bleibt, sind blanchierte Mandeln und der Wunsch nach mehr. (88)
Fazit: Hier fällt irgendwie alles an den richtigen Platz, jedes Detail harmoniert mit dem anderen. Nur eben ein bisschen schwach auf der Brust.
Schwer zu sagen, ob es diesen Whiskys bereits in den 80ern trinkstärkebedingt an Kraft mangelte oder ob dieser Schönheitsfehler erst durch die lange Flaschenreife zustande kam. Abgesehen davon handelt es sich ausnahmslos um wirklich ausgeglichene und würdevoll gereifte Malts, welche Aufmerksamkeit belohnen. Seit 2018 gibt es die Connoisseurs Choice-Linie übrigens auch in Fassstärke.
Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase
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